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Als Friedrich die böhmischen Grenzen verließ und gegen die Russen zog, dünkte es seinen übrigen Gegnern die günstigste Zeit, nun auch ihrerseits angriffsweise gegen seine Besitzungen zu verfahren. Die preußischen Truppen, die in Sachsen und Schlesien standen, waren an Zahl nicht sonderlich bedeutend; man konnte ihnen sehr überlegene Massen entgegenstellen, und man meinte, daß vor der Hand das Genie des Königs eben nicht weiter zu fürchten sei. Die Reichsarmee, die in Franken ihre Winterquartiere genommen und sich ansehnlich verstärkt hatte, rückte nun in Böhmen ein und wandte sich gegen die sächsischen Grenzen. Daun zog mit der großen österreichischen Armee nach der Lausitz und errichtete dort seine Magazine. Hier konnte er, je nach den Umständen, mit der Reichsarmee gemeinschaftlich gegen Sachsen operiren oder nach Schlesien einrücken, oder auch den Vorschritten der Russen in die Hände arbeiten. Zu dem letzteren Behufe ließ er ein Corps leichter Truppen unter dem General London in die Niederlausitz bis nach den Gegenden der Oder vorrücken. London fand bei dieser Expedition keine besondern Hindernisse und war somit leicht im Stande, in Peitz, einer kleinen alten Festung an einem Nebenflüsse der Spree, einen militairischen Posten zur Sicherung seiner weiteren Unternehmungen festzusetzen. Doch geschah das Letztere nicht, ohne dem preußischen Namen neue Ehre zu bereiten. Peitz war nämlich durch fünfzig alte preußische Invaliden besetzt; und als die Oesterreicher ohne sonderliches Ceremoniel einzudringen suchten, wurden sie mit Verlust einiger Mann abgewiesen. Doch machte der österreichische Anführer ernsthaftere Anstalten zum Angriff; er ließ den Commandanten in aller Form zur Uebergabe auffordern und dieser benahm sich nun, wie es ehrenhafter Krieger Sitte ist. Bevor er unterhandelte, machte er die Bedingung, daß zwei aus seiner Feste entsendete Offiziere, vom Feinde auf's Ehrenwort angenommen, sich überzeugen dürften, ob das feindliche Corps nach seiner Stärke berechtigt sei, die Räumung des Platzes zu fordern. Der Feind genügte dem Ansinnen des Commandanten; die Offiziere kehrten zurück und bezeugten die überlegene Macht desselben. Jetzt erst schritt der Commandant zur Capitulation; er bewirkte sich und seinen fünfzig Veteranen einen freien Abzug nach Berlin, und ließ den Eroberern nichts als einige Stücke zumeist mittelalterlicher Armaturen zurück.
Prinz Heinrich, der Bruder des Königs, führte den Oberbefehl der sächsischen Armee. Durch mancherlei Streifcorps hatte er den Anmarsch der Reichsarmee verzögert; doch konnte er gegen die Hauptmacht derselben, als diese wirklich in Sachsen einrückte, nichts Entscheidendes wagen und mußte sich begnügen, sich vor der Hand in einem festen Lager in der Nahe von Dresden sicher zu stellen, während die überlegene feindliche Armee das Lager von Pirna besetzte. Indeß war aber auch die schlesische Armee, unter dem Markgrafen Karl, ausgebrochen und hatte eine Stellung genommen, welche geeignet war, Schlesien gegen Daun's Angriffe von der Lausitz her zu decken. Zugleich war von dieser Seite der General Zieten abgesandt, um dem weiteren Vorschreiten des Loudon'schen Corps entgegenzutreten. Unter diesen Umstanden, und da von Seiten der Russen kein näheres Eingreifen in das gemeinschaftliche Unternehmen Statt fand, faßte Daun den schnellen Entschluß, sich gegen Sachsen zu wenden. Er rückte in kurzer Frist gegen Dresden vor, und beschloß nun, den Prinzen Heinrich im Rücken anzufallen, während ihn die Reichsarmee von vorn angreifen sollte, damit das kleine preußische Heer zwischen der zwiefach größeren Uebermacht erdrückt würde. Gleichwohl wußte sich Prinz Heinrich in einer so günstigen Stellung zu erhalten, daß kein Angriff auf ihn erfolgte; bald kam die Nachricht an, daß