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»Wo find' ich dich – –?«

Das Erstaunlichste an der ganzen Fischerei ist, wie der Fischer immer wieder versteht, den Fisch, den er fangen will, an dem Orte zu finden, wo sich dieser gerade tummelt.

Die Dinge liegen ja nicht so, wie der Unkundige anzunehmen geneigt ist: das Meer wimmele von Fisch, sei ziemlich gleichmäßig von ihm bewohnt und man könne schließlich überall die Netze mit Erfolg auswerfen. Im Gegenteil: die Verteilung des Fisches ist in den verschiedenen Meeren sehr verschieden. Die warmen Zonen glänzen durch Mannigfaltigkeit der Arten, die ihre Meere bevölkern – doch sind die einzelnen Arten an Zahl ihrer Individuen nicht reich. Die kühlen und kalten Zonen sind vom Fisch am dichtesten bevölkert, jedoch finden sich nur wenige Arten dort. Auch ist das Fischvorkommen in den einzelnen Meeresgebieten keine konstante Größe; sie schwankt, nimmt zu gewissen Zeiten Höchstwerte an und geht zu anderen Zeiten auf ein Minimum hinab. Dazu die vertikale Gliederung der Bevölkerung: der Tiefseefisch kann wegen des Baues seiner Organe nicht an der Oberfläche leben, der Oberflächenfisch nicht zur Tiefe hinabsteigen. Doch sind auch hier die Grenzen, da die Natur keine Sprünge macht, flüssig. Auch der Oberflächenfisch geht zu Zeiten auf den Meeresgrund hinab, wo dieser nicht gar zu tief ist. Nach dem Orte, an dem er sich jeweils aufhält, muß sich das Fanggerät richten. Steht er tief, wird man ihn nicht angeln; steht er oben, nützt das Schleppnetz nichts. Woher weiß der Fischer, wohin er sich zu begeben hat und welches Fanggerät er mitnehmen muß? Fisch ist kein Wild, kein Hirsch und kein Reh, die bei ihren Wanderungen, beim Wechseln Spuren hinterlassen, an denen der Jäger erkennen kann, wo er sie zu suchen hat. Wie lange muß heutigestags schon der Walfischjäger suchen, bis er seine Beute entdeckt, trotzdem der Wal sich immer an der Wasseroberfläche hält, also unmittelbar mit dem Auge zu erspähen ist! Das Meer ist eben unendlich groß, ist wirklich eine Wasserwüste, die fast ins Unendliche geht. Wenn es schon schwierig ist zu finden, was an seiner Oberfläche lebt, wieviel mehr das Aufspüren der Beute unten im Wasser! Jener Ehemann hatte durchaus recht, als er seiner jungen Frau auf der Hochzeitsreise das ihr unbekannte Meer vorführte, sie in den Ruf ausbrach: »Sieh mal, Karl, das viele, viele Wasser!« – und er erwiderte: »Ja – und bedenke, du siehst bloß das, was oben ist!«

Um es kurz zu sagen: Sehr wenig wissen wir vom Fisch und seinen Wanderungen. Das wenige uns Bekannte brachte uns die Erfahrung, teils Jahrhunderte alte, teils neuere. Wir wissen, daß beispielshalber der Hering zu gewissen Zeiten in ungeheuren Mengen an die norwegische Küste und in die Trichtermündungen unserer deutschen Ströme kommt. Erfahrung hat's gelehrt. Der Fischer wartet, wenn die Zeit gekommen ist, auf den Fisch und hat alle Fanggeräte klar. Aber wir wissen im allgemeinen nicht, weshalb der Hering diese Wanderungen unternimmt, weshalb er gerade in diese Gegenden und zu diesen Zeiten kommt. Das weiß bloß der Hering! Deshalb bleibt uns auch der Grund unbekannt, aus dem er manchmal nicht kommt – und er hat den Fischer schon mehr als einmal im Stich gelassen. Dann hat man ihn gesucht. Das Reichsforschungsschiff »Poseidon« hat man die Nordsee nach ihm absuchen lassen. Gefunden wurde er nicht; ein Beweis, wie wir mit unserem »Wissen« in der Luft hängen.

