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III

Dionysos

 

»Denn die Männer sind heftig und denken
nur immer das letzte,
und das Hindernis treibt die Heftigen leicht
von dem Wege.
Aber ein Weib ist geschickt,
auf Mittel zu denken, und wandelt auf dem Umweg,
geschickt zu ihrem Zweck zu gelangen.«

Goethe

 

1

Mit schweigendem Groll empfingen die Großen in Alexandria ihre Königin. Zwei Jahre war sie außer Landes gewesen, um einen Vertrag mit Rom zu machen: wo war nun der Staatsvertrag mit seinen feierlichen Siegeln? Was hatten Volk und Senat von Rom den Ägyptern versprochen? Chaos erschütterte die mächtige Republik, der Mann war tot, auf den sie das Glück ihres Landes gesetzt, der Sohn war vaterlos, den sie mit ihm erzeugt hatte. Schlimmeres drohte. Wenn die Verschworenen die Macht behielten, würden sie nicht in allem Cäsars Politik desavouieren? Was wurde dann aus Ägypten?

Kleopatra verstand die Sorgen ihrer Minister, die Anklagen ihrer Gegner zu entkräften, indem sie ihnen die Zahlen des Handels mit Rom vorführte, die in diesen zwei Jahren so hoch gestiegen waren wie nie zuvor. Sie sprach von Caesarions Legitimierung im Senate durch Antonius, und als sie noch immer skeptischem Schweigen begegnete, rief sie ungeduldig aus, welchen andern Erben aus ptolemäischem Blute sie denn in petto hätten, denn die letzte Überlebende, Arsinoë, Cäsars Gefangene, war im Trubel der letzten Wochen verschwunden, niemand wußte wohin. Da aber alle Welt so viel an Rom verdient hatte, gelang es ihr rasch, die Zweifel an der Zukunft auf der Straße zu zerstreuen.

Sie selber blieb dieser Zweifel voll. Als sie die hallenden Gewölbe des Palastes nach zwei Jahren wiedersah, erschrak sie zuerst vor ihrer Einsamkeit. Hier hatte sie den Vater gesehen, nüchtern und betrunken, regierend und flötend, zwei Brüder und zwei Schwestern waren hier mit ihr aufgewachsen, und gab es auch viel Streit und Haß, so gab es doch beständig Bewegung. Dort, an dem großen Tische, hatte sie mit Antonius und ihrem Vater das Festmahl gehalten, es war jetzt elf Jahre her. Dann hatte auf denselben Kissen Cäsar gelegen, damals, als sie vor seinen Augen aus dem Teppich rollte. War es möglich, daß erst vier Jahre vergangen waren, seit sie zuerst den Glanz der schwarzen Augen aus seinem Königsgesicht empfangen hatte?

Jetzt ist sie in ihre alte, tiefe Fensternische zurückgekehrt, hat die Beine angezogen, den Kopf an die Marmorwand gelehnt; die ist warm, denn es ist Mai, und es ist windstill. Dort, in dem großen östlichen Hafen, in dem sie nun wieder neue Schiffe die Fahrt bereiten andere mit eingezogenen Segeln einlaufen sieht, in diesem immer belebten Ausgang nach Rom, da war Cäsar von dem gesunkenen zum rettenden Boote hinübergeschwommen, die Zähne in den Purpurmantel geschlagen, der immer schwerer wurde und schließlich ihn entfiel. Linker Hand aber, dort glitt damals sein Dreiruderer hinaus ins Meer, sie spähte ihm, er spähte ihr noch lange nach, denn keiner wußte, ob dies nicht ein Abschied war für immer. Heute war der letzte Abschied vorüber.

Indem Kleopatra nie einen Vater verehrt, nie einen Bruder, nie vorher einen Mann zum Freunde gehabt hatte, fühlte sie sich dreimal verlassen, als sie jetzt an der Stätte ihrer ersten, kampfreichen Liebschaft die Kälte spürte, die sie umgab. Jetzt hätte sie selbst Pothinus, den schlauen Eunuchen, oder den jüngeren Ptolemäus, sogar den betrunkenen Flötenspieler für eine Stunde herbeigewünscht, um die alten Zeiten wieder heraufzuträumen, nach denen sie sich doch nicht sehnte. Zurückgeführt auf ihre heimatlichen Umstände, dem großen Traum entrissen, der sie seit Jahren über Geburt und Ahnen hinausgehoben, empfand Kleopatra die Stadt ihrer Väter eng, nichtig das Reich und die Herrlichkeit. Es war nicht Rom, was sie entbehrte; dort hatten sie die Formen der Republik immer befremdet. Es war der erste Verlust, der ihr Leben beschränkte, der erste Einbruch des Schicksals in ihre herrischen Aspekte. Der Mann, vor dem sie sich gebeugt, der ihr zugleich Vater und Lehrer, Liebhaber und Bruder gewesen: es war Cäsar, ohne den zu leben sie sich jetzt entschließen mußte.

Aber da tappten durch die Halle kleine Füße, die damals, als sie fortfuhr, noch nicht stehen konnten. Durch ein Wunder war ihr der verjüngte Cäsar wiedergegeben, und diese Frau, die in ihrem Leben nie geweint hatte, jetzt war sie nahe daran, zu weinen, aus Glück, nicht aus Trauer.

Hundertmal hatte sie auszurechnen versucht, an welchem Abend jener ersten kriegerischen Wochen sie das Kind empfangen haben könnte, ob im Palast oder im Lager: dort drüben in den Kissen zwischen schweigenden Blicken oder in jener Nacht, als Musik von den Truppen herüberdrang und ein paar Frauen draußen bei den Soldaten kreischten; vielleicht aber auch an dem gewissen Nachmittage, als der Feind endlich gewichen war, als Cäsar sich früherer Gefechte erinnerte und nun, sieghaft erregt, mit ausgestreckter Rechten, in abgerissenen Worten vor sich selber in die Zukunft zu phantasieren schien, dann aber, als er die schweigende Hörerin wieder entdeckte, sich plötzlich mit der Gebärde eines Jünglings über sie warf.

Heute zum ersten Male fielen ihr diese Liebesstunden wieder ein; der Ort, der Knabe, vor allem die Verlassenheit, die sie in all ihrem eifrigen Planen an Bord nicht bemerkt hatte, weckten in der Frau Erinnerungen auf, zu denen der strengere und nur selten verjüngte Verkehr mit Cäsar in Rom sie nur zu wenig hatte verführen können, jetzt sagte sich ihre naive und sinnliche Natur, daß sie einen Mann brauchte; aber wenn sie die eleganten jungen Leute ihres Hofes durchging, kam es ihr lächerlich vor, einen zum Nachfolger Cäsars zu machen. Es würde sich schon ein junger Sklave finden, den man leicht stumm machen konnte, wenn er plauderte.

Indem sie diese Gedanken auf ihre Art mit einem Schütteln des Lockenhaares abwarf, kehrte sie zu dem Knaben zurück, sie hob ihn hoch und zeigte ihm die Segler; und als er sie fragte, wohin sie denn führen, sagte sie, sie führen alle nach Rom.

2

Und es kamen Kuriere und Agenten, Spione und Wucherer zu ihr aus Rom, um in nie unterbrochener Kette Kunde von den Ereignissen zu bringen, an denen ihr Schicksal hing und das ihres Landes; am ganzen Mittelmeer war niemand so gut bedient mit Nachrichten wie die Königin von Ägypten. Während ihre Untertanen beständig strebten, Unternehmungen und Waren nach Italien zu richten und von dort beinahe nichts zurückbrachten als Geld, schickte sie selber nichts dorthin, aber sie war unersättlich, Taten und Kämpfe der andern zu vernehmen, denn aus dem Kampf der römischen Kräfte wollte sie die Diagonale ziehen, und nur aus der Verwirrung von hundert Nachrichten konnte sie auf die wahrscheinliche Wahrheit schließen, aus dieser auf die Entschlüsse der Handelnden.

Sie hatte Rom nicht umsonst studiert. War früher jede Beschreibung durch ihren Vater, seine Leute ihrem sinnlichen Geiste nebelhaft geblieben, nun konnte sie sich bei allem genau vorstellen, wo es sich zugetragen, was für Mienen und Gesten, was für Betonungen und Pausen der gebraucht hatte, von dessen Unternehmung die Rede war. Mehr noch als die Männer wurden die Frauen vor ihren Augen lebendig, deren entscheidenden Einfluß sie dort drüben erkannt hatte.

Da war Servilia, Cäsars alte Geliebte, die heute, eine andere Niobe, in ihrer Familie allein den Bürgerkrieg symbolisierte: sie hatte einen Sohn und Schwiegersohn im Lager der Rächer Cäsars, einen zweiten Schwiegersohn bei den Verschworenen und dort auch ihren Brutus. So kämpften zwei ihrer Söhne gegeneinander, jeder auf der Seite der falschen Partei. Kleopatra fiel die Erschütterung ein, die diese alte Frau bei der Ermordung Cäsars durch ihren eigenen Sohn erlitten haben mußte, und vielleicht streiften sie durch frauenhafte Vergleiche Regungen eines Mitgefühls, das ihrer Natur sonst fremd war.

Vor allem aber folgten ihre Agenten jeder Bewegung der Fulvia, deren Haß und Herrschsucht sich an der großen neuen Situation nun erst vollends entzünden konnte. Hatte sie in ihrer ersten Jugend Männerkraft und Einfälle ohne Folgen verschwenden sehen und auch bei Antonius bisher nicht mehr durchgesetzt, als daß er sich mit Cäsar wieder versöhnte, so war ihr im letzten Jahre die Rolle der Gefährtin zugefallen, die alles ringsum zu ergründen wußte, um ihren Mann, den Günstling des Mächtigen, zu warnen. Mit Cäsars Tode aber, ja mit dem Tage selbst, begann ihr großes Spiel, denn sie allein vermochte dem üppigen Leben des Antonius das Vergnügen zu rauben, um ihm den großen Ehrgeiz dafür einzuhämmern: aus dem Zweiten den Ersten zu machen. Zuerst hatte sie seinen Bruder Lucius dafür gewonnen, gemeinsam mit ihr den allzu genießerischen Mann in eine große Schwingung, sein lebensfrohes Wesen in eine zielbewußte Spannung zu versetzen, die der Blick auf seinen großen Chef bisher verhindert hatte.

Nicht daß Antonius seinen Wert unterschätzte. In seiner soldatischen Art spuckte er auf den jungen Oktavian und hätte weder ihm noch Lepidus erlaubt, ihm etwas zu befehlen. Die Verschworenen vollends schienen nur dazusein, damit man sie zuerst unmöglich machte und dann besiegte. So fern er um sich blickte, niemand war über ihm. Aber von dort zur weltgeschichtlichen Aktion war es weit; diesem Dionysos fehlte die Kraft des Zeus, um das Spatium an Zeit und Weite mit Visionen zu bestrahlen. Da war es die männliche Begierde der Fulvia, die ihm das Leben unbequem, den Genuß verächtlich zu machen suchte, indem sie dem Gott des Weines den leer gewordenen Thron des Göttervaters zeigte. Unter ihrem Stachel ging es Antonius plötzlich auf: er brauchte Cäsar nur nachzuahmen, um ihm zu gleichen.

Die Nachrichten, die sie über die autokratischen Bewegungen der Fulvia empfing, versetzten Kleopatra in Unruhe: schnell durchschaute ihr weiblicher Instinkt die Gefahr für Antonius und damit für sie selber. Mit Rom auch nach erloschenem Traum zu leben und niemals gegen Rom, das war ihr als Grundgedanke seit der Kindheit eingepflanzt. In Rom aber fühlte sie nur noch Antonius. Ein Antonius als Konsul und als Feldherr gegen die Verschworenen, das war, was sie erhoffte; ein Antonius aber, der sich cäsarisch zu erheben begann, der auf Weltabenteuer ging und den Diktator spielte, bevor er einen einzigen Sieg errungen, der wurde gefährlich.