Friedrich sich, nachdem er bei Zorndorf gesiegt, mit raschen Schritten der sächsischen Grenze nähere. Am 10. September, nachdem er die Armee des Markgrafen Karl und das Zieten'sche Corps an sich gezogen, und Loudon wieder zur rückgängigen Bewegung auf die österreichische Hauptmacht genöthigt hatte, traf Friedrich in der Gegend von Dresden ein. Hier standen nunmehr vier Armeen auf dem engen Räume von zwei Meilen einander gegenüber; jeder Tag schien eine blutige Lösung dieser eigenthümlichen Verhältnisse zu verheißen. Friedrich wünschte nichts mehr als eine entscheidende Schlacht. Aber Daun hatte jetzt die Lust dazu verloren; als ein Meister im Verteidigungskriege wußte er schnell eine so günstige Lagerstelle zu besetzen, daß ein Angriff auf ihn die größte Verwegenheit gewesen wäre. Ebenso stand die Reichsarmee in dem Lager von Pirna vollkommen sicher. Eine geraume Frist verging auf diese Weise, ohne daß irgend eine Entscheidung erfolgt wäre. Vergebens waren die verschiedenen Manoeuvres, die Friedrich anstellte, um den Gegner aus seiner Stellung herauszulocken. Aber jeder Tag war peinlicher für ihn, denn in der Zwischenzeit waren andre österreichische Corps in Oberschlesien eingerückt, hatten die Festungen Oppeln und Neisse eingeschlossen, und schon kam die Nachricht, daß alle Anstalten zu einer förmlichen Belagerung von Neisse gemacht würden.
Jetzt faßte Friedrich einen schnellen Entschluß. Da er hier den Feind zu keiner Schlacht bewegen konnte, so gedachte er, einen raschen Zug nach Schlesien zu unternehmen, um die Oesterreicher zu verhindern, in dieser Provinz festen Fuß zu fassen; hierdurch wurden zugleich die österreichischen Magazine in der Lausitz, aus denen Dann seinen Unterhalt bezog, bedroht. Es glückte ihm, durch ein vorgesandtes Corps Bautzen besetzen zu lassen; nach einigen Tagen folgte er selbst mit seiner Armee nach. Aber Daun hatte ebenso die Gefahr eingesehen, in die er durch die Wegnahme seiner Magazine versetzt werden mußte. Dies und gleichzeitig auch Friedrich's Marsch nach Schlesien zu vereiteln, hatte er sich, ehe noch Friedrich's ganze Armee den beschlossenen Marsch antreten konnte, in derselben Richtung auf den Weg gemacht. Am 10. October, als Friedlich, von Bautzen aus weiter vorrückend, das Dorf Hochkirch besetzt hatte, sah er seinen Schritt auf's Neue durch die ganze österreichische Heeresmacht, die ihm gegenüber lagerte, ausgehalten.
Sie Stellung, welche Daun eingenommen hatte, war wiederum überaus günstig. Er hatte eine Reihe ausgedehnter, bewaldeter Bergzüge, welche das Dorf Hochkirch in einem Winkel umschlossen, besetzt. Es war so wenig möglich, hier vorzudringen, als es räthlich sein konnte, in Hochkirch zu verweilen. Friedrich indeß, der es nicht für ehrenvoll hielt, vor dem bloßen Anblick des Feindes umzuwenden, und der auch, wo es Angriff galt, dem österreichischen Heerführer durchaus keinen kühnen Entschluß zutraute, befahl, das Lager bei Hochkirch aufzuschlagen. Alle preußischen Generale, die sich zur Stelle befanden, sahen die Gefahr dieses Unternehmens ein; Fürst Moritz von Dessau erlaubte sich, dem Könige Vorstellungen darüber zu machen. Aber Friedrich achtete nicht darauf. Der General-Quartiermeister der Armee erhielt Befehl, das Lager abzustecken; dieser weigerte sich, zu dem Verderben der Armee beizutragen, und ward mit Arrest bestraft. Ein Ingenieur-Lieutenant mußte nun, nach Friedrich's eigner Anordnung, die Linien des Lagers ausstecken, während seine Fourierschützen bei diesem Geschäft bereits durch die österreichischen Kanonenkugeln begrüßt wurden. Zur Sicherung des Lagers wurden indeß auf beiden Seiten Batterien angelegt; die eine von diesen kam vor Hochkirch zu stehen, auf dem Abhange, über dem das Dorf sich erhebt. Friedrich's Macht an dieser Stelle bestand aus 30 000, die der Oesterreicher aus 65 000 Mann.