Daran wird sich so bald nichts ändern. Zwar hat die Wissenschaft begriffen, welche Arbeit sie hier zu leisten hat, welch unermeßlich praktischen, geradezu in Geld ausdrückbaren Wert diese Arbeit einst haben kann. Die Männer, die ihr dienen, haben sich mit Tatkraft ans Werk gemacht. Doch der Weg ist weit, der Kräfte, die an ihm arbeiten, sind wenige und der nötigen Gelder noch weniger. Über das eine ist sich die Wissenschaft schnell klar geworden: Hunger und Liebe sind die Triebkräfte auch im Leben des Fisches. Hochzeitstrieb und Laichzeit bestimmen Zeit und Richtung der Wanderung; verbleiben tut der Tisch im übrigen dort, wo er am ehesten seinen Hunger stillen kann und die sonstigen Lebensbedingungen (Salzgehalt, Temperatur des Wassers und ähnliches) am vollendetsten erfüllt sind. Über die Wanderungen weiß die Wissenschaft schon einigermaßen Bescheid. Die Magenfrage aber will noch sehr geklärt sein, denn sie ist kompliziert. Der eine Fisch lebt immer vom andern, der größere frißt den kleineren – bis hinab zu den ganz kleinen, die in der Hauptsache vom Plankton leben, d. h. von denjenigen Kleintieren und Pflanzen, die sich vom Wasser treiben lassen (trotzdem viele dieser Kleinwesen imstande wären, sich in anderen Richtungen zu bewegen). Haie, Tunfische, Seeaale, Seehechte (um einige große Arten herauszugreifen) haben mit dem Plankton unmittelbar nichts zu schaffen. Dennoch: wer ihre Ernährung studieren will, muß unten anfangen, beim Plankton – oder noch eine Stufe tiefer: bei den Meeresströmungen, durch die das Plankton hierhin und dorthin getrieben wird. Es besteht hier eine lange Kette von Ursachzusammenhängen, und der Wissenschaftler muß bis zu den ersten Ursachen vordringen, um die letzten Wirkungen erklären zu können – und diese liegen (auch örtlich genommen) meist ganz anderswo als jene. Es braucht sich daher niemand zu wundern, wenn unsere Wissenschaft vom Fisch in den hier zu lösenden Tragen noch nicht weiter gekommen ist, als sie es eben ist. Sie ist noch zu jung; an ihr arbeiten nicht genügend Kräfte, Geld fehlt ihr auch – und sie ist auch noch nicht international genug.

Den »Mann der Praxis« ficht dieses Versagen der Wissenschaft wenig an. Er »kennt« seine Fangplätze, weiß, wo und wann er den Fisch zu suchen hat – wenngleich er völlig ahnungslos darin ist, weshalb dies alles so ist. Ihm genügen die nackten Tatsachen. Und fängt er mal an seinem Fangplatz nichts, dann geht er an einen benachbarten. Man »kennt« ja die Stellen, wo etwas zu holen ist. Woher? Einer lernt's vom andern. Deshalb kann Fischdampferkapitän auch nur sein, wer Jahre hindurch Erfahrung auf Erfahrung gehäuft hat. So ist alles gut und schön, und man zerbricht sich um das Warum den Kopf nicht.

Dieses »System« (wenn man Systemlosigkeit so nennen darf) mag sich so lange bewähren, wie die Fischgründe zu Seiten noch übervölkert sind. Die Massenfischerei mit dem Schleppnetz wird ja erst seit etwa dreißig Jahren ausgeübt, und von einer »Ausrottung« des Fisches ist in so kurzer Zeit noch nichts zu spüren. Oder doch? Haben wir nicht, dem Zwange der Not folgend, im Weltkriege die halbe Ostsee (nämlich die westliche Hälfte) so gut wie leergefischt? Gilt nicht die berühmte Doggerbank für fast abgefischt? Hat nicht die Islandfischerei in ihren Erträgen nachgelassen? – Man mag bestreiten, daß hier von einem Ausrotten die Rede sein kann; soviel ist aber sicher, daß der Fisch verscheucht wird, wo man ihm gar zu sehr nachstellt. Wenn nun die bisherigen Fischgründe sich leeren? Hiermit all die schönen praktischen Erfahrungen gegenstandslos werden? Wer weist dann neue Wege zu anderen Fangplätzen? – Dann wird man die Herren Gelehrten schon zu finden wissen!

