Karl Lerbs
Der lachende Roland - 2. Band
Karl Lerbs

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

– und von den bremischen Bauern

Das Stadtkind

Linchen Buschmann aus der Kornstraße war im Zuge der Jugenderziehungsmaßnahmen dazu ausersehen, der Wirtschaft des Bauern Sophus Uhlenbusch in Klein-Sehlte ihre tatkräftige Hilfe angedeihen zu lassen. Dabei ergab es sich zuweilen, daß ihr noch ungeschulter Verstand ihren praktischen Kenntnissen sozusagen vorauseilte.

Als Sophus Uhlenbusch eines Abends über die Wiesen stapfte, sah er zu seinem Entsetzen, daß Linchen einer rotbunten Kuh die Milch, die sie ihr eben erst durchaus sachgerecht entlockt hatte, als Getränk 88 vorsetzte. Die Rotbunte schlabberte ihr eigenes Erzeugnis mit deutlichem Behagen.

»Was machste denn nu, Deern?« japste Sophus Uhlenbusch entgeistert. »Büst du denn rein mall?«

»Och«, sagte Linchen verständig, »es kam mir so vor, als ob die Milch man en büschen dünn war, un da dachte ich, es wär am Enne ganz gut, wenn wir ihr noch mal durch'e Kuh gehen ließen.« 89

 

Die Verdienstspanne

Der gute alte Petersen, der für die Lebensmittelgroßhandlung meines Großvaters und später auch meines Vaters unermüdlich, geschäftstüchtig und tatenfroh die großen, größeren, kleinen, kleineren und kleinsten Ortschaften der bremischen Tiefebene »bereiste«, war einmal auftragsgemäß bemüht, der hartgesottenen ländlichen Unternehmerin Trina Kattenbusch in Lüttjenbüttel die Vorteile einer Packung Kaffeezusatz nachdrücklich unter die ansehnlich gerötete und leicht tropfende Nase zu reiben.

»Kucken Se mal, Mudder Kattenbusch«, sagte er suggestiv, »Sie haben dscha sonst wohl alles in Ihrem Laden, aber die Packung, die fehlt Ihnen noch. Da steckt'n Geschäft steckt da in. Da können Sie dreißig Prozent an verdienen.«

»Nee, mien leewe Petersen«, sagte Trina Kattenbusch, die eben die leicht angestaubten Zuckerstangen auf dem »Tresen« mit ihrem vielseitig verwendbaren Taschentuch reinigte, »mit die Prussente, da bleiben Sie mich zehn Tritte mit vons Leib. Da will ich mir nich mit bemengeln. Das is dscha heidnischen Wucher is das. Ich mach das viel anstänniger. Wenn ich für was zehn Fennige bezahle, denn nehm ich da zwanzig für wieder. Da bün ich ümmer noch ganz gut bei zu Schick gekommen.« 90

 

Die Rüsche

Die Bäuerin Becka Stünkel betrat den Laden von Lüder Kleybrink (Manufaktur und Kurzwaren, Bedarfsartikel, Kolonialwaren, Färberei-Annahme, Posthilfsstelle) zu Grasdorf und sagte im Tone bescheidener Antragsstellung:

»Soll ich wohl 'ne Rüsche haben?«

Herr Kleybrink suchte eine Zeitlang in seinen sämtlichen Beständen und versetzte sodann:

»Haben haben wir dscha augenblicklich keine, aber kriegen wollen wir dscha gerne mal sehn, ob wir nich eine tun können.« 91

 

Verfallserscheinungen

Immer, wenn der pensionierte Landrat aus dem benachbarten Preußen als Jagdgast seine Flinte gegen das Getier des bremischen Gebietes kehrte, traf er mit dem alten Förster Bollendonk zusammen und unterhielt sich durchaus leutselig mit ihm.