Die Preußische Stellung war um so gefährlicher, als man aus dem tiefer gelegenen Lager wenig oder nichts von dem wahrnehmen konnte, was die Oesterreicher auf und hinter ihren Höhen unternahmen, während diese Alles deutlich unterschieden, was bei den Preußen vorging. Ueberdies waren die Waldungen am Fuß der Berge rings von den leichten Truppen der Oesterreicher besetzt, so daß den preußischen Vorposten und ihren Patrouillen auf keine Weise gestattet war, sich in eine größere Entfernung vom Lager hinauszuwagen, und daß den Oesterreichern alle Mittel zum unvorhergesehenen Ueberfall bereit standen. Bei dem Allen aber blieb Friedrich fest in der vorgefaßten Meinung, daß Daun sich zu keinem Angriff entschließen werde. Er unterdrückte selbst manche von den sonst nöthigen Vorsichtsmaßregeln, und ließ sogar die Truppen unangekleidet in ihren Zelten ruhen. Der Feldmarschall Keith, der sich mit in der Armee befand, sagte ihm geradezu: »Wenn uns die Oesterreicher hier ruhig lassen, so verdienen sie gehangen zu werden.« Friedrich aber antwortete gelassen: »Wir müssen hoffen, daß sich die Oesterreicher mehr vor uns als vor dem Galgen fürchten.« In dieser Beharrlichkeit bestärkten ihn die falschen Berichte eines Spions. Er hatte nämlich, wie man erzählt, einen österreichischen Offizier erkauft, durch den er Alles erfuhr, was in der feindlichen Armee vorging. Die Briefe wurden in einem Korbe mit Eiern, von denen ein ausgeblasenes das jedesmalige Schreiben enthielt, überbracht. Zufällig aber mußte Daun selbst eines Tages dem Ueberbringer der Eier begegnen und diesem befehlen, die Waare nach seiner eignen Küche zu bringen. Hier ward das Geheimniß entdeckt. Daun ließ unverzüglich den verrätherischen Correspondenten vor sich fordern; dieser hatte natürlich sein Leben verwirkt, doch schenkte es ihm der Feldmarschall unter der Bedingung, daß er fortan dem Könige schreibe, was er ihm in die Feder dictiren würde. So erhielt Friedrich einige Tage lang nur Nachrichten, die von nichts als von dem bevorstehenden Aufbruch der österreichischen Armee und von ihrem Rückmarsch nach Böhmen sprachen, und die ihn somit aller Gedanken an die Gefahr seiner Lage überhoben.
Da indeß dieser Aufbruch nicht sobald, als er erwartete, erfolgte, so entschloß sich Friedrich, um nicht länger unthätig liegen zu bleiben, das österreichische Heer zu umgehen. Nur bedurfte er hiezu noch einiger Vorbereitungen für die weitere Verpflegung der Armee und konnte deshalb für den Abmarsch keinen früheren Tag als den 14. October bestimmen. Aber schon hatte Daun seine Maßregeln getroffen. Es wäre allzu schmachvoll gewesen, wenn er noch länger gezaudert hätte, von der so überaus günstigen Gelegenheit einen wirksamen Gebrauch zu machen. Auch betrachtete die ganze österreichische Armee das Benehmen des Königs als eine förmliche Beleidigung, und allgemein sprach man es öffentlich aus, daß die Generale sämmtlich verdienten, cassirt zu werden, wenn sie eine so verwegene Herausforderung nicht annähmen. Um indeß ganz sicher zu gehen, ward ein nächtlicher Ueberfall, in der Nacht vom 13. auf den 14. October, beschlossen. Der Hauptschlag sollte gegen den wichtigsten Punkt des preußischen Lagers, gegen die Anhöhen, auf denen Hochkirch sich erhebt und die durch die Zelte des rechten Flügels besetzt waren, ausgeführt werden. Durch die bewaldeten Berghänge, welche die Oesterreicher besetzt hatten, wurden breite Wege geschlagen, um ohne alles Hinderniß die Truppen zu den verschiedenen Punkten hinabführen zu können, von denen aus der rechte Flügel der Preußen auf allen Seiten angegriffen werden sollte. Zugleich war man darauf bedacht, in den Waldungen und auf den Höhen eifrige Befestigungsarbeiten sehen zu lassen, um die Absicht des Angriffes zu verhüllen und die Preußen in ihrer vermeintlichen Sicherheit zu bestärken.