Einstweilen also und für die nächsten Jahrzehnte mag es mit den bloßen praktischen Erfahrungen gehen. Und da wir zur Zeit überhaupt nur über diese verfügen, müssen wir sie ausbeuten, so gut es möglich ist. Die gemachten Erfahrungen müßten der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Dem steht freilich die Heimlichtuerei entgegen, mit der die meisten Fischdampferkapitäne ihre Erfahrungen umgeben. Dieses selbstische Verhalten erklärt sich leicht. Die Kapitäne erhalten keine feste Bezahlung; sie verdienen gewisse Prozente am Erlöse dessen, was sie fangen (meist sechs Prozent). Haben sie einen recht ergiebigen Fischgrund entdeckt, so hüten sie sich selbstverständlich, ihn zu verraten, um den Fund nicht mit andern Fischdampfern teilen zu müssen; was hier so schön ins Netz geht, möchten sie natürlich selber einsacken. Zu diesem Bestreben, ihren eigenen Nutzen zu schützen, kommt ein Ehrgeiz, der an sich lobenswert und der Sache dienlich ist: Jeder Kapitän möchte als der »beste« seiner Reederei oder gar seines ganzen Heimathafens gelten! Hat er eine gute »Quelle« entdeckt, so wird er sich also hüten, andere zur Beteiligung einzuladen.

Dieser Eigennutz, ebenso berechtigt wie verständlich, hat nicht von dem Versuche abgeschreckt, die von den einzelnen gesammelten Erfahrungen tabellarisch und statistisch zu erfassen. Die Fänge kommen ja zum größeren Teil auf die deutschen Fischmärkte in die Riesenauktionen, und die Fischmarktverwaltungen lassen sich die Herkunft des Fisches angeben. Trotzdem diese Angaben vertraulich behandelt werden, läßt sich voraussetzen, daß die Kapitäne den Fangort allzu detailliert nicht angeben werden; immerhin lernen die Behörden aus ihnen wenigstens die Meeresgegend kennen und sind nun imstande, eine Statistik zu führen, die für gewisse abgegrenzte und häufiger befischte Gebiete die Ergiebigkeit nach Zeit und Menge recht lehrreich darstellt.

So findet sich nach und nach ein schönes Material zusammen. Es macht ersichtlich, welche Fischarten und in welchen Mengen an den verschiedenen Fangplätzen zu den verschiedenen Jahreszeiten (Monaten) gefangen worden sind. Gesammelt wird es beim Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft und von diesem in den »Jahresberichten über die deutsche Fischerei« veröffentlicht, nachdem es von den verschiedensten Gelehrten und sonstigen Fachleuten gesichtet, eingeteilt und bearbeitet ist. Der Jahresbericht ist ein dickes Buch von annähernd vierhundert Seiten in Großquartformat und enthält zahllose Tabellen, Diagramme, Abbildungen, Statistiken. Es macht seinen gelehrten Vätern alle Ehre und ist selber ein gelehrtes Buch – lesbar freilich nur für den, der auch mindestens ein halber Gelehrter ist. Was aus seinen Angaben in dem hier umhandelten Zusammenhange interessiert, haben wir aus der Sprache seiner Tabellen mit den endlosen Zahlenreihen übertragen in graphische Darstellung, in schematische Zeichnung. Vier Kartenskizzen findet der Leser nebeneinander gestellt. Sie zeigen ihm zunächst, welche Fangplätze im Jahre 1925 vorzugsweise befischt worden sind und was man auf ihnen in der Hauptsache gefangen hat. Um jeder falschen Auffassung vorzubeugen, sei hervorgehoben: es sind immer nur diejenigen Arten eingetragen, die in den betreffenden Monaten in besonders großen Mengen gefangen wurden. Und ferner: die Angaben betreffen nur die Hochseefischerei mit Fischdampfern! Kleinere Fischereifahrzeuge, die nicht auf Massenfang ausgehen, sondern einzelnen, besonders hoch im Preise stehenden Arten nachstellen, findet man fast das ganze Jahr draußen, wenigstens in den küstennahen Gewässern. Es darf also aus diesen Skizzen nicht etwa der Schluß gezogen werden, im Skagerrak würde überhaupt nur von März bis Mai und von September bis November gefischt, oder im Kattegat nur von Dezember bis Februar. Hinsichtlich der Islandfischerei ist zu bemerken, daß auf unseren Skizzen nur diejenigen Fänge berücksichtigt sind, die auf deutschen Märkten verkauft wurden. Ungefähr dieselbe Menge Islandfisch wird von unseren deutschen Dampfern aber in England und Schottland gelandet. Und endlich: Die Zahlen der Reisetage, die an den einzelnen Routenpfeilen vermerkt sind, begreifen in sich auch die Tage, an denen nur »gedampft« wurde, also Hin- und Rückreisetage.

Siehe Bildunterschrift

Fangplätze der deutschen Fischdampfer. Die hauptsächlich gefangenen Fischarten; Fangmengen in Pfund Dezember 1924 bis November 1925.

