Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Der Bischof hatte Pater Verneau zu sich bescheiden lassen. Es handelte sich um eine höchst peinliche Angelegenheit. Pater Verneau war ausgesandt worden, um in einem Fabrikdistrikt in der Gegend von Charleroi zu predigen, war aber gerade mitten in eine große Arbeitseinstellung geraten, bei der die Arbeiter ziemlich wild und zügellos gewesen waren. Er berichtete dem Bischof, daß er gleich bei seiner Ankunft auf der »schwarzen Erde« einen Brief von einem Arbeiterführer erhalten hatte, des Inhalts, daß es ihm frei stand zu reden: aber, wenn er sich erlaubte, in seiner Predigt Gott zu nennen – gerade heraus oder auf Schleichwegen – dann sollte ein Spektakel in der Kirche losgehen. »Und als ich auf die Kanzel trat und die Versammlung sah,« sagte der Pater, »zweifelte ich nicht daran, daß sie ihre Drohung ausführen würden.«
Pater Verneau war ein kleiner, vertrockneter Mönch. Der Bischof sah auf ihn herab, wie auf ein Wesen anderer Art. Solch ein unrasierter, ein bißchen schmutziger Mönch mit dem allerunbedeutendsten Gesicht mußte offenbar feig sein. Er hatte ja sogar Angst vor ihm, dem Bischof.
»Es ist mir auch vermeldet worden,« sagte der Bischof, »daß Sie den Wunsch der Arbeiter erfüllt haben. Aber ich brauche wohl nicht erst hervorzuheben . . .«
»Monseigneur,« unterbrach Pater Verneau in aller Demut. »Ich glaubte, daß die Kirche wenn möglich störenden Auftritten aus dem Wege gehen solle.«
»Aber eine Kirche, die es nicht wagt, Gottes Namen zu nennen . . .«
»Haben Monseigneur meine Predigt gehört?«
Der Bischof ging im Zimmer auf und ab, um sich zu beruhigen.
»Sie wissen sie natürlich?« sagte er.
»Natürlich, Monseigneur.«
»Lassen Sie sie mich also hören, wie sie gehalten wurde, Pater Verneau, Wort für Wort, ganz wie sie gehalten wurde.«
Der Bischof setzte sich in seinen Lehnstuhl. Pater Verneau blieb stehen.
»Mitbürger und Mitbürgerinnen,« begann er, augenblicklich in seinen Vortragston verfallend.
Der Bischof zuckte zusammen.
»Sie lieben es, so angeredet zu werden, Monseigneur.«
»Thut nichts, Pater Verneau,« sagte der Bischof. »Fahren Sie fort!«
Den Bischof durchfuhr ein leichter Schauer; diese beiden Worte hatten ihn auf wundersame Art in die Situation versetzt. Er sah diese Versammlung der Kinder der »schwarzen Erde« vor sich, zu der Pater Verneau gesprochen. Er sah viele rohe Gesichter, viele Lumpen, viele wilde Lustigkeit. Er sah das Volk, für das nichts geschehen war.
»Mitbürger und Mitbürgerinnen,« begann Pater Verneau aufs neue, »es giebt hier im Lande eine Kaiserin, namens Maria Theresia. Sie ist eine ausgezeichnete Regentin. Sie ist die Weiseste und Vortrefflichste, die es in Belgien je gegeben.
Andere Regenten, Mitbürger, andere Regenten bekommen Nachfolger nach ihrem Tode und verlieren alle Macht über ihr Volk. Nicht so die große Kaiserin Maria Theresia, vielleicht hat sie den Thron in Österreich und Ungarn verloren; vielleicht sind Brabant und Limburg zu anderen Herren übergegangen, mit nichten ihre gute Grafschaft Westflandern. In Westflandern, wo ich diese letzten Jahre gelebt habe, kennt man noch heute keinen anderen Herrscher, als Maria Theresia. Wir wissen, daß König Leopold in Brüssel wohnt, aber er kümmert uns nicht. Maria Theresia ist es, die noch immer am Meere regiert.
Und vor allem in den Fischerdörfern. Je weiter hinaus zum Meere man kommt, desto allmächtiger regiert sie.
