Kurd Laßwitz
Traumkristalle
Kurd Laßwitz

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Das Lächeln des Glücks

Irgendwo im Raume, fern von den Menschen, saß das Glück und weinte.

Es saß auf seiner Kugel, diese und sich selbst ganz in seinen schimmernden Schleier hüllend, und mit dem Zipfel tupfte es die Tränen von den schönen Augen.

Es war sehr unglücklich, das Glück.

Ein kleiner Engel schwebte vorüber, der hatte die Mundwinkel recht weinerlich verzogen, und aus seinen Augen fielen die Tränen in den leeren Raum und wurden zu Sternschnuppen.

Als der Kleine das Glück erblickte, flog er eilig darauf zu und umklammerte seine Knie.

»Fand ich dich endlich?« rief er aus. »Du mußt mir helfen, du bist ja das Glück!«

Das Glück streichelte seine Locken.

»Was fehlt dir?« fragte es traurig.

»Drunten wohnt' ich am dunklen Bergstrom, in der Hütte, deren Dach die hohen Palmen beschatten, bei Rilas und Padna. Kennst du sie nicht? Rilas, der die Faserpflanze sammelt im Walde und sie zum Markte trägt? Und ich war's, der ihr Glück hütete und sie hatten sich so lieb. Da kamen die gelben Brüder und sagten, Rilas müsse mit ihnen hinunter an das Meer, und als er nicht wollte, nahmen sie ihn gewaltsam mit; denn er müsse um die Freiheit kämpfen gegen die weißen Männer auf ihren großen Schiffen. Und Padna weinte so sehr. Du sollst uns den Rilas zurückbringen. Nicht wahr, du willst es tun?«

Und er zupfte dem Glück den Schleier von den Augen, da fiel eine der Tränen auf seine Stirn, und er sah erschrocken auf und fragte:

»Aber du weinst ja?«

»Ja, mein Kleiner, ich weine und kann dir nicht helfen.«

»Du mir nicht helfen? Warum nicht, da du doch das Glück bist?«

»Nur das Glück. Weil ich das Glück bin, kann ich dir nicht helfen.«

»Du mußt helfen, mußt uns helfen!« Mit diesen Worten stürzte sich ein zweiter Engel dem Glück zu Füßen.

»Hier, dieser kennt mich, wir wohnen in demselben Lande. Die weißen Männer sind aus ihren Schiffen gestiegen, und ihre Kugeln strecken unsere Freunde nieder. O gib den Unsrigen den Sieg in der Schlacht, die kämpfen für die Freiheit, die man ihnen rauben will!«

»Siehst du nicht, daß ich weine?« sprach das Glück. »Wenn ich weine, so kann ich niemand helfen.«

»So weine doch nicht!«

»Das steht nicht bei mir. Ich weiß nur, daß ich weinen muß, und daß ich dann nicht helfen kann. Und wenn ich nicht helfen kann, so muß ich weinen. Das hänget eins am andern.«

Die kleinen Engel sahen halb ungläubig, halb verständnislos auf das Glück.

Und als sie es noch anstarrten, kam ein dritter Engel geflogen, der war größer und klüger. Die Tränen tropften ihm nicht mehr aus den Augen, sie ließen sie nur dunkel glänzen wie der unendliche Weltraum der Macht, und eine tiefe Traurigkeit flehte aus ihnen zum Glück:

»Hilfe, zu Hilfe! O bitte, bitte! Die Not ist groß!«

»Was begehrst du, mein Kind?«

»Drüben im Ozean rast der Sturm. Am großen Dampfer ist die Schraube gebrochen. Hilflos jagt er durch die Wogen. Die Richtung, in der er treibt, führt auf das lange Riff, ins sichere Verderben. Fünfhundert Menschen werden in den Wogen versinken. Eine neue Heimat wollten sie gründen, die jetzt um ihr Leben flehen müssen. Eil' und rette, wenn du das Glück bist.«

Das Glück schüttelte nur leise den Kopf, denn es fühlte, daß ihm die Tränen in die Augen traten.

Die beiden andern kleinen Engel nickten sich zu und flogen davon, denn sie wollten sehen, wie die weißen Männer in Not gerieten.