Vor allem ihr gefährlich, da eine mächtige Fulvia von ihm alle Frauen wegtreiben würde, wie sie es schon vordem versucht und sicher mit demselben Mißtrauen auf die Ägypterin geblickt hatte wie diese auf die Römerin. Daß sie beide den Oktavian haßten, genügte nicht als Fundament der Freundschaft. Diese Fulvia, die mit zwanzig schon zweimal Witwe gewesen, heute nicht älter als die Ägypterin, aber durch ihre beiden ersten Gatten in jedem Raffinement erschöpft, von Natur und Erfahrung Kleopatras Rivalin, schien durch die neuen Ereignisse zu einer aktiven Gegnerschaft berufen. Würde diese Frau nicht alles tun, um ihrem zum Diktator erhobenen Gatten in seinem eigenen Sohn einen besseren Nachfolger Cäsars zu erweisen als in jenem fernen Caesarion, dessen Mutter Ansprüche machte? Sicher, so schloß Kleopatra weiter – denn sie hatte Fulvias Blicke bei ihrem freundschaftlichen Umgang wohl geprüft –, sicher würde Fulvia lieber die kinderlose, alternde Calpurnia als Cäsars Witwe gelten lassen als die junge Königin von Ägypten mit ihrem fatalen Sohn, vollends, da diese ihrem eigenen Manne leicht gefallen konnte. Wenn Kleopatra in Antonius den einzigen Freund in Rom erkannte, so sah sie in seiner Frau schon heute den kommenden Feind.

Alle Nachrichten sprachen von Fulvias entscheidendem Einfluß. Die Naivität, mit der sie durch Monate immer neue Papiere mit Cäsars Unterschrift und Siegel an den Tag brachte, mußte die dadurch Betrogenen zusammenschließen, auch wenn sie noch nicht laut reden durften. Jener Geheimschreiber fabrizierte postume Begnadigungen und Verbannungen Cäsars, und alles endete in Geld, als ob hier Rechte und Beschlüsse versteigert würden. Cäsars Vermögen von 25 Millionen Goldfranken reichte gerade aus; daß Antonius seine Schulden bezahlte und mit verschwendender Hand alles kaufte, was seine Macht stützen konnte.

Und doch blieb Antonius keineswegs Herr der Lage: er wurde in die Enge gedrängt, schließlich von den Konsuln, die halb und halb bei den Verschworenen standen, bei Modena geschlagen, er mußte aus Italien fliehen, während in Rom seine Frau von Cicero in niederschmetternden Reden des Betruges angeklagt wurde. Denn Cicero, der, ewig wendig, am Tage nach Cäsars Ermordung schrieb, er bedauere nur, zu diesem Götterschmause nicht mit eingeladen worden zu sein, verbeugte sich vier Wochen später in pathetischem Brief an Antonius vor dessen Genie, wieder ein paar Monate später aber entdeckte er, wie groß, mit jenem verglichen, doch der junge Oktavian wäre. Da seine Geistigkeit sich beständig materialisieren wollte und es ihm doch an der naiven Brutalität fehlte, die Taten zeugte, verlor Cicero in überklugen Schlangenwegen zwar nicht sein Genie, doch zeitweilig seinen Ruhm, am Ende selbst sein Leben.

Kleopatra dagegen ließ sich in ihrer Parteinahme durch keine schlechte Nachricht erschöpfen. Ihr instinktives Wesen, viel sicherer als Ciceros, war vor dem Zittern des Gehirnmenschen durch eine Leidenschaft geschützt, die physisch war und Cäsar hieß oder jetzt Caesarion. Ihr Feind in Rom, in der Welt war immer nur Oktavian, dieser andere »Caesarion«. Das hatte sie schon vor der Mordtat erkannt, und daran hat sie festgehalten, vierzehn Jahre lang, bis zum Tode. Zugleich wuchs ihre Sympathie für Antonius' Schicksal immer mehr, sie wuchs so lange, als er Oktavians Gegner war; in den Perioden der Freundschaft dieser beiden Männer verblaßte ihr auch Antonius.

Wie gut gefiel ihr der geschlagene Antonius in den Berichten: wie er nun, auf der Flucht nach der andern Seite der Alpen, die Legionen seines früheren Freundes Lepidus aufsuchte, dem er bei Cäsar geholfen; wie er, schwarz gekleidet, doch ganz mit Kot bespritzt, mit verwildertem Barte, den alten, von der bösen Welt verfolgten Cäsarianer vor den Truppen spielte, nur durch einen Bach von ihnen getrennt, die ihn alle kannten, auch liebten, und wie er sie mit so dröhnender Rede zu gewinnen suchte, daß Lepidus in seiner Verlegenheit laut die Trompete blasen ließ! Wenn Fulvia dann auf offenem Markte Reden hielt, um Oktavian zu beschuldigen: wie er, Cäsars Erbe, seine Ermordung nicht räche, wie er Cäsars Vermächtnis an das Volk nicht bezahle, wie er statt dessen dem Antonius nach dem Leben trachte – bei solchen Berichten gefiel der fernen Königin für Augenblicke sogar die wilde Fulvia. Ah, wie sie alle römischen Schliche und Falschheiten sah und hörte, über das Meer hinweg zu riechen glaubte: wie sich in Rom die vier Parteien nun gegenseitig herauszulocken, nun wieder anzuziehen suchten; wie Cicero pathetisch vor einem sechsten Bürgerkriege warnte, nachdem ihm einige von den fünf vorausgegangenen doch nicht so unangenehm gewesen waren; wie der kalte Oktavian als junger Erbe die Tore zu Cäsars Hause weit öffnen ließ, um dem Volke zu gefallen, das er verachtete, und dabei doch die Hand auf dem ererbten Gelde hielt, ganz sein Großvater, der Wucherer; wie alle um die allmächtigen Veteranen herumschlichen, um ihre Schwerter und Arme zu kaufen! Das alles amüsierte noch die Leserin und Hörerin in Ägypten.

Als aber ein paar Wochen später neue Briefe vom Wunsche eben dieser Legionen sprachen, daß sich die Nachfolger vertragen sollten, denn sie wollten nicht auf ihre Kameraden schießen – da erbleichte Kleopatra. Was blieb ihr, die sich von Cäsars Mördern für ewig getrennt fühlte, wenn sein geborener Rächer sich mit seinem erwählten Sohne vereinigte! Und doch war es soweit, schon ein halbes Jahr nach des Antonius Niederlage und Verbannung. Noch immer im Norden, trafen sich die Gegner, zusammen mit Lepidus, um ein neues Triumvirat zu schließen. Das alte, das vierzehn Jahre vorher Cäsar mit seinem Rivalen Pompejus und mit dem reichen Crassus geschlossen, gab das Vorbild ab für die mißtrauische Vereinigung von Diktatoren, die alle Zeit gewinnen und durch Scheinverträge ihre Rivalen betrügen wollten, um sie schließlich rasch abzuwürgen; Schauspiele zugleich für Untertanen, die gut genug waren, am Ende doch, als Soldaten und Steuerzahler, die Machtgier ihrer Führer mit Blut und Gold zu bezahlen.

Was für ein Abstieg in den Persönlichkeiten! An Stelle des Cäsar ein schmaler Neffe, an Stelle des Grandseigneurs Pompejus ein wüster Unterfeldherr! Und doch hielt sich jeder von den dreien, die den alten Bundesnamen wieder erweckten, sicher für den künftigen Cäsar. Oktavian hatte sogar die Namen Gaius Julius Cäsar seinem eigenen vorangestellt; dreißig Jahre später begann seine Mitwelt zu glauben, es habe nie vorher einen Cäsar gegeben.

Mit schweigender Erbitterung hörte Kleopatra den Bericht eines ihrer Spürhunde über den Abschluß des neuen Triumvirats: wie sich in der Nähe von Bologna an den Ufern des Flusses die Heere sammelten, um Zeugen und Garanten zu sein; wie Lepidus zu einer kleinen Insel übersetzte, dann nach beiden Seiten winkte; wie sich Antonius und Oktavian in Booten übersetzen ließen und vor den Augen ihrer Beifall rufenden Kohorten einander betasteten, ob auch der andere ohne Waffen sei. Ja, die Soldaten, die noch an Bindung durch Verwandtschaft glaubten, drängten den Neuversöhnten durch ihre Abordnung sogleich noch eine Heirat auf: Oktavian mußte sich mit Fulvias Tochter aus erster Ehe verloben, die nicht mehr als acht oder neun Jahre sein konnte, und Fulvia, die bisher immer auf des Oktavian schwache Gesundheit gehofft und ihn schon lange tot gebetet, mußte ihn jetzt als eine sechsundzwanzigjährige Schwiegermutter umarmen. Sicher dachte der zwanzigjährige Oktavian dabei, wieviel pikanter es wäre, die Mutter zu bekommen.

In Kleopatra knüpften sich leise Hoffnungen an diese Heirat, nur aus entgegengesetzter Voraussicht: sie brauchte sich nur die drei Männer auf ihrer Insel vorzustellen, um die Kürze dieser Gemeinschaft zu berechnen: den bequemen, etwas cholerischen Lepidus, der am liebsten in Ruhe gelassen wurde, den breitlebenden Antonius und den eisigen Oktavian, der zwischen gespielter Mäßigung und lasterhafter Ausschweifung schwankte, nervös und kränklich, furchtsam und deshalb grausam. Und diese Männer, alle drei der Fulvia an Schwung und Einfällen unterlegen, teilten sich das Reich Cäsars, »als ob es ihr väterliches Erbe wäre«.

Die große Liste, die die drei Männer sofort entwarfen, um 2000 ihrer reichsten Feinde hinmorden zu lassen, konnte Kleopatra nicht schrecken. Es gefiel ihr, als sie von Ciceros Ende hörte und wie der Soldat ihm den Kopf aus der Sänfte gezerrt und diesen dann langsam abgesägt hatte. Daß aber Fulvia den Kopf des toten Feindes nachher angespien und seine böse Zunge mit Haarnadeln durchbohrt hatte, erschien ihrem Königssinne verächtlich. Wie alles floh, um sich zu retten, wie Senatoren sich als Sklaven verkleideten und die Aborte leerten, um zu entwischen, andere in der letzten Stunde all ihr Gold verteilten, um den Häschern nichts zu lassen, oder wie Frauen ihre verhaßten Gatten auf die Liste setzen ließen, das alles verstand Kleopatra in den römischen Berichten. Aber dann ekelte ihr vor diesem Treiben, als sie statt glänzender Rachsucht nur bleiche Geldsucht als Motiv erkannte und hinter all diesen Morden die plebejischen Köpfe jener bezahlten 200 000 Soldaten auftauchten, deren Kräfte man brauchte, um zu regieren.

Daß Fulvia so viele feindliche Köpfe fallen sah, mochte ihr die an Rache gewohnte Königin sogar mißgönnen. Ein reicher Nachbar, Rufus, der sein Haus der Fulvia früher verweigert hatte, mußte jetzt dran glauben, und als Antonius, bei einem Festmahl den Kopf empfangend, sagte, er kenne ihn nicht, er müsse wohl seine Frau angehen, nahm diese ihn mit entzückter Rache auf und ließ ihn vor dem Hause aufpflanzen, um dessen Besitzes willen sie ihn hatte töten lassen. Ihre Macht wuchs, als sie jetzt mit dem ihr unterworfenen Lepidus in Rom regierte, während die beiden andern Triumvirn nach Griechenland zogen, um Cäsars Mörder zu besiegen.