Nicht die große Revolution und nicht das Kaiserreich und nicht die Holländer haben Macht genug gehabt, sie zu stürzen. Wie sollten sie? Sie haben nichts für die Kinder des Meeres gethan, das sich mit ihrer Wirksamkeit vergleichen ließe. Was hat sie nicht dem Volke auf den Dünen geschenkt! Es ist unschätzbar, Mitbürger!
Vor ungefähr 150 Jahren, im Anfange ihrer Regierungszeit machte sie eine Reise durch Belgien. Da kam sie nach Brüssel und Brügge, sie kam nach Lüttich und Louvain, aber als sie endlich genug große Städte und bildergeschmückte Rathäuser geschaut hatte, zog sie hinaus an die Küste, um das Meer und die Dünen zu sehen.
Es war kein froher Anblick für sie. Sie sah das Meer größer und allmächtiger, als daß ein Mensch dagegen streiten konnte. Sie sah die Küste hilflos und unbeschützt. Da waren die Dünen, aber das Meer war einst über sie hinweggegangen und konnte es stets wieder thun. Da lagen auch einige Dämme, aber sie waren verfallen und eingesunken. Da sah sie versandete Häfen, da sah sie Marschland, so versumpft, daß nur Schilf und Binsen darin wachsen wollte, da sah sie vom Sturm zerrissene Fischerhütten, unterhalb der Dünen erbaut, gleichsam ins Meer hinausgeschleudert, und da sah sie armselige, alte Kirchen, die vom Meere weit hinaus zwischen Flugsand und Strandhafer in unzugängliche Wildniß getrieben waren.
Einen ganzen Tag weilte die große Kaiserin draußen am Meere; sie ließ sich von Überschwemmungen erzählen und von fortgespülten Dörfern. Sie ließ sich den Ort zeigen, wo eine ganze Landstrecke ins Meer versunken war. Sie ließ sich dorthin rudern, wo eine alte Kirche auf dem Meeresgrunde stehen sollte. Und sie ließ sich die Menschen aufzählen, die ertrunken waren, und das Vieh, das zu Grunde gegangen, als das Meer zum letzten Male in den Dünen war.
Den ganzen Tag lang dachte die Kaiserin in ihrem stillen Sinn: Wie soll ich diesem armen Volke auf den Dünen helfen? Ich kann dem Meere doch nicht verbieten zu steigen und zu sinken, ich kann ihm nicht untersagen, den Strand zu untergraben. Auch kann ich den Wind nicht binden, noch ihm verwehren, die Boote der Fischer umzustürzen. Und ebensowenig vermag ich Fische in ihr Garn zu führen, oder den Strandhafer in nährenden Weizen zu verwandeln. Kein Monarch der Welt ist so stark, daß er dieses arme Volk aus seinem Unglück zu erlösen vermöchte.
Der nächste Tag war ein Sonntag, und die Kaiserin hörte die Messe in Blankenberghe. Da war alles Küstenvolk von Dunkerque bis Sluis herbeigeströmt, um sie zu sehen. Aber vor der Messe ging die Kaiserin umher und sprach mit dem Volke.