Der dritte Engel aber rief:

»Du weigerst dich? Wie ist das möglich? Siehst du nicht die Zahllosen, die ihr Lebensglück zugleich verlieren, wenn jene dahingehen müssen? Weißt du nicht, daß Völkerschicksale an diesem Schiffe hängen? Schau dort unter dem nassen, sturmgepeitschten Haar die leuchtende Stirn des Jünglings – siehst du nicht, daß er ein Genius ist, fähig, der Menschheit eine große Tat zu bringen, die Millionen beglücken wird? Und du willst ihn versinken lassen?«

»Ich wollte ihn nicht retten? O mein Kind, ich kann es nur nicht.«

»Du kannst es. Sieh, dort rekelt der breite Wetterriese des Ozeans sich in seiner Winterruhe. Er braucht nur den groben Ellenbogen um ein weniges zu verschieben und die Sturmbahn wendet sich, und das Schiff gleitet nördlich am Riff vorüber und entflieht dem Wirbel. Warum gebietest du ihm nicht?«

»Weil es nichts hilft. Weil er mir nicht gehorchen wird. Ich kenne diese Riesen, die mit der Allwissenheit ihrer Mutter, der Natur, sich groß tun und die eingebildetsten, faulsten Lümmel der Welt sind. Und ich habe ein sicheres Zeichen für den Fall, daß sie mir nicht zu gehorchen brauchen, so gut ich es weiß, wenn ich sie zwingen kann. Du wirst es sehen, komm!«

Müde erhob sich das Glück und flog mit dem Engel zum Wetterriesen.

Schon tauchte am Horizont der Schiffer die weiße Brandung auf. Der Riese schlief, und der Druck seines ruhenden Luftarms zwang den Sturm, nach dem Riffe hin zu wehen.

Das Glück raunte seinen Spruch:

»Hebe den Arm beiseite, daß das Schiff nach dem Hafen gleite!«

Der Riese rührte sich nicht, er brummte nur im Halbschlaf:

»Wer raunt mir da Sprüche? Was soll das gefühlvolle Duseln? Siehst du nicht, daß ich ruhen muß, damit die Luft in mir herabsteigen kann und ihre richtigen Wege findet? Siehst du nicht, daß der Ätherriese auf mir steht, der oben von der Sonne die Wärme herunterschaufelt? Störe nicht unsere Arbeit, von der die Ordnung der Natur abhängt.«

»So rücke wenigstens diesen Arm um ein Kleines zur Seite, schon ein Stückchen genügt, nur daß wir das Schiff retten!«

»Was geht mich das Schiff an?« polterte der Riese. Aber er ermunterte sich ein bißchen, und als er das Glück erkannte, sagte er:

»Du kannst doch nie Ruhe halten! Aber weil du es bist, will ich mein Möglichstes tun – den kleinen Finger will ich ein wenig einbiegen.«

Kaum hatte er's getan, da trieb das Schiff einen Strich mehr nach Nord und näherte sich dem Riff langsamer, und die Menschen hofften aufs neue.

»Es genügt nicht«, bat das Glück. »Gib nur noch etwas nach!«

Zum Unheil aber fiel eine Träne auf den Arm des Riesen. Da wurde er unwirsch und rief:

»Es geht nicht! Siehst du nicht, der ganze Wirbelsturm liefe dann auf das Festland. Die blühenden Städte, die reifen Felder, der alte Wald, alles stürzte vernichtet zusammen. Mir könnt' es ja gleich sein. Aber mehr vermag ich nicht zu tun, wenn ich auch wollte. Ich und meine Brüder, die Riesen, dürfen deinetwegen ihre Grundsätze nicht ändern. Sollte ich jetzt den Arm bewegen können, so hätte vorher der Ätherriese nicht auf mich steigen dürfen, so hätte der alte Erdriese seine Hautfalten ein bißchen früher verschieben müssen, damit sich der Meerriese anders lagern konnte. Da hätte der große Sonnenriese schon lange, ehe es das Menschengewürm gab, mit seinen Fangarmen anders ziehen und der Raumriese selbst sich anders besinnen müssen. Wir können nicht dir zu Liebe die ganze Riesenwelt in Unbequemlichkeiten stürzen.«