Aus den Skizzen erhält der Leser zugleich einen Überblick, wohin überhaupt unsere deutschen Fischdampfer gehen. Die weitesten Ziele sind Island und die »Weiße See«. So nennt die Hochseefischerei den Meeresteil, der der eigentlichen Weißen See (gebräuchlicher: dem Weißen Meere) vorgelagert ist, während der Geograph diese Gegend »Barentsee« getauft hat (noch dem holländischen Seefahrer Willem Barents, der 1594 die nordöstliche Durchfahrt nach China finden wollte, dort oben in abenteuerlicher Weise verunglückte und auf Novaja Semlja begraben liegt). Unter »Island« sind im allgemeinen die Gewässer südlich dieser Insel zu verstehen, wenngleich Deutsche auch südöstlich und westlich von ihr fischen, während sie an der bedeutenden Heringsfischerei nördlich von Island unbeteiligt sind.

Den Schauplatz, der uns in unserem Buche bisher am Herzen lag: Marokko, wird der Leser auf den Skizzen vermissen. Grund hierfür ist zunächst der, daß die Marokkofischerei von der deutschen Statistik nicht erfaßt wurde, weil der Marokkofisch nicht auf den deutschen Markt kam. Gleichwohl wäre es ein leichtes gewesen, die fehlenden Angaben zu ergänzen. Doch wurde hiervon abgesehen, weil die deutsche Marokkofischerei tot ist! Wenigstens bis auf weiteres. Um seine eigene Fischerei zu schützen, hat Portugal am 1. Dezember 1925 seine Märkte für allen Frischfisch geschlossen, den Ausländer auf den Markt bringen. Da Verkauf in Portugal die einzige Möglichkeit darstellte, den Marokkofisch zu verwerten, mußte der eine deutsche Fischdampfer, der dort noch tätig war, die »Dortmund«, nach den nördlichen Fangplätzen zurückgenommen werden.

Was unsere Hochseefischerei regelmäßig auf den deutschen Markt bringt, das ist nach Art, Sorte, Größe selbstverständlich äußerst mannigfaltig. Diese Fische alle richtig zu kennen und zu benennen, dazu gehört fast eine Wissenschaft. Indessen lassen sich die häufigst angebrachten und für die Küche wichtigsten Arten unschwer kennzeichnen und herauskennen, wenn einem dies richtig »beigebracht« wird. Und das sei hier in aller Kürze versucht – ohne jede Abbildung.

Zunächst sind zwei Hauptgruppen zu unterscheiden: Rundfische und Plattfische.

Unter den Rundfischen ist am leichtesten der Schellfisch zu erkennen. Jeder Schellfisch hat über seinen Brustflossen, hinter dem Kopfe, je einen dunklen Fleck; die Flecke sehen genau so aus, als hätte einer den Tisch zuvor mit schmutzigen Fingern angefaßt. Sie sind ein untrügliches Kennzeichen. Hat man an ihnen einen Schellfisch unzweifelhaft als solchen festgestellt und prägt man sich seine äußere Gestalt mit den drei dreieckigen Rückenflossen gut ein, so findet man leicht auch seine nächsten Verwandten heraus: Den Kabeljau (auch Dorsch genannt) und den Köhler. Beide sind dem Schellfisch sehr ähnlich, doch fehlen ihnen die »Fingerabdrücke«. Der Köhler ist im übrigen daran kenntlich, daß sein Maul innen kohlschwarz ist, wie auch sein Rücken sehr dunkel. Der Kabeljau ist im ganzen heller in der Farbe, ist grünlich bis braun mit vielen dunkleren Farbentupfen, das Maulinnere normal, also nicht schwarz. – Diese Fische fallen auf dem Markte wie in den Läden noch durch ihre Größe gegenüber anderen auf, denn meist findet man sie in Exemplaren von ½ bis ¾ m Länge. – Die kleineren von ihnen verwendet die Industrie mit Vorliebe zum Räuchern, wobei Dorsch und Köhler meist in Karbonadenstücke zerlegt sind, während der Schellfisch in den Rauch kommt so wie er ist. Den kleinen Schellfischen ist im Handel häufig der Wittling (Merlan) beigemengt; beide werden nur selten auseinandergehalten. Sie sind sich auch wirklich sehr ähnlich; doch fehlt dem Wittling der Fingerabdruck. Dafür hat er an den Wurzeln seiner Brustflossen je einen kleinen schwarzen Fleck.

