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Zimmer auf der Wartburg
Im Hintergrunde, in einer Wandnische, ein rosenbekränztes Kreuzbild. – Mitten im Zimmer steht Konrad von Marburg, hochaufgerichtet, kalt, unbeweglich. Von der Tür her kommen langsam Ludwig (in Kriegsrüstung, den Mantel mit dem Kreuz um) und Elisabeth (in Trauerkleidung), auf seinen Arm gestützt, tief traurig.
Ludwig
(zu Konrad, sehr ernst)
Ich hab' Euch hergerufen, Pater Konrad,
Damit Ihr Vater und Erzieher seid
Der bald Verlaßnen. Ich muß in den Kreuzzug,
Doch sie will Gott in andrer Weise dienen.
Sie ist sehr weichen Herzens, darum will sie
In Eurer strengen Zucht die Seele härten.
Nun wohl, seid streng – doch seid zugleich sehr zart,
Sehr zart, hochwürd'ger Herr! Sie soll mir nicht
In zu viel Zucht zerbrechen! – Doch vergebt:
Dies sprach die Sorge. Ihr seid uns bekannt
Als hochgelehrt. Drum hab' ich Euch zugleich
Die Kirchenzucht vertraut, Herr Pater Konrad –
(Konrad horcht auf, verbeugt sich dann leicht.)
Bestallungsrecht in allen meinen Gauen.
Dies sei mein kleiner Dank. – Doch laßt mich nun
Im Hof zum Rechten sehn. Der Aufbruch naht.
Gebt ihr ein wenig Trost.
(Küßt sie auf die Stirn)
Ich seh' dich noch.
(Ab.)
(nach kleiner Pause, während welcher sie gebeugt und bewegungslos, mit hängenden Armen, dasteht. Er spricht in sehr ruhigem und würdevollem, etwas kaltem Tone)
Frau Landgräfin Elisabeth, Ihr seid
Von Stund' an meine Tochter, mir verbunden
Durch das Gelübde kirchlichen Gehorsams.
Erkennt Ihr das und wollt gehorchen?
Elisabeth
(tonlos)
Ja.
Konrad
(immer kalt-ruhig)
Der Mensch, der vor Euch steht, bedeutet nichts.
Doch da er ein Beamter Gottes und
Der Kirche Christi – so bedeutet der,
Der vor Euch steht, Tochter Elisabeth,
Ein Allerhöchstes: Durch ihn spricht die Kirche.
Hast du das wohl erwogen, Tochter?
Elisabeth
(leise)
Ja.
Konrad
Medias in res! In Gottes Namen denn!
(Stellt sich vor das Kreuzbild)
Sagt mir: Indes ich hier auf Euch gewartet,
Hab' ich ein Kreuz gesucht, um mich zu stärken
An Christi Wunden. Endlich fand ich eins:
Ich fand es fast erdrückt von dreisten Blumen.
Sag' mir: Wes sind die Blumen dort?
Elisabeth
(ihre Tränen wischend, aufschauend)
Vergebt mir –
Die Augen sind mir naß – ich kann nichts sehen –
Konrad
Am Kreuz die Blumen dort?
Elisabeth
Von armen Kranken.
Konrad
Ich suche Christi Wunden – doch vor Blumen
Seh' ich sie nicht. Ich suche Christi Antlitz,
Das leidensernste, doch die kecken Blumen
Verbergen mir sein Antlitz. Fort damit!
(Entfernt die Rosen, aber durchaus ruhig, nicht gewaltsam wirkend. Zu Elisabeth, die nun erst Anteil nimmt und erstaunt zurücktritt)
Frau, so war bisher Euer Leben: Blumen
Der Zärtlichkeit, verliebter Spielerei
Streut Ihr umher, zu ungeübt, der Erde
Hart-unerbittlich Angesicht zu schauen.
Ihr seid wie einst die Minnesänger: Werktag
Wollt Ihr in falschen Sonntag wandeln, Schmerz
Könnt Ihr nicht sehn – wie manche nicht
Ein fließend Blut – und wollt ihn drum verhüllen –
Ihr nennt's »verklären«, doch ich sag' verhüllen.
Denn solch Verklären kommt der
Lüge gleich!
Elisabeth
(betroffen)
Pater – vergebt mir – ist denn Liebe Unrecht?
