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Mong Dsï sprach: »Die Gunst der Zeit Wörtlich: »Die Zeit des Himmels kommt dem Vorteil der Erde nicht gleich. Der Vorteil der Erde kommt der Einigkeit der Menschen nicht gleich.« Es handelt sich wohl um ein altes Sprichwort, das auch von We Liau und Sün Dsï zitiert wird. Mong Dsï macht die Anwendung auf die Bedingungen, die wichtig sind zur Erlangung der Weltherrschaft. ist nichts gegen den Vorteil der Lage. Der Vorteil der Lage ist nichts gegen die Einigkeit der Menschen. Gesetzt: eine kleine Stadt, drei Meilen im Geviert, und eine Vorstadt von sieben Die Kommentare bemerken, daß hier wohl ein Irrtum vorliege. Die Vorstadt einer Stadt von drei Meilen (Li) könne höchstens fünf Meilen groß sein. Meilen wird wohl belagert und bestürmt, doch wird sie nicht eingenommen. Um sie belagern und angreifen zu können, muß man die Gunst der Zeit auf seiner Seite haben; nimmt man sie dennoch nicht, so kommt es daher, weil die Gunst der Zeit nichts hilft gegen den Vorteil der Lage. Gesetzt: alle Mauern seien hoch, alle Gräben seien tief, Wehr und Waffen seien stark und scharf, die Kornvorräte seien alle reichlich, und doch muß man den Platz aufgeben und ihn räumen, so kommt es daher, weil der Vorteil der Lage nichts hilft gegen die Einigkeit der Menschen.
Darum heißt es: Ein Volk läßt sich nicht abschließen durch stark bewachte Grenzen. Ein Reich ist nicht fest durch die Steilheit von Berg und Tal. Die Welt wird nicht in Scheu gehalten durch die Schärfe von Waffen und Wehr. Wer auf rechtem Wege wandelt, der findet viele Hilfe, wer den rechten Weg verloren, dem helfen wenige. Von wenigen unterstützt zu sein führt schließlich dazu, daß die eignen Verwandten abfallen. Von vielen unterstützt zu sein führt schließlich dazu, daß die ganze Welt gehorcht. Wenn einem der Gehorsam der ganzen Welt zur Seite steht und seinem Gegner selbst die Verwandten untreu werden: es gibt wohl Edle, die auch dann noch vom Kampfe abstehen Anspielung auf den König Wen.; kämpfen sie aber, so ist der Sieg ihnen sicher.«
Als Mong Dsï eben im Begriffe war, zu Hofe Die Geschichte spielt während des Aufenthaltes Mongs in Tsi. Er hatte keine Anstellung. Daher konnte er der Sitte nach von sich aus den König besuchen; doch hatte der König nicht das Recht, ihn, der als Gast im Lande weilte, zu Hof zu befehlen. Obwohl Mong eben von sich aus zu Hofe wollte, und andererseits die Art, wie der König ihn rufen läßt, sehr höflich ist, hält er es dennoch mit seiner Würde als Weiser und Reformator nicht vereinbar, dem Ruf des Königs Folge zu leisten. Daher schützt er Krankheit vor. Um den König nicht in Zweifel zu lassen, daß es nur eine vorgeschützte Krankheit war, geht er an dem Tage, an dem er zu Hof geladen war, aus, um in der Familie Dung-Go (»Ostheim«, einem entfernten Zweig des fürstlichen Hauses) einen Besuch zu machen. Sein Sohn (oder Neffe?) Mong Dschung Dsï ist zu Hause, und als er die Boten des Königs empfängt, sucht er seinen Vater durch eine Ausrede zu entschuldigen und ihn hinterher durch Boten überreden zu lassen, die Sache durch Erscheinen bei Hof wieder gut zu machen. Mong Dsï geht nun natürlich erst recht nicht. Um dem König beizubringen, worum es sich handelt, geht er zu dem Minister Ging Tschou, von dem er sicher war, daß er seine Worte dem König hinterbringen werde. Die ganze Geschichte gibt einen guten Einblick in die chinesische Handlungsweise in solchen Fällen, die von der europäischen sehr stark abweicht. Man vergleiche hierzu das analoge Verhalten Kungs, Lun Yü XVII, 20. zu gehen, um den König zu sehen, kam ein Bote vom König, durch den er sagen ließ: »Ich hatte im Sinne, Euch persönlich aufzusuchen, doch bin ich erkältet und darf mich nicht dem Wind aussetzen. Morgen früh sehe ich meinen Hofstaat bei mir, ich weiß nicht, ob ich Euch da auch sehen darf.«
Mong Dsï erwiderte: »Unglücklicherweise bin ich krank, so daß ich nicht zu Hofe kann.«
Am andern Tag ging er aus, um einen Beileidsbesuch in dem Hause Dung-Go zu machen.
Sein Jünger Gung-Sun Tschou sprach: »Gestern habt Ihr Krankheit halber dem König abgesagt. Heute macht Ihr Beileidsbesuche. Ob das nicht doch unangängig ist?«
Mong Dsï sprach: »Gestern war ich krank; heute geht es mir wieder gut. Was sollte mich da abhalten, Beileidsbesuche zu machen?«
Der König sandte einen Boten, um nach dem Befinden des Mong Dsï zu fragen. Auch kam ein Arzt.