Rechte Ähnlichkeit noch Bau und Größe mit Kabeljau, Schellfisch, Köhler hat auch der Seehecht. Gleichwohl ist er unschwer von ihnen zu unterscheiden: er hat nicht drei Rückenflossen, sondern nur zwei. Die zweite und dritte sind ihm zusammengewachsen zu einer langen Flosse, die von der Mitte bis zum Schwanze reicht. Auf seiner Unterseite besitzt er eine ähnlich lange Afterflosse. – Dem Seehecht ähnlich ist der Lengfisch, nur erheblich schlanker und gestreckter im Körperbau.

In sehr großen Mengen kommt auf den Markt der Rotbarsch (auch Goldbars, Brasse genannt), kurz und gedrungen von Körperbau, mit breitem, schiefem Maule. Seiner Gestalt nach ist er der »Mops unter den Fischen«; als solcher auch dem sofort erkennbar, der noch nie einen sah. Seine Farbe ist etwa die des Goldfisches. Die Rückenflosse ist in der vorderen Hälfte von Stachelstrahlen (Dornen) gestützt. – ebenso rot und mit gleichfalls dornigen Rückenflossen versehen ist der Knurrhahn. Doch ist dessen Kopf obendrein gepanzert und sein Leib schlank.

Siehe Bildunterschrift

Am Fisch-Hafen in Lissabon. Die Fischweiber waschen den in der Auktion erstandenen, von deutschen Dampfern angebrachten Marokko-Fisch noch einmal ab, ehe sie ihn in den Straßen feilbieten. Die Segelboote sind Sardinen-Fischer.

Siehe Bildunterschrift

In der Fischhalle zu Oporto.
Seehecht, den die »Dortmund« unter Marokko gefangen, wird im Ausschnitt verkauft.

Zu erwähnen ist auch (Leser, erschrick nicht!) der Hai. Natürlich nicht der Menschenhai, sondern die durchaus appetitlichen Dornhaie und Heringshaie. Ihr Äußeres zu beschreiben wäre überflüssig; jeder weiß, wie ein Haifisch aussieht. Im übrigen bringt ihn der Fischhandel aus guten Gründen nur zerlegt auf den Markt und auch unter anderem Namen.

Unter den Plattfischen spielen für uns Butt und Zunge die größte Rolle. Von den Butten gibt es zahlreiche Arten; am bekanntesten sind Flunder und Scholle, am begehrtesten Steinbutt. Diese Fische sind so populär, daß Beschreibung sich erübrigt. Ein »Massentier« ist auch der Heilbutt, ein Islandfisch. In großen Exemplaren wird er bis acht Zentner schwer und kann natürlich nur im Ausschnitt verkauft werden. Es gibt aber auch kleine Heilbutt, sechs Pfund und darunter; kenntlich sind sie an der ausgeprägten Dreieckform ihrer Schwanzflosse. – Auch die Zungen sind so bekannt, daß wir sie niemandem zu beschreiben brauchen. Was feilgeboten wird, ist meist Rotzunge. Viel seiner jedoch (und der teuerste Seefisch überhaupt) ist Seezunge. Für den Kenner sind Rotzunge und Seezunge, rein äußerlich, zwei ganz verschiedene Fische; nicht aber für den Laien. Deshalb wollen wir ein untrügliches Kennzeichen der Seezunge verraten: ihre Rückenflosse beginnt am Kopfe noch vor den Augen (die Rückenflosse der echten Rotzunge beginnt fast ebenso weit vorn, jedoch nur an den Augen, nicht vor ihnen).

Roche und Seeteufel (den man wohl auch zu den Plattfischen rechnen kann) sind für unser ästhetisches Empfinden so abstoßend häßlich, daß man sie nur im Ausschnitt auf den Markt bringt, meist abgezogen und küchenfertig (»Karbonadenfisch« sind sie im Handel getauft). Auch an ihrem Äußeren ist daher (in diesem Zusammenhange) nichts zu beschreiben. –

Wie ein Hering aussieht, brauchen wir wohl niemandem erst zu sagen. Er ist nicht für umsonst ein Volksnahrungsmittel in Deutschland geworden. Indessen: er gehört nicht hinein in die hier gegebene kurze Seefischliste. Hering bildet einen Handelsartikel ganz für sich. Auch sein Fang ist eine Sache ganz für sich und hat mit der Hochseefischerei, die wir hier im Auge haben, nichts zu tun. Er muß für sich allein betrachtet werden – und dies tut ein späteres Kapitel.


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