In diesem Kampfe, der bald das ganze Reich erschütterte, wurde Kleopatra auch an ihrer fernen Küste gedrängt, Partei zu nehmen. Ihr Herz kannte nur eine; als aber der Krieg um Cäsars Erbe sich bis nach Afrika zog, kamen die Interessen ihres Landes in Gefahr. Was würde sie tun, wenn Cäsars Mörder Cassius, der mit acht Legionen in Syrien stand, aus Ägypten so viel Geld zu ziehen beschlösse wie vor fünf Jahren Cäsar? Sie zu schützen stand einer von der Gegenpartei nicht weit entfernt, aber der hieß nun wieder Dolabella und war, wenn auch ein Feind der Verschworenen, doch auch ein Feind des Antonius. Ihm gab auf seine Hilferufe die Königin jene vier Legionen, die Cäsar damals für Roms Interessen in Alexandria gelassen hatte. Der Mann, der sie abholte, verriet sie aber, oder er wurde von Cassius abgefangen; gewiß ist, daß diese 12 000 römischen Soldaten, die der Königin von Ägypten unterstanden, in die Gewalt eines der Mörder Cäsars fielen.

Furchtbare Lage! Muß sie nicht die Herankunft ihrer Feinde fürchten? Schon sendet ihr dieser Cassius Befehle, sie solle Schiffe schicken, und ihr Gouverneur in Zypern tut es wirklich. Sie eilt, ihre Flotte zu verstärken, aber wer wird Ägypten schützen, wer das offene Alexandria, wenn Cassius jetzt den alten Wüstenweg von Syrien her antritt, den seit Jahrtausenden die Eroberer Ägyptens gegangen sind – zuletzt Alexander? Sie sieht ihn wieder vor sich, Cassius, draußen, jenseits des Tiber, wie er dort an der rechten Säule in ihrem Atrium stand und sie mit einem Blicke maß, der zugleich Cäsar galt, ihrem Freunde. Wie, wenn ihn jetzt eine kühne Laune trieb, sich die Geliebte Cäsars, den er erdolcht hat, etwas genauer anzusehen? Der Nil steht niedriger als seit Jahrzehnten, Hunger ist die Folge, und Pest wütet auch durch die Hauptstadt. Ihre Antwort an Cassius ist nur eine Ausflucht, um Zeit zu gewinnen.

Aber es schien, die Götter hielten es nicht mit den Mördern Cäsars. Gerade als Cassius sie bedrängte, wurde er von eiligen Boten des Brutus nach Mazedonien gerufen, denn dort zog dieser zur entscheidenden Schlacht gegen die Triumvirn. Wer siegen würde? Kleopatra wußte nicht, wer stärker und wer der bessere Heerführer war.

Wirklich stand bei Philippi die Schlacht ganz ungewiß. Dort haben sich zwei Feldherrn gegenübergestanden, einer nervenschwacher als der andere: Brutus, der aus fatalistischer Ungeduld zu früh losschlug, besiegte den Oktavian, der sich aus Schreck über den Anprall im Schilfe versteckt; Brutus hätte die ganze Schlacht gewonnen, wenn er mit gespannter Energie dem Heere des Cassius geholfen hätte, der zugleich von Antonius geschlagen worden war. Erst später gelang es dem Antonius, gegen seinen geschlagenen Verbündeten, Oktavian, und gegen dessen überlegenen Feind die Schlacht doch noch zu gewinnen, bis die geschlagenen Feinde von eigenen Händen fielen: sie, Brutus und Cassius, die sich vermessen hatten, den großen Cäsar zu erdolchen.

Wieder trafen sich bei dieser Nachricht über das Meer hinweg die Gefühle der Fulvia und der Kleopatra: beide staunten oder wüteten über die Anständigkeit des Antonius, der jetzt doch kurzerhand sich des Oktavian hätte entledigen sollen! Aber von beiden Frauen war es doch nur die eine, die sich in den Augenblick vertiefte, als Brutus mit derselben Hand dasselbe Schwert gegen sich selbst erhob, das er zwei Jahre vorher dem waffenlosen Cäsar in die Lende gestoßen hatte. Dieser Selbstmord, dem ein Dutzend Selbstmorde anderer Verschwörer folgten, stellte sich in Kleopatras Gemüt als die echte Rache dar: aus ihm sprach die Stimme der Götter.

Denn zwischen den wechselnden Aspekten der Zukunft, zwischen ihren vorspürenden Gedanken verlor Kleopatra niemals die Vision des Sternes, der sie verlassen. Kurz nach Cäsars Ermordung konnte sie ihn sogar mit Augen am Firmamente sehen, in Gestalt eines glänzenden Kometen.

3

Eines Tages, es war ein halbes Jahr nach der Schlacht bei Philippi, landete in Alexandria ein überaus eleganter Römer, bisher der Königin unbekannt, undurchsichtig, halb Philosoph, halb Kuppler. Er hieß Dellius und war ein Bote des Antonius.

Bei der Teilung des Römischen Reiches zwischen den Triumvirn hatte Antonius sich den Osten ausbedungen: dorthin zog ihn seine Natur, die so viel Griechisches hatte, Erinnerung an die Jugend und schließlich Cäsars Erbschaft. Nicht daß er sofort ausziehen wollte, Persien zu erobern: dazu war er nicht alexandrinisch genug. Aber die Papiere Cäsars, die er in der Mordnacht sich aus seinem Hause geholt: eine Menge Notizen, Zahlen, Karten, Skizzen, wie sie ein Feldherr beim Aufbau eines großen Krieges hinwirft, Namen von Häfen, von Routen, Zahlen von Pferden und Ochsen, Berechnung von Fourage, alles ungeordnet, ganz privat und deshalb um so anregender für einen Nachfolger; dieses sonderbare Patrimonium, das nun seinem ersten Offizier in Händen lag, wirkte mit geheimer Macht in Kopf und Herzen des verehrenden Erben, als ob es Vorbild und Warnung wäre. Einmal würde er etwas daraus machen, dachte Antonius. Doch zuerst wollte er die südöstliche Küste Asiens gewinnen, die Inseln und Halbinseln seiner Jugend. Dorthin zog ihn sein Wesen, nicht zu den kalten Barbaren in Gallien, und Cäsars spätes Geständnis klang in ihm nach, er habe viel zu lange den Süden entbehrt. Hier wuchsen ihm, dem insgeheim Verlangenden, viele Schätze entgegen, die schönsten Sklavinnen und der süßeste Wein.

Zu seinem Staunen gab es diesmal dort unten für ihn auch Fürstinnen. Denn diese kleinen Könige in Kappadozien und Phrygien wetteiferten, dem dionysischen Feldherrn Gastmähler zu bereiten; ja, einen solchen an seinem Zelt draußen warten zu lassen, das war doch auch ein Augenblick, wert des Erlebens, und wenn er später einer solchen Königin den Schleier zurückschlug, dann erst begann ihm das Fest. So war Antonius durch die griechischen Inseln gezogen, und da kein römischer Feind mehr da war und auch kein fremder, konnte er wohl zwischen sich und das Heer eine eigene Welt legen, in der es von Tänzern und Komödianten harfte und flötete und die Speere, ihres Zieles beraubt, mit Efeu umwunden waren.

In einer solchen lustvollen Stimmung war es, daß der Vergleich jener Frauen mit Cäsars Geliebten ihn eines Tages ärgerte, und er beschloß, auch in diesem Punkt aus einem Zweiten der Erste zu werden. Doch Cäsars Schatten über ihm war stark. Hatte Cäsar sie nicht vor seinen Richterstuhl geladen, bevor er sie sah? Und hatte sie nicht jetzt dem Cassius ihre vier Legionen gesandt? Wahr oder nicht, was sie darüber verbreiten ließ: gewiß war, daß er, Antonius, diesen Truppen Cäsars bei Philippi manchen Mann hatte opfern müssen – und das war ihre Schuld!

Aber sie einfach anzuklagen, wie sie's verdiente, dafür war des Antonius Respekt vor diesem Weibe doch zu groß. Deshalb überließ er es seinem galanten Boten, eine Form zu finden, die zwischen Vorladung und Einladung läge. Dellius, kaum daß er der Königin sich vorgestellt, knickte zusammen, sah alles voraus und brachte nur noch fertig, lächelnd einen Vers aus der llias zu variieren, indem er ihr, ähnlich wie Neptun der Hera, riet: »Gehe in deinem besten Aufzuge nach Zilizien!«

Kleopatra lächelte und ließ sich bitten. Es kamen mehrere Briefe, sie sagte nicht nein, zeigte aber durch ihre souveräne Haltung an, daß sie es höchstens als eine Lustfahrt begriffe, wenn sie käme, den Triumvirn zu besuchen – und kurz, sie würde es überlegen. Wieder, wie damals vor sieben Jahren, als Cäsar sie rufen ließ, saß sie allein, nur diesmal nicht in einem armen Zelt am Wüstenrande, sondern in ihrem kühlen Palaste, und dachte nach, was zu beschließen sei:

Nie gegen Rom, hatte der Flötenspieler geraten, ihr Vater, wenn er nüchtern war. War es ein Schicksal, daß ihr auf die Dauer kein Mann aus Alexandria gefiel? War es nur Geschmack? Ein zweiter Römer! Antonius war nicht Cäsar, das war klar. Cäsar war nirgends mehr in der Welt zu finden, es sei denn in Caesarion. Aber besaß dieser bärtige Dionysos nicht manches, was Cäsar fehlte? Wie, wenn sie mit ihm, von zwei Löwen gezogen, durch die Straßen führe? Es gab manches Unversuchte, worauf pikante Verse ihre Neugierde lenkten und ihr Blut.

Denn daß sie siegen würde, war ihr stets so gewiß wie Cäsar vor der Schlacht. Dann aber, wenn er sie begehrte, würde sie sich, als Gast in einem fremden Hafen, nicht lange wehren: dazu war er zu stark und sie zu schön. Auch Fulvia zu kränken war ein edles Ziel: das hätte ihr allein die Reise gelohnt. So zog sie ihre Schlüsse im voraus und willigte schließlich bei sich selbst in eine Seefahrt ein, die ein Abenteuer wahrscheinlich machte. Vor allem wußte sie, er war der einzige, der Cäsar wahrhaft geliebt hatte, und so mußte er auch für Caesarion empfinden.

Wie aber ihm erscheinen? Aus dem Teppich rollt man nicht zweimal, erst recht nicht, wenn man inzwischen Mutter wurde. Es würde ihr schon etwas einfallen, dachte sie und machte sich bereit.

Zugleich berechnete die kalte Hälfte ihres Wesens, daß man mit dem römischen Verwalter des südlichen Mittelmeeres Freund, daß man ihm gefällig sein sollte. Und dies entschied, denn ihrem Stolze kam es hart an, über das Meer zu einem Römer zu fahren, nur weil er sie rufen ließ. Da häufte sie, um sich so königlich zu fühlen wie damals, als sie nach Rom gesegelt war, Gold und Sklaven, Steine und Schmuck, ließ einen ganzen Hausrat an herrlichen Geräten zusammenpacken, der in Hunderten von Kisten auf den im Schweiße spiegelnden braunen Schultern zahlloser Sklaven die Stufen vom Palast herunter und dann in die Schiffe getragen wurde. Zwölf Dreiruderer wurden damit angefüllt, und die antiken Autoren häufen Namen und Formen kunstvoller Gebilde, um zu beschreiben, was die Königin zusammenzog, als sie nach Tarsus fuhr.

Auf der Fahrt nach Kleinasien ging Kleopatra in ihrer sachlichen Art im Kopfe nochmals durch, was sie von diesem zweiten Römer erwarten konnte:

Nach allem, was sie von Cäsar, von den Feinden, später von ihren Agenten erfahren, war Antonius so gutartig wie seine Mutter, so unzuverlässig wie sein Vater gewesen; denn das Haus, dem er entstammte, war von den Verschwendungen des Vaters und den Tränen der Mutter erschüttert worden. Gelernt hatte er wohl nicht viel, war den athenischen Studien entflohen, um lieber als Reiteroberst durch Syrien zu abenteuern; so war er an ihres Vaters Königstafel gekommen, damals, als er jenen sonderbar ernsten Blick auf die Vierzehnjährige geworfen. Erst später, mit dreißig, war er von Cäsar entdeckt worden.