Die Bettler gaben diese Rosen mir
Aus Liebe – und aus Liebe schmückt' ich Christus,
Wie jene Sündrin ihm die Füße salbte.
Gab Christus nicht sein Leben her aus Liebe?
Konrad
(immer durchaus ruhig)
So ist es, Kind. Doch sag' du mir zuvor,
Was Liebe sei! Die Liebe, die den Herrn sucht,
Ist harter Art: sie liebt mit Schwert und Geißel!
Denn nicht dein Wohlgefühl, du liebestrunkne
Verklärerin der Welt, macht dich geschickt
Zum Reiche Gottes – sondern Kraft des Duldens
Und des Entsagens! Darum sag' ich dir
Wie jener Schmied von Ruhla: Werde hart!
Elisabeth
(läßt sich auf ein Knie nieder)
Ja, hart, mein Vater! Ja, ich fühl's mit Kummer:
Ich bin zu schwach! Die Tränen, heiß geweint
Um meinen Gatten, der heut' von mir geht –
(Verbirgt aufstöhnend das Gesicht.)
Konrad
Sind zwar Bekenntnis deiner Weiblichkeit –
Doch sind sie sündhaft, falls die Gnade nicht
Deine Natur bezwingt! Wähnst du den Herrn
Zu lieben – und du klagst, wenn dein Gemahl
Dem Herrn als Opfer einen Kreuzzug bringt?
Wie? Du nimmst Bettler kosend in die Arme –
Und wenn dein Gatte Christus helfen will,
Hältst du ihn fest?
Elisabeth
Ich bin ja doch sein Weib –
Konrad
Sind Weiber ausgeschlossen von der Sorge
Ums Himmelreich?
Elisabeth
(voll Weh)
Ihr wißt nicht, wie ein Weib liebt!
Ich gab dem Gatten meine ganze Seele
Und gab dem Gatten meinen ganzen Leib –
Geht er nun fort, so bricht mir Leib und Seele!
Konrad
Dein Leib ist Staub! Lieben sollst du nur Gott!
Elisabeth
Lieb' ich nicht Gott, wenn ich den Gatten liebe?
Konrad
Du liebst den Gatten mit der Kraft der Sinne –
Elisabeth
Beim ew'gen Heil, ich lieb' ihn, weil er gut ist!
Konrad
(gen Himmel)
Gott, kann ein Weib denn deinen Himmel erben?!
Sie zerren Himmlisches herab! Sie lügen
Sich und dem Manne vor, sie liebten nur
In ihm den heimlich drin versteckten
Gott! –
(Zu Elisabeth)
Wie nun, wenn deinem festgehaltnen Gatten
Die Heimkehr nicht gestattet würde, weil du
Den Auszug ihm zu schwer gemacht?
Elisabeth
(erschrickt)
O Gott!
Das nicht! Pater, ich bete Tag und Nacht,
Ich spende Gold und Silber, will mich geißeln,
Will fasten und will alles abtun – nur
Den Gatten darf mir Gott nicht nehmen!
(Geht händeringend umher.)
Hör' mich!
Elisabeth!
(Da sie ihn nicht hört)
Die Kirche spricht!
(Sie kommt)
Merkst du,
Wie deine Liebe schwer von Erde ist,
Du dreimal unverfälschtes Weib? – Drum prüfe,
Ob nicht die andre Liebe, jener Drang
Zu Armen, und was sonst aus Zärtelei
Von dir getan wird – Drang der
Sinne sei!
Elisabeth
(erschrocken)
Der Sinne –? Meine Liebe zu den Armen?
Konrad
Ja, ob du nicht, verwöhntes Königskind,
Die du dich ganz besonders fein erwählt fühlst –
Besonders fein dem
Satan Dienste tust!
Elisabeth
(steht ganz erstarrt, mit entsetzt ausgespreizten Fingern).
Konrad
Ich scheine hart. Mag sein. Zumal in dieser
Stunde der Trennung, wo dein Gatte ausfährt.
Doch soll mir keiner sagen, Konrad habe
Gewartet, bis er sich allein gewußt.
Elisabeth
(tonlos, ihn anstarrend)
Ganz neu ist alles das ... Ich kann es noch nicht
Verstehn, mein Vater ...