Da erwiderte Mong Dschung Dsï (ein Verwandter des Mong Dsï): »Als gestern der Befehl des Königs kam, war er etwas unpäßlich, so daß er nicht zu Hofe konnte. Heute geht es ihm wieder etwas besser, und er ist zu Hofe geeilt. Er muß wohl eben um diese Zeit dort ankommen.«
Dann sandte er einige Leute, die den Mong Dsï unterwegs überreden sollten, ehe er heimkomme, unter allen Umständen zu Hofe zu gehen.
Mong Dsï, dem nichts anderes übrig blieb, ging zu dem Minister Ging Tschou und blieb bei ihm über Nacht.
Ging Tschou sprach: »Im Hause Vater und Sohn, im Staate Fürst und Untertan: das sind die heiligsten Beziehungen der Menschen. Zwischen Vater und Sohn herrscht die Liebe, zwischen Fürst und Untertan herrscht die Achtung. Ich habe wohl die Achtung gesehen, mit der der König Euch behandelt, aber ich habe nichts bemerkt, wodurch Ihr dem König Achtung zeigtet.«
Mong Dsï sprach: »Ach, was sind das für Reden! Unter den Leuten von Tsi gibt es keinen, der mit dem König über Pflicht und Liebe redet. Halten sie etwa Pflicht und Liebe nicht für etwas Schönes? Jawohl, aber sie sprechen bei sich: Dieser Mann ist nicht der Mühe wert, daß man mit ihm über Pflicht und Liebe redet. Eine größere Mißachtung als dies gibt es überhaupt nicht. Ich dagegen wagte nicht, dem König etwas vorzuführen außer den Lehren eines Yau und Schun. So gibt es also in ganz Tsi niemand, der dem König solche Achtung erwiese wie ich.«
Ging Tschou sprach: »Nein, so war es nicht gemeint. Aber im Buch der Ordnungen heißt es: ›Wenn der Vater ruft, dann gilt kein zögerndes Ja. Wenn des Fürsten Befehl einen ruft, dann darf man nicht warten, bis erst der Wagen angespannt ist‹. Ihr wäret tatsächlich im Begriff, zu Hofe zu gehen; als Ihr aber hörtet, daß Ihr vom König befohlen seiet, da habt Ihr Eure Absicht nicht ausgeführt. Das muß doch so erscheinen, als sei es mit der Ordnung nicht im Einklang.«
Mong Dsï sprach: »Davon kann keine Rede sein. Meister Dsong hat einmal gesagt: ›Die Herren von Dsin und Tschu sind unermeßlich reich. Sie haben ihren Reichtum; ich habe meine Sittlichkeit; sie haben ihren Rang; ich habe meine Gerechtigkeit: Warum sollte ich unzufrieden sein?‹ Hat er damit nicht recht gehabt? Hier handelt es sich um denselben Grundsatz wie den, von dem Meister Dsong gesprochen. Drei Dinge sind es, denen auf Erden Ehrfurcht gezollt wird: der Rang ist das eine, das Alter ist das andere, der geistige Wert ist das dritte. Bei Hofe geht der Rang vor; im täglichen Leben geht das Alter vor; gilt es, der Welt zu helfen und dem Volke vorzustehen, so geht der geistige Wert vor. Wie sollte, wer eins von diesen besitzt, die beiden andern mißachten dürfen? Darum wird ein Fürst, dem Großes zu vollbringen bestimmt ist, sicher auch Diener haben, die er nicht zu Hofe befehlen kann, sondern die er selber aufsucht, wenn er mit ihnen zu beraten wünscht. Wer noch nicht so weit ist in der Ehrfurcht vor geistigem Wert und der Freude an der Wahrheit, der ist nicht imstande, Großes zu vollbringen. So betrug sich Tang gegen I-Yin: erst lernte er von ihm, dann machte er ihn zu seinem Beamten, darum ward er ohne Mühe König der Welt. Herzog Huan machte es Guan Dschung gegenüber ebenso: erst lernte er von ihm, dann machte er ihn zu seinem Beamten, darum erlangte er ohne Mühe die Vorherrschaft unter den Fürsten. Heute sind auf der Welt die Länder gleich groß, und die Fürsten sind ihrem geistigen Wert nach auf derselben Stufe.
Daß keiner es weiter bringt als die andern, hat keinen anderen Grund, als daß sie alle gerne Leute zu Beamten machen, die ihnen folgen, und nicht gerne Leute zu Beamten, denen sie zu folgen haben. Tang stand zu I-Yin, und Herzog Huan stand zu Guan Dschung so, daß sie nicht wagten, sie zu Hofe zu befehlen. Selbst ein Guan Dschung ließ sich nicht zu Hof befehlen; wie sollte das erst einer tun, der Höheres erstrebt als Guan Dschung?«
Tschen Dschen Tschen Dschen ist ein Schüler des Mong. Die Geschichte ist in das Jahr 312 zu verlegen. Die Wanderlehrer pflegten von den Fürsten, durch deren Länder sie kamen, freiwillige Gaben zu bekommen, von denen sie sich nährten. Der Abschnitt zeigt, welchen Wert Mong darauf legte, daß bei solchen Geschenken das Dekorum gewahrt wurde. fragte und sprach: »Früher, in Tsi, hat Euch der König als Geschenk hundert Pfund feines Silber geschickt, und Ihr nahmt es nicht an. In Sung sandte man Euch siebenzig Pfund, und ihr nahmet sie an. In Süo sandte man Euch fünfzig Pfund, und Ihr nahmet sie an. Wenn es früher richtig war, das Geschenk nicht anzunehmen, so ist es nun unrichtig, es anzunehmen. Ist es aber jetzt richtig, das Geschenk anzunehmen, so war es früher unrichtig, es nicht anzunehmen. Ihr müßt bei einem von beiden verharren, Meister!«
Mong Dsï sprach: »Ich handelte jedesmal richtig. Als ich in Sung war, hatte ich eine weite Reise vor. Einem Abreisenden macht man ein Geschenk an Wegzehrung. Das Geschenk kam mir zu mit der Bezeichnung als Wegzehrung. Warum hätte ich nicht annehmen sollen?