»Na, Bollendonk?« fragte er eines Tages zum Zwecke der üblichen Gesprächseröffnung. »Wie geht's denn noch so?«

»Och, Herr Landrat«, versetzte Bollendonk vergnügt, »das geht dscha ümmer noch so jichtens hin. Abers man wird dscha ümmer 'n büschen älter und 'n büschen dümmer.«

»Soso«, sagte der Landrat sehr reserviert. »Hm. Na ja. Älter werde ich ja schließlich auch, aber vom Dümmerwerden habe ich an mir noch nichts bemerkt.«

»Tschä, Herr Landrat«, griente Bollendonk vertraulich, »man selbens, man merkt das dscha nich so, abers die annern, die merken das.« 92

 

Anekdote vom Backenzahn

Zwei Zahnärzte, die eng befreundet waren und zwar ziemlich nahe beisammen, aber in einer medizinisch hinlänglich ergiebigen Gegend wohnten, um diese Freundschaft vor einer Störung durch geschäftliche Disharmonie zu bewahren, pflegten sich zu einem friedlichen Dämmerschoppen zu treffen.

»Unsere Bauern«, sagte eines Abends der eine von ihnen, »sind doch standfeste Kerle. Können verflixt was aushalten. Heute kommt einer zu mir mit Wurzelhautentzündung unter sieben oben links. Hatte 'ne Backe, als ob er da 'nen Tennisball reingesteckt hätte. ›Muß sofort raus‹, sag ich. ›Wat köst't dat?‹ fragt er. ›Schmerzlos fünf Mark, ohne Betäubung zweifumfzig‹, sag ich. ›Für ssweifumfzig‹, sagt er. ›Riet man to.‹ No, der Kerl hatte ja nu Zähne wie 'n Möbelwagenpferd und Wurzeln wie Rettige. Ich hab geschwitzt, als ob ich 'n Appelbaum ausreißen müßte. Keinen Mucks hat der Mann getan. Saß da wie 'n eisernes Denkmal. Doll. Und das alles wegen zweifumzig!«

»Richtig«, sagte der andere Zahnarzt und lächelte bitter. »Wegen zweifumzig. War 'n kleiner Mann mit etwas krummen Beinen, plierte so 'n bißchen swienplietsch mit 'm rechten Auge, nich? Siehste. Bei mir 93 war der auch. Bloß – bei mir sagte er: »Fümf Mark.« No, ich geb ihm die Spritze und setz ihn erst mal nach nebenan, damit sie wirken konnte, während ich schon den Nächsten drannahm. Wie ich wieder rauskomme und ihn holen will, is er weg. Der is mit meiner Spritze zu dir gegangen und hat stillgehalten. Konnte er auch. Du zahlst wohl heute das Bier. Prost!«

»Ssweifumfzig«, sagte um die gleiche Zeit der Bauer Sophus Dörgeloh in Gnarrenstedt zu seiner Frau und lächelte behaglich. »Der Kusen is raus, un das Geld is gespart, un schmerzlos war es bloß für mir. Laß dich das von mich sagen, Gesche: Einklich macht es dscha knapp mal Spaß, mit die Städters zu verkehren. Sie sünd mit 'n Dummbeutel geschlagen.« 94

 

Versicherung auf Gegenseitigkeit

Die gute Freundschaft, die den alten Doktor Bestenbostel und den ebenfalls nicht mehr ganz jugendlichen Pastor Rotermund verband, war, soweit die Beziehung von Haus zu Haus in Frage kam, nie einer Erprobung auf beruflichem Gebiet ausgesetzt worden: Denn Pastor Rotermund war Witwer und kerngesund, und Doktor Bestenbostel war grundsätzlicher Junggeselle und infolgedessen anständigerweise ohne nennenswerten Anhang. Die berufsbedingte Zusammenarbeit der beiden in den ihnen unterstellten Dörfern vollzog sich ohne fachliche Erörterungen.

Eines Tages freilich holte Pastor Rotermund sich im Moor eine bitterböse Grippe, und Doktor Bestenbostel hatte seine liebe Not, ihn über das Schlimmste hinwegzubringen und schließlich als genesen aus dem Bett hervorzuholen. Der gute alte Pastor war froh und dankbar; aber er wunderte sich sehr darüber, daß er von Doktor Bestenbostel keine Rechnung bekam: Und nach etlichen Monaten brachte er die Sache vorsichtig und taktvoll zur Sprache.

