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Wenn Staaten, welche erobert worden, wie wir angenommen haben, gewohnt gewesen sind, nach eignen Gesetzen und in Unabhängigkeit zu leben, so gibt es drei Wege, sie zu behandeln. Der erste ist, sie zu Grunde zu richten; der zweite, daß der Fürst seinen Wohnsitz daselbst aufschlage; der dritte, sie unter ihren eignen Gesetzen fortleben zu lassen, sich mit einer jährlichen Steuer zu begnügen, und die Regierung einer Oligarchie zu übergeben, vermittelst deren das Land in Unterwürfigkeit erhalten werde. Denn eine solche Regierung weiß wohl, daß sie sich nicht ohne Unterstützung ihres Schöpfers halten kann, und muß Alles thun, um ihm die Herrschaft zu sichern. Eine Stadt, die gewohnt gewesen ist, frei zu leben, wird am leichtesten durch ihre eignen Bürger im Gehorsam erhalten. Als Beispiele können hier die Spartaner und die Römer dienen. Die Spartaner hatten Athen und Theben inne, übergaben die Herrschaft derselben einigen Wenigen, und verloren ihre Eroberung trotzdem. Die Römer zerstörten Capua, Carthago, Numantia, und behaupteten sich daselbst. Sie versuchten es, Griechenland so zu beherrschen, wie die Spartaner es gemacht hatten, indem sie die Freiheit proclamirten und die einheimischen Gesetze bestehen ließen – und es mißlang; so daß sie gezwungen wurden, viele Städte im Lande zu zerstören, um die Herrschaft in demselben zu behaupten. Denn es gibt in der That kein sicheres Mittel dazu, als zu zerstören. Und wer sich zum Herrn einer Stadt macht, die gewohnt gewesen ist, in Freiheit zu leben, und sie nicht ganz auflöst, mag nur erwarten, selbst von ihr zu Grunde gerichtet zu werden. Denn der Name der Freiheit dient immer zum Vorwande des Aufstandes, und die alte Staatsverfassung wird weder über der Länge der Zeit noch über Wohlthaten vergessen. Was man aber auch immer für Vorkehrungen treffen mag, so kommen, wenn die Einwohner nicht getrennt und zerstreut werden, immer der alte Name und die alte Verfassung wieder zum Vorschein, so wie in Pisa nach so langen Jahren, die es unter der Herrschaft von Florenz gestanden hatte. Sind aber Städte oder Länder gewohnt gewesen, unter einem Fürsten zu leben, und dieser ist ihnen genommen und sein Geschlecht verlöscht; sind sie also gewohnt einen Fürsten zu haben, und haben doch keinen alten, so vertragen sie sich nicht darin, Einen aus ihrer Mitte zu erheben; frei leben aber können sie gar nicht. Sie ergreifen also die Waffen nicht so leicht, und ein Fürst bemächtigt sich ihrer ohne Mühe, und behält sie auch leicht im Gehorsam. Aber die Republiken bergen mehr Haß und das Andenken an die verlorne Freiheit. Man zerstört sie also am sichersten oder man wählt sie zur Residenz.