Wenn ihn Cäsar heraufzog und zuletzt mit seinem höchsten Vertrauen beschenkte, so war's, weil er sich hier auf festem Grunde fühlte. Sicherheit vor Eifersucht war so selten; Treue, wo gab es noch dergleichen, und diese Hingabe, wenn sie sich einmal fand, war dann noch seltener verbunden mit hohem Talent im Felde und einem Mut, der keine Vorsicht kannte. Dies alles erschien Kleopatra an seinem Charakter untrüglich, und die Entschiedenheit, mit der Antonius sich dann in den erregten Gesprächen der Mordnacht zur Rache bereitete, stach greifbar ab von den weltklugen Schwankungen, in denen Oktavian, der erwählte Erbe und Rächer, sich Cicero und andern Feinden Cäsars zeitweise näherte.

Freilich – so dachte die Königin auf ihrem Schiffe weiter –, freilich war er auch ein Stück Komödiant; daher der Verkehr mit den Schauspielern. Sie hörte ihn wieder, wie er bei Cäsars Leichenfeier die Stimme bald hob, bald zu künstlichem Flüstern senkte; mit welchem Theatertalent er die Wachsstatue des Ermordeten aufgestellt und an ihr die dreiundzwanzig Wunden vorgewiesen hatte, bis er schließlich als Glanzstück die blutige Toga ausbreitete. Und doch waren seine Tränen echt, denn er liebte Cäsar; ja, sie und er waren die einzigen Menschen, die an seiner Leiche fühlten, sie würden seinesgleichen nicht wiedersehen.

Was er für drollige Einfälle hatte, das große Kind! Als er nach der Versöhnung mit Cäsar heimkehrte und es in Rom wieder einmal hieß, Cäsar sei tot, und was dort heranzöge sei ein feindliches Heer, da hatte sich Antonius, vorauseilend, als Sklave verkleidet, ein Trauertuch über den Kopf gehängt und war zu seiner Frau getreten – Fulvia hat es ihr selber erzählt –, »mit einem Briefe vom Antonius«. Fulvia schreit: »Lebt er?« Antonius weist traurig auf den Brief, sie macht ihn auf und liest darin, Antonius verspräche ihr, nie wieder bei der schönen Cythere zu schlafen. Dann reißt er seinen Schleier herunter und tollt mit ihr durchs Zimmer.

Ein anderes Mal hat er einem Freund eine halbe Million Sesterzen geschenkt, und als der verärgerte Verwalter sie vorher in Gold seinem Herrn hinlegt, mit einem Vorwurf in der Stimme, da sagt Antonius: »So wenig? Geh und bring ihm gleich das Doppelte!«

Indem Kleopatra diese Vorschau über den Mann hielt, dem ihr Schiff entgegenfuhr, bestätigte sie sich bei jeder Anekdote, daß keine auf Cäsar paßte. Denn weil Antonius so viel weniger König war, konnte er mehr Komödiant sein; mehr Kind und Verschwender. Eben darum schien er geschaffen, den Frauen zu gefallen.

Den Frauen? Fulvia hieß die Klippe, denn da Antonius ganz unzuverlässig war, mußte der Einfluß dieses wilden Weibes ihn beschatten und an andern Bindungen hindern, solange sie da war; Kleopatra fragte sich, wie lange diese Suggestion noch aus der Ferne fortdauern würde. Dann aber fiel ihr wieder Fulvias Haß auf Oktavian ein: Hier war der Punkt, in dem sich alle drei trafen. Gelang es, Antonius aus seiner weinseligen Laune zu kriegerischem Elan zurückzurufen, dann war mit ihm alles zu erreichen; das hatte Fulvia längst erkannt, und Plutarchs seelenkundiger Blick erkannte es ein Jahrhundert später, als er schrieb: »Antonius hatte die Schule der Weiberherrschaft durchgemacht, bevor er in Kleopatras Hände kam. Und diese hatte alle Ursache, der Fulvia dankbar zu sein, die ihn ihrer Nachfolgerin bereits gezähmt und an Gehorsam gewöhnt überlieferte.«

Vielleicht hat Plutarch im Elysium das Lachen vernommen, als Kleopatra drüben die fernhin treffenden Worte des großen Menschenbildners las!

4

Auf einem weiten Marktplatze saß Antonius, das große Schwert zur Seite, das ihn beinahe nie verließ, sehr locker gegürtet, denn alles, was an Uniform gemahnte, war ihm zu straff, zurückgelehnt in den kurulischen Sessel, der von Rom in die Kolonien vorgedrungen war, und so hielt er Gericht, denn als Triumvir hatte er ein Recht über Leben und Tod, zwar von niemandem verliehen als etwa von der Puppe eines Senats, zugleich aber aus eigener Macht, mit der er das halbe Römische Reich sich zugeschlagen, denn für Lepidus, den dritten, war nicht viel abgefallen.

Wir sind in Tarsus, das noch heute am Golf von Alexandrette blüht, in der östlichsten Ecke, die das Mittelmeer erreicht, der Insel Zypern gegenüber und dem antiken Antiochia. Von diesem Schlüsselpunkt sind alle Heere ausgegangen, die von der syrischen Basis aus die großen Länder Vorderasiens erobern wollten, Armenien, Medien und Persien, das man damals häufiger das Land der Parther nannte. Tarsus liegt am Abhange des Gebirges, ein wenig landeinwärts, und wer zu Schiff ankommt, muß den Kydnos herauffahren, einen kleinen Fluß, voll von Schilfen und Papyrus. Dann aber weitet sich der Fluß zu einem See, der das Idyllisch-Alpine in der Lage dieser Stadt erhöht.

Es war bei Sonnenuntergang, denn der große Herr wählte zur Arbeit die kühlen Stunden im Schatten auf dem Markte. Da, mitten in seinem Prozesse, bemerkte er eine Unruhe, die vor seinem erhöhten Sitz auf dem Platz entstand, wie sie in der Runde zunahm, wie die Zuschauer, erst die Jungen, dann die Frauen, bald aber auch eingeborene Männer und römische Soldaten allmählich verschwanden. Da er neugierig war wie alle Diktatoren, ließ er sich von einem berichten. Da hieß es denn, unter einigem Stottern, ein Wunder trüge sich zu, es sei nicht zu glauben: Aphrodite sei gekommen, sie fahre den Kydnos herauf, bald werde sie landen.

Antonius ist ein Soldat und ein Schauspieler dazu: Da glaubt man nicht gern an Märchen. Und er befiehlt, die rätselhafte Dame solle sofort vor seinem Richterstuhl erscheinen. Indessen ist das Laufen und Rufen angewachsen, Musik scheint durch die Luft zu schweben, Boten rennen hin und her, Soldaten ergreifen ihre Waffen, Pferde werden geschirrt und bestiegen, jeder bringt eine neue Zauberkunde, aber alle stimmen darin überein, daß sich die Fremde mit ihren Dienern nicht rühre. Was tut der Eroberer zwischen Neugier und Ärger? Er steigt von seinem Stuhl und geht zum Strande.

»Sie kam auf dem Kydnos angesegelt« – schreibt Plutarch, und aus ihm schöpfte Shakespeare seine Erzählung – »auf einer Barke mit goldenen Sternen und Purpursegeln, während silberne Ruder sich zur Musik von Flöten und Harfen leise bewegten. Sie selber lag auf ihrem Lager aus Goldbrokat, Aphrodite gleich auf einem Gemälde, schöne Knaben um sie her, Cupidos, die sie fächelten, dazu Mädchen als Nymphen und Grazien, und einige taten, als ob sie ruderten, andere machten sich an den Segeln zu schaffen. Alle Wohlgerüche strömten vom Schiffe zum Ufer, Tausende standen da, um zuzuschauen.«

Nun aber, als sich eine Gasse bildet für den Herrn, werden langsam auf ihren Wink Bogen mit Lampen heruntergelassen, die sich zu Arabesken ordnen; das Licht des Abends und die bunten Lampen mischen sich auf zarte Weise: Es ist gerade noch hell und schon dunkel genug, daß man dazwischen die Königin lächeln sieht. Und so, aus ihrer lässigen Ruhe die schlanke weiße Hand erhebend, um seine derbe braune zu erfassen, begrüßt sie, halb Königin, halb Göttin, den Römer, der als halber Komödiant die mise-en-scène doppelt zu schätzen wußte.

Am selben Abend begannen die Feste. »Alles Tafelgeschirr war von Gold« – berichtet ein griechischer Autor von dem ersten Diner, das sie den Römern gab –, »mit Edelsteinen besetzt und durch die Kunst der ersten Meister trefflich verziert. Purpurteppiche, mit Gold bestickt, bedeckten die Wände, und zwölf Dreiruderer standen bereit, den Triumvir und sein Gefolge zu empfangen. Als Antonius über die Pracht eines so zauberisch rasch bereiteten Festes staunte, bat sie ihn lächelnd, fürliebzunehmen, die Mängel mit der Eile ihrer Ankunft zu entschuldigen; morgen, wenn sie alle wiederkämen, würde es schon besser aussehen. Zugleich bat sie ihn, alles, was er sähe, als Geschenk von ihr anzunehmen. Am nächsten Tage sah er sich zu einem noch glänzenderen Gastmahl empfangen, an dessen Ende ihm wieder alles zum Geschenk gemacht wurde. Jeder Oberst erhielt den Diwan, auf dem er bei Tafel gelegen, Goldbecher und Geschirre, die Sänfte mit den Trägern; die andern Offiziere bekamen Silbergeschirre, Reitpferde und Sklaven. Am vierten Tage verschwendete die Königin auf jeden Gast ein Talent für Rosen, die den Boden fußhoch bedeckten, während Girlanden sich an den Decken der Halle hinzogen.«

Sehr spät, als Ares endlich von Bord gegangen, dachte Kleopatra: Dieser Römer ist um zwanzig Jahre jünger. Er scheint unerschöpflich. Es lohnt die Reise. Der Staatsschatz hat ein wenig gelitten. Übrigens ist Ägypten in Sicherheit.

5

Nachmittags, wenn er ausgeschlafen und das neue Fest noch nicht angefangen hatte, saß er neben der Liegenden an Bord des schwimmenden Schlosses und erzählte, wie sich's nun wirklich alles zugetragen, seit sie sich in Rom getrennt. Sie lag, auf ihren Arm gestützt, sie sah in gleicher Stellung Cäsar vor sich, als sie den Nil hinauffuhren, aber sie hütete sich, ihm davon zu reden. Sicher hat sie auch in den folgenden Jahren ihn nie an Cäsar erinnert, es sei denn, um ihn anzuspornen.

In der Liebe freilich brauchte sie das nicht. Antonius, dem anfangs beständig Cäsar vorschwebte, wenn er seinen Nachfolger bei der schönen Königin spielte, fühlte sich unbewußt zu Exzessen der Männlichkeit angetrieben, wie um sich und ihr zu beweisen, worin er dennoch stärker war als der Unüberwindliche. Denn wirklich war es erst der Besitz dieser Frau, der ihn aus seinem dionysischen Schwarm erhob. Als Weib und als Königin hatte sie ihm vom ersten Tage in Rom imponiert, keine Macht und keine Weigerung hätten ihn damals aufgehalten, sie zu erobern, wenn nicht der Chef davorstand. Jetzt war er frei, Cäsar war tot, das halbe Römische Reich hielt er in seiner Faust: Als ein Diktator gleich jenem konnte er ihr erscheinen, und er eilte, sich ihr schon in den ersten Tagen vor seinen Legionen in glänzender Parade vorzuführen. Sah er sie dazu lächeln, so wußte er doch, nur als Mann konnte er ihre Phantasie auf eine neue Art erregen.

