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5. Kapitel.

An Bord der Hallig. – Warum Towe und Heik nicht an der Kapitänstafel speisen wollten. – »Da vorn ist jemand!« – Warum Paul in Angst nach Towe rief.

 

Paul hatte den ersten Rudertörn. Die andern schauten dem Boote so lange nach, bis es bei dem Senator langseit war und binnenbords geheißt wurde. – »Na denn ok adjüs, ohl Senater,« sagte Heik Weers, indem er die rote Flagge mit den drei Türmen – auch die Hallig Hooge war ein Hamburger Schiff – zum dritten Male dippte, »adjüs ok. Wi ward uns woll nich weddersehn. Aber de Kaptein ward sick woll melln, wenn dat Bergegeld klimpern doon deit.«

Fünf Mann waren eine winzige Besatzung für ein so großes Schiff; bei gutem Wetter konnten sie es wohl regieren, allein wenn eine starke Brise aufkam, dann mußte ihre Lage sehr ernst werden. Kapitän Jaspersen aber hatte guten Mut und festes Vertrauen zu seiner eigenen wie auch zu seiner Leute Tüchtigkeit.

»Wenn wir nur noch ein wenig mehr Brise kriegen, dann können wir in acht Tagen in Kapstadt zu Anker gehen,« sagte er. »Es wird am besten sein, wenn alle Mann in die Kajüte ziehen, da sind Kammern und Kojen genug, und zwar tipp, topp Aus dem englischen tip, Spitze, Äußerstes, und top, Höchstes, Oberstes, Gipfel; bedeutet soviel wie tadellos, in bester Ordnung.. Und an Proviant fehlt es auch nicht, soviel ich bis jetzt gesehen habe. Um die Wachen wollen wir losen. Sollte das Wetter schlecht werden, dann bleiben wir natürlich alle zusammen an Deck.«

Er nahm vier Endchen Kabelgarn in die Hand, zwei kurze und zwei lange. Die kurzen für die Backbordwache, die langen für die Steuerbordwache. – »Hier, Tjarks, ziehen Sie zuerst.«

Der Matrose zog ein kurzes. »Backbord,« sagte er. »Jüst as up den Senator.«

»Nun Sie, Weers.«

Der zog ein langes. »Stüerbord,« sagte er.

»Nun Sie, Gazzi.«

Der Grieche zog. »En langes!« rief Heik Weers. »Süso, Maat, nu hewwt wi beid' de Wach' to Koj', nu könt wi slapen gahn. Is dat nich so, Kaptein?«

»Nee, Kinners,« lachte Jaspersen, »so gemütlich gaht dat hier denn doch nich to! Erst müssen wir vorn und achtern alles in die Reihe bringen. Ihr beide schafft das Bettzeug aus dem Logis und schmeißt alles über Bord. Zuerst aber könnt ihr Feuer in der Kombüs' machen. Wir werden bald Hunger kriegen.«

»Jowoll, Kaptein,« sagte Weers. »Ick heww all glöwt, dat Se dat Wichtigst von de ganze Sak vergeten hadden. Nahsten kam ick bi Se achterut un hal wat för de Pött.«

Bald war das Feuer im Gang und ein dicker Qualm stieg aus dem Schornstein auf. – »Junge, Junge,« grinste Weers, »de Senator denkt nu, de Hallig wer en Stiemboot. Süso, Griek, dat Füer brennt un de Pött stahn up de Maschin'; un lat uns de Bedden öwer Bord smiten, dormit dat keen von uns dat Fieber kriegt.«

Das Logis mit den leeren Kojen sah unheimlich aus. Das Ölzeug der ehemaligen Mannschaft hing allenthalben an der Wand und schwang mit der Bewegung des Schiffes leise raschelnd hin und her. Die beiden Matrosen hielten sich bei ihrer Arbeit nicht unnütz auf. Der auf dem Fußboden liegende Wirrwarr, die Kleidungsstücke und Seestiefel, die Kisten, das Weinfäßchen und sogar der halbe Schinken, alles flog über Bord.