Der Erste, der ihr begegnete, war der Hafenvogt von Nieuport. »Was giebt es Neues in Deiner Stadt?« fragte die Kaiserin. »Nichts Neues,« sagte der Hafenvogt, »außer daß Cornelius Ärtsens Boot gestern Nacht vom Wind umgestürzt wurde und man ihn heute morgen an unserer Küste fand, auf dem Bootskiel reitend.« »Noch ein Glück, daß er mit dem Leben davongekommen ist,« sagte die Kaiserin. »Das kann Niemand wissen,« sagte der Hafenvogt, »denn er war wahnsinnig, als man ihn ans Land brachte.« »Wohl aus Schrecken?« sagte die Kaiserin. »Ja,« sagte der Hafenvogt, »es kam daher, daß wir in Nieuport nichts haben, auf das wir in der Stunde der Not vertrauen können. Cornelius wußte, daß seine Frau und die kleinen Kinder Hungers sterben müßten, wenn er umkam, und dieser Gedanke brachte ihn wohl von Sinnen.« »Das ist es also, was Euch hier draußen auf den Dünen not thut,« sagte die Kaiserin, »etwas, auf das Ihr vertrauen könnt.« »Das ist es,« sagte der Hafenvogt, »das Meer ist unsicher, der Boden ist unsicher, Fischfang und Verdienst sind unsicher. Etwas, worauf wir vertrauen können, das brauchen wir.« Die Kaiserin ging weiter, bis sie zum Pfarrer von Heyst kam. »Was gibt es Neues in Heyst?« sagte sie zu ihm. »Nichts Neues,« antwortete er, »es sei denn, daß Jakob van Ravesteyn aufgehört hat, das Marschland einzudeichen, am Hafen zu graben, einen Leuchtturm zu errichten und überhaupt alle nützliche Arbeit aufgab, die er unter den Händen hatte.« »Aber, wie kommt das nur?« sagte die Kaiserin. »Er hat eine Erbschaft gemacht,« sagte der Pfarrer, »und jetzt erscheint sie ihm geringer, als er erwartet hatte.« »Aber da hat er doch etwas Sicheres,« sagte die Kaiserin. »Ja, gewiß,« erwiderte der Pfarrer. »Aber nun, da er das Geld in der Hand hat, wagt er sich an kein großes Werk, aus Furcht, daß es nicht hinreiche.« »Also wäre etwas grenzenlos Großes vonnöten, um Euch in Heyst zu helfen,« sagte die Kaiserin. »So ist es,« pflichtete der Pfarrer bei, »es ist unendlich viel zu thun, und nichts kann geschehen, bevor man nicht weiß, daß unendlich viel da ist, um daraus zu schöpfen.«
Die Kaiserin schritt weiter, bis sie zum Lootsenältesten von Middelkerke kam und ihn nach Neuigkeiten aus seiner Stadt fragen konnte. »Nichts Neues weiß ich zu berichten,« sagte der Lootsenälteste, »nichts, als daß Jan van der Meer in Streit mit Luca Neerwinden geraten ist.« »Wirklich?« sagte die Kaiserin. »Ja, sie haben diesen Dorschgrund gefunden, nach dem sie beide ihr lebenlang gesucht haben. Seit altersher hörten sie davon erzählen und streiften auf dem Meere umher, um ihn zu finden und waren allezeit die besten Freunde; aber jetzt, seit sie ihn gefunden, sind sie Feinde geworden.« »So wäre es also besser gewesen, sie hätten ihn nie entdeckt,« sagte die Kaiserin. »Ja,« sagte der Lootsenälteste, »gewiß wäre es besser gewesen.« »So müßte wohl das, das Euch in Middelkerke helfen sollte,« sagte die Kaiserin, »so gut verborgen sein, daß niemand es finden könnte.« »Allerdings,« bestätigte der Lootsenälteste, »gut verborgen müßte es sein, denn, wenn jemand es fände, gäbe es nur Zwist und Zank darüber, oder es würde auch gleich verbraucht, und da thäte es keinen Nutzen mehr.«
Die Kaiserin seufzte und fühlte, daß sie nichts vermochte. Sie ging dann in die Messe, und die ganze Zeit über lag sie auf den Knieen und betete, daß sie dennoch dem Volke helfen könnte. Und, mit Euerer Erlaubnis, Mitbürger, gegen Ende der Messe war es ihr klar geworden, daß es besser sei, wenig zu thun, als nichts. Als die Leute aus der Messe kamen, stellte sie sich auf die Kirchentreppe, um zu ihnen zu reden.
Keiner aus Westflandern wird je vergessen, wie sie damals aussah. Schön war sie wie eine Kaiserin und auch so angethan. Sie hatte sich Krone und Mantel reichen lassen und hielt das Zepter in der Hand. Sie hatte hochgekämmtes, weißgepudertes Haar, und eine Schnur großer, echter Perlen ringelte sich durch die Haarwellen. Sie war in rote, leuchtende Seide gekleidet, aber das ganze Gewand war mit vlämischen Spitzen überzogen. Rote, hochhackige Schuhe trug sie mit großen Juwelenspangen über dem Rist. So sieht sie noch heute aus, wenn sie Westflandern regiert.