Konrad
Dir's zu deuten bin ich
Berufen. Wer wie ich die Menschheit kennt
Bis auf den Grund: wie sie voll Gier, voll Unflat,
Voll Bosheit steckt, voll seelenstumpfer Trägheit,
Die nur ihr Fleckchen sucht, worauf sie faule –
Und wer die Kirche sah im Geisteskampf:
Der achtet das Behagliche gering –
Auch wenn's ein Abschied von dem Gatten wäre!
Der lebt und glüht in hagerer Kasteiung
Der Macht des Geistes und dem
Sieg der Kirche!
Verstehst du das?
Elisabeth
(mit leuchtenden Augen)
Ja, Vater, das versteh' ich!
Konrad
So werde hart!
(Sie knickt wieder zusammen.)
Laß deinen Gatten ziehn:
Denn seine Kreuzfahrt gilt dem Sieg der Kirche!
Sei stark, sei tapfer,
segne seinen Abschied!
Nun?
Elisabeth
(kniet langsam nieder und küßt seine Hand)
Ich will dir gehorchen ...
Konrad
(macht das Zeichen des Kreuzes über sie)
Komm! Sie warten.
(Zwischenvorhang.)
Schloßhof der Wartburg
Blumenschmuck, Kränze, Stangen mit Wimpeln. Knechte eilen hin und her, Schwerter, Lanzen, Schilde nach rechts tragend. Mädchen und Knaben streuen Blumen, ein Bursche klettert an einer Stange hoch.
Rudolf von Vargila (gerüstet, Mantel um) tritt auf mit andren Kreuzrittern. – Aus dem Innern tönen Chorgesänge.
Vargila
(sich umschauend)
Brav so! Der Abschied sei ein Fest! – He, Bursche,
Klettre noch höher, wisch' die Wolken weg!
Sag' dem Gewölk: Der Schenk von Vargila
Will, daß der Himmel heiter sei, wenn wir
Zu Gottes Ehren in den Kreuzzug reiten!
(Zu dem herantretenden Ruprecht, der in Kriegsrüstung ist, das Kreuz auf der Brust)
Nun, Waldbursch? Umgewandelt? Kamst du nicht
Als Zottelbär herauf? Du bist es doch,
Den jüngst die Landgräfin dem Marschalk sandte?
Ruprecht
Stimmt, Herr.
Margret, Ruprechts entlaufen Weib, keucht vorüber, Eimer schleppend, ohne ihn zu sehen. Ruprecht wendet sich rasch ab.
Vargila
Hast du vor Mägden Angst? Erschrickst ja?
Ruprecht
's ist da so eine – die braucht nicht zu wissen,
Daß ich hier steh' –
Vargila
Absonderlicher Kauz!
Was trieb dich her aus deinem Wald?
Ruprecht
Der Haß.
(kopfschüttelnd)
Und ziehst jetzt in den Kreuzzug? Auch aus Haß?
Besondrer Christ!
(Lacht.)
Ruprecht
Nein, Herr. Um
frei zu werden
Von alledem! Es haust in mir ein Dämon.
Das tut nicht gut.
Vargila
(achselzuckend)
Im Wald gedeihen Träumer ...
(Zu den Rittern, die immer zahlreicher kommen)
Ist heut' nicht Sonnwendtag?
Erster Ritter
Wohl! Sonnenwende!
Zweiter Ritter
Ha freilich, doch der Wind drückt tief. Der wird
Heut' abend die Johannisfeuer brechen.
Erster Ritter
(die Hand hochhaltend)
Westwind! Die Feuer werden ostwärts weisen
Wie ausgestreckte Finger.
Zweiter Ritter
Und wir werden
Im Schein der roten Feuer lachend reiten!
Vargila
(ist bewegt und sinnend hin und her gegangen)
Heut' war's! ... Mich überfällt ein jäh Gesicht:
Vor zwanzig Jahren war hier
Sängerfest! ...
Hier las Herr Klingsor – dort stand Ritter Wolfram –
Dort Walther – ringsum saß der Hof –
Hier trutzte Ofterdingen! Seinen Arm
Rankt' er um einen Spielmann – so die Rechte
Warf er empor und rief: »Bleibt ihr dort oben!