Als ich in Süo war, hatte ich im Sinn, mich gegen feindliche Angriffe vorzusehen. Die Gabe kam mir zu mit der Erklärung des Fürsten: ›Ich höre, Ihr wollt Euch gegen Angriffe schützen; die Gabe soll ein Beitrag sein zum Ankauf von Waffen.‹ Warum hätte ich nicht annehmen sollen?
In Tsi dagegen war kein Anlaß da. Ohne Anlaß aber einen beschenken, heißt ihn kaufen. Wo gibt es einen anständigen Menschen, der sich durch Kauf gewinnen läßt!«
Mong Dsï kam nach Ping Das Erlebnis fällt vermutlich in die Zeit der Reise von Liang nach Tsi (319). Ping Lu war eine Exklave von Tsi, in der Nähe des heutigen Yändschoufu in Südwestschantung. Lu und sagte zu dem Amtmann: »Wenn einer unter Euren Hellebardenträgern an einem Tage dreimal seinen Posten verließe, würdet Ihr ihn entlassen oder nicht?«
Der Amtmann sprach: »Ich würde nicht erst aufs dritte Mal warten.«
Mong Dsï sprach: »So? Aber es ist auch recht häufig vorgekommen, daß Ihr nicht auf dem Posten wäret. In schlimmen Jahren der Teurung, da gab es unter Euren Leuten Greise und Schwache, die sich vor Hunger in den Gräben wälzten, und junge Leute, die in alle Winde zerstreut waren, zu Tausenden.«
Der Amtmann sprach: »Dafür zu sorgen steht nicht mir zu.«
Mong Dsï sprach: »Angenommen, es hat einer die Rinder und Schafe eines andern übernommen, um sie für ihn zu weiden, so sucht er gewiß grasreiche Weideplätze für sie. Wenn er aber grasreiche Weideplätze sucht und nicht findet, wird er dann die Herden ihrem Besitzer wieder zustellen, oder wird er einfach dabeistehen und zusehen, wie sie sterben?«
Der Amtmann sprach: »Wenn es also ist, so lag die Schuld an mir.«
Tags darauf trat Mong Dsï vor den König und sprach: »Von den Amtleuten Eurer Hoheit kenne ich fünf, aber nur Kung Gü Sin bringt es fertig, seine Fehler zu erkennen.« Darauf erzählte er den Vorfall dem König.
Der König sprach: »Wenn es also ist, so lag die Schuld an mir.«
Mong Dsï sagte zu Tschi Wa Tschi Wa war ein hoher Beamter in Tsi. Er hatte zunächst die Grenzstadt Ling Kiu (im heutigen Dung Tschang Fu, Schantung) inne, bewarb sich dann um das Amt eines Strafrichters bzw. obersten Aufsehers des Gefängniswesens (vgl. I, B, 6, dort mit Kerkermeister übersetzt). Als solcher hatte er Gelegenheit, dem Fürsten Vorstellungen zu machen, wenn die Verhältnisse im Volke zu viele Strafen nötig machten.: »Daß Ihr Ling Kiu aufgegeben habt und um die Stelle als Strafrichter gebeten, scheint vernünftig, weil man da eher dem Fürsten etwas sagen kann. Nun sind darüber schon mehrere Monate vergangen: habt Ihr noch nichts zu sagen gehabt?«
Darauf machte Tschi Wa dem König Vorstellungen, und als sie nicht angenommen wurden, gab er sein Amt auf und ging.
Da sprachen die Leute von Tsi: »Der Rat, den er dem Tschi Wa gab, war gut. Ob er ihn aber selbst befolgt, das weiß man nicht.«
Gung-Du Dsï Gung-Du ist der Name eines Schülers von Mong, der ihm die Spottreden der Leute von Tsi hinterbringt. Daß Mong so lange in Tsi blieb, hat seinen Grund darin, daß er hier trotz allem die meisten Hoffnungen hatte, etwas fertig bringen zu können. Der Abschnitt fällt wohl früher als der nächste, in dem er ein Amt in Tsi angenommen hatte, vermutlich Ende 314 oder Anfang 313. teilte es dem Mong Dsï mit.