Doktor Bestenbostel lächelte und winkte ab.

»Och, das lassense man so gut sein, Paster«, sagte er. »Wenn Sie glauben, daß Sie mir was schuldig sind, denn können wir das dscha auf Gegenseitigkeit abmachen. Ich hab da für gesorgt, daß Sie noch nich innen Himmel gekommen sind; nu können Sie sich dscha ab un zu mal'n büschen um meine seelische Inwendigkeit kümmern, damit ich nich nach'r anneren Seite wegrutsche.« 95

 

Der Bauer als Advokat

»Avkaten«, sagte der Bauer Mandus Gristede und rückte die Schultern behaglich in seiner Lodenjoppe zurecht, »die braucht 'n dscha einklich gar nich. Ich mein: Wenn es bloß auf Einen selbens ankäm, un wenn man das allens so schriftlich wüßte. Ich dschedenfalls, wenn ich bei Gericht man so könnte, wie ich könnte, dennso würde ich mir mit Avkaten gar nich bemengeln. Da is manch einer bei, der könnte bei mich noch was ablernen, so 'ne Schrapenpüsters sünd das manchmal.

Nehmen Se per Beispiel mal meinen Brunnen. Wie daß der fertig war, sag ich zu den Brunnenbauer: ›Die Rechnung, die bezahl ich nich.‹ ›Un worüm betahlst du de nich?‹ fragt er. ›Weil daß du vorbeigebohrt hast un da nich genug Wasser in is‹, sag ich. ›For 'n Soot ahne Water betahl ick nich.‹ ›Dennso gifft dat 'n Prusseß‹, sagt er. ›Man to‹, sag ich. No, das half dscha nu nix – ich nahm en Avkaten an, un der gewann den Prusseß. War dscha auch nix bei.

Wie nu abers der Avkat mit die Kostenrechnung kömmt, da sag ich: ›Nee. So viel nich. Da müßte ich denn dscha wohl rein halbklug sein, wenn ich das bezahlen täte.‹ No, er kuckte mir gleinig durch 'e Brille an, 96 abers ich stand fest in meine Stiefeln; un denn verklagte er mir da um.

›Herr Gristede‹, sagt der Richter, ›da kommen Sie nich von ab. Die Kosten, die gehen prussentual vons Obdschekt, un das Obdschekt is der Brunnen.‹ ›Herr Richter‹, sag ich, ›das geht mich weit vorbei. Das Obdschekt, das is nich der Brunnen, sondern das zu wenige Wasser, was da in is; un das is so viel nich wert.‹

No, da kuckten sie denn dscha alle ziemlich dusselig, un mich schoß das ins Lachen. Un den Prusseß, den hab ich gewonnen.

Avkaten –!« 97

 

Motorisierung

Diedrich Kühsel, Ortsvorsteher zu Sanddorf, ließ sich den Kleinknecht Timm Hartnacke kommen und sagte mit strenger Amtsmiene:

»Timm, die Gemeinde kann das mit dich nu nich weiter so mit ansehn. Wir bezahlen nu all für fünf Kinner, wo du der Vadder von büst. Geld hast du nich, un heiraten willst du nich, un das is nu dscha auch gar nich mehr alles in einen Pott zu kriegen. Un wenn ich dir so ankucke, denn kömmt mich das so vor, als wenn das nu man ümmer so weitergehn soll. Wie denkst du dich das? Büst du denn rein doll un mall? Ich frage dir amtlich.«

»Tschä«, antwortete Timm Hartnacke ebenso verstockt wie heiter, »denn kann mich die Gemeinde dscha man 'n Motorrad kaufen, denn fahr ich denn ümmer 'n Stück weiter weg.« 98

 

Der Modernist

In einem bremischen Dorfe wirkte vor Zeiten ein Geistlicher, dessen – von den Bauern mit Zurückhaltung geduldete – Neigung für den kirchlichen »Modernismus« sinngemäß mit einer Vorliebe für die neuzeitlichen technischen Errungenschaften verbunden war. Immerzu wollte er im Pfarrhaus »was gelegt« haben – Wasserleitung, elektrisches Licht und schließlich sogar Fernsprecher.