Nun sprach sie zu den Küstenbewohnern und that ihnen ihren Willen kund. Sie sagte ihnen, wie sie auf Hilfe gesonnen. Sie sagte, sie wüßte wohl, daß sie das Meer nicht zur Stille zwingen könnte, oder die Winde festbinden, daß es nicht in ihrer Macht stände, den Fischstrom an die Küste zu leiten, oder den Strandhafer in Weizen zu verwandeln. Aber was sie armes Menschenkind für sie thun könnte, das sollte doch geschehen.
Sie lagen alle auf den Knieen, indes sie sprach. Nie zuvor hatten sie ein so mildes und mütterliches Herz für sich schlagen gefühlt. Die Kaiserin sprach mit ihnen von ihrem harten Leben so, daß sie begannen, über ihr Mitleid zu weinen.
Aber jetzt, sagte die Kaiserin, hätte sie beschlossen, ihr Schatzkästlein mit allem, was es bergen konnte, ihnen zurückzulassen. Das sollte ihre Gabe für alle jene sein, die draußen auf den Dünen wohnten. Es war die einzige Hilfe, die sie leisten konnte, und sie bat sie, zu verzeihen, daß dieselbe so gering war. Und sie hatten Thränen in den Augen, auch sie, als sie dieses sagte.
Sie fragte sie nun, ob sie versprechen und beschwören wollten, den Schatz nicht zu gebrauchen, bevor die Not unter ihnen so groß wäre, daß sie nicht mehr größer werden könnte. Und weiter, ob sie schwören wollten, daß sie ihn ihren Nachkommen vererben würden, wenn sie selbst seiner nicht bedurften. Und schließlich bat sie jeden einzelnen Mann, zu geloben, daß er nicht trachten würde, sich des Schatzes für sein eigen Teil zu bemächtigen, sondern erst die ganze Fischerbevölkerung hören wollte.
Ob sie schwören wollten? Das wollten sie alle. Und sie segneten die Kaiserin und weinten Thränen der Dankbarkeit. Und sie weinte und sagte ihnen, sie wüßte wohl, daß sie eine nie versagende Stütze brauchten, um darauf zu vertrauen und unendliche Schätze und unsägliches Glück, aber das konnte sie ihnen nicht geben. Sie war nie so machtlos gewesen, als hier draußen auf den Dünen.
Mitbürger, ohne daß sie es wußte, kraft jener Regentenweisheit, die diesem großen Weibe angeboren war, ist es ihr gelungen, mehr zu erreichen, als sie im Auge hatte, und darum kann man sagen, daß sie noch heutigentages Westflandern regiert.
Es muß Euch eine Freude sein, von all den Segnungen zu hören, die sich durch die Gabe der Kaiserin über Westflandern verbreiteten. Die Leute dort draußen haben etwas, auf das sie vertrauen können, was ihnen sehr notthut, wie uns allen. Wie groß das Elend auch sein mag, es ergreift sie keine Verzweiflung.
Sie haben mir dort draußen gesagt, wie das Schatzkästlein der Kaiserin aussieht. Wie der Schrein der heiligen Ursula in Brügge, nur noch viel schöner. Es ist eine Nachbildung der Domkirche in Wien und aus reinem Golde verfertigt, aber auf den Seitenfeldern sieht man die Schicksale der Kaiserin im klarsten Alabaster abgebildet. Auf den vier Seitentürmchen leuchten die vier Diamanten, die die Kaiserin aus der Krone des türkischen Sultans genommen, und auf den Giebeln ist ihr Namenszug in Rubinen eingelegt. Aber wenn ich sie frage, ob sie den Schrein geschaut, da sagen sie, daß schiffbrüchige Seeleute, die in Lebensgefahr sind, stets den Schrein vor sich auf den Wellen schweben sehen, zum Zeichen, daß sie nicht um Weib und Kind verzweifeln mögen, wenn es sich so fügte, daß sie sie lassen müssen.