Ich halte mich zum Volk!« Herr Hermann bat,
Frau Mechthild flehte: »Kommt herauf zu uns,
Kommt, seid doch wieder gut!« Umsonst! Der trotz'ge
Dichter stand wie ein Stein – bis Irmgard kam –
Die kleine Irmingard, jetzt Gräfin Anhalt,
Damals ein blondes Kind – hier kam sie her,
Ein Kränzchen trug sie so mit beiden Händen –
Und scheu und lieblich sprach das Kinderstimmchen:
»Es sind nur wilde Blumen, lieber Dichter!«
Männer, da fuhr's wie Beben in uns alle
Und Ofterdingen! Tränen schossen ihm
In schwarze Augen, rasch erhob er Irmgard
Auf starken Arm – und auf dem Haupt den Kranz
Und auf dem Arm das Kind – so schritt der Sieger
Quer übern Wartburghof hinauf zum Thron! ...
(Chorgesang und Orgel dumpf aus dem Innern; er schweigt ein Weilchen, dann fährt er düster und langsam fort)
Hört ihr die Litaneien? – Die frohe Zeit ist tot!
Verschollen der trotz'ge Sänger der Nibelungennot!
Verstoben die Freien und Frohen, die Herren, die hier gezecht,
Hört ihr die Litaneien – Mich dünkt, ihr Herrn, der Tausch war schlecht.
(Ermuntert sich)
Fürs Träumen bin ich nicht! Was tut's? Wir
leben –
Und dienen mannhaft – wie sich's ziemt, nicht wahr? –
Ludwig und seiner Frau Elisabeth!
(Zustimmung.)
Aus dem Innern kommen: Landgraf Ludwig, an seinem Arm Elisabeth; Heinrich Raspe; Ritter, Geistliche, darunter Konrad von Marburg; Frau Sophie, Jutta, Eisentrud mit den drei Kindern des Landgrafenpaares (zwischen zwei und sechs Jahren etwa) und viele andere, auch Knechte und Mägde, darunter Margret. Sie stellen sich feierlich auf, den ganzen Schloßhof füllend.
Vargila
(tritt feierlich vor das etwas erhöht stehende Landgrafenpaar)
Herr Landgraf, Eure Ritter sind bereit
Zur Ausfahrt nach Palermo und nach Ostland.
Vernehmt aus meinem Mund im Auftrag aller,
Die hier das Kreuz auf Mannesschultern tragen,
Den Eid der
Treue! – Alle sollt ihr's hören,
Thüringer Volk!
(Erhebt die Schwurhand, alle Kreuzritter desgleichen.)
Den Herrn, den Gott uns gab,
Landgrafen Ludwig, lebend oder tot
Zurückzubringen auf die Burg der Väter
Oder ins Grab der Väter – schwören wir!
Alle Kreuzritter
Schwören wir!
Alles Volk
(unter Waffenklirren)
Lang lebe Landgraf Ludwig! Heil, Heil, Heil!
Ludwig
Dank! Dank euch allen! Graf von Brandenburg,
Graf Meinhard von Mühlberg, Hartmann von Heldrungen,
Graf Heinrich Stolberg, Truchseß Hermann von Schlotheim,
Dietrich von Seebach – all ihr guten Namen,
Wer will euch nennen, die ihr heute tapfer
Die Ausfahrt wagt? – Ihr steht in
Gottes Chronik!
Doch du, mein Volk, besorge nicht, daß ich
Dich unbedacht verlasse! Sorglich hab' ich
Dein Wohl bedacht. Der Kaiser und die Kirche
Rufen den Herrn der Wartburg – er gehorcht.
(Auf Heinrich Raspe weisend)
Mein Bruder Heinrich wird, solang ich fern bin,
Der Herr der Wartburg sein, dem ihr euch fügt.
(Er winkt Raspe, der näherkommt)
Schwöre mir, Heinrich, wie die Ritter schworen!
Schwöre, daß du mein Anvertrautes treulich
Behüten willst: mein Land, mein Haus, mein
Weib
Und diese Kinder, die uns Gott gegeben!
Raspe
(bleibt stehen, hebt kurz die Hand)
Ich hab's gelobt.
Ludwig
Nicht freudig klang der Ton.
Raspe
Mich dünkt, der Tag sei ernst.
Ludwig
(ruhig-freundlich)
Das ist er, Heinrich!