»Mich is dat so, als tät' in jeder Koje ein Geist sitzen,« sagte Weers zu dem Griechen, der nur Hochdeutsch zu reden verstand. »De Hallig is en Spukschipp, Griek, du sollst mal sehn, dat ich recht haben tu'.«

Die Kajüte mit den anstoßenden verödeten Kammern machte auf Kapitän Jaspersen und Towe Tjarks denselben unheimlichen Eindruck, wie das Matrosenlogis auf die beiden andern. Zu verwundern war dies nicht. Auf diesem großen Schiffe, das sicher eine Besatzung von mehr als zwanzig Mann gehabt hatte, befanden sich jetzt nur fünf Leute; dazu kam das düstere Geheimnis, das über dem Verschwinden jener andern hing. So oft Towe eine der Kammern öffnete, steckte er immer erst vorsichtig den Kopf hinein, in der Erwartung, etwas Schreckliches in dem dumpfigen Raume zu entdecken.

Der Kapitän holte eine Laterne aus der Pantry Kammer zum Anrichten der Speisen für die Kajüte und zur Aufbewahrung des Tischgeschirrs. Aus dem Englischen; sprich »Päntri«. und stieg dann mit seinem Gefährten hinunter in den Vorratsraum. Hier sah er mit einem Blicke, daß das Schiff auf das reichlichste mit Proviant ausgerüstet war.

»Na, Towe,« sagte er lächelnd zu diesem, »hungern brukt wi up de Hallig nich, soveel seh ick all; wi könt hier lewen as de Prälaten.«

»Dat is woll richtig, Kaptein,« antwortete der Matrose. »Aber mine Mag is all vull von den Grugel; ich glöw, mit min Apptit ward dat nu woll för eenige Tid vörbi wesen.«

»Dummer Schnack, Maat. Dat giwwt sick. Un mang fief lebendige Lüd is nix to grugen. Dor is 'n schönen Schinken, den nehmt wi mit nah baben, ok de Fleischkonserven un de Büchsenspargel, ok Mehl un Rosinen; Weers het mi seggt, dat he ganz uterwählt feinen Pudding maken kann.«

»Dat kann he,« sagte Towe. »Un nu, wo Se von Pudding reden doon, is mi de Grugel ok mit eins wedder ut de Mag rut. Wenn't nu man erst acht Glasen un Middagstid wer.«

Den ganzen Tag über arbeitete die kleine Mannschaft unermüdlich, und als es Abend wurde, war alles gründlich gesäubert, gescheuert, gewaschen und gelüftet – »hydrogenisch« gemacht, wie Towe sich ausdrückte, der manchmal Bildungsanfälle bekam; er wollte sagen hygienisch.

Das Wetter schien sich halten zu wollen, und da das Barometer hoch blieb, hielt der Kapitän es nicht für nötig, für die Nacht Segel wegzunehmen. Bei Sonnenuntergang waren vom Senator nur noch die Masten in Sicht, das Unterschiff lag bereits unter der Kimmung.

Bald wurde es finster. Klar funkelten die leuchtenden Sterne auf den friedlichen Ozean hernieder, über den die »Hallig Hooge« fast geräuschlos dahinglitt. In der Kombüse klapperte Heik Weers verheißungsvoll mit Schüsseln und Pfannen. Der Grieche stand am Ruder. Paul und Towe guckten über die Reling in das phosphorisch blinkende Wasser und plauderten von der Heimat. Keppen Jaspersen saß auf der Kajütskappe und hing seinen Gedanken nach.

Ein leichter Nebel zog herauf und die Luft wurde ein wenig unsichtig, so daß die Gegenstände an Deck in undeutlichen und verschwommenen Umrissen erschienen.

»Wir wollen die Seitenlaternen ausbringen,« rief der Schiffer und stand auf.

»Jowoll, Kaptein,« antwortete Paul, lief in die Kajüte und erschien gleich darauf wieder mit den angezündeten Laternen an Deck.

»Da, Towe, nimm du die grüne steuerbordsche, ich bringe die rote backbordsche aus.«

Während die beiden ihre Laternen sorgfältig an den dazu bestimmten Brettern in den unteren Wanten festzurrten, trug Weers das Abendbrot in die Kajüte. – »Kommt, Leute!« rief Jaspersen ehe er hinabging, »laßt das Essen nicht kalt werden!«

Paul folgte ihm, die beiden alten Janmaaten, Towe und Heik, zögerten.