Der Ortsvorsteher Ehler Kleybohm hielt es für richtig, dieser Neuerungssucht durch einen Gegenangriff auf kirchlichem Gebiet entgegenzutreten.

»Herr Pastohr«, sagte er, »unser Herr Dschesus, der hat auch keinen Telefong gehabt.«

Der Geistliche geriet in Hitze. »Davon verstehen Sie nichts, Kleybohm«, sagte er ärgerlich. »Wenn unser Herr Jesus heute noch unter uns lebte, würde er sich sofort Fernsprecher legen lassen – und für jeden seiner Jünger würde er auch einen bestellen.«

»Zo?« versetzte Ehler Kleybohm trocken. »Meinen Se das, Herr Pastohr? No, denn is es dscha man gut, daß Sie keine Dschüngers heben.« 99

 

Über unsere Kraft

Milde und versöhnlich waren die Predigten, mit denen der gute alte Pastor Meiners bei allen gegebenen ernsten und freudigen Anlässen die Bauern von Lüttjenbüttel und Grasdorf seelsorgerisch betreute. Da er unerschütterlich daran glaubte, daß die Dinge der diesseitigen Welt mit der Kraft des reinen Herzens zu bessern und zu ordnen seien, zeigte auch die jenseitige Welt in seinen Predigten durchweg ein angenehmes, ja ein strahlendes und eigentlich verlockendes Gesicht. Daß für Übelgesinnte auch andere Jenseitseinrichtungen vorhanden seien, wurde nur gelegentlich mahnend angedeutet.

Eines Tages indessen stahl man ihm drei Hühner und zwei Gänse, die schönsten Zierden seines Geflügelbestandes, und alle Nachforschungen nach dem Täter blieben vergeblich. Den guten alten Pastor Meiners ergriff ein glühender Zorn. Er war zu milde gewesen. Ein verstockter Sünder erhob die Hand wider den Diener und Mittler des Herrn. Nun denn, wohlan, er konnte auch anders. Stand ihm, als dem Wegbereiter zum Jenseits, nicht auch die Hölle zu Gebote?

In der nächsten Sonntagspredigt ließ er sie und alle ihre Strafen und Schrecken auf die Bauern von 100 Lüttjenbüttel und Grasdorf los. Die Flammen prasselten und sausten, der Schwefel regnete feurig hernieder, die Siedekessel wallten und zischten, und dazwischen fuhrwerkten und forkten die Teufel umher; Heulen und Zähneklappern drang schaurig aus der flammenden Tiefe empor. Geduckt saßen die Bauern und wagten kaum zu atmen vor Entsetzen.

»Aleid«, sagte Cord Meybohm und blieb auf dem Heimwege nach Lüttjenbüttel plötzlich stehen, »un ich sag: Nee. Nee, nee, nee. Er is dscha 'n Studierten un soll da dscha einklich wohl Bescheid über wissen, aber ich kann un kann'er nich an glauben. So was hält dscha Keineinen seine Konstitutschon aus!« 101

 

Das Standbild

Der städtische Gast, der im Dorfkrug »Zum lustigen Ausspann« in Wörpeberg einkehrte, sah mit Verwunderung, daß die überaus stattliche Tochter des Krügers Cord Knübel mit bedrohlich und steifwinklig aufgerecktem rechten Arm durch Haus und Hof schritt.