Es gab kein strahlenderes Paar. Antonius, im vierzigsten Jahre, trotz der an Gelagen reichen Jugend ungebrochen in seiner herkulischen Wucht, Kleopatra, ins neunundzwanzigste gereift, noch immer schlank, noch immer Amazone, doch eine, die ein Kind geboren und genährt – beide erfüllt vom Gefühl, im Mittagslichte des Lebens zu erstrahlen, beide getrieben von dem Instinkt, einander als erlesene Exemplare sich darzubieten, zugleich vom Wunsch der tausend Zuschauer, Macht und Schönheit ineinanderfließen zu sehen, von hochzeitlichen Musiken nun belebt, nun gelindert und wieder emporgerissen: welch ein Anprall der Geschlechter! Welch ein Schauspiel für die Götter ihrer Völker, die bei verschiedenen Namen doch allesamt die gleichen waren!

Erst jetzt, nach einer Woche der Feste und des Beilagers, fühlte sich Antonius ganz erhoben. Wenn er sich in einem kalten Bade ernüchterte, dachte er, daß die Geliebte Cäsars das letzte war, was ihm fehlte, um selber Cäsar zu werden; kehrte er aber ins mattglühende Licht des Weines zurück, so glaubte er gar, in diesem Weibe habe er Cäsars Zauberschlüssel entdeckt. Die Leere, die er seit der Mordnacht über sich empfunden, in die er unter Fulvias Streichen nur zögernd vorzustoßen begonnen, jetzt war sie mit einemmal durch einen Wirbel ausgefüllt. Die sonderbaren Pausen, in denen er zwischen seinen Befehlen auf den gewohnten Befehl gelauscht hatte, schlossen sich: Antonius, der Soldat, wurde sein eigener Herr. Doch zugleich erlebte Antonius, der Bacchant, Überraschungen, die nicht im Feldlager und auch in Rom selten wuchsen – die nur eine alexandrinische Verfeinerung zu bieten wußte und den Soldaten in stummes Staunen zwang. Er lernte mit vierzig Jahren sogar die Schönheit eines Frauenmundes betrachten; es fiel ihm ein, daß er einen so schönen nie gesehen.

Auch Kleopatra fühlte, wie sich eine gewisse Leere über ihr schloß, aber hier war es das Blut und nicht der Geist, dem eine volle Befriedigung gefehlt hatte. Mit perversen Spielen hatte sie begonnen, mit jünglinghaften Tollheiten sich durch die Trübung ihrer Sinne durchgepeitscht, dann einem verwöhnten und alternden Manne gedient: Irgendwie war sie zu kurz gekommen. Nun warf sich derselbe Wirbel auf sie wie auf ihn, und während Antonius über die Kultur der Liebe erstaunte, die sie ihm anbot, warf sie sich stürmisch in die Naturgewalt, die dieser Mann verströmte. Dann fielen ihr, wenn sie erschöpft zurücksank, wieder die beiden Löwen ein, und das Leben, das ihr seit Cäsars Tode oft bittere Stunden zugeschrieben, erhob sich wieder zur Fülle ihrer Phantasie, ein neuer, zweiter Abschnitt.

Es galt, den ersten äußerlich zu liquidieren. Als Antonius, an einem jener kühleren Nachmittage neben der Liegenden sitzend, in seiner Erzählung zu dem Punkte kam, der anfangs als eine Anklage gedacht und nun mit einer Frage berührt wurde, da wußte sie mit wohlvorbereiteter Gewandtheit seine Argumente im Fluge umzudrehen. Sie hätte Cassius unterstützt? Den Mördern Cäsars Schiffe und Truppen gesandt? Die sie dem Dolabella schickte, wurden von Stürmen zurückgehalten! Dann aber wäre sie selber mit ihren Schiffen bis ins Ionische Meer hinausgesegelt, stets in Gefahr, von den Seglern des Cassius aufgehoben zu werden, bis neue Stürme und eigene Krankheit sie zurückwarfen! Was sie verdiente, wäre Dank! Was er verdiente, wäre eine Klage, warum seine Leute ihr in so fataler Lage nicht besser geholfen hätten!

Ob Antonius ihr alles glaubte, steht nicht fest; doch Appian mag recht haben, wenn er an dieser Stelle schreibt: »Er staunte sie an, als ein Wunder nicht bloß von Schönheit, auch von Klugheit, und fühlte sich plötzlich von jugendlicher Leidenschaft zu ihr hingerissen, obwohl er schon vierzig war.« Dies war ein Nachmittag – so dachte rasch die angeklagte Klägerin –, um Forderungen zu erheben! Noch immer gab es drei Menschen, die ihre Macht zu Hause gefährdeten. Arsinoë, nach Cäsars Tode von Unbekannten aus ihrem Gefängnis befreit, war in den Artemistempel zu Milet geflüchtet; auch war der ägyptische Gouverneur auf Zypern noch da, der auf eigene Faust für Cassius Partei genommen; schließlich ein junger Abenteurer, der sich für den im Nil ertrunkenen älteren Ptolemäus ausgab. Sie alle mußten getötet werden! Antonius nickte, und Soldaten schwärmten nach den drei Küsten aus und brachten ihrem Herrn bald als üblichen Beweis ihres Gehorsams die Köpfe mit, die dann Antonius der Königin zeigte.

Jetzt endlich fühlte sich die Ptolemäerin auf ihrem Throne sicher. Zwei Schwestern und zwei Brüder waren durch sie oder für sie getötet worden; sie war die einzige und letzte, und neben ihr gab es niemand mehr als Caesarion. Als sie diese neue Lage überdachte, faßte sie schon die Geburt eines zweiten Sohnes von diesem zweiten Römer ins Auge, denn unter allem Raffinement behielt Kleopatra die natürliche Empfindung einer liebeskräftigen Frau, die Kinder wollte.

Wenn sie auf Fulvia blickte – und der gesprächige und naive Antonius sprach oft von ihr –, so sah sie eine Römerin von gleichem Alter, die von drei Männern schon vier Kinder empfangen, auch anfangs selber aufgezogen hatte. Jetzt freilich, auf der Höhe ihrer Tatkraft, konnte Fulvia nichts anderes denken als Staat und Macht, Antonius und Oktavian, und daß sie diesem den Tod wünschte, obwohl er formell ihr Verbündeter und Schwiegersohn geworden war; denn nach der Schlacht bei Philippi war er schwer erkrankt, und die Partei des Antonius hoffte schon, ihn loszuwerden. Damals war Antonius' Ruhm durch ganz Italien geflogen, denn die Feigheit des Oktavian und seine persönliche Niederlage waren allen kund geworden.

In Rom, so erzählte Antonius weiter, stieg der Anspruch der heimgekehrten Legionen nach Land, das man ihnen versprochen, zu neuen Gefahren empor; Lepidus, ganz Fulvias Willen unterworfen, war vollends unmöglich geworden. Fulvia bekämpfte die Einziehung von Gütern durch Oktavian, weil diese ihrer Partei gehörten, Lucius, sein Bruder, mußte dazu Befehle des Antonius vorweisen, die meistens gefälscht waren. Fulvia hielt zwei Legionen als eine Art Pfand zurück, die dem Oktavian versprochen waren, und dieser schrieb obszöne Epigramme auf sie und ließ sie im Heere verbreiten. – Heraus mit den Epigrammen! – Da freilich fing Kleopatra zu lachen an, und da Antonius mit seinem dröhnenden Baß mitlachte, hieß sie ihn diese Bosheiten gegen seine Frau so lange wiederholen, bis sie sich beide schüttelten und ihre Sklaven, die in ihrem Rücken in den Winkeln hockten, sich ansahen, denn so laut hatten sie ihre Herrin noch nicht lachen hören.

In solchen Stimmungen fiel es der klugen Königin nicht schwer, den Mann, der ihr von einem Gelage zum andern besser gefiel, zu einem Besuch in ihrer Stadt, in ihrem Palaste zu überreden. Warum in dieser Ecke liegen bleiben, zumal der Winter kam? Zwar, er hatte Truppen gegen Norden vorgeschoben, denn daß es nach Persien gehen sollte, stand ja fest; er sprach nicht viel davon, und wenn er's tat, so lenkte sie ab. Da ihr Instinkt erkannte, daß all dies ohne innere Notwendigkeit, im Grunde nur die Erbschaft Cäsars und eine Geste war, die er ihm nachmachen zu müssen glaubte, konnte sie ihn leicht zur Verschiebung dieses Planes bringen. Auch die andere Gefahr, der Bruch mit Oktavian, war nach des Antonius eigenen Worten nicht dringend, denn ohne Antonius konnte Fulvia nicht Krieg anfangen, er aber hatte beschlossen, so lange es ging, mit dem Verbündeten sich zu vertragen.

Und mußten nicht auch Verstand und Berechnung Antonius dorthin weisen, wohin das Abenteuer mit der Königin ihn zog, die schon von ihrer Abreise sprach! Dort, in Ägypten, lagen die Schätze und waren leichter zu greifen als im unbekannten Persien. Als Liebhaber der Königin von Ägypten brauchte er keine Schlacht, um Gold zu haben, und die es besaß, die lockte ihn. Sollte er später den Spuren Alexanders, den Plänen Cäsars folgen, was konnte sein an Zeichen gläubiges Gemüt sich als besseren Talisman erwerben als eben den Besuch von Alexandria! Ja, was bei allen Göttern sollte einen arm geborenen Römer hindern, Gast einer Königin zu sein!

Antonius versprach, der Königin bald nach ihrer Heimat zu folgen, um – wie Plutarch es ausdrückt – »sich wie ein Junge Ferien zu machen, in Spielen sich zu zerstreuen und dabei das Kostbarste zu verlieren, die Zeit«.

6

Aufs neue begann es im alten Palaste der Ptolemäer zu hallen und zu dröhnen. Reitknechte und Waffenputzer, Sänftenträger und Fliegenwedler, Küfer und Mischer und viele Köche trieben in den feuchten Gewölben unten ihr Wesen, Sklaven, deren einer dem andern befahl, um sich zu fühlen, und zuweilen huschten sie in die oberen Hallen, krümmten die Rücken, empfingen Schläge, Belohnungen, Fragen, Befehle, und dann ließ man sie stehen, und sie mußten warten – warten bis Abend, warten bis zum nächsten Mittag, denn die großen Herren hatten sie längst vergessen, bis ein Eunuch sie eingeschlafen auf dem Marmor fand und mit dem Fuße trat und sie winselnd und leise wimmernd wieder hinunterhinkten in die feuchten Gewölbe zu ihren Brüdern, die alle immer warteten, was die Götter über ihnen für eine Laune hätten.