»Wird's bald?« rief der Schiffer von unten. »Wo bleibt ihr?«

»Entschuldigen Sie, Kaptein,« sprach Towe die Kampanjetreppe hinunter, »Heik un ich, wir haben uns überlegt, dat nur lieber nahsten schaffen wollen, wenn Sie un Paul dormit klor sünd. Dat schickt sich so besser für uns.«

»Torheit, Towe!« rief der Kapitän zurück. »Disziplin muß sein, wo sie hingehört; jetzt aber ziehen wir hier alle den gleichen Strang und können uns auf Zeremonien nicht einlassen. Also kommt dal, Lüd.«

Den alten Gesellen blieb nun nichts übrig, als zu gehorchen. Sie gingen hinab, nahmen linkisch auf den Sesseln Platz und speisten zum erstenmal in ihrem Leben an einer Kajütstafel. Gazzi versah inzwischen an Deck die Posten eines Rudersmannes, Ausgucks, Wachhabenden, kurz einer ganzen Wachmannschaft.

Das Mahl verlief sehr einsilbig. Die Matrosen fühlten sich beklommen; das Bewußtsein des Unterschieds zwischen vorn und achtern lag ihnen trotz der kameradschaftlichen Offenherzigkeit und Freundlichkeit des Schiffers noch zu sehr in den Gliedern, und dazu kam, daß jeder der Tischgenossen fortwährend an die denken mußte, die zuletzt hier zu Tisch gesessen hatten, noch vor ganz kurzer Zeit, und die nun sämtlich nicht mehr am Leben waren.

Ein gellender Schrei des Griechen schreckte alle aus ihren Betrachtungen auf. – Blitzschnell sprang der Schiffer an Deck hinauf.

»Was gibt's?« fragte er.

»Da vorn ist jemand!« antwortete Gazzi mit unterdrückter, angstvoller Stimme; er bebte am ganzen Leibe.

»Schwatzen Sie keinen Unsinn; außer uns ist hier niemand an Bord. Hüten Sie sich, Mann, mir die andern unnötig zu beunruhigen; es könnte Ihnen übel bekommen.«

»Kaptein, ich schwör's Ihnen, ich habe es mit meinen Augen gesehen und mit meinen Ohren gehört, daß da vorn jemand über das Deck ging!«

»Geträumt haben Sie. Ich wiederhole Ihnen, außer uns fünfen ist hier keine Seele an Bord. Um Ihnen das zu beweisen, will ich selber nach vorn gehen und nachsehen.«

Er sprang die Achterdeckstreppe hinab auf das Hauptdeck und ging festen Trittes dem vorderen Teile des Schiffes zu. Obgleich er überzeugt war, daß der Grieche nur in krankhafter Einbildung etwas gesehen haben könne, so war ihm selber doch etwas eigentümlich zumute, als er so allein über das dunkle, öde Deck hinschritt. In der Kombüse glühte noch das Feuer; er blickte einen Moment hinein und setzte dann seinen Weg fort, dem ausgestorbenen Matrosenlogis zu. An der offenstehenden Kappe angelangt, hemmte er den Schritt.

»Da 'runterzugehen hat keinen Zweck,« sagte er zu sich selber. »Besonders ohne Laterne. Es war ja auch bloß eine dumme Phantasie des Esels.« – Er machte kehrt und ging eilfertiger zurück, als er gekommen war, wobei er einigemal ganz unwillkürlich hinter sich sah. Als er das Kampanjedeck wieder erreicht hatte, atmete er erleichtert auf.

»Nichts zu sehen und zu hören,« sagte er zu Gazzi. »Also keine Gespensterseherei mehr, das bitte ich mir aus. Jetzt gehen Sie schaffen; ich nehme das Ruder.«

Der Kapitän stand seinen regelrechten Törn Das Wort stammt aus dem Englischen und hat mannigfache Bedeutung. Rudertörn ist der Zeitabschnitt, während dessen ein Mann am Ruder zu stehen, das Schiff zu steuern hat. »Törn« bedeutet auch eine einmalige Umwicklung eines Gegenstandes mit einem Tau (Rundtörn). »Eintörnen« heißt sich in die Koje legen; »austörnen« heißt aus der Koje kommen, auch jemand an Deck rufen. »Törn to!« Ruf an die Mannschaft, sich zur Arbeit zu wenden. und wurde nach zwei Stunden von Paul abgelöst. Jetzt erteilte er seiner kleinen Mannschaft einige Instruktionen.

