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(kann auch am Schluß oder gar nicht gelesen werden)
hat im Verlaufe seiner mehr als tausendjährigen Geschichte viele große und kleine Wechselfälle zu Lande, zu Wasser, in und aus der Luft erlebt, betrachtet, verarbeitet und, um mit unseren unwürdigen Halbvettern jenseits des Kanals zu reden, »das Beste daraus gemacht«. (Eine Kunst übrigens, in der er denen da drüben entschieden über ist.) Davon hat er eine widerstandsfähige Haut und ausgezeichnete Nerven bekommen; und so hat er auch den ersten Teil des »Lachenden Roland« ohne erkennbaren Schaden, ja mit merklichem Vorteil an Leib, Seele und Gemüt gelesen. Vorgelesen. Genehmigt. Gekauft. Verschenkt. Ins Feld geschickt. In hellen Haufen nachbestellt. Und somit, aus angeborenem Oppositionsgeist, jenes altbekannte Wort, wonach eine gewisse Art besonders begabter Persönlichkeiten, zu denen mich zu rechnen mir die Bescheidenheit verbietet, in ihrem Vaterlande nichts gelte, durch die löbliche Tat widerlegt.
Der Bremer besitzt nämlich – ich habe das schon im ersten Band mit Genugtuung festgestellt – einen gesunden, unzerstörbaren und ungemein lebendigen 6 Humor. Er hat einen Riesenspaß daran gehabt, seinen im nebenstehenden Einfamilienhaus ansässigen Nachbar in diesen Anekdoten abgebildet zu sehen. (Der Bremer ist natürlich nicht frei von der kleinen menschlichen Schwäche, im Spiegel der wohlgemeinten Bosheit mancher Anekdoten nicht sich selbst, sondern immer den vorerwähnten Nachbar zu erkennen.) Es hat ihn gewaltig gefreut, seinen urgemütlichen Zungenschlag lautgetreu gedruckt zu lesen und viele gute Geschichten vor dem Vergessenwerden bewahrt zu wissen. Er hört und sieht mit Vergnügen, daß seine gute Vaterstadt überall im deutschen Sprachbereich eine ganz neue und erstaunlich weit reichende Art von Volkstümlichkeit erlangt hat, seitdem das Lachen Rolands über die Lande schallt. Der Verfasser hat also seine Liebe zum Heimischen praktisch bewiesen; mithin wurde er nicht aus der Gemeinschaft der »Tagenbaren« ausgestoßen – im Gegenteil: Er wurde immer wieder eingeladen, in Vortragssälen, Vereinen und Gesellschaften, vor Hörern im bürgerlichen und soldatischen Rock seine Anekdoten vorzulesen. Genannte und ungenannte, immer aber uneigennützige Mitarbeiter haben herrliche Geschichten für ihn gesammelt und sie ihm durch Fernsprecher und im Brief, auf Zetteln und in dicken Heften übermittelt. Man hat ihm einen Haufen von herzerfreuenden Postsachen ins Haus getragen – mit Namen gezeichnete, die in mannigfacher vergnügter Form handfeste und erfreuliche Anerkennung brachten (daß solche Briefe auch aus dem ganzen Reich und von allen Kriegsschauplätzen kamen, sei nur in Klammer vermerkt) – und anonyme, von 7 denen leider keine witzig genug war, um hier glossiert zu werden. Ernstliche Beschwerden gab es nur in zwei Fällen: Ein Herr, mit dessen Familiennamen ich ohne Hintergedanken einen schweren Alkoholiker belegt hatte, beschwerte sich darüber mit Recht, weil er eine Weinhandlung besitzt und befreundeten Ulk zu erdulden hatte; und eine leidenschaftlich erregte Dame von gesetztem Alter, aber hitziger Gemütsart erklärte dem Verfasser fernmündlich, sie sei wie vor den Kopf geschlagen gewesen, als sie ihren (in Bremen sozusagen epidemischen) Familiennamen in einer der Anekdoten meuchlings verwendet fand: und sie werde ihn, den Verfasser, nunmehr ebenfalls vor den Kopf schlagen müssen. Leider hat sie, trotz genau angegebener Sprechzeit, ihr Versprechen bisher nicht wahr gemacht. Der Verfasser hätte ihr, im Bewußtsein, für eine gute Sache zu leiden, mannhaft die Stirn geboten; und es wäre bestimmt eine prächtige Anekdote dabei herauszuschlagen gewesen.
Der Bremer hat sich demnach um den ersten wie um den zweiten »Roland« mittelbar (das heißt als unerschöpfliche Stoffquelle) und unmittelbar (als großzügiger Förderer) rühmliche Verdienste erworben. Als Zeichen des Dankes dafür sei dieser zweite Band ihm, dem bisher und hoffentlich auch künftig unwandelbaren tagenbaren Hanseaten zu beiden Ufern der Weser, in landsmännischer Liebe und – nicht ganz uneigennütziger – Verehrung gewidmet und zu eigen gegeben.
Bremen, im Frühjahr 1941
Karl Lerbs