Der sprach: »Ich habe gehört: Wenn einer ein Amt inne hat und kann nicht handeln, wie es sein Amt verlangt, so soll er gehen. Wenn einer die Pflicht zu reden hat und kann nicht reden, was er muß, so soll er gehen. Ich habe kein Amt inne, ich habe keine Verpflichtung zu reden: kann ich nicht bleiben oder gehen, ganz wie es mir beliebt und ohne jeden Zwang?«
Mong Dsï hatte einst ein hohes Amt Der Abschnitt fällt in das Jahr 313. Damals hatte Mong ein Ehrenamt (King = Minister) in Tsi. Der Auftrag, im Namen des Königs in Tong das Beileid anläßlich des Todes des dortigen Fürsten auszudrücken, scheint ebenfalls mehr ein Ehrenamt für Mong gewesen zu sein. Jedenfalls wurde ihm die Erfüllung durch Mitsendung des unwürdigen Günstlings Wang Huan sehr verbittert. Da Wang alles zu wissen vorgibt und nicht fragt, hält sich Mong auf dem ganzen Wege in Reserve. Über den Staat Tong vgl. Buch III. in Tsi. Da ward er nach Tong gesandt, um beim Tode des dortigen Fürsten das Beileid des Königs von Tsi auszudrücken. Es ward ihm der Amtmann von Go, der unwürdige Wang Huan Der Abschnitt fällt in das Jahr 313. Damals hatte Mong ein Ehrenamt (King = Minister) in Tsi. Der Auftrag, im Namen des Königs in Tong das Beileid anläßlich des Todes des dortigen Fürsten auszudrücken, scheint ebenfalls mehr ein Ehrenamt für Mong gewesen zu sein. Jedenfalls wurde ihm die Erfüllung durch Mitsendung des unwürdigen Günstlings Wang Huan sehr verbittert. Da Wang alles zu wissen vorgibt und nicht fragt, hält sich Mong auf dem ganzen Wege in Reserve. Über den Staat Tong vgl. Buch III., zur Hilfe mitgegeben. Früh und spät war der um ihn, aber auf dem Wege zwischen Tsi und Tong redete Mong Dsï kein Wort mit ihm über die Erledigung der Geschäfte.
Gung-Sun Tschou sprach: »Die Stellung eines Ministers ist nicht gering, der Weg von Tsi nach Tong ist nicht nahe. Ihr habt ihn zweimal gemacht und habt mit ihm kein Wort gewechselt über die Erledigung der Geschäfte. Wie ist das?«
Mong Dsï sprach: »Da er ja alles schon selber besser zu wissen schien: was hätte ich da mit ihm reden sollen?«
Mong Dsï ging von Tsi nach Lu Dieser Vorfall gab dem Günstling des Fürsten von Lu Anlaß, dem Mong den Vorwurf zu machen, er habe bei der Beerdigung seiner Mutter zu viel Pracht aufgewandt (I, B, 16). Der Schüler Tschung Yü wartet die drei Jahre Trauerzeit ab, die Mong in Lu verbringt, und wagt sich erst dann mit seiner Frage hervor, als Mong nach Tsi zurückkommt., um seine Mutter zu beerdigen. Als er nach Tsi zurückkam, machte er Halt in Ying. Da bat der Schüler Tschung Yü, eine Frage stellen zu dürfen, und sprach: »Damals habt Ihr mich trotz meiner Untauglichkeit mit der Aufsicht über die Herstellung des Sarges beauftragt. Die Arbeit war dringend, und ich wagte keine Fragen zu stellen. Heute nun möchte ich mir eine Frage erlauben: War das Holz des Sarges nicht etwas zu schön?«
Mong Dsï sprach: »Im Altertum gab es keine Vorschriften für Sarg und Sarkophag. Im Mittelalter wurde der Sarg sieben Zoll dick gemacht und der Sarkophag entsprechend. So hielten es alle, vom Sohn des Himmels an bis auf den Mann aus dem Volk. Es war nicht nur darum, daß sie durch einen schönen Anblick des Menschen Herz befriedigen wollten. Wenn es ihnen unmöglich gemacht ward, so fühlten sie sich beunruhigt; wenn sie nicht das Geld dazu hatten, so fühlten sie sich beunruhigt; wenn sie es machen konnten und das Geld dazu hatten, befolgten die Alten alle diesen Brauch. Warum sollte nur ich nicht also tun?
Und ferner: sollte es unserem Herzen denn gar keine Beruhigung gewähren, wenn wir dafür sorgen, daß die Erde nicht in Berührung kommt mit den Körpern derer, die der Auflösung entgegengehen? Ich habe gehört: Der Edle ist um alles in der Welt nicht knickerig gegen seine Eltern.«
Schen Tung Schen Tung war ein hoher Beamter aus der Umgebung des Königs Süan von Tsi. Mong war damals als Ehrengast in Tsi. Die Chronologie ist bei Si-Ma-Tsiän, der auf Mong Dsï keine Rücksicht nimmt, gänzlich in Unordnung. Nach ihm fiele der Vorgang unter den König Min von Tsi. Alles wird glatt, wenn wir die Chronologie der Bambusannalen akzeptieren, die mit Mong vorzüglich stimmen. Danach fällt die Expedition gegen Tsi in das siebente Jahr des Königs Süan (314 v. Chr.). Es ist dieselbe, von der I, B, 10 die Rede war. Der König Kuai von Yän war 320 auf den Thron gekommen und hatte – wie er meinte, in Nachahmung von Yau, wie Mong hier urteilt, in anmaßender Weise, ohne Rücksicht auf den Kaiserlichen Lehensherrn – den Thron an seinen Minister Dsï Dschï abgetreten, woraus in Yän Unruhen entstanden, in die Tsi eingriff. Mong lehnt die Verantwortung für das Vorgehen von Tsi ab, weil es nicht die moralische Berechtigung dazu gehabt habe. fragte von sich aus den Mong Dsï und sprach: »Kann der Staat Yän angegriffen werden?«
Mong Dsï sprach: »Ja, Dsï Kuai – der frühere Fürst – durfte den Staat Yän nicht einem anderen geben. Dsï Dschï – der jetzige Fürst – durfte Yän von Dsï Kuai nicht annehmen. Angenommen, Ihr hättet einen Diener, der Euch gefiele, und Ihr sagtet dem König nichts davon, sondern gäbet ihm von Euch aus Euer Einkommen und Rang, und jener Mann würde, ebenfalls ohne Befehl des Königs, von sich aus es von Euch annehmen: Würde das gehen? Jene aber haben es eben so gemacht.«
Der Staat Tsi griff nun Yän an.
