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Pfui euch, die ihr euch rühmt der geilen Buhlerlügen
Des frechen Amadis, die dahin deutlich tügen
Wo Circe machte Säu, wo Messalina gieng
Und für den schnöden Sieg der Wette Lohn empfieng!
Die Zunge schärft er zwar, allein er stümpft die Sinnen,
Lehrt was ihr thun sollt, will euch Beyfall abgewinnen
Durch das, was nie geschehn, durch das, was, wenns geschehn,
Die Ehre ganz verdammt, die Tugend nicht mag sehn.
Nicht mir den weisen Mund, den Amadis gelehret!
Ob Zunge läufet gut, wird Sinn doch so versehret,
Daß manche Mutter wird, eh als sie Braut seyn mag,
Mag Braut bey Nachte seyn, und Jungfer auf den Tag.
Dieß lernt die Neubegier vom Meister in den Lüsten,
Für dessen Schüler ich mir wünsche zuzurüsten
Ein Schiff nach Tomos hin, auf daß der Liebe Schweiß
Zu löschen Mittel sey durch ein erfrischlich Eis.
Wie Nasons Schicksal war, der, nach geschriebner Liebe,
Vom Pontus Klagebrief' und Trauerbücher schriebe,
Und wohl gewünschet hätt', daß er der Liebe Lust
Nie andere gelehrt und selber nie gewußt.
Jhr Jungfern, glaubt es nur, so frech das Wort zu führen,
Das will dem züchtigen Geschlechte nicht gebühren.
Schon lange hat es Recht und Brauch so eingericht,
Daß immer jemand ist, der eure Worte spricht,
Wo Nutz und Noth es heischt. O wie erschrackt ihr Väter!
O wie befahrte Rom ein großes Unfallswetter,
Als weiland vor Gericht ein freches Weib auftrat,
Selbst Sach und Klage führt' und um die Rechte bat!
Man fragte drüber Rath, schlug auf Sibyllens Bücher,
Und bat die Götter drum, daß diese That sey sicher
Dem allgemeinen Heil: So seltsam war dieß Ding,
Weit mehr als da ein Ochs einst an zu reden fieng.
Jst Scham und Ehr in euch, so spricht das Stilleschweigen
Genug von euch für euch; so kann die Herzen neigen
Zu euerm Schutz und Gunst ein sittsam Angesicht,
Das jedem von sich selbst zu Huld und Dienst verpflicht.
Des edeln Goldes Preis darf keinem Advocaten
Auf seine theure Zung, in feilen Mund gerathen;
Es lobt sich durch den Glanz, es lobt sich durch die Kraft,
An welcher Erde, Luft, Glut, Flut nichts thut und schafft.
Die Damascener Ros', wenn sie aus grünem Bette
Am frühen Morgen stralt, und spielet in die Wette,
Leukothoe, mit dir: ist selbst ihr' eigne Pracht,
Die keine Zunge mehr noch minder zierlich macht.
Solls erst die Zunge thun, die Jungfern werth zu machen,
So ists gar schlecht bestellt, so sind der Tugend Sachen
Aufs Schlüpfrige gesetzt, und ihre Würde steht,
Nach dem die Zunge schwer, nach dem sie fertig geht;
Solls viel Geschwätze thun, so steigen Papageyen
Jm Preise doppelt hoch, so giebt der Schwalbe Schreyen
Jhr einen hohen Werth, und ein gemeiner Hähr
Gilt einer Jungfer gleich, wie schön sie immer wär.
Fürwahr, ihr redet oft viel, prächtig, frey und lange.
Thuts euern Ohren wohl, thuts fremden doch sehr bange;
Und ist es ausgeredt, wird billig noch gefragt:
Jsts aus? Was will sie denn? Was hat sie denn gesagt?
Die Rhone lachet oft, und sauer sieht die Tiber,
Die Elbe rümpfet sich, die Augen gehen über
Dem armen Priscian, wenn euer strenger Mund
So martert, krüppelt, würgt, was keine je verstund.