Die Nacht brach ein und der zu diesem Unternehmen bestimmte Theil des österreichischen Heeres machte sich, in größter Ordnung und Stille, auf den Marsch. Auch dafür hatte man gesorgt, daß selbst der Schall der Tritte und das Rasseln der Kanonen dem Ohr der preußischen Vorposten fern blieb. Eine Menge Arbeiter waren in den Waldungen angestellt, die jenen Schall durch unaufhörliches Fällen von Bäumen, durch lautes Anrufen und Singen übertäuben mußten. Im preußischen Lager hörte man diesen Lärm und glaubte darin eine Fortsetzung jener ängstlichen Befestigungsarbeiten zu erkennen. Unbesorgt begab man sich zur Ruhe, und als auch einzelne Offizier-Gesellschaften, die sich bis drei Uhr Morgens mit Musik ergötzt hatten, verstummten, so breitete sich dunkle Nacht und tiefer Schlummer über das ganze Lager aus.
Die Thurmuhr von Hochkirch schlug fünf, und plötzlich begann ein heftiges Gewehrfeuer auf die preußischen Posten, welche außerhalb des Lagers standen. Zu Anfange achtete man darauf wenig, denn in solcher Weise pflegten umherstreifende Panduren fast in jeder Nacht mit den Vorposten zu scharmutziren. Als aber das Feuer heftiger ward, so griffen die nächsten Bataillone, größtentheils ohne Stiefeletten und Tornister, zu den Waffen und eilten dem Feinde entgegen. Es glückte ihnen, den Angriff zurückzuschlagen. Doch schlichen, als sie das Lager verließen, Croaten und andre österreichische Truppen in dasselbe und feuerten nun in den Rücken der Preußen, während diese zugleich durch immer größere Uebermacht von vorn bedrängt wurden. Ein furchtbares Gefecht erhob sich; Mann kämpfte gegen Mann, und da die Dunkelheit alle gegenseitige Erkennung verhinderte, so suchte ein Jeder sich durch blindes Umherschlagen und Stechen, gleichviel ob gegen Freund oder Feind, zu vertheidigen. Man tappte nach den Mützen der Gegner umher, und nur die Blechkappen der preußischen und die Bärenmützen der österreichischen Grenadiere gaben hier das Erkennungszeichen. Endlich mußten die Preußen weichen; nur mit großem Verlust konnten sie sich nach Hochkirch durchschlagen. Neue Bataillone kamen, gegen die Oesterreicher anzukämpfen; wieder drängten sie dieselben zurück, und wieder mußten sie sich, von allen Seiten angegriffen, mit Verlust zurückziehen. Die Oesterreicher eroberten die Batterie, welche vor Hochkirch stand und den rechten Flügel des preußischen Lagers decken sollte, wandten die Geschütze um und beschossen damit das Dorf. Furchtbar wütheten die Kanonenkugeln in den Reihen der Preußen, welche, die lange Dorfgasse hinab, ihnen entgegenzubringen suchten. Nur die Blitze des Geschützes hatten bis dahin die Nacht erhellt; jetzt brach der Morgen an, aber ein dichter Nebel hielt noch geraume Zeit das Dunkel fest.