Da gab es keine Stunde des Tages und der Nacht, in der nicht alles immer bereit sein mußte. »Ihr habt sicher viele Gäste?« fragte ein junger Student einen der Oberköche, und später hat er es dem Großvater des Plutarch erzählt. Aber der Koch lachte ihn aus und sagte: »Wir sind keine zwölf zum Souper. Hier muß nur jedes Gericht zu jeder Zeit immer bereit sein, kommt irgend etwas nur eine Minute zu spät, dann wird's gleich weggeworfen. Vielleicht will der Römer jetzt essen, in zwei Minuten, vielleicht später, er kann aber auch Wein bestellen oder sich sonst amüsieren und alles aufschieben. Deshalb sind immer mehrere Soupers fix und fertig, denn niemand kann die richtige Stunde vorausahnen!«

Der Bacchant genoß seine Ferien; er hatte nur wenig Truppen mit und gar keine Uniform. In griechischer Tracht, mit weißen attischen Schuhen ging Antonius umher, so wie es Gelehrte und Priester hier taten, er jagte und fischte, er lag im Kreise der Philosophen, drüben im Museion, schlug ein Problem an, das ihm aus seiner athenischen Zeit noch geläufig war, hörte zu, schlief dazwischen, erwachte wieder, folgte, stritt und erledigte alle Probleme zwischen Himmel und Erde, indem er die Gelehrten für den Abend zum Wein einlud. Immer aber, zu Wasser und zu Pferd oder auf einem Kamelritt am Rande der Wüste, immer war die Königin mit ihm, zu jeder Laune aufgelegt, nie müde, nie leidend, stets bereit, als hätte sie nicht die langen Morgenstunden, die er verschlief, mit ihren Ministern gearbeitet, hundert Dinge entschieden, die täglich auf sie warteten, als hätte nicht die Sorge für Caesarion sie manche Stunde abgezogen, und wenn es in dieser tollen Zeit auch nur eine halbe war. Für ein paar Monate trat selbst das Kind in ihrem Leben zurück, selbst Cäsars Sohn: So fanatisch war sie dem einen Manne hingegeben. Es war das erste Mal, daß sie unablässig gefallen wollte, in dem Gedächtnis des Römers wollte sie alle Bacchantinnen ausstechen, alle Gelage, alle Löwenwagen und alle Fulvias, ganz allein wollte sie ihn haben: denn Kleopatra hatte sich verliebt.

Dieser Mann mit der riesigen Brust, der in guter Laune ihre leichte Gestalt in die Höhe warf und wieder auffing, fast ohne dabei die Arme zu senken; dieser wilde Mensch, der hier, wo ihn keine Pflichten ablenkten, beinahe immer brünstig war und sie in den gefährlichsten Augenblicken begehrte und hinriß, durch einen Vorhang kaum getrennt von Sklavenaugen; dieser Feldherr, der sie vom Gastmahl plötzlich wegführte und lachend mit ihr wiederkam, dieser sorglose Satyr, dem jede Frechheit zu Gesichte stand und jeder Fluch auf der Zunge zerrann wie eine Traube – er hatte sie in diesen tollen Monaten vollkommen erobert, und was in ihr vom flötespielenden Vater kam, ward aus verschlossener Tiefe an die Spiegelfläche ihres Wesens gezogen.

Hatte sie in den fünfzehn Jahren ihrer Geschlechtsreife in einer Art von wilder Sprödigkeit gelebt, weil ihr der Partner fehlte, so stürzte sie sich diesen Winter in den Rausch dieses Römers, als müßte sie sich ebenbürtig seiner Lebenskraft erweisen. Zum ersten Male, zugleich zum letzten in ihrem Leben, verlor sie für Stunden ihr Gefühl für Schönheit und Finesse und warf sich ihm entgegen wie ein wildes Pferd, oder sie riß ihn nieder, daß ihm Hören und Sehen verging. Dabei war sie nie betrunken, und wenn man von einem Amethyst-Ring erzählte, dessen Zauber ihr erlaubte, ganze Krüge zu leeren ohne Trunkenheit, so spricht die Legende nur aus, was alle an ihr sahen, vielmehr, was keiner an ihr sah.

Bei diesem merkwürdigen Widerstande gegen den Wein vermochte sie trotz allem darin Königin zu bleiben, daß keiner der vielen Offiziere und Alexandriner sie eroberte, die ihre Gelage teilten. All ihre Unzucht galt dem einen Mann, und dieser hatte sogar betrunkene Augenblicke, wo er bedauerte, sie nicht im allgemeinen Chaos der Geschlechter mit untergehen zu sehen. Doch zugleich erhöhte es sein Selbstgefühl und rief ihn in nüchternen Stunden zu der Gewißheit zurück, daß er es mit einer Königin zu tun hatte.

Zuweilen strichen sie nachts als Diener verkleidet durch die Straßen, um die Leute zu stören, gegen die Haustüren zu trommeln, bis die Schlafenden an die Fenster kamen und nach ihnen schlugen, obwohl sie sie erkannten. »Das mochten« – schreibt Plutarch – »die Alexandriner gern leiden und machten alle Späße mit, denn sie sagten: Wohlgetan vom Antonius, daß er seine tragische Rolle in Rom spielt, hier aber nur die Komödie!« Dann wieder neckte ihn die Königin, und als er beim Angeln nichts fischte und andern Tages Taucher anstellte, die ihm unter Wasser Fische an die Angel haken mußten, ließ sie selber beim nächsten Fischfang gesalzene Fische aus Pontus für ihn anhängen, bis dann sein Gelächter lostrommelte und die Geschichte durch die Stadt lief.

Damals gründeten sie den »Club der Unnachahmlichen«. Ein Kreis von reichen Alexandrinern mußte an bestimmten Abenden die ganze Gesellschaft zu Gaste laden, und jeder suchte an Luxus und Phantasie den andern zu überbieten. Da wurden denn an einem Abend Vermögen verschwendet, denn der Gastgeber rechnete leicht aus, daß ihm die Freundschaft mit der Königin alles wieder einbringen würde. Lag dort Antonius beim Weine, so fing er wohl an, Geschichten zu erzählen, und sie erstaunte, daß dieser unmäßige Mensch soviel reden konnte, wie er aß und trank. Da lag er und pries die Schönheit seiner ersten Frau, Antonia, und wie der Schurke Dolabella sie ihm weggenommen; er aber, nun, er habe dafür seinem Freunde Clodius die Fulvia gestohlen, lange bevor er sie heiratete. Jetzt sind die beiden Männer tot, er aber liegt noch hier und trinkt einen Krug alten rhodesischen Weines aus, und was sie indessen in Rom veranstalten, ist ihm nicht mehr wert als der Tropfen, der hier zu Boden fällt. So räsonierte bei den Unnachahmlichen der trunkene Antonius.

Der einzige, von dem er niemals sprach, war Cäsar.

7

Doch auf der andern Seite des Mittelmeeres lebte die andere Frau des Antonius, nicht schwächer in ihren Gefühlen, auch wenn sie nach ihren ersten Jugendjahren mit drei Wüstlingen heute weniger nach dem Bacchanten als nach dem Triumvir ausblickte. Ganz Rom sprach von dessen ägyptischer Idylle, und Fulvia sah noch nicht, welche Drohung oder Lockung ihn zurückrufen könnte. Daß er von Natur treulos war und begierig auf neue Frauen, wußte sie so gut, wie sie die Reize der Königin kannte. Auf seinen Fahrten dort im Süden und Osten konnte er mit ihr und auch mit andern Frauen Jahre, er konnte sein ganzes regelloses Leben dort verbringen, ohne an Frau und Kinder sich zu erinnern. So gab es nur ein Mittel, ihn wieder zu gewinnen und mit ihm die gefährdete Macht, und Fulvia beschloß, danach zu greifen: Sie griff zum Bürgerkriege, um ihren Mann den Armen der andern zu entreißen.

Das war kein satanischer Einfall, es war die Übereilung ihrer Pläne; nur wäre sie ohne die Eifersucht auf diese steile Bahn nicht zugestürzt. Hatte sie, das war ihr Plan, mit falschen Vollmachten den Bruch mit Oktavian vollzogen, so mußte Antonius herbeieilen, um den Rivalen zu schlagen; wollte er aber mit ihm Frieden halten, so konnte er erst recht nicht fernbleiben: Auf alle Fälle mußten diese Nachrichten ihn von der verhaßten Königin von Ägypten reißen.

Mit schrillen Tönen fuhren ihre Briefe und die der Agenten in das festliche Idyll des alexandrinischen Palastes. Den Streit um die Güter der Legionen hatte Fulvia in Italien aufs Äußerste getrieben, achtzehn Reichsstädte mit antoninischen Truppen genommen und verteilt, dadurch die Scharen des Oktavian zur Revolte gelockt, und nun war sie aus Rom, wo sie nicht mehr sicher wäre, mit einem Theatercoup nach der Festung Preneste geflohen, begleitet von vielen Senatoren und Rittern. Dort war Fulvia als Generalin aufgetreten, hatte Waffen und Geld, Soldaten und Pferde gesammelt, die Truppen mit feurigen Ansprachen ermutigt, bis die des Gegners folgten und des Antonius Bruder, jetzt Konsul und ihr Verbündeter, in Perugia einschlossen.

Kleopatras Gefühle schwankten bei der Lektüre dieser Botschaften zwischen Verachtung und Eifersucht. Sie dachte an Cäsars Kämpfe hier in Stadt und Land und wie sie sein Spürhund gewesen, seine Amazone, wie sich alles um einen Thron und gar um den ihren gedreht. Dort aber? Was fiel der Bürgerin Fulvia ein, sich kriegerisch aufzuspielen, bloß weil sie sich nach ihrem Männchen sehnte! Um des Antonius willen durfte sie ihr keine Niederlage wünschen, aber sie tat es doch.

Nicht lange, so brachten neue Berichte schon die Erfüllung: Des Antonius Bruder hat sich in Perugia ergeben, Oktavian hat ihn geschont, aber aus Rache die ganze Stadt verbrannt, bald auch ein Blutgericht abgehalten. An Cäsars Todestage hat er 400 Senatoren und Ritter vor seinem Tempel in Rom hinrichten lassen. Und all dies zwei Jahre, nachdem der letzte der Verschworenen getötet war! Doch zugleich trafen Oktavians eigene Boten in Alexandria ein, um dem andern Triumvir darzustellen, daß nicht er, daß nur Fulvia den Krieg errege, er aber mit seinem Verbündeten in Frieden leben wolle. Als sie dies lasen, wußten beide, daß Oktavians Friedensliebe aus der Furcht vor dem meerbeherrschenden Pompejus stammte.

Da kommt gleich der Beweis: Fulvia ist mit 3000 Reitern von Brindisi auf fünf Schiffen nach Athen geflohen, die alte Mutter des Antonius ist mit ihr, Sextus Pompejus ist es, der sie beschützt. Noch mehr! Der neue Bürgerkrieg hat die Perser zu neuen Vorstößen ermutigt, schon sind sie in Kleinasien eingebrochen, syrische Fürsten haben sich mit ihnen verbunden und bedrängen dort den römischen Gouverneur; vom Euphrat her dringen neue persische Truppen in Syrien ein.

Von diesen Nachrichten ist Antonius plötzlich nüchtern geworden: Aufbruch, und dies sogleich! Die Königin hat allen Grund, ihm zu helfen: Wie wenn am Ende dieses neuen Zwistes Oktavian, der heute noch Frieden will, als Sieger dastünde! Was würde dann aus Ägypten! Alles, was sie besitzt, 200 Schiffe rafft sie zusammen, Gold, so viel er will, aus ihren Schätzen.

Von widerstreitenden Gefühlen wird Kleopatra bedrängt. Seit kurzem ist sie guter Hoffnung. Was wird aus ihr und ihren Kindern, wenn dieser Mann für immer verschwindet? Gibt ihr sein Wesen Sicherheit, gibt es ihr auch nur Hoffnung? Dafür hat Fulvia, so hofft sie, bei ihm ausgespielt; denn diese Lage, in die sie ihn aus Eifersucht getrieben, wird er ihr nie verzeihen. Indem Kleopatra den Mann an seine Frau verliert, gewinnt sie ihn im gleichen Augenblick wieder. Aber es gibt so viele Frauen, und wenn er beide vergißt, wird eine dritte ihm so lange gefallen, bis auch sie von ihm schwanger ist und ihm wieder mißfällt.

Mit einemmal erkannte die Königin, wie sich dies heitere Abenteuer zu verdunkeln begann: wie sie vielleicht in kurzem mit zwei Kindern von zwei Römern inmitten feindlicher Landsleute sitzen würde, ungewiß, wie lange die schwankende Bosheit der Alexandriner dies dulden, wie gefährliche Große am Hof es nach dem Abzug der letzten Römer ertragen oder gegen sie benutzen konnten. Hatte ihre Liebe zu dem ersten Römer mit einem Kampf auf Tod und Leben angefangen und mit Festen geendet – wie, wenn diese Liebe zum zweiten, die mit den Festen anfing, vielleicht in schwere Kämpfe auslief!

