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Die Stadt Leipzig ist alter Herkunfft. Ungefehr sechs hundert Jahr nach Christi Geburt haben sich der Oerter herum an der Hermunduren Statt ein slavonisch Volck, die Sorabi oder Sorben, Wenden genannt, niedergelassen, daselbst ihre Hütten gebauet und den Nahmen Lipz gegeben, weil damals an diesem Ort viel Linden gestanden, und das Lipz in Wendischer Sprache eine Linde oder Lindenbusch heissen solle. Auß dem Dorff ist hernach ein Marckflecken entstanden, und haben Anno 926 die Wenden denselben erweitert und mit einer schlechten und geringen Mauer und starcken Zäunen umher verwahret. Sie seyn aber folgends vertrieben und Teutsche hieher gesetzt worden; darüber später zu lesen.
Leipzig ist im Land zu Meissen, unter den himmlischen Zeichen deß Stiers in einem feinen ebenen flachen Felde an einem schönen lustigen fruchtbaren Ort gelegen. Ist um und um mit geschmeidigen Mauren, Pasteyen und Thürnen auß gebackenen Steinen umgeben. Hat ziemlich tieffe und weite Graben und vier Thor: das Peters, Grimmische, Hallische und Ranstädtische, und drey Pforten: das Parfüsser, Thomaser und Hallische Pförtlein, dardurch mit Wagen nicht gefahren wird. In der Ringmauer seynd zu finden 945 Häuser und 36 Gassen groß und klein. Die Vorstädte sind auch groß und nach dem Anno 1631 erlittenen Brandschaden widerum sauber aufgebauet worden.
So seynd auch um sie her viel stattliche Vorwercker und Dörffer zu befinden, sonderlich aber die fünff Kohlgärten, welche durchs gantze Jahr die Stadt mit Milch, Käse, Butter, Kraut, weissen, rothen und gelben Rüben, Zwiebeln, Obst und dergleichen Zugemüse versehen. An schönen Gärten, guten Aeckern, herrlichen und schönen grünen Auen und Wiesen, item schönem Gehöltz und Wäldern ist auch kein Mangel.
So fliessen auch nahe bey der Stadt drey ziemliche Wasser: die Pleisse, Elster und Barde. An der Pleisse sind zwei kunstreiche Wasserthürn, darinnen das Wasser gehoben, durch Röhren in die Stadt geleitet und unter die Bürgerschafft dermassen vertheilet wird, daß fast alle fürnehmste Häuser mit Wasser versehen. Auff gedachter Pleisse ist auch eine stattliche Holtzflösse, da jährlich etliche tausend Klaffter Holtz auß den äussersten Voigtländischen Wäldern auff eine halbe Vierthel-Meil wegs, ja wohl näher an die Stadt geflösset und der Bürgerschafft käufflichen gelassen wird.
Die Häuser und Gebäue der Stadt seyn groß, geraum, ordentlich, stattlich und wolgebauet, auch ein groß Theil steinern und gemeiniglich drey Gemächer hoch und mit Ziegeln gedeckt; inwendig aber in den Stuben und Zimmern sauber, zierlich und ansehnlich, und mit Zinn, Teppichen und schönen kostbahrem Taffelwerck sowol auch anderm Zierath mehr geschmücket und geputzt. Die Strassen und Gassen sind lang, eben, reinlich, mit Steinen gepflastert und abgängig, davon das Wasser allzeit seinen Abschuß haben mag.
Hat zwey grosse Pfarrkirchen, eine zu S. Niclas, die ander zu S. Thomas genannt, so gantz steinern mit hohen Pfeilern und Werckstücken auffgeführet und oben gewölbet, auch mit fürtrefflichen schönen Orgeln, Predigtstühlen, Altarn, Tauffsteinen, Vorkirchen und vielen herrlichen Epitaphiis gezieret. Die dritte Kirch ist am Pauliner Collegio und der Universität zuständig, darinnen unter andern ein schöner Predigtstuhl und Altar beneben einer grossen fürtrefflichen schönen Orgel, welche Anno 1627 auffs neu wieder gebauet und angerichtet worden, zu finden. Es seyn ferner noch andere 2 Kirchen in der Stadt als zu S. Peter und die Barfüsser Kirche, die aber in langer Zeit nicht gebraucht worden und sehr eingangen seyn.