»Solange das Wetter fein bleibt, hat der Mann am Ruder die Aufsicht über das ganze Deck,« sagte er. »Von nun ab gehen wir Wache um Wache. Towe Tjarks und Paul bleiben an Deck bis Mitternacht und werden dann von Weers und Gazzi abgelöst. Ich selber werde jederzeit bereit sein, an Deck zu kommen. De Stüerbordwach' kann nu intörnen; slapt en düchtigen Vorrat tosammen, dat ji kregel sünd, wenn ji brukt ward.«

Heik Weers und Gazzi gingen unter Deck, der Schiffer und Towe spazierten auf der Kampanje hin und her. – »Hat der Grieche euch was von einem Gespenst erzählt, das er gesehen haben will?« fragte Jaspersen.

»Jowoll, Kaptein. As he dalkem, was he so witt as'n doten Nigger. Wi frogen em ja nu, wat em wer. ›Hest woll de Geister von all de Lüd sehn, de du de Häls' afsneden hest?‹ seggt Heik. ›Ich habe keinem den Hals abgeschnitten,‹ seggt he. ›Dat lat man,‹ seggt Heik, ›versokt hest du dat aber, un seker nich blot eenmal. Towe Tjarks lewte hüt ok nich mehr, wenn du ihm heddst an't Lif kamen könt mit din Metz.‹ Dunn säd Paul, dat wi dorvon stillschweigen un alte Sachen nich wieder aufrühren sollten. ›Aber sag' uns doch, Gazzi,‹ säd he, ›warum hast du eigentlich so geschrien, daß der Kaptein an Deck kommen mußte?‹ Dunn säd de Griek, ›he hadd vörn wat lopen sehn, dat künn he beeidigen.‹ Doröwer lacht Heik un säd, dat kem von sin slechtes Gewissen, un he schull sin Dämlichkeiten man vör sick beholln.«

»Entsetzlich bange ist er gewesen, das weiß ich,« sagte der Schiffer. »Ich bin nach vorn gegangen, habe aber natürlich nichts gefunden. Wenn außer uns noch jemand an Bord wäre, dann hätte der uns längst mit Freuden willkommen geheißen. Jetzt will ich ein wenig schlafen. Ruft mich, wenn der Wind herumgehen sollte.«

Als er in der Kajütskappe hinabgetaucht war, rollte Towe sich achter dem Scheilicht Aus dem englischen » skylight«, Oberlichtfenster der Kajüte. wie ein großer Hund zusammen und war im Nu eingeschlafen. Jetzt war Paul der allein noch Wachende an Bord.

Da das Schiff nur geringe Fahrt lief, erforderte das Steuern nicht viel Aufmerksamkeit. Obgleich kein Mond am Himmel stand, so war es dennoch nicht ganz finster, da die prächtig funkelnden Sterne einige Helligkeit verbreiteten. Das Meerleuchten durchschimmerte wolkenähnlich die schwarze Flut und verwandelte das Kielwasser in eine lichte Gasse wirbelnden Silbers. Der Nebel, der bei Sonnenuntergang eingetreten war, hing noch immer dünn über See und Schiff, so daß das Vorderteil wie mit einem leichten Schleier verhängt erschien. Bei der Stille, die ringsum herrschte, war es Paul, als wäre er der einzige Mensch an Bord; und doch lag Towe Tjarks nur wenig Schritte entfernt von ihm an Deck, bereit, bei dem geringsten Anlaß aufzuspringen. »Ich wollte, ich hörte einen schnarchen,« sagte er zu sich selber, »dann wäre doch nicht alles so tot.« Plötzlich vernahm er vorn ein Geräusch, ein Klappern, als ob eine Leine von einem der Koffeenägel Hölzerner oder eiserner Pflock zum Belegen (Festlegen) von Tauwerk, auch Kovei-, Koffein-, Kovelje-, Kavilien-, Kavel-, Kraveelnagel genannt. Aus dem italienischen » caviglia«, Pflock, Keil. Diese Pflöcke stecken in den Nagelbänken längs der Reling. herabgeworfen worden wäre; dem folgte das Rasseln eines Blockes und ein leichtes Segelflattern. Unserem Freunde schlug das Herz bis in die Kehle, und er rief laut nach Towe.