Erst durch den Donner der Kanonen waren die übrigen Theile der preußischen Armee aus ihrer Ruhe aufgeschreckt worden. Friedrich hatte sein Hauptquartier zur linken Seite des Centrums in dem Dorfe Rodewitz. Auch er ward erst jetzt erweckt und eilte sich anzukleiden. Kaum war er aus seiner Wohnung getreten, so erhielt er die Nachricht von den Verlusten des rechten Flügels, und als er zu Pferde stieg, begrüßten ihn schon die aus seinem eignen Geschütz abgeschossenen Kugeln. Noch aber war Hochkirch selbst nicht in den Händen der Feinde; noch hatte ein Bataillon die Gärten des Dorfes besetzt, ein zweites auf dem Kirchhose eine feste Stellung genommen. Friedrich glaubte noch immer nicht an einen allgemeinen Angriff des Feindes; er beorderte einzelne Brigaden, den rechten Flügel zu unterstützen und die Oesterreicher von ihrer eingenommenen Stellung zu vertreiben. Der Feldmarschall Keith setzte sich an die Spitze einiger Bataillone; er drang zur Seite von Hochkirch vor, eroberte die preußische Batterie wieder und trieb den Feind beträchtlich zurück. Aber nun wurde er von der Uebermacht eingeschlossen; man mußte sich mit dem Bajonett einen Rückweg bahnen, und Keith sank, von einer Gewehrkugel durchbohrt, entseelt zu Boden. Die Oesterreicher drangen in Hochkirch ein und besetzten das Dorf, das in Flammen aufging, dessen Kirchhof jedoch immer noch muthvoll durch die Preußen vertheidigt ward. Der Prinz Franz von Braunschweig rückte mit neuen Truppen den Oesterreichern entgegen; auch er hatte zu Anfang günstige Erfolge, aber auch er ward bald zur Umkehr genöthigt und, ebenso wie Keith, blieb auch er auf dem Platze. Nicht andere Erfolge hatte der Fürst Moritz von Dessau, der tödtlich verwundet aus dem Gefechte getragen ward. Immer neue Truppenmassen wurden von österreichischer Seite in das Dorf geführt, und endlich gelang es ihnen, auch des Kirchhofes Meister zu werden. Hier hatte sich, wie in einer kleinen Festung, jenes eine Bataillon, unter dem Major von Lange, mit standhafter Beharrlichkeit gegen die Angriffe von sieben österreichischen Regimentern gewehrt. Jetzt aber hatten die tapferen Preußen sich verschossen; von allen Seiten eingeschlossen, suchten sie sich mit Säbel und Bajonett durchzuschlagen, aber fast alle, der Major nicht ausgeschlossen, blieben sterbend oder verwundet auf dem Boden zurück, den sie so lange vertheidigt. Noch einmal suchte Friedrich den Oesterreichern die errungenen Vortheile zu entreißen. Er selbst führte sechs Bataillone in den Kugelregen hinein; sein Pferd ward verwundet; kaltblütig bestieg er ein andres und wich, trotz aller Bitten, mit denen ihn seine Getreuen bestürmten, nicht eher von der Stelle, als bis er sah, daß seine Anstrengungen erfolglos blieben.
Endlich war der Nebel gefallen. Ein heller Tag beleuchtete die traurigen Zeichen des blutigen Nachtkampfes. Friedrich zog nun diejenigen seiner Truppen, die bisher Theil am Gefechte gehabt, zurück und stellte sie, Hochkirch gegenüber, in einer festen Linie auf. Der linke Flügel seiner Armee hatte bis dahin am Gefecht noch keinen Theil genommen. Jetzt geschah, dem von Daun entworfenen Plane gemäß, auch aus dieser Seite ein Angriff, der durch andre Abteilungen des österreichischen Heers unternommen ward. Nach muthiger Gegenwehr wurden auch hier die Preußen genöthigt, sich zurückzuziehen und die Batterie, welche den linken Flügel des Lagers decken sollte, ebenfalls den Feinden zu überlassen. Aber auf's Neue stellten sie sich in Schlachtordnung. In diesem Augenblick traf ein besondres Corps preußischer Truppen in der Nähe der Wahlstadt ein, welches einen ferner gelegenen Punkt besetzt gehabt und einige Angriffe, die von Seiten der Oesterreicher auf dasselbe geschahen, glücklich zurückgeschlagen hatte. Hiedurch wurde die Stellung der preußischen Armee in einer Weise gesichert und ausgefüllt, daß man mit Zuversicht neuen Angriffen entgegensehen konnte. Daun indeß fand es zweckmäßiger, das Gewonnene festzuhalten, statt noch einmal das Waffenglück mit einem gefährlichen Feinde zu wagen. Ueberdies hatte ihm der nächtliche Angriff den Kern seiner besten Truppen gekostet und nur mit Mühe brachte er es jetzt dahin, seine Schaaren, die sich in bunter Unordnung durcheinander drängten, in feste Linien zusammenzuziehen. Er begnügte sich, eine Stellung anzunehmen, in welcher seine Armee, statt auf's Neue anzugreifen, vor einem Angriffe geschützt blieb, und sah in Ruhe zu, als Friedrich sich zum Rückzuge anschickte. Dieser Rückzug, den ein geschlagenes Heer, noch im Bereiche der feindlichen Kanonen, unternahm, geschah mit so vieler Ruhe, Gemessenheit und systematischer Ordnung, daß man das Schauspiel eines friedlichen Exercierplatzes vor sich zu sehen glaubte, und daß selbst die Oesterreicher zur Bewunderung hingerissen wurden.