»So? Ihr Burschen; –« und nun wurde das Glück böse – »ihr könntet nicht? Ihr hättet nicht können? Wozu seid ihr eigentlich da? Um euretwillen vielleicht? Oder sollt ihr nicht Diener sein, damit auf dieser Erde Menschen glücklich werden? Sollt ihr nicht arbeiten, damit das Ziel sich erfülle, das Menschenherzen ersehnen? Was sind eure Luftkörper, eure Ätherarme, eure Riesenkräfte, was sind die Planeten, mit denen ihr Fangball spielt, wenn nicht die Mittel zu meinen Zwecken? Was gilt mir euer ganzes Weltsystem gegen ein frohes Angesicht?«

»Und du? Was gehst du mich an? Hast du mir zu gebieten? Lächle doch, wenn du kannst! Ich habe meine Gesetze, danach bin ich. Wer sie mir gab, weiß ich nicht. Wozu sie gut sind, geht mich nichts an. Ich habe niemand zu gehorchen als dem Gesetz der Riesen. Ich bin, weil ich bin. Ich strecke den Arm, wenn ich muß, und Millionen Menschen überrauscht der Ozean, wenn sie auf seinen Bahnen sind.«

Während der Riese noch sprach, trieb das Schiff näher und näher dem Riffe zu. Jetzt weinte der Engel laut auf.

Hier hörte man nicht den Entsetzensschrei der Menschen, man hörte nicht das Krachen der Balken, nicht das Brausen der Brandung, als der Dampfer auf die Klippe geschleudert wurde – man hörte das Schluchzen des Engels, als er das Schiff verschwinden sah.; –

Der Engel barg seinen Kopf im Gewande des Glücks, das mit starren Augen in die Ferne blickte.

»Und er muß doch dem Einen gehorchen, der sein Gesetz geordnet hat – muß er nicht?« fragte der Engel in heiligem Zorn.

»Er muß wohl, aber davon weiß er nichts. Und gehorchte er mir nicht, so war es so bestimmt, weil ich weinte.«

»Aber du bist doch das Glück und das Glück soll sein!«

»Weißt du das, mein Kind? Weiß ich es? Braucht' ich zu weinen, wenn mir die Ätherriesen immer gehorchen müßten? Dann wollt' ich die Welt anders lenken, dann müßten sie arbeiten zu meiner Lust. Dann müßten sie mir Paläste bauen mit ewigem Frühlingsglanze, darin eine selige Menschheit in allen Wonnen des Daseins wandelte. – – Aber nur selten gehorchen sie mir; ich gebiete ihnen, doch ob sie folgen, das hat einer bestimmt, den wir nicht begreifen. Und er wird wohl wissen, warum er das Glück nicht mächtiger geschaffen hat.«

»Und doch bist du der mächtigste unter allen Engeln, o Glück!«

»Wohl bin ich's, wenn ich lächeln darf. Doch du trafst mich weinend, und Tränen – o mein Kind – Tränen des Glücks, weißt du, was daraus wird? Einst sagte mir's der Zwerge einer, die mit den demantharten Hämmern in der Nacht des Ungewordenen die künftigen Herzen schmieden. Meine Tränen brauchen sie, die Herzen fest zu machen, damit sie nicht springen, wenn der heiße Menschenwille hineingegossen wird. Vielleicht, daß ich so machtlos sein muß.«

Das Glück ließ sich wieder auf seiner schillernden Kugel nieder, und der Engel, der den Mut verloren hatte, schmiegte sich sanft an seine Seite.

Da kam wieder ein Engel geflogen, diesmal ein ganz kleines Engelbübchen, dem kugelten die Tränen nur so aus den runden Äuglein, und es heulte recht herzerweichend. So stürzte es dem Glück gerade in den Schoß.