Jemand fragte den Mong Dsï: »Ist es wahr, daß Ihr dem Staate Tsi geraten habt, Yän anzugreifen?«
Er sprach: »Niemals! Schen Tung hat gefragt, ob der Staat Yän angegriffen werden könne. Ich habe ihm geantwortet, er könne es. Darauf gingen sie hin und griffen ihn an. Wenn er mich aber gefragt hätte, wer ihn angreifen könne, so würde ich ihm geantwortet haben: wer als Knecht Gottes handelt, der kann ihn angreifen.
Angenommen, es handle sich um einen Mörder, und es fragt jemand: Soll der Mann getötet werden? So würde man ihm antworten: Ja, er soll. Wenn er dann fragte: Wer soll ihn töten? So würde man ihm antworten: Wer Strafrichter ist, der soll ihn töten.
Wie aber hätte ich dazu kommen sollen, zu raten, daß ein Yän das andere angreift?«
Die Leute von Yän empörten sich. Der König von Tsi sprach: »Ich schäme mich sehr vor Mong Dsï Der König schämte sich, weil er den Rat, den Mong Dsï ihm gegeben hatte (vgl. I, B, 10 u. 11), nicht befolgt hatte und die üblen Folgen nun ans Licht kamen. Der Höfling Tschen Gia weiß aber eine Ausrede. Selbst der Heilige Fürst von Dschou, der Bruder des Königs Wu, das Idealbild eines Herrschers nach Mong Dsï, hat auch mit Aufständen zu kämpfen gehabt. Wie kann man da einem gewöhnlichen Sterblichen einen Vorwurf machen, wenn ihm so etwas vorkommt?.«
Tschen Gia sprach: »Eure Hoheit brauchen sich nicht deshalb zu bekümmern! Wer, denken Eure Hoheit, sei gütiger Güte (Jen, Sittlichkeit) und Weisheit (Dschï) sind die beiden Eigenschaften, die vereint die Heiligkeit ausmachen. und weiser: der Herzog von Dschou oder Ihr?«
Der König sprach: »Ach, was redest du da!«
Jener sprach: »Der Herzog von Dschou beauftragte seinen älteren Bruder Guan Schu Der historische Sachverhalt ist nicht ganz klar. König Wen hatte 10 Söhne; gut bezeugter Überlieferung nach war Fa, der nachmalige König Wu, der zweite, Dan, der nachmalige Fürst von Dschou, der dritte. Guan Schu (Hiän) wäre demnach ein jüngerer Bruder gewesen. Als König Wu den Tyrannen Dschou Sin getötet hatte, verlieh er einen kleinen Staat Sang an die Nachkommen der Yindynastie, damit die Opfer für deren Vorfahren nicht unterbrochen würden. Zur Beaufsichtigung dieses Staates wurden jedoch einige Glieder der eigenen Familie bestimmt. Es ist das noch ein Akt des Königs Wu, so daß Tschen Gia nicht Recht hatte, als er diese Handlung auch dem Fürsten Dschou zuschrieb. Die Brüder schienen jedoch, während der Regentschaft des Fürsten Dschou für den unmündigen Sohn des Königs Wu, Fronde gemacht zu haben. Sie warfen ihm vor, daß er seinen jungen Neffen, den Kaiser, benachteiligen wolle. Schließlich gingen sie zur offenen Empörung über, die vom Fürsten Dschou mit rigoroser Strenge niedergeworfen wurde. Trotzdem dieses Ereignis der Schmerz seines Lebens blieb, konnte er nicht anders vorgehen, wenn die neue Dynastie nicht in den Wurzeln ihrer Existenz gefährdet werden sollte. Mong führt zur Entschuldigung des Fürsten Dschou an, daß Guan Schu der ältere Bruder gewesen sei, dem jener schon aus Pietät alles Gute zutrauen mußte., das Land Yin zu beaufsichtigen. Guan Schu stützte sich auf Yin und empörte sich. Hat jener es nun im voraus gewußt und ihm dennoch den Auftrag gegeben, so war er nicht gütig. Hat er es nicht gewußt und ihm den Auftrag gegeben, so war er nicht weise. Wenn also selbst ein Herzog von Dschou nicht vollkommen war an Güte und Weisheit: wie wollte man es von Eurer Hoheit erwarten? Ich bitte, den Mong Dsï besuchen zu dürfen, um ihm das zu erklären.«
So trat er denn vor Mong Dsï und sprach: »Was war der Herzog von Dschou für ein Mann?«
Mong Dsï sprach: »Ein Heiliger der alten Zeit.«
Jener sprach: »Ist es wahr, daß er den Guan Schu beauftragt hat, das Land Yin zu beaufsichtigen, und daß Guan Schu, auf Yin gestützt, sich empörte?«
Mong Dsï bejahte.