Drum sind wir doppelt heiter und verwandeln
Den Abschied in ein Fest – denn unsre Kreuzfahrt
Ist
Gottesdienst! – Ich bitte dich, mein Bruder,
Laß nicht die Düsternis, die Spinnwebfrau,
Zu häufig bei dir Gast sein! Sieh, mein Heinrich,
Heut' hätt' ich gern ein liebreich Wort vernommen,
Ein Bruderwort. Wir sind verschiedner Art,
Ich weiß: doch vor dem Tode sind wir gleich ...
(Langsamer)
Und wer ins Land der Sarazenen zieht,
Mein Bruder, ist gezeichnet mit dem Kreuz,
Das auch auf Gräbern steht – –
Raspe
(schaut auf, schaut ihn an und ergreift plötzlich, wie von Ahnung durchbebt, seines Bruders Hände)
Mein Bruder Ludwig –
Gott sei mit dir – ich bin kein Mann der Worte – –
(freudig)
Dank für den Händedruck!
(Zu Frau Sophie)
Liebwerte Mutter,
Fast sagt' ich Euch dasselbe wie dem Bruder:
Gebt heute mir und meinem Eh'gemahl,
Das schier vor Schmerz vergeht, ein trostreich Wort!
Ich weiß, auch Ihr träumt alten Zeiten nach
Wie Bruder Heinrich, und gewöhnt Euch nicht
An unsren andren Ton. O gute Mutter,
Wie das auch sei: wir lieben Euch von Herzen!
(Er kniet vor ihr mit Elisabeth.)
Frau Sophie
(legt bewegt auf jedes Haupt eine segnende Hand)
Ich segn' euch, liebe Kinder. Ja, mein Herz
Lebt noch in alter Zeit – und dieser Festplatz
Weht mir im Blumenschmuck des Gatten Stimme
Und weht mir Irmgards Kinderstimmchen her.
Doch bin ich deine Mutter, Schnee mein Haar,
Doch jung mein Herz wie eh'dem, als du dort
Im Sängersaal zu meinen Füßen saßest –
Eh'dem – als ich zum wilden Ofterdingen
Vom Wartburgglück die stolzen Worte sprach –
Vom Wartburgglück? – Das Wort hallt seltsam nach ...
Zieh hin denn! Kämpf' als Mann – des Vaters würdig!
(Küßt seine Stirn, geht rasch ab, die Hand vor den Augen.)
Ludwig
(aufspringend, seine Bewegung verbergend)
Zu Pferd! Ich hab' mir vorgenommen, heut'
Zu lachen und zu leuchten, nicht zu weinen!
(Teilweis beginnender Aufbruch. Er legt den Arm um Elisabeth, innig)
Doch dir, Trautlieb, mein allerletztes Wort!
(Nimmt seinen Ring vom Finger)
Dies ist der Ring, den du am Altar mir
Gegeben hast: den werd' ich täglich anschaun,
Und keiner rührt ihn an, solang ich lebe!
(Bedeutsam)
Kommt aber je ein Bote – hebt die Hand
(Tut es)
Und zeigt von fern dir diesen seltnen Ring:
Dann frag' nicht, was er bringt! Geh in die Kammer
Und bete für des toten Gatten Seele ...
(Er starrt den Ring einen Augenblick an, steckt ihn langsam wieder an den Finger.)
Elisabeth
(in ihrer tiefen Bewegung)
Nicht – nicht – ich kann ja sonst nicht tapfer sein!
Und ich will tapfer sein – ich hab's gelobt!
Ludwig
Und bist auch tapfer! O mein Weib, leb' wohl!
Zu viel, zu viel Glück gab mir Gott in dir!
Drum muß ich fortgehn, daß die Erde nicht
Mir schon ein Himmel scheine! Lebe wohl!
(Innig-stürmische Umarmung. Er küßt die Kinder. Dann bewegt zu den andern)
Thüringer Volk, wenn jemals diese Frau
Kummer erfährt und eurer Hut bedarf –
Ich
bitt' euch: denkt an diese Abschiedsstunde!
(Abbrechend, rasch nach dem Hintergrund gehend, stark und frisch)
Gott mit Thüringen! Ritter, zu Pferd!
(Fanfaren. Aufbruch. Der Landgraf steigt im Hintergrund zu Pferd, Elisabeth hält ihm noch das jüngste Kind hin, er winkt mit der Hand herüber; lärmende Heilrufe, Weinen. Winken, Fanfarenklänge.)
(Vorhang.)