Die Verluste, welche der leidenschaftliche Kampf herbeigeführt, waren sehr bedeutend. Die Preußen zählten etwa 9000 Mann, die sie verloren hatten; die Oesterreicher zwar nicht weniger; aber jene hatten zugleich den Tod der trefflichsten Heerführer zu beklagen und überdies waren ihnen 101 Geschütze, 28 Fahnen, 2 Standarten und der größte Theil ihrer Zelte genommen. Gleichwohl ging Friedrich nur auf eine Stunde Entfernung vom Schlachtfelde zurück und ließ hier, auf den Höhen zur Seite von Bautzen, seine Truppen ein Lager beziehen, so gut sie dasselbe eben, ohne Gezelte und Gepäck, aufzuschlagen im Stande waren. Auch bemühte er sich, seinen tapfern Soldaten Muth einzusprechen. Er hatte die Freude, zu sehen, daß es ihnen hieran wenigstens nicht fehle. Als die Regimenter an ihm vorüber zu der Lagerstätte zogen und ein Trupp von Kanonieren und Grenadieren vorbeikam, rief er diesen mit Laune zu: »Kanoniers, wo habt ihr eure Kanonen gelassen?« – Der Teufel hat sie bei Nachtzeit geholt! war die Antwort. – »So wollen wir,« erwiederte Friedrich, »sie ihm bei Tage wieder abnehmen! Nicht wahr, Grenadiers?« – Ja, sagten diese im Vorbeigehen; das ist recht, sie sollen uns auch Interessen dazu geben! – Friedrich lächelte und sagte: »Ich denke auch dabei zu sein!« – Einem Offizier sagte er: »Dann hat mir heut' einen glupischen Streich gespielt!« Jener antwortete, es sei eine bloße Fleischwunde, die bald zu heilen dem Könige nicht schwer fallen werde. – »Glaubt Er das?« versetzte der König. – Nicht allein ich, fuhr der Offizier fort, sondern die ganze Armee traut dies Ew. Majestät vollkommen zu. – »Er hat Recht!« gab nun der König zur Antwort und faßte, wie er es bei vertraulicher Unterredung pflegte, einen Knopf an der Uniform des Offiziers: »Er soll sehen, wie ich Daun fassen werde; ich bedaure einzig, daß heut' so viele brave Leute um's Leben kommen mußten.« – Es sind uns noch manche ähnliche Reden dieses Tages, in denen das traurige Schicksal der Armee mit frischer Laune besprochen ward, aufbehalten. Im Inneren aber fühlte Friedrich wohl, wie bedenklich aufs Neue seine Lage geworden war, wie ihn vor Allen die Schuld dieses Mißgeschickes treffe, und wie viel er namentlich an seinen Heerführern verloren hatte. Keith war überdies einer seiner vertrautesten Freunde gewesen. Und wie ihn nach der Schlacht von Kollin, die Bitterkeit seines Kummers zu vermehren, die Nachricht von dem Tode seiner Mutter traf, so jetzt die von dem Tode seiner geliebten Schwester, der Markgräfin von Baireuth. Sie war an dem Tage des Ueberfalls von Hochkirch gestorben. Diese Nachricht berührte ihn tiefer, als alles übrige Leiden; an der Markgräfin hatte er die theilnehmende Freundin seiner Jugend, die innigste Genossin seiner geistigen Freuden, die Stütze seines Gemüthes unter den bedrohlichen Verhältnissen der Gegenwart verloren. Von seiner innigen Liebe zu ihr zeugt unter Anderm ein Gedicht, das er wenige Tage zuvor geschrieben hatte und in dem er sie über die Krankheit, die ihr Leben schon bedrohte, zu trösten beabsichtigte. Die Schlußworte dieses Gedichts, in dem er sein eignes Leben als Opfer für die Genesung der Schwester bereit stellt, lauten also:
Wenn das Geschick, unbeugsam uns beherrschend,
Ein blutig Opfer fordert, – dann, ihr Götter,
Erleuchtet seinen richterlichen Spruch,
Daß seine strenge Wahl auf mich nur falle.