Jener sprach: »Wußte der Herzog von Dschou, daß jener sich empören werde, und hat er ihn dennoch angestellt?«
Mong Dsï sprach: »Er wußte es nicht.«
Jener sprach: »Dann kann ein Heiliger also auch Fehler machen?«
Mong Dsï sprach: »Der Herzog von Dschou war der jüngere Bruder, Guan Schu war der ältere Bruder: mußte also nicht der Herzog von Dschou jenen Fehler begehen? Außerdem machten es die Herren in alten Zeiten so, daß sie die Fehler, die sie begangen hatten, verbesserten. Die heutigen Herren aber geben sich den Fehlern hin, die sie machen. Wenn die Herren der alten Zeit einen Fehler machten, so war es wie eine Sonnen- oder Mondfinsternis. Jedermann konnte ihn bemerken. Aber nachdem sie ihn verbessert hatten, sah das Volk wie vorher zu ihnen empor. Aber die Herren von heutzutage geben sich nicht allein ihren Fehlern hin, sondern sie suchen sogar noch Ausreden dafür.«
Mong Dsï hatte sein Amt in Tsi aufgegeben und sich zurückgezogen. Da suchte der König den Mong Dsï auf und sprach: »Einst wünschte ich Euch zu sehen Dieses erste Beisammensein bezieht sich wohl auf den ersten Aufenthalt des Mong in Tsi im Jahre 319, der durch die Trauerzeit in Lu unterbrochen wurde (317-315), worauf der zweite Aufenthalt in Tsi von 315-312 folgte. Auf das Ende dieses Aufenthaltes fallen die Ereignisse der verschiedenen Abschnitte am Schluß des zweiten Buches. Mong hatte die Ehrenstellung eines »King« (Minister), die er ohne Gehalt bekleidet hatte, aufgegeben und sich zunächst ins Privatleben zurückgezogen. Doch zögerte er offenbar, Tsi zu verlassen, in der Hoffnung, der König könne vielleicht doch noch für seine Lehren gewonnen werden. In dieser Hoffnung sah er sich enttäuscht. Der König suchte ihn zwar zu halten, aber nicht, indem er ihm zu folgen versprach, sondern indem er ihm materielle Verbesserungen seiner Lage in Aussicht stellte., aber es war nicht möglich. Als es mir dann zuteil wurde, an Eurer Seite zu stehen, war ich mit meinem ganzen Hofe hocherfreut. Nun wollt Ihr mich wieder verlassen und Euch zurückziehen. Darf ich wohl hoffen auf ein künftiges Wiedersehen?«
Mong Dsï erwiderte: »So sehr ich es wünschte, ich wage nicht darum zu bitten.«
Tags darauf sagte der König zu Schï Dsï Schï Dsï ist ein Mann aus der Umgebung des Königs. Das Angebot des Königs, das Schï Dsï überbringen sollte, war freigebig. Die Fürsten des damaligen China liebten es, ähnlich wie die Renaissancefürsten Italiens, Gelehrte an ihren Hof zu ziehen. Sï-Ma Tsiän erwähnt, daß am »Korntor« (Dsï men), der Hauptstadt von Tsi, an die Tausend solcher Wandersophisten beherbergt wurden; Mong sollte offenbar etwas besser gestellt werden als diese Scharen. Tschen Dsï ist Mongs Jünger, Tschen Dschen, der in II, B, 3 erwähnt ist.: »Ich habe im Sinn, dem Mong Dsï inmitten der Landeshauptstadt ein Haus zu geben und seinen Jüngern zum Unterhalt jährlich 10 000 Maß Getreide, damit alle Adeligen und Bürger ein Vorbild haben, zu dem sie emporsehen können. Wollt Ihr nicht ihm in meinem Namen davon sagen?«
So veranlaßte Schï Dsï den Tschen Dsï Schï Dsï ist ein Mann aus der Umgebung des Königs. Das Angebot des Königs, das Schï Dsï überbringen sollte, war freigebig. Die Fürsten des damaligen China liebten es, ähnlich wie die Renaissancefürsten Italiens, Gelehrte an ihren Hof zu ziehen. Sï-Ma Tsiän erwähnt, daß am »Korntor« (Dsï men), der Hauptstadt von Tsi, an die Tausend solcher Wandersophisten beherbergt wurden; Mong sollte offenbar etwas besser gestellt werden als diese Scharen. Tschen Dsï ist Mongs Jünger, Tschen Dschen, der in II, B, 3 erwähnt ist., es dem Mong Dsï anzusagen.
Tschen Dsï sagte die Worte des Schï Dsï dem Mong Dsï an.