»Was hast du denn, mein Bübchen?« fragte das Glück, wischte ihm die Tränen ab und vergaß auch das Näschen nicht. »Da ist wohl ein großes Unglück geschehen?«

»Ja«, schluchzte das Engelchen, »ja, ein großes Unglück. Mein Schwesterchen, ach, mein Schwesterchen – ach, ach!«

»Beruhige dich, mein Herzchen.«

»Es ist das einzige, das den Eltern geblieben ist, denn wir anderen sind alle schon Engel geworden – mein Schwesterchen stand an der Haustür – Aber willst du ihm auch helfen, o Glück?«

»Sprich nur erst weiter.«

»Es hatte sein Püppchen in der Hand, das mit dem richtigen Porzellankopf, den man abwaschen kann, und wiegte es in seinen Armen, und das Püppchen war eingeschlafen, und da – und da; –«

»So heule doch nicht so!«

»Da kam der Stift, der schlechte Hund, und bellte, und das Schwesterchen erschrak und ließ die Puppe fallen, und – und – der Kopf brach mitten entzwei – und; –«

»Da weint jetzt das Schwesterchen bitterlich?«

»Bit-ter-lich« – Und das Engelchen weinte noch viel bitterlicher und schluchzte nur immer hervor: »Bit-ter-lich« – –

Die Tränen kugelten herab über den Schleier des Glücks, an dem keine Träne haftet, und in einer Falte bildeten sie einen kleinen See, in den guckte das Engelchen ganz erstaunt hinein, aber seine Tränen flossen immer weiter.

Da zog ein leises Lächeln über das Antlitz des Glücks, das besiegte seine Trauer – und nun lächelte es holdselig, wie nur das Glück lächeln kann. – –

Und der große, unendliche Weltraum tat sich auf vor dem Lächeln des Glücks mit großem Lichte wie die Blüte im Sonnenschein, und die groben Ätherriesen hoben ihre Häupter, und der Sonnenriese selbst schüttelte seine Strahlenkrone, daß es warm hinauszuckte in die Unendlichkeit.

Das Glück aber erhob sich, und seine Gestalt wuchs machtvoll durch die himmlischen Höhen, und seinem leisen Winke lauschte das weite All. – – –

Vor dem Gebot des Glücks beugte sich der Zeitriese und rief seine Befehle zurück in die Vergangenheit, daß alles geordnet war, wie es heute sein sollte.

Die Ätherriesen tummelten sich und schüttelten ihre Strahlen auf die Fluren Siziliens, wo die Orangenhaine wuchsen. Der stolze Stomriese, der sonst zwischen den Wolken blitzt, zwängte sich zwischen Zink- und Kohlenplatten und streckte sich im langen Eisendraht über die Kontinente und durch die Meere, um von der nordischen Stadt ein Gebot nach dem Süden zu tragen.

Der Holzriese rasselte in den Wäldern und brach Stämme, und der Eisenriese wuchs hervor aus dem dunklen Gestein und glühte im Hochofen. Aus tiefem Schacht tauchte der schwarze Kohlenriese, wo ihn der Erdriese eingepreßt hatte, und fuhr unter die Kessel, der Wasserriese dampfte und schwoll und hob und drückte – und der Dampfer durchschnitt das Meer.

Und als das Schiff zurückkehrte, trug es die goldne Südfrucht in seinem Raum. Tausend andere Riesen arbeiteten mit ihren kräftigen Armen im Getriebe der Menschen und tauschten die Waren und rollten das Gold und bauten die glänzenden Läden der Stadt und legten die Früchte hinter die hohen Spiegelscheiben, daß sie anlockend glänzten.

In der Stadt aber, wo das Schwesterchen seine Puppe zerbrochen hatte, ging ein Mann in tiefen Gedanken. Er ging durch die Straßen, und die Leute grüßten ihn, und er dankte.