Dann will gehorsam ich und ohne Murren
Erwarten, daß der unerweichte Tod,
Von meiner Schwester seinen Schritt abwendend,
Abstumpfe seiner Sichel Glanz an mir.
Doch wenn so hohe Gunst, als ich erbitte,
Nicht einem Sterblichen zu Theil kann werden, –
O meine Götter! dann gewähret mir,
Daß beid' an Einem Tage wir hinab
Zu jenen Fluren steigen, die von Myrthen
Lieblich beschattet sind und von Cypressen,
Zu jenem Aufenthalt des ew'gen Friedens, –
Und daß Ein Grab umschließe unsern Staub!
Das Gedicht war noch nicht abgesandt worden; jetzt schickte er es mit einigen Zeilen, in denen sich der tiefste Schmerz ausspricht, dem Gemahl der Verstorbenen zu. Einige Monate später schrieb er ein Gedicht an den Lord Marschall Keith, ihn über den Tod des bei Hochkirch gefallenen Bruders zu trösten. Auch hier klingt das tiefe Gefühl des Leidens bei dem Verlust der Freunde durch. Eine Stelle darin ist zu charakteristisch für die Empfindsamkeit seines Herzens, als daß sie hier übergangen werden dürfte. Sie heißt:
Oft wähnt' ich Reich und Leben zu verlieren, –
Und nimmer noch vermochte das Geschick,
Das soviel Fürsten, gegen mich vereint.
Zum Gegenstand des Mitleids mich zu machen.
Doch löset es der Freundschaft heilig Band,
Dann, theurer Lord, schlägt es mich grausam nieder: –
Achill auch war nicht gänzlich unverwundbar!
Auch an andern Zeugnissen fehlt es nicht, die uns in die damalige Stimmung des gebeugten Königs blicken lassen. So wird berichtet, daß ihn sein Vorleser, le Catt, als die Nachricht von dem Tode der Markgräfin eingelaufen war, eines Abends in den Predigten des berühmten Kanzelredners Bourdaloue lesend fand. Le Catt, den König zu erheitern, redete ihn scherzend an: »Es scheint, als wollten Ew. Majestät gar bigott werden.« Friedrich antwortete nichts; und als der Vorleser am nächsten Tage zur gewöhnlichen Stunde wiederkam, reichte er ihm eine Rolle schwarz gerändertes Papier, mit dem Bedeuten, die Schrift in seiner Wohnung durchzulesen. Es war eine Predigt über einen besondern biblischen Text, die Friedrich, seinen gegenwärtigen Umständen gemäß, ausgearbeitet hatte. Le Catt hielt es für seine Pflicht, dem König Trost einzusprechen; dieser dankte für diese Theilnahme, versicherte, daß er Alles zur günstigen Veränderung seiner Lage versuchen werde, und schloß mit den bedeutenden Worten: »Auf allen Fall habe ich Etwas, womit ich das Trauerspiel schließen kann.« Aber nicht dies geheimnißvolle fremde Etwas, – ohne Zweifel das Gift, das er bei sich trug, – die eigne Größe seines Geistes war es, was der traurigen Katastrophe schnell eine wunderbare Wendung gab. Wie er seinen Schmerz zu bezwingen und ihm Worte – hier merkwürdiger Weise die Worte der Kanzel – zu verleihen wußte, so hatte er auch bereits alle Verhältnisse der Gefahr, die ihn äußerlich umfangen hielt, überschaut und sie seinem Glücke dienstbar gemacht; so konnte er, während Daun die günstige Zeit zu keinem erneuten Angriffe benutzte, mit Zuversicht die kühnen Worte