Mong Dsï sprach: »Ja, dieser Schï Dsï kann natürlich nicht wissen, daß es nicht geht. Angenommen, ich begehrte wirklich Reichtum; auf 100 000 Maß 100 000 Maß war das Gehalt eines Ministers (King), auf das Mong Dsï offenbar seinerzeit verzichtet hatte, sich mit einem Ehrenamt begnügend. verzichten und 10 000 annehmen: heißt das Reichtum begehren? ... Hier scheint der Text verderbt zu sein. Ganz unvermittelt steht der Satz: »Gi-Sun sprach: ›Sonderbar‹, Dsï Schu war zweifelhaft« mitten im Zusammenhang. Gi-Sun und Dsï Schu werden als Jünger Mongs genannt; möglich, daß der Satz nach oben gehört, hinter »Tschen Dsï sagte die Worte des Schï Dsï dem Mong Dsï an«. Eine derartige Verlagerung könnte bei der Umschreibung des Textes von den Bambustafeln der alten Zeit auf die Rollen leicht vorgekommen sein. Die Ausführungen des Mong waren dann zur Zerstreuung der Zweifel seiner Schüler gegeben. Die Auskunft, ein Zitat des Mong anzunehmen: »Gi-Sun (das wäre dann ein Glied der Gi-Sun-Familie in Lu zu Kungs Zeit) sprach: ›Ein seltsamer Mensch war Dsï Schu I‹« (wobei das I = zweifelhaft zum Namen gezogen wird!) ist sehr gezwungen. Namentlich muß der genannte Dsï Schu I erst künstlich hergestellt werden. Man wird daher die vorliegende Emendation der Übersetzung von Legge und Couvreur, die beide Dschu Hi folgen, empfehlen dürfen. Wenn man selbst nicht mehr gebraucht wird bei der Regierung, so soll man es unterlassen, noch seine Schüler in Amt und Würden zu bringen. Reichtum und Ehre zu begehren, ist ja allgemein menschlich, aber geht es denn, daß man sich inmitten von Reichtum und Ehre einen besonderen Hügel macht?
In alter Zeit tauschten die Leute, die auf den Markt gingen, gegen die Dinge, die sie hatten, andere ein, die sie nicht hatten. Es waren Aufseher da, die sie in Ordnung hielten. Nun war einmal ein minderwertiger Geselle, der stets sich einen besonderen Hügel aussuchte. Er stieg hinauf und blickte rechts und links, um den ganzen Gewinn des Marktes einzuheimsen. Jedermann hielt das für gemein, und so machten sie sich denn daran, ihn zu besteuern. Die Besteuerung der Kaufleute hat bei diesem minderwertigen Gesellen ihren Anfang genommen.«
Als Mong Dsï den Staat Tsi verließ, da übernachtete er in dem Grenzort Dschou. Da kam ein Mann, der wollte ihn im Namen des Königs zum Bleiben überreden. Während dieser aber dasaß und redete, gab Mong Dsï keine Antwort, sondern stützte die Arme auf seinen Tisch und schlief Diese Haltung des Mong war absichtlich, um den Beamten zum Fragen zu veranlassen..
Der Besucher wurde mißvergnügt und sprach: »Ich habe die Nacht fastend Tsi = Dschai. Andere Übersetzung: »Ich habe mich lange ehrerbietig vorbereitet« ... verbracht, ehe ich zu reden wagte, und nun schlaft Ihr und hört mir nicht einmal zu. Ich bitte, künftig meinen Besuch nicht mehr erwarten zu wollen.«
Mong Dsï sprach: »Setzt Euch, ich will ohne Rückhalt mit Euch reden. Der Herzog Mu Herzog Mu von Lu regierte von 409-377 v. Chr. Der Enkel des Kung Dsï, Dsï Sï, weilte als hochgeehrter Lehrer in Lu. Der Fürst hatte immer einen Vertreter in seiner Nähe, um seine Lehren in Empfang zu nehmen. Siä Liu war ein Weiser aus Tsi, Schen Siang war der Sohn des Konfuziusjüngers Dsï Dschang. Beide waren ebenfalls zu jener Zeit in Lu und hatten wenigstens ihrerseits einen Vertreter beim Fürsten, der für Durchführung ihrer Ratschläge sorgte. Die Meinung Mongs ist nun: »Statt daß man in Tsi ebenfalls Anstalten trifft, für Durchführung meiner Lehren zu sorgen, will man mich nur veranlassen, zurückzukehren, damit gleichsam die ganze Schuld des Bruches mir zuschiebend. Darin liegt eine schlechte Behandlung, die ich mir nicht gefallen lassen kann.« Dennoch gab er die Hoffnung nicht auf, sondern wartete in Dschou, dem südwestlichen Grenzort von Tsi, drei Tage, ob der König sich nicht eines Besseren besinne. Vergebens! von Lu hatte seinerzeit immer einen Vertreter zur Seite des Dsï Sï, sonst hätte er ihn nicht zu halten vermocht, und Leute wie Siä Liu und Schen Siang hatten wenigstens Leute zur Seite des Herzogs, die ihre Sache vertraten, sonst hätten sie sich auch nicht halten lassen. Wenn Ihr nun in Euren Erwägungen um meinetwillen, der ich doch ein älterer Mann bin, nicht dafür sorgt, daß ich wie ein Dsï Sï behandelt werde: habt Ihr da mich als Älteren schlecht behandelt, oder habe ich als Älterer Euch schlecht behandelt?«
Mong Dsï hatte Tsi verlassen.