Aber diese sind die einzigen, die den Schatz gesehen, sonst kam ihm niemand nahe genug, um ihn zu zählen. Und ihr wißt, Mitbürger, daß die Kaiserin niemand sagte, wie viel er enthielt. Aber, wenn Ihr etwa daran zweifelt, wie segensreich er gewesen und noch ist, dann bitte ich Euch, gehet hinaus ans Meer und sehet selbst. Da hat es seither ein Graben und Bauen gegeben, und das Meer liegt jetzt hinter Dämmen gezähmt und gebändigt und thut keinen Schaden, und es giebt grüne Wiesen innerhalb der Dünen und Badeorte und wachsende Städte an der Meeresseite. Aber bei jedem Leuchtturm, der errichtet wurde, bei jedem Hafen, bei jedem Schiffe, das man zu bauen begann, bei jedem Damm, den man aufwarf, stets dachte man: Wenn die eigenen Mittel nicht reichen, so hilft unsere gnädige Kaiserin Maria Theresia. Aber das ist stets nur ein Sporn gewesen, das eigene Geld hat immer gereicht.
Ihr wißt auch, daß die Kaiserin nicht sagte, wo der Schatz sich befand. War das nicht wohlbedacht, Mitbürger? Einer hat ihn in Verwahrung, aber erst, bis alle sich entschlossen haben, ihn zu teilen, wird der, der den Schatz jetzt verwahrt, hervortreten und erzählen, wo er sich befindet. Darum weiß man, daß er weder jetzt, noch in Zukunft ungerecht verteilt werden wird. Er ist für alle gleich. Ein jeder weiß, daß die Kaiserin ebenso sehr an ihn denkt, wie an seinen Nachbar. Es kann kein Zwist und Neid, wie anderwärts, unter dem Volke draußen entstehen, denn sie haben das Beste gemeinsam.«
Der Bischof fiel Pater Verneau in die Rede.
»Genug,« sagte er, »wie gestalteten Sie den Schluß?«
»Ich sagte ihnen,« sagte der Mönch, »es sei ein großes Unglück, daß die gute Kaiserin nicht auch nach Charleroi gekommen war. Ich beklagte sie, weil sie ihr Schatzkästlein nicht besäßen. Bei den großen Dingen, die auszuführen sie sich vorgesetzt hätten, könnte ihnen gewiß nichts nötiger sein, sagte ich.«
»Nun?« fragte der Bischof.
»Ein paar Kohlrüben, Euer Hochwürden, und ein paar Pfiffe, aber da war ich schon von der Kanzel herunter. Sonst nichts.«
»Sie hatten verstanden,« sagte der Bischof, »daß Sie von Gottes Vorsehung zu ihnen sprachen.«
Der Mönch verneigte sich.
»Sie hatten verstanden, daß Sie ihnen zeigen wollten, daß diese Macht, die sie verhöhnen, weil sie sie nicht sehen, sich ferne halten muß. Daß sie mißbraucht werden würde, im selben Augenblick, in dem sie sich in vernehmbarer Form offenbarte. Ich beglückwünsche Sie.«
Der Mönch schritt, sich verneigend, auf die Thüre zu. Der Bischof kam ihm nach, vor Wohlwollen strahlend.
»Aber das Schatzkästlein, sie glauben noch daran, die dort . . .?«
»Ob sie glauben! Gewiß, Monseigneur!«
»Aber der Schatz, war denn jemals ein Schatz da?«
»Mit Ihrer Erlaubnis, Monseigneur, ich habe geschworen.«
»Nun, nun, mir . . .« sagte der Bischof.
»Der Pfarrer von Blankenberghe hat ihn in Verwahrung. Er ließ ihn mich sehen. Es ist eine kleine Holzkiste mit Eisenbeschlägen.«
»Nun?«
»Und auf ihrem Boden liegen zwanzig blanke Mariatheresiathaler.«
Der Bischof lächelte, wurde aber sogleich wieder ernsthaft. »Kann man solch eine Holzkiste mit der Vorsehung vergleichen?«
»Alle Vergleiche hinken, Monseigneur. Alle Menschengedanken sind eitel.«
Pater Verneau verneigte sich noch einmal und glitt aus dem Empfangszimmer.