Insonderheit aber ist allhie eine Hohe-Schul oder Universität, so sechs herrliche und wolgebaute Collegia hat. Als wegen der Uneinigkeit zwischen der Teutschen und Böhmischen Nation die Hohe Schul zu Prag zerstreuet wurde und sich davon 2000 Studenten anhero nach Leipzig Anno 1409 gewendet und sich unter den Schutz der beyden Marggrafen Friedrichs und Wilhelms Gebrüder begeben, so seynd von denselben ihnen zur Wohnung eingeräumet worden zwey Häuser, eines in der Ritter Strassen, das andere in der Peter Strassen, welches die Fürsten mit Freyheiten wider alle Beschwerungen begabet und also die Universität fundiret. Und ist erstgedachtes Fürsten-Collegium in der Ritter Strassen auß einem Hauß, genannt Fuchszagel, gebauet worden, darin hernach die Collegiaten auß dem Peters Closter gezogen seyn. Und ward selbiges Hauß in der Peter Strassen das Paedagogium genennet, biß auffs Jahr 1515, da Hertzog Georg zu Sachsen ein Juristen-Collegium darauß gemacht, welche zuvor in der Thomaser Kirchen gelehret hatten. Für das Paedagogium aber ist das neue Collegium, so Anno 1513 auß deß Raths Marstall erbauet, gegeben worden. Das Vorder-Gebäu aber hat die Philosophische Facultät auf ihren eigenen Unkosten bauen lassen. Auf diese Weise sind fünff Collegia worden: das grosse und kleine Fürsten-Collegium, das Frauen-Collegium, das Neue und das Petrinum, welche Nahmen sie auch biß anhero behalten. Zu welchen endlich auch das Paulinum kommen ist.
Ferners ist da das Schloß oder die Vestung Pleissenburg, so von der Pleissen, die beyher fleußt, den Nahmen hat, zu sehen. Liegt im Morrast am Ende der Stadt oder an der Stadtmauer vom Petrus und Thomas-Thor. Hat einen grossen Platz in sich und ist mit einer festen Pasteyen und einem starcken runden Thurn, darauf viel grosse Geschütz stehen, befestigt, auch mit einem von Kriegs-Munition wolangerichtem und vollem Rüst- oder Zeughause versehen. Hat über diß eine künstliche Mühle und einen schönen Röhrkasten. Dieses Hauß ist auß dem Grunde durch und durch gewölbet, hat herrliche ansehnliche artliche Stuben und Losamenter, auch stattliche grosse Keller darin, unter andern ein gewaltig grosses Faß mit starcken eisernen Reiffen belegt, darein allein 805 Eymer Wein gehen.
Der grosse Marckt in der Stadt, da allerley verkaufft wird, ist ein schöner, grosser ebener Platz, sauber mit Pflastersteinen außgesetzet. Nahe bey demselben haben die Kauff-Leuthe in einem Gewölbe ihre sonderliche Zusammenkunfft, welche man die Börse nennet. An dem Marckt aber liegt das Rathhauß um und um frey, hat von Grund aus zwey Gewölb übereinander und sind alle Fenster mit starcken eisernen Gittern wohl verwahret. Hat oben einen herrlichen schönen langen Saal neben viel zierlichen Stuben. An diesem Hause ist auch ein Thurn gebauet, welchen man den Rathsturn zu nennen pfleget, daran stehen drey Zeiger Uhren, deren zwey auff den seiten des Thurns, die dritte und mittlere aber gerad auff den grossen Marckt zu-sehen, und über derselben die Schlag-Uhr, welche biß auf 12 weisen und schlagen thun. Etwas höher hinauff ist ein Gänglein, darauff die Stadt-Pfeiffer des Tags zweymal mit Posaunen und Zincken blasen. Oben aber auf dem Dach ist ein Thürnlein, in welchem zwey Glocken hangen, deren eine zur Schlaguhr gehörig, die andere aber die Bürger Glocke, weil dardurch die Bürger in fürfallenden wichtigen Sachen auffs Rathhauß zusammen gefordert werden, genennet wird.
Hinter dem Rathhause ist der Fisch, Fleisch und Nasch-Marckt, zwo stattliche Garküchen, da frembde und einheimische in und außer dem Marckt (Jahrmarckt) um Geld gespeiset werden. Nechst an dem sind die Fleischbäncke in einem grossen steinern Gewölbe anzutreffen. Darnach findet man den Burg-Keller, darinn viel gute frembde Bier verzapffet werden; darbey unten eine grosse Trinckstube für gemeine Leuthe und oben darüber eine andere so Anno 1621 erbauet und die Zunfft- und Brüderstube genennet wird, darinnen die Bürgerschaft, sonderlich aber die Zünffte ihre Lust und Ergötzlichkeit haben mögen.