Da sagte Yin Schï Yin Schï, ein sonst nicht genannter Mann aus Tsi. zu den Leuten: »Wenn er nicht gewußt hat, daß man aus unserem König keinen Heiligen wie Tang und Wu machen kann, so war er unvernünftig. Hat er aber gewußt, daß es nicht geht, und ist doch gekommen, so hat er sich einfach in der königlichen Gnade sonnen wollen. Tausend Meilen weit ist er gekommen, um vor den König zu treten. Weil er es nicht nach Wunsch getroffen hat, ist er wieder gegangen. Dabei hat er noch an der Grenze dreimal übernachtet, ehe er Dschou verließ. Was ist das für ein zögerndes Wesen! Das gefällt mir nicht!«
Der Schüler Gau Dsï Gau Dsï ist der bei Dschau als zwölfter Jünger genannte. erzählte das dem Mong Dsï wieder.
Der sprach: »Dieser Yin Schï kennt mich nicht! Daß ich tausend Meilen weit herkam, um vor den König zu treten, das war mein eigener Wunsch. Daß ich es nicht getroffen habe und wieder ging: wie wäre das mein Wunsch gewesen! Ich tat's, weil ich nicht anders konnte. Drei Tage weilte ich in Dschou, ehe ich die Grenze überschritt, und es wollte mir noch zu eilig dünken. Vielleicht konnte der König die Sache noch ändern. Änderte er sie, so ließ er mich sicher zurückholen. Ich überschritt die Grenze, und der König schickte niemand nach mir. Da erst ließ ich meinem Entschluß zur Heimkehr freien Lauf. Aber trotz alledem! Wie könnte ich den König aufgeben! Der König ist ein Mann, der wohl dazu gebracht werden kann, Gutes zu wirken. Wenn der König mich gebraucht hätte, so wäre nicht nur das Volk von Tsi zur Ruhe gekommen: alles Volk auf Erden wäre zur Ruhe gekommen. Vielleicht macht es der König noch wieder gut. Ich hoffe täglich darauf.
Warum sollte ich es machen, wie solch ein kleiner Geselle, der, wenn er seinem Fürsten Vorstellungen macht und kein Gehör findet, gleich aufbraust und rot vor Zorn im Gesicht wegläuft und den ganzen Tag mit aller Kraft voranmacht, ehe er innehält zum Übernachten!«
Yin Schï hörte davon und sprach: »Ich war doch wirklich zu gering!«
Als Mong Dsï den Staat Tsi verließ, befragte ihn der Schüler Tschung Yü Tschung Yü ist der bei Dschau als fünfter genannte Jünger. unterwegs und sprach: »Ihr seht mißvergnügt aus, Meister! Früher habe ich Euch sagen hören: ›Der Edle murrt nicht wider Gott und grollt nicht den Menschen‹.«
Mong Dsï sprach: »Das war zur damaligen Zeit, heute ist es wieder anders. Alle fünfhundert Jahre muß ein König der Welt erscheinen, und dazwischen müssen wenigstens Männer da sein, die in ihrem Geschlechte Mong macht hier den Unterschied zwischen berufenen Heiligen auf dem Thron, die für Jahrhunderte hinaus die Weltordnung festlegen, wie Yau, Tang, Wen usw. (Schong Jen) und den Würdigen (Hiän Jen), die wenigstens in ihrem Geschlecht die »Namen in Ordnung bringen«. (Über das in Ordnung bringen der Namen vgl. Franke, Von der Richtigstellung der Bezeichnungen, und Lun Yü XIII, 3). Zu den letzteren rechnet sich Mong offenbar selbst. Und zwar weiß er sich als den einzigen in seinem Geschlecht, darum die Verzweiflung, als er keinen Fürsten findet, der auf seine Lehren hört. Ordnung schaffen. Seit der Begründung des Hauses Dschou sind nun über siebenhundert Jahre verflossen. Die Zahl der Jahre ist also schon überschritten; prüfen wir die Verhältnisse der Zeit, so ist die Möglichkeit vorhanden. Aber Gott will noch nicht, daß Friede und Ordnung auf Erden herrscht. Wenn er Frieden auf Erden wollte, wer ist dann außer mir sonst in diesem Geschlecht vorhanden, die Welt zu ordnen? Wie sollte ich da nicht mißvergnügt sein?«
Als Mong Dsï den Staat Tsi verließ, machte er Rast in Hiu. Gung-Sun Tschou befragte ihn und sprach: »Im Amt zu sein, ohne Gehalt anzunehmen: ist das der Weg der Alten?«
Mong Dsï sprach: »Nein. Aber als ich in Tschung den König zu sehen bekam, da hatte ich gleich, als ich von ihm herauskam, die Absicht, wieder wegzugehen. Ich wollte nicht zweideutig Nach Dschau wäre zu erklären: »Ich hatte zwar die Absicht, wieder zu gehen, doch wollte ich nicht so abrupt abreisen, um nicht den Anschein einer scharfen Verurteilung des Königs zu geben. Darum blieb ich zwar zunächst, aber ohne Gehalt, um mir den Rücktritt jeder Zeit zu ermöglichen.« erscheinen. So nahm ich kein Gehalt an. Nachher ergab es sich, daß ich zum Ratgeber Dieser Posten eines Ratgebers war, wie aus dieser Stelle deutlich hervorgeht, ein unbezahltes Ehrenamt. ernannt wurde; dieser Pflicht konnte ich mich dann nicht entziehen. Daß ich aber so lange in Tsi geblieben bin, war nicht meine Absicht.«