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(Owen, Ende April 1830)
Da bin ich! Grüß Dich Gott!
Gedächtnisblättchen von schönen Tagen des Zusammenseins, 27. und 28. April 1830
Überraschung Luisens im Studierstübchen, eben als sie an Eduard schrieb (wovon oben die letzten Zeilen). Mein Brief wird ihr als Vorläufer gebracht. Sie liest, indes ich vor der Tür lausche – öffne halb – sie sitzt in einem roten Halstüchelchen, das mir ihre Gestalt anfangs fremd macht.– – Ich freue mich der sichtbaren Liebe Deiner guten Mutter. – Das immer schweigsame, doppelkranke Jettchen – allgemeine Teilnahme an ihr. Abends kommt der liebe Denk, pläneschmiedend. – Wir beide bleiben bis Nachts elf Uhr allein auf dem Studierstübchen. Gewichtiges Gespräch. Vergleichungen. Heiliges Bewußtsein der Unveränderlichkeit unserer Liebe und ihres höheren Ursprungs. Der Mond geht unter. Die liebe Mutter ruft Dich zu Bette. Ich bewundre mit Dir die mutige selbstbewußte Stimmung der lieben Rike, ihrem eigensinnigen Schicksal gegenüber.
Morgens sechs Uhr sind wir die Ersten aus den Federn. Wir machen einen Spaziergang zu dem Wasserhäuschen, dann auf die Höhe zu der Linde; sitzen auf der steinernen Bank. Der Wegzeiger empfängt eine liebevolle Gedenkschrift. Zu Haus, während Du die Haare wickelst, les ich die Elegie Euphrosyne, und Alexis und Dora vor. Ich mit Fritz auf der alten Mauer. Wir treffen Dich und Nanny im Garten. Im hellen Sonnenschein sitzen wir auf Schemeln und lesen in dem grünen Büchlein. Ich streife Deinen Ärmel zurück und küsse Dein lieb Ärmlein. Zahnoperation – er geht verloren im Gras. Nach Tisch Kaffee, allgemeine Gesellschaft im Garten – die liebe Mutter und liebe Mine nehmen auch freundlich Teil. Les nouveaus amants – vis-à-vis. Ich liege selig zu Füßen meiner, ach meiner Luise! Der Frühlingsvogel Kukuk ruft auch im Tale von Grötzingen – wie er im Tale zu Owen oft schon meine Sehnsucht weckte. Klärchen erscheint. Ihr Auftrag, Du sollst mit uns nach Nürtingen. Abends begleiten uns Fritz, Dietrich Denk – letzterer schlägt mir ganz ernstlich eine Meldung nach Grötzingen vor. Herrlicher Sonnenuntergang. Im Wäldchen, da wir nun mit Klärchen allein sind, pflückst Du mir wilde Veilchen. Gedankenvoller Gang in Deine zweite Heimat. Die fliegenden Maikäfer stoßen sich an unsern Köpfen, besonders Klärchen hat ihre Not. – Die liebe Mutter krank im Bette. Nach Tische bleiben wir noch ein Stündchen allein zusammen. Ich habe Dich fest am Herzen. Wir wechseln die Angehänge. – Ums Frührot weck ich Dich mit einem Kuß – Abschied – Lebwohl mein Herz – Muß i denn, muß i denn zum Städtele 'naus– – –