Da schüttelten die Leute die Köpfe, denn sie merkten, daß er sie nicht erkenne. Wo war er denn? Weit fort, über der Erde, wo das Glück mit dem Engel saß, und weiter noch, wo der unendliche Raumriese zwischen den Sternen lagert. Und er sah die Ätherriesen ihre Arme zur Arbeit heben von der Urzeit an, wie sie Sonnen häuften und Planeten schwangen, wie sie Meere gruben und mühevoll kleine lebendige Zellen bauten, er sah die Reihe der kämpfenden Geschlechter, bis er selbst entsprossen war, irgendwo, irgendwann, und wandeln mußte unter dieser Menge.; –

Was war sie ihm, was war er ihr? Was verstanden die Leute davon, daß er den langen, langen Weg kannte, den sie heraufgekommen waren vom Urnebel der Planeten bis zu dieser geschäftigen Bürgerklasse? Was wußten sie von dem hohen Ziele um dessentwillen die Riesen stöhnten? Was galt es ihnen, daß er die Zwerge sah, die im Ungewordenen ihre Demanthämmer schwangen und Menschenwillen in harte Herzen gossen? Und was half es ihm?

Seine Gedanken waren weit fort, und doch waren sie nah, ganz nahe – waren hier in diesen Gassen, zwischen diesen Menschen – denn sie mußten hierher zurück, wieder und immer wieder. Darum flogen sie ja bloß fort, um zu vergessen, daß sie hier waren. Sie suchten in der Ferne, obwohl sie wußten, daß sie nirgends finden würden, was sie verloren hatten. Und in diesem Hin und Her wogte seine Seele zwischen dem großen, unendlichen Raum, wo das Glück saß, und zwischen der engen Stadt, wo sie es gesucht hatte. – – Das ging so auf und ab, bis es ein leiser Rhythmus geworden war. – – Durch die Straßen und die eilenden Menschen schreitend, fühlte er es um sich wehen wie den weiten, kühlen stillen Atem der Einsamkeit:

Ich wandle durch die Stadt und denke dein,
Und weiß nur überall, ich bin allein.

Da ist kein Plätzchen, das mir nicht verrät,
Wie oft mein Blick nach dir hinausgespäht.

Hier ward ein hoffend froher Gruß getauscht,
Hier hab' ich deinem lieben Wort gelauscht

Und durch die Leere schreit ich nun dahin.
Starr liegt und tot die Stätte, wo ich bin,

Es kommt ja nicht das Glück des Weges her,
Und wenn es naht, ist es mein Glück nicht mehr!

Und als es so in ihm klang, da schwebte von der infamen Ferne her die Lichtgestalt des lächelnden Glücks, das die Arbeit der Ätherriesen lenkte, und streifte die Seele des verlassenen Mannes, daß es darin einen Augenblick wonnig aufleuchtete wie der Glanz dunkler, großer Augen. Und als er aufsah, lag Sonnenschein auf den Spiegelscheiben und den goldenen Früchten, und es wehte um ihn wie Frühlingshauch der Wirklichkeit.

Da kaufte der Dichter die Orangen und ging weiter, und nun sah und erkannte er die Menschen, die dort vorüberschritten. Und daneben vor der Tür sah er das Schwesterchen, das eben seine Puppe zerbrochen hatte – – das weinte und schluchzte bitterlich.

Da griff der Dichter in die Tasche und gab dem Kinde die leuchtende Orange. Das ließ die Puppe fallen und erfaßte staunend die Frucht. Die Tränen versiegten. Es sah ihn an mit den dunklen, großen Augen, die er kannte, und über das Kinderantlitz ging ein Lächeln, ein Lächeln so süß, wie nur das Glück lächeln kann. – –

Und das Lächeln strahlte wider von dem Antlitz des Einsamen.

Droben aber hörte das Engelchen auf zu schluchzen und lächelte mit dem Glück und mit dem Himmel.

Der größere Engel jedoch, der schon klug war, sah das Glück mit seinen verständigen Augen an und sprach zu ihm:

»Ich begreife es nicht. Wo Völker leiden, wo Tausende trauern, wo die Geschicke der Menschheit sich entscheiden, da folgen dir die Ätherriesen nicht, und jetzt arbeiten sie wie geängstete Sklaven, um eine Orange zur rechten Zeit zu bereiten; –«

»Weil ich lächelte,« sagte das Glück mit leuchtenden Augen.

»Warum aber lächeltest du?«

»Weiß ich es? Kennst du einen Maßstab des Leides oder der Lust?«

»Aber eine ganze Welt in Bewegung zu setzen um das Lächeln eines Kindes!«

»Weißt du nicht, daß es das Lächeln Gottes ist?«


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