Um Caesarion, denkt sie, hat sich Antonius wenig bekümmert. In Rom hat er selbst einen Sohn oder jetzt in Athen. Wenn Frau und Mutter zusammenstecken und Sohn und Tochter dabei sind und alle zusammen weinen – was wird dann aus Antonius' leicht gerührtem Herzen! Nichts ist gewiß, und die Wahrscheinlichkeit des Sieges war größer mit Cäsar, obwohl er so umdroht erschien!

Als Antonius beim Abschied von ihr hörte, was er angestellt, lachte er und wünschte ihr Glück zu dem Kinde. Er hörte nicht mehr zu, sein Kopf war längst bei seinem Heere, da stand er zwischen Berichten und Befehlen. Er war im Geiste schon drüben überm Meere, um mit den Persern fertig zu werden und dann mit seiner Frau.

8

Als Kleopatra, hockend in der Fensternische, ihren zweiten Römer absegeln sah, lächelte sie nicht, wie sie's bei der Abfahrt des ersten getan. Damals war sie vom Herrn der Welt nach Rom geladen, ihre schwere Stunde hatte er abgewartet, dem Knaben in die runzligen Züge geschaut, und über diesem zarten Pfade wölbte sich der Bogen des großen Traumes. Heute war sie sieben Jahre älter, aber die Welt schien ihr um Hunderte gealtert: nirgends mehr ein erhabener Geist, das Chaos zu meistern, Verwirrung überall, sie selber drein verwickelt.

Warum? So fragte ihre zynische Unschuld nie. Was Schuld war oder Schicksal, Abrechnung mit sich selbst oder gar Reue, war ihr vollkommen fremd. Es war so, wie es war. Jetzt saß sie in ihrer Fensternische, allein im Palast ihrer Väter, schwanger von einem Soldaten, der nun zu seiner Frau zurückfuhr übers Meer und vielleicht niemals wiederkam. Versprochen hatte er's freilich, mit heiligen Eiden und pressenden Armen. Doch zwischen seinem Wunsch von heute und seiner Rückkehr gab es zahllose andere Frauen, gab es Oktavian, den man akzeptieren oder besiegen mußte; dazwischen gab es der fremden Völker viel, die mangels eines Oberhauptes sich streckten und bekämpften, und wenn es nichts gegeben hätte von alledem, so wäre doch das Meer geblieben, das die Schiffe verschlang wie das Schicksal die Herzen.

Bald würde sie also zwei Kinder haben, vielleicht eine Schwester für Caesarion. Diese würde er nach Ptolemäischen Sitten zehn Jahre später heiraten, und das Königspaar in Ägypten würde halb und halb aus römischem Blute stammen. Was aber würde sie selber sein? Eine Frau von Ende Dreißig, die sich am Sommerabend einen halbwüchsigen syrischen Sklaven holen ließ und ihn die Liebe lehrte? Das Land mußte man sichern und den Schatz, sonst verlor man die Freiheit zu handeln, wie es einen dünkte! Neue Bündnisse schließen, wenn auch nicht gegen Rom, so doch mit dem mächtigsten Römer. Wird das Antonius werden?

Manchmal war sie froh, daß er fort war. Wie ein Brausewind hatte er alles durcheinander gewettert, Hof und Gesellschaft von Alexandria düpiert, die alten Parteien geschüttelt und viele Freunde Roms enttäuscht. Dafür war ihm die Straße zugefallen, der märchenhafte Verbrauch des Hofes hatte alle Hände und Händler in Bewegung gesetzt, und auch die Massen hatten ihren Teil an den Einfällen des Fremden bekommen. Nie war Antonius in Rom so volkstümlich gewesen wie hier, und eben in dieser Stimmung der Weltstadt hatte er sich gebadet. Sogar das Museion, das seine Bildung verspottete, mochte ihn leiden; jeder, der Antonius begegnete, mochte ihn leiden; nur faßte niemand für ihn Leidenschaft. Kleopatra sagte sich bei ihrem stummen Vergleiche, Cäsar habe die umgekehrten Gefühle erregt.

Und doch wußte sie einzuschätzen, was Antonius als »Imperator«, Feldherr, was er als Triumvir bedeutete, und daß es klug war, mit dem Herrn der östlichen Welt gut Freund – am Ende noch besser, als seine Geliebte zu sein. Ihr Einfluß, wenn er fort war, schien ihr freilich gering. Das einzige, womit sich diese beiden zeichengläubigen Menschen verbanden, war ein Wahrsager, den sie ihm mitgegeben und der seine ägyptischen Geheimnisse sicher klug zu politisieren verstand. Jetzt lauschte sie durch ihre tausend Ohren nach Griechenland hinüber, von wo gar bald verworrene Kunde kam:

Furchtbares Wiedersehen der Gatten in Athen! Da sieht sie die hagere, bleiche Fulvia mit ihren wilden Blicken vor sich, wie sie dem schweren, gebräunten Mann am liebsten in seinen braunen Vollbart führe, um ihn zu zausen, und vielleicht tut sie's auch, denn wo hat er so lange gesteckt! Was hatte er bei der Ägypterin zu suchen, da sich die Weltentscheidung in Rom abspielte! Aber dann hört Kleopatra nach der schrillen Stimme dieses wilden Weibes den großen Baß des Herkules aufdröhnen: Wer hätte ihr Recht oder Auftrag gegeben, das Bündnis mit Oktavian zu erschüttern, Belagerungen zu riskieren, die Entscheidung viel zu früh ihrem unfertig gerüsteten Manne aufzuzwingen!

Kleopatra hört über das Meer diese beiden Stimmen, sie sieht die beiden Menschen in einem hallenden Saal aneinander vorbeirasen, sich mit Fäusten bedrohen; wahrscheinlich, denkt sie, hat er sie auch geprügelt. Sie ist zufrieden, aber mißtrauisch, ob er sich von ihr scheiden kann, ohne seinen Verbündeten zu stärken. Und wenn er es tut, wird sie ihn nicht vergiften? Fulvia wagt alles, sie ist verrückt, wenn sie wütet.

Da tritt schon eine zweite Frau zutage, denn bald erfährt Kleopatra, was Oktavians Politik sich ausgedacht hat. Sextus Pompejus, der letzte überlebende Sohn, der des Antonius Frau und Mutter mit seinen Schiffen geschützt hat, heute ihr geborener Verbündeter, könnte als gefürchteter Pirat die Flotte des Antonius gefährlich stärken. Flugs sendet ihm Oktavian, Sohn desselben Cäsar, den seine Familie durch Jahre des Krieges bekämpft hat, einen Boten; er wolle seine Nichte Scribonia zur Frau nehmen und Frieden mit ihm halten. Zwar, sie ist älter als er, zweimal verwitwet und überdies gerade schwanger, vielleicht von ihrem letzten Mann, aber der Herr von Rom setzt das Gesetz des zehnmonatigen Wartens außer Kraft, scheidet sich schnell von Fulvias Tochter und nimmt die Pompejanerin unter großen Hochsommerfesten zur Frau, worüber sich ganz Rom amüsiert.

Oktavians perverser Charakter entwickelte sich aus einer unvorbereiteten, mit siebzehn Jahren ererbten Macht, die den scheuen, leidenden, im Halbschatten philosophierenden Jüngling plötzlich traf wie ein Donner ohne Blitz. Schon damals hieß er der Henker. Schon damals ließ er sich junge Schönheiten, die sein kalter Blick nur eben im Vorüberfahren sah, aus den Häusern holen; in späteren Jahren ließ er sie von seinen Agenten ausziehen und zuerst auf ihre Tadellosigkeit untersuchen.

Antonius aber, immer in Rage, ganz Gefühl, und deshalb durch die Vertreibung von Fulvias Tochter vollends gekränkt, zugleich durch den Umfall des Pompejus, bricht wie ein Wütender auf aus Athen, gibt seiner Frau keinen Gruß zum Abschied, donnert seine Legionen an, jetzt ginge es zur Rache nach Perugia, aber er spürt, wie ungern sie alle noch einmal gegen ihre eigenen Kameraden kämpfen. Doch er erzwingt die ersten Gefechte, schon dringt er siegreich vor. Plötzlich bringt ein Bote aus Griechenland die Nachricht, Fulvia ist tot. Sie war kaum dreißig, aber der Wille zur Macht, der mehr von Haß und Rache lebte als von dem Wunsche zu glänzen, hatte sie früh gebrochen.

Denn Fulvias Ehrgeiz war zerstörender Natur und nihilistisch, Cäsars war konstruktiv und pathetisch; Antonius' Ehrgeiz war es, zu herrschen, um zu genießen, Oktavians war die unbewußte Sehnsucht, die Eisschicht seines Wesens aufzutauen. Nur Kleopatras Ehrgeiz ging auf vollkommene Freiheit der Wahl.

Der Tod ihrer Rivalin befriedigte Kleopatra nicht: Er schreckte sie. Ihr Fortfall mußte ja die beiden Verbündeten einander wieder nähern, wie es beide im Grunde noch wünschten. Was aber würde dann aus Caesarion, was aus ihr selber, wenn sich der schwankende Antonius überzeugen ließ, Ägypten wäre endlich reif zur römischen Provinz? Die Freundschaft beider Triumvirn war ihr gefährlich, bald zeigte sich's in erstaunlicher Form.

Es waren die vernünftigen Soldaten, die jetzt rasch und laut von ihren Herren forderten, was diese langsam und diplomatisch anstrebten. Es waren ja immer Römer gewesen, die gegen Römer hatten kämpfen müssen, anderthalb Jahrzehnte lang, unter großen und kleinen Führern hin und her geworfen, nur um den Leidenschaften von Parteihäuptern zu genügen, deren jeder sich in einem moralischen Programm abspiegelte, um »die Unordnung zu beenden« oder »das Vaterland zu retten« oder die Familie, und am liebsten, um »das Eigentum zu beschützen«, das niemand bedrohte.

Endlich schien der nutzlose Lärm zu verstummen. In Brindisi legte ein neuer Vertrag genauer als vor drei Jahren fest, wie die Triumvirn sich in Cäsars Erbe teilten: Lepidus blieb auf das römische Afrika beschränkt, Antonius bekam den Osten bis zur albanischen Grenze, aber Italien und den Westen überließ er diesmal ganz dem Oktavian. Wie konnte ein Römer diese Torheit begehen, wenn er nicht innerlich aufgehört hatte, sich als Römer zu fühlen! Rom seinem Rivalen überlassen, hieß auswandern, es hieß Prokonsul werden, auch wenn er sechs Prokonsulate vereinigte und niemand Rechenschaft schuldig war.

Im Atem dieses Friedensschlusses fiel es beiden Männern leicht, auch Sextus, den letzten Sohn des großen Pompejus, zum Vertrage zu bringen, wenn man ihm Sizilien und Sardinien überließ. Sein Wort zu halten war er noch weniger geneigt als die Triumvirn. Als er in der Bucht von Neapel seine neuen Freunde an Bord geladen, kam Menas, der Seeräuber, während des Gastmahls und fragte: »Soll ich die Kerle fassen? Willst du Herr des Römischen Reiches werden? Ich brauche nur die Anker und Brücken zu lösen.« Pause. Pompejus überlegt.