»Och, das will wohl wieder werden«, sagte Cord Knübel, nach der Ursache des seltsamen Vorganges befragt. »Was mein' Tochter Bethchen is, die hat dscha neulichs bei die Heimatfestspiele die Germania dargestellt, un da mußte sie denn dscha stundenrund so steifweg mit das große Schwert dastehn, un nu kricht sie den rechten Arm noch nich wieder runter, weil daß er in die Stellung von die Apothekose stehngeblieben is.« 102

 

Das Universalmittel

»Herr Dokter«, sagte der Bauer Jasper Bullerdiek in Grasdorf zum alten Doktor Bestenbostel, den er hatte rufen lassen, »ich hab all lange nich mehr so richtig mein Gerack. In meine Eingediemels, da sitzt was in, was da rausmuß.«

»Zo«, sagte der Doktor. »No, denn nehmen Sie mal aus dieser Flasche dscheden Abend en Eßlöffel voll. Denn will das woll rauskommen. Das is en Universalmittel, das hab ich ümmer bei mir.«

»Herr Doktor«, sagte Jasper Bullerdiek drei Tage später, »nu is es raus, un das war höchste Zeit, un nu hab ich dscha auch wieder mein Gerack. Aber was die Flasche is, die sollten Sie mir man dalassen, wenn sie nich zu teuer is. Die will ich für meine Möbels haben.«

»Möbel –?« fragte Doktor Bestenbostel verblüfft.

»Dscha. Die haben das nötig.« Und Jasper Bullerdieks gigantischer Zeigefinger wies auf das Papierschild der Flasche. Doktor Bestenbostel las – und tastete ächzend nach einem Halt.

Da stand: »Färbt den Stuhl dunkel.« 103

 

Zweckloser Aufwand

Als der Friedhof in Kleinsehlte aufgelassen und umgegraben wurde, fand man eine schöne große Sandsteinplatte, die, wie Pastor Meiners nach mühsamer Entzifferung feststellte, berichtete, daß unter ihr vor vier und fünf Jahrhunderten die Vorväter der Familie Klatte sich ihr letztes irdisches Lager bereitet hatten. Der Bauer Timm Klatte, als ihr Nachfahr, erhielt die Erlaubnis, die Platte zu erwerben, um sie von sachkundiger Hand erneuern und sich daraus ein Erbbegräbnis herrichten zu lassen. 104

Sie wurde fertig, und Timm Klatte hatte sich eben, krumm und knotig wie die alte Weide hinter ihm, inmitten der Nesseln und Butterblumen am Rande des Grabes aufgestellt, um das gelungene Werk betrachtsam zu würdigen, als sein Freund Jasper Bullerdiek daherkam und sich der Besichtigung ebenso betrachtsam anschloß. Die Rauchwolken des Klatteschen und des Bullerdiekschen Brösels stiegen friedlich gemeinsam in das blaugrüngoldene Sommerlicht.

»En schönes, kumfertabliges Grab«, sagte Jasper Bullerdiek.

»Kannst dich dscha auch so eins machen lassen«, versetzte Tim Klatte.

»Nee«, sagte Jasper Bullerdiek kopfschüttelnd. »Hat gar keinen Zweck, daß ich mir mit mein' Frau unner so was unnerlegen tu. Was mein' Trin-Aleid is, die stemmt sich gegen allens.« 105

 

Letzte Worte

Als der Bauer Timm Klatte in Kleinsehlte aufs Letzte lag und man schon glaubte, daß er auf die ewigen Kornfelder gepilgert sei, zeigte es sich, daß er im stillen noch einmal die unausgeglichenen Lebenrechnungen bedacht hatte. Er schlug die Augen auf und sagte zu seiner Frau:

»Aleid, vergiß nich, daß wir von Kühsel noch hunnert Mark zu kriegen haben.«

»Och, Timm«, schluchzte sie, »was büst du doch für 'n treusorgenden, bedenksamen Mann!«

Nach fünf Minuten öffnete Timm abermals die Augen und sagte: »– – un daß Bollendonk noch dreißig Mark von uns kricht.«

»Och du mein liebe Zeit«, bluchterte Aleid, »nu phantasiert er all wieder!«

 


 << zurück weiter >>