Ein Bach, ein Regenbach, vom Himmel her gestärket,
Wenn er den Ueberfluß und sein Vermögen merket,
Läuft über Damm und Rand, schießt über Schutz und Wehr,
Bricht da und dort heraus, ergeußt sich hin und her,
Mischt, was er in sich hat, treibt, was er führt, zu Haufen,
Daß Fisch, Frosch, Holz und Schlamm hin miteinander laufen,
Bis daß die Wolke weicht, die ihm gab kurze Kraft,
Dann bleibt das eine da, das andre dort verhaft.
Jhr Damen, so seyd ihr: Die krausen Complimenten,
Die euch das leichte Volk der freyen Liebsstudenten
Jn eure Sinnen geußt, die schwellen euern Muth,
Weil euch das Heucheln wohl, das Loben sanfte thut.
Sie werfen sich euch hin zu euern zarten Füßen,
Sie wollen sonst von nichts als nur von Knechtschaft wissen;
Sie küssen eure Hand, sie küssen wohl den Grund,
Den euer Fuß betrat, wo euer Schatten stund.
Sie stellen auf ein Wort von euch ihr Seyn und Wesen,
Auf einen Blick von euch ihr Wohlseyn und Genesen;
Jhr seyd der Seele Seel, und außer euch sind sie
Als wären sie nicht mehr, und vor gewesen nie.
Die Sonne selbst hat so zu stralen nie begonnen,
Als eurer Augen Licht, das göttliche Paar Sonnen.
Der Wangen Lilien mit Rosen untermengt
Jst ihre Frühlingslust, daran ihr Herze hängt.
Der theure Mundrubin, wem dieser kommt zu küssen,
Der mag sich einen Gott und keinen Menschen wissen,
Sich dünken mehr als Mars, auch als Adonis mehr,
Die Venus Mund geküßt, der vor berühmt war sehr,
Eh Jhr kamt auf die Welt, doch jetzt, nun eurer funkelt,
Wie vor der Sonn ihr Stern am Himmel, sich verdunkelt.
So saust der Buhler Wind um euer offnes Ohr,
Schwellt die Gedanken auf; die suchen denn ein Thor
Am nächsten wo es ist: dann gebt ihr euch zu merken,
Wollt das gegönnte Lob nicht mindern, sondern stärken,
Sagt her, so viel ihr wißt, gebt was ihr bey euch fühlt,
Meynt, daß selbst Pitho
nie die Rede schöner hielt
Es gilt euch aber gleich geschickt und ungeschicket,
Gereimt und ungereimt, gesticket und geflicket,
Gemengt und abgetheilt, halb oder ausgeführt:
Es ist euch gar genug, wenns nur heißt discutirt.
Viel Plaudern hat noch nie viel Nutzen heim getragen;
Viel Schweigen hat noch nie viel Schaden zu beklagen.
Ein wohlgeschloßner Mund verwahrt ein weises Herz,
Ein ungebundnes Maul bringt ihm und andern Schmerz.
Jhr irrt, wenn euch bedünkt, ihr wäret angenehmer
Wenn ihr viel Worte macht. Jch halt es viel bequemer
Zu aller Menschen Gunst, wenn ihr nur so viel sagt,
Daß der euch fromm bemerkt, der euch um etwas fragt.
Man rühmet Jungfern nicht, die allzuviel gereiset;
Ein Weib, das mehr weiß als ein Weib, wird nicht gepreiset.
Die Jungfern, die so wohl im Lieben sind geübt,
Die übt man zwar noch mehr, nur daß man sie nicht liebt.
Wenn man den Zeitverdruß mit Schachbrett, Kartenspielen
Bey solchen Leuten stillt, die nicht nach Golde zielen
Und nach Gewinn, wie da, so bald die Lust gestillt,
Das Spiel im Winkel liegt, nichts Knecht noch König gilt:
So gehts mit euch: Des Schlafs sich etwan zu erwehren,
Den Unmuth abzuthun, die Weile zu verzehren,
Hört mancher, was ihr sagt, sagt, was ihr gerne hört;
Bald wird er eurer satt, ihr aber seyd bethört.
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