»Menas«, sagt er dann, »hättest du's doch getan, ohne mich zu fragen! Jetzt geht's nicht mehr, ich habe mein Wort verpfändet.«

Das Ende der Bürgerkriege schien also jetzt, im Anfang des Jahres 39 gekommen; zum erstenmal seit vierzehn Jahren glaubte Italien an Frieden. »Als die drei Machthaber« – so schreibt Dio Cassius – »vor den Augen ihrer Heere und Flotten ihren Bund durch Handschlag und Friedenskuß bekräftigten, da erhob sich unendlicher Jubel vom Land und von den Schiffen. Alle diese Tausende, Soldaten und Volk, die den Krieg verwünscht, erhoben plötzlich ein Freudengeheul, daß die Berge widerhallten, bis viele vom Schreien ohnmächtig hinstürzten, im Gewühl unter die Füße getreten oder erdrückt wurden. Die auf den Schiffen standen, konnten es nicht abwarten, ans Land zu kommen, und sprangen ins Meer, andere rannten vom Lande aus ihnen entgegen und sprangen ins Meer, um sie zu umarmen. Manche fanden ihre langentbehrten Freunde wider Erwarten noch am Leben, andere erblickten Totgeglaubte unverhofft, standen betäubt und ohne Laut, trauten ihren Augen nicht und wünschten doch, ihnen trauen zu dürfen. Und nicht eher überzeugten sie sich von der Wirklichkeit, bis sie einander bei Namen riefen und jeder des andern Stimme vernahm.

Viele weinten im Übermaße der Freude. Andere, die ihren längst gefallenen Sohn und Vater am Leben glaubten, rannten herum und fragten jeden aus, sie glichen Verrückten, denn sie hofften, jene zu finden, und fürchteten, sie auf immer verloren zu haben. Dann aber rauften sie sich das Haar, zerrissen ihre Kleider, riefen den Verlorenen bei Namen und jammerten, als stürbe er eben erst und läge tot vor ihnen. Jeder, auch wer nur zusah, wurde von Schmerz und Freude überwältigt, und so ging es den ganzen Tag hindurch und den größten Teil der Nacht.«

9

Kleopatra erwartete jeden Tag die Geburt ihres Kindes, als – bald nach den Nachrichten von der Versöhnung – ein Bote erschien, der sich nicht traute zu melden, was ihm aufgetragen war. Es brauchte einen herrischen Befehl der Königin, bis er ihr mitteilte, Antonius hätte in Rom die Schwester des Oktavian geheiratet.

Alles hatte sich natürlich entwickelt, nach Lage der Interessen und der Charaktere konnte es eigentlich nicht anders kommen. Seit ihrem ersten Bündnis waren die beiden Männer sich nicht begegnet, hatten auch keine feindlichen Briefe gewechselt. Was gingen sie heute die Intrigen der toten Fulvia an, die ihren Mann aus einer Liebschaft reißen und deshalb Italien in Krieg verwickeln wollte! Die Späße, die sich der jüngere Pompejus sogleich beim Wein erlaubte, als die Rede auf Ägypten kam, hatten Antonius verstimmt. Oktavian war behutsamer, er ließ eine Zeit vergehen und gab seinen Wunsch geheim einigen Offizieren bekannt, die sie den Vertretern des Heeres und durch diese wieder als angeblich spontanen Wunsch der Soldaten wiederholten. Dann konnte Oktavian mit Anstand seinem Freunde sagen, die Soldaten wollten sie beide verschwägern, aber das ginge wohl nicht an, schon wegen der Königin?

»Antonius leugnete nicht« – schreibt Plutarch –, »daß sie seine Geliebte wäre, aber, so setzte er hinzu, sie ist doch nicht: meine Frau. Mit dieser Erklärung suchte er sein Gewissen zu beruhigen und gegen seine Leidenschaft anzukämpfen.«

Von hier bis zum Jawort war es bei Antonius nur noch ein Schritt. Seine Umstände als Feldherr lagen nicht günstig, es war Zeit, nach Syrien zurückzukehren, dazu brauchte er Truppen von Oktavian. Als er sich so aufs neue dem Lande der Kleopatra nähern mußte, erschien ihm eine neue Heirat als eine Art von Schutz vor ihr. Denn Antonius lebte viel zwischen Vorzeichen, die er freilich immer zu seinen Gunsten auslegte. In allen Kriegsspielen, die bei endlosen Festen sich jetzt wiederholten, besiegte ihn Oktavian; vielleicht war er selber zu dick geworden, zu schwer vom Wein: Der Jüngere, Schlanke raubte ihm immer den Kranz. Da war der ägyptische Wahrsager zu ihm gekommen, Kleopatras Vertrauter, zugleich Spion, und hatte ihm gesagt:

»Dich erwartet großes Glück, o Antonius, doch nur, wenn du den Schatten des Oktavian vermeidest! Meide den Jüngling, sein Genius bedroht den deinen! Fern von ihm ist der deine stolz und tapfer, in seiner Gegenwart wird er unmännlich und schwach!«

Da diese Zeichen seine Interessen störten, drehte Antonius, nach Art schwacher Naturen, so lange an ihnen herum, bis sie ihm bequem waren. – Offenbar war Oktavians Schwester die Mittlerin, um ihre Geister zu versöhnen! Offenbar war sie sein Schutzgeist, um in Syrien auch fern von der Ägypterin auszuhalten! War nicht Kleopatra im Grunde schuld gewesen, daß er hier so viel versäumt, daß er Fulvia hatte regieren lassen? Sein Kind würde das Beispiel Cäsars bald vollenden, damit aber war der Kreis geschlossen, der Bann war gebrochen, das Abenteuer ging zu Ende.

Und war es nicht offenbar der Wille der Götter, die seine Frau und Oktavias Mann zu gleicher Zeit sterben ließen? Schön war Oktavia, das wußte Rom. Verlockt hatte sie ihn freilich nie, dazu war sie zu tugendhaft. Wie aber, wenn man diese vornehme Dame Dinge lehrte, vor denen sie errötete? Oft hatte er gehört, es gäbe Frauen, die erröten. Eine neue Erfahrung! Auch von Charakter war sie besser als ihr Bruder, das kam, weil sie nur seine Stiefschwester war und nicht vom Großvater-Wucherer stammte. Ihren Marcellus hat sie geliebt und trägt das zweite Kind von ihm im Leibe. Bei der Hochzeit wird man sie möglichst sitzend zeigen, sonst lachen die Leute, daß der Triumvir gleich das Kind mitkauft. Auf alle Fälle muß der Bruder seine Legionen herausrücken. Das ist die Mitgift. Dann wird es schon gehn!

Oktavian heiratete zu gleicher Zeit mit dem neuen Schwager. Da seit der Versöhnung mit Pompejus dessen Nichte überflüssig geworden und ihm eine weit Schönere vor Augen erschienen war, ließ er sich zum zweiten Male scheiden und erhandelte sich Livia, der ihr scheidender Gatte eine Aussteuer in die neue Ehe schenkte. Auch sie war schwanger, als sie im Tempel der Götter um Fruchtbarkeit betete, und die beiden Triumvirn mögen sich bei ihrer doppelten Hochzeit in Scherzen über ihre Bräute überboten haben.

Etwas von alledem hörte Kleopatra, als ihr der Bote die Heirat ankündigte. In ihrer selbstbeherrschten Art fragte sie ihn mit kalter Stimme, ob es wahr sei, daß Antonius beim Tode der Fulvia geweint habe, ob er am selben Tage oder wann er wieder Wein getrunken, ob er gleich darauf wieder mit Sängerinnen gesehen worden sei, wie er sie begraben habe und wieviel Zeit zwischen Fulvias Tod und der neuen Verlobung lag.

Doch als sie dann allein war, suchte sie vergebens, die neue Lage kühl zu berechnen. Ihr Zustand schwächte sie und nahm ihr die jünglinghafte Kampfeslust, die sie sonst belebte. – Wird es heute nacht sein oder erst morgen? war ihre Frage, und ihre Lage kam ihr drückender, ihre Geduld geringer vor als damals. Sie hielt Caesarion beständig in der Nähe, erklärte ihm, daß er jetzt nicht mehr allein bleiben werde, fragte nach seinen sechsjährigen Gedanken, dann küßte sie ihn. Eine Viertelstunde lang stellte sie sich vor, auch das zweite Kind wäre Cäsars und ihr auf mystischen Wegen von seinem Geiste bereitet. Dann wieder suchte sie sich ganz genau die Gestalt des Antonius zurückzurufen, wie er nun eigentlich in der Liebe war, es fiel ihr ein rohes Soldatenwort ein, mit dem er ihr einmal unter Lachen zugerufen, jetzt habe er sicher einen Sohn erzeugt.

Später ergriff sie plötzlich wilde Wut, daß sie ihm immer nachgegeben, ja ihn gelockt hatte, sie warf sich auf den Boden, zerriß ihr Hemd und schlug nach den Sklavinnen, die sie umfaßten, um sie aufzuheben. Erschöpft, zurückgelehnt, stöhnend, in keiner Lage beruhigt, rief sie dann leise den Namen des Antonius, sogar der längst vergessene Name ihrer Mutter kam mit einemmal auf ihre Lippen. Sie erkannte, wie allein sie war, wie sie ihre Brüder und Schwestern hatte töten lassen, um nur allein zu herrschen, sie begriff die eigene Kühnheit nicht, mit der sie zweimal fremde Männer an ihrem Hofe zurückgehalten, um nun mit Kindern aus verschiedenem Blut allein in ihrem Palaste zu bleiben, und nun war von den Männern einer ermordet und verbrannt, der andere machte vielleicht in eben dieser Stunde Hochzeit, zwischen Musik und Festen.

Plötzlich erkannte sie, zwischen den Tanzenden dort oben, in des Antonius Hause nahe dem Kapitol, die kalten Augen Oktavians, des großen Feindes, und sie schrie, man solle ihr Caesarion bringen und nicht von ihrer Seite lassen, wenn das Kind käme. Der Knabe fürchtete sich, erkannte die Mutter nicht wieder und lief davon, und da sie ihre Sklavin fortjagte, blieb sie allein und träumte sich in eine jener Nächte hinüber, in denen sie mit Antonius auf demselben Lager gelegen und ihn an den Haaren seiner zottigen Brust gezogen hatte, bis er schrie und ihr einen Stoß versetzte.

Am nächsten Tage brachte Kleopatra Zwillinge zur Welt, einen Sohn und eine Tochter. Mit einemmal war aller Spuk verschwunden, sie fragte nur die Götter, was dieses seltene Geschenk bedeutete. Die Priester gaben ihr verworrene Antwort. Sie aber dachte, daß die Zwillinge vielleicht zwei Väter hätten, Cäsar und Antonius, und dann lachte sie. Die Kinder nannte sie mein kleiner Sonnengott und meine kleine Mondgöttin. Sie schwor sich zu, nie wieder des Antonius zu gedenken, aber plötzlich brach sie in Tränen aus, denn er war weit fort und schlief bei seiner neuen Frau und würde nie wiederkommen.

Auf diesem tiefsten Punkte ihres Lebens wußte Kleopatra nicht, was auch Oktavia, was allen unbekannt blieb: Es war nichts als ein einziger Satz, den Antonius in den Tagen seiner Hochzeit in Rom niedergeschrieben hatte. Es wußte niemand, mit Ausnahme zweier Freunde, die das Papier als Zeugen unterschreiben mußten, denn der gesprächige Mann hatte selten Geheimnisse, die er sich selber nur in feierlichen Stunden gestand. In einer solchen Stimmung hatte er sich an Cäsars plötzlichen Tod erinnert und was sein Testament für Folgen hatte. Bald würde er jetzt selber in den Perserkrieg gehen, und so schrieb er nun, ein Mann von einundvierzig, bei dieser dritten Heirat das seinige, darin bedachte er Kinder und Freunde.

Am Schlusse gab er als seinen Willen kund, nach dem Tode in feierlichem Umgang über das römische Forum getragen zu werden. Dann aber sollte man seinen Leichnam auf einem Schiffe nach Alexandria bringen, damit er einst an der Seite der Königin Kleopatra begraben werde.

Dies war des Antonius Letzter Wille. Er versiegelte die Rolle und übergab sie der Obersten Vestalin.


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