»Wat is?« fragte dieser aufspringend.

»Horch! Da vorn!« sagte Paul erregt.

Beide lauschten angestrengt, hörten jedoch nichts.

»Da hat einer ein End losgeworfen; ich habe es ganz deutlich gehört!« flüsterte Paul.

»Ach so,« sagte Towe. »Gazzi het di woll ansteckt mit sin Dummheiten. Wenn dor aber en End von de Nagelbank smeten is, dennso möt dat unnersökt warn.« – Damit begab er sich nach vorn.

»Nicht um tausend Mark ginge ich allein dorthin,« dachte Paul erschaudernd. – Towe kam bald zurück.

»Hast recht gehabt, Sohn,« sagte er. »Dat Vor-Reuel-Fall is losgeschmissen, oder het sick von sülben von den Koffeenagel aflöst, un de Raa het sick dalfiert. Wi möt dat Segel wedder upheißen. Ick wer de Ohl utpurren.«

Er lief die Kampanjetreppe hinunter und kam gleich darauf mit dem Kapitän wieder an Deck.

»Was gibts denn?« fragte dieser und warf einen forschenden Blick über das Deck.

»Dat Vor-Reuel-Fall is losgekommen un nu müssen wir die Raa wieder aufheißen,« antwortete Towe.

»Das Fall ist von jemand losgeworfen worden,« fiel Paul ein. »Ich habe genau gehört, wie es an Deck fiel, ganz genau! Und dann hörte ich auch wie die Raa 'runterkam und das Segel flatterte.«

»Merkwürdig,« sagte der Schiffer. »Du willst wohl mit Gazzi Kompagniegeschäfte machen? Das Fall war nicht ordentlich belegt, das ist der ganze Witz. Ich hätte vor dem Dunkelwerden das ganze laufende Gut untersuchen sollen. Wir wollen die Raa wieder heißen, Towe.«

Das Stück Arbeit wurde besorgt, und das kräftige Aussingen Towes, als er mit dem Schiffer im Takt an dem Fall riß, stärkte unserem Paul Herz und Nieren. Es war ihm, als nähmen ihm die fröhlichen, männlichen Töne eine Last von der Seele.

Die Nacht verging ohne weitere Aufregung. Sobald es Tag war, wurde Paul in den Saling des Großtopps hinaufgeschickt, um nach dem Senator auszuschauen. Das Schiff war nicht mehr in Sicht. Das Wetter schien gut bleiben zu wollen, was der kleinen Besatzung der Hallig nur angenehm sein konnte, wenngleich sie sich wohl ein wenig mehr Wind gewünscht hätte. Dem von der Reling herabspringenden Paul trat Towe Tjarks mit einem großen Blechtopf voll heißen Kaffees entgegen.

»Da is en Barg Butter un en grote Kiste voll feine Beschüten in de Pantry,« sagte er. »Junge, Junge, auf so ein verlassenes Fahrzeug lebt Janmaat jüst as'n Passeschier erster Klasse. Funfzehn Jahr' fahr' ich nu all zur See, aber noch niemals hab' ich so bong gelebt as hier up düsse ohle Hallig. Drink den Kaffee mit Verstand, Sohn, dat is echt türkschen.«

»Echt türkschen?« lachte Paul. »Wieso?«

»Wieso, fragst du? Ick heww dat Kaffeekocken in Türkisch-Marokko lehrt, wo ick dunntomalen gefangen seten heww.«

»Davon hast du mir noch nichts erzählt. Ist das schon lange her?«

»Ja; du worst damals woll kaum up de Welt. Ick vertell di dat woll noch. Jetzt muß ich ans Ruder. De Kaptein will'n Forschungsreise dör dat Logis maken un sehen, wo de Spukgeister sitten.«

Jaspersen nahm Paul auf seine Entdeckungsfahrt mit. Sie durchsuchten das ganze vordere Schiff, fanden aber keine Spur von einem lebenden Wesen, einige Ratten ausgenommen, die blitzschnell in ihren Schlupflöchern verschwanden.


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