Ferner ist da das herrliche und weitberühmte Hauß, so anfänglich von Doctor Heinrich Auerbachen erkaufft und derowegen noch heutiges Tags der Auerbachs Hoff genennet wird, so von vielen Gewölben, Kammern und Sälen stattlich erbauet, auch mit grossem Gut und vielen Waaren so reichlich versehen, daß es wol einem besondern stattlichen Marckt könnte verglichen werden. Allhie stehen auch folgende Verß:
»Doctor Faustus zu dieser frist
»Auß Auerbachs Keller geritten ist
»Auf einem Faß mit Wein geschwind.
»Welches gesehen viel Menschen Kind.
»Solches durch sein subtil Kunst gethan.
»Und deß Teuffels Lohn empfieng davon.«
Es hat auch der Hoff zu besserer Forsetzung Handels und Wandels einen sonderlichen Durchgang, durch welchen er alle Jahrmärckte beydes von Frembden und Einheimischen fleissig besuchet und im selbigen ein grosses Gewerb an Waaren getrieben und dafür ein groß Geld angeleget und außgegeben wird. Hinter obgedachtem Hoffe findet man noch andere drey wolerbaute steinerne Häuser. Erstlich das Kornhauß, da ein stattlicher Vorrath an Früchten von vielen Jahren gesammlet. Das ander der Marstall, darinnen deß Raths-Reissige und Fuhrpferde ec. Das dritte ist das Gewandhauß, welches groß und weit umfangen, auch durch und durch gewölbet und mit eisernen Gittern und Fensterladen wol verwahret. Auff solchen haben in den Messen oder Jahrmärckten die frembde Tuchmacher und Leinwandhändler ihr Gewand und Tuch zu verkauffen. Es werden auch die Fecht-Schulen da gehalten.
Ferners hat die Stadt drey stattliche wolerbaute und wolangerichtete Apothecken, so jährlich mit Fleiß visitiret werden. Im untern Theil der Stadt am Ranstätter Thore ist eine schöne steinerne Badstube gantz gewölbet, darinnen viel grosse kupfferne Wannen, bey dero jeder ein hoher messinger Hahn, auß welchem das frische Wasser auf deß Badegasts Begehren nach aller Lust springen thut.
Damit auch frembde Leute in den drey Messen desto besser möchten beherberget werden, so ist da die Menge an schönen herrlichen Wirths- oder Gast-Häusern.
Der Gottesacker vor dem Grimmischen Thor, darauff der verstorbenen Leichen mit Predigen, Singen und anderen Zeremonien christlich und ehrlich zur Erden bestattet werden, ist sehr groß und stehet darauff eine schöne stattliche Kirche, so Anno 1548 von Grund auf neu erbauet worden. Dieser Gottesacker ist von aussen mit einer Mauer und eisernen Gitter Thüren wol verwahret, inwendig aber um und um mit vielen artigen Schwibbögen und künstlichen schönen Epitaphiis gezieret, daß seinesgleichen in gantz Europa schwerlich zu finden.
Was die Historie dieser Stadt anbelangt, so sey kurtz vermerckt, daß Marggraf Otto, zugenannt der Reiche, Anno 1174 bey Regierung Kaisers Friderici Barbarossa solchen Ort oder Flecken erweitert und mit einer rechten Mauer umgeben, ihn auch mit Stadt-Recht und Statuten versehen. Nach ihm hat sein Sohn Albertus und nach dessen Absterben sein Bruder Marggraf Dieterich Leipzig beherrschet. Anno 1210 eroberte Kaiser Otto IV. Leipzig, schleifte die Mauren und zerstörte das Schloß oder die alte Burg. Aber Marggraf Dieterich, der es mit Kaiser Friderico II. wieder Ottonem hielte, bekam Leipzig wieder in seine Gewalt und bauete hernach Anno 1222 das herrliche Closter allda zu Sanct Thomas. Und ist hierauff Leipzig bey seinem Geschlecht blieben.
Und nahme diese Stadt sonderlich zu, als der Jahrmarckt oder die Messe, so vorhin zu Merseburg, hernach zu Grimma und Taucha gehalten, hieher geleget und von Marggraf Dieterichen mit einem Privilegio begabet worden, die hernach Anno 1496, 97 und 1507 Kaiser Maximilian und Anno 1521 Kaiser Carolus V. stattlich confirmiret und mit herrlichen Privilegien begnadet und befreyet, also, daß sie des Jahrs über dreymal, im Frühling, im Herbst und auffs Neue Jahr zu allen Zeiten gehalten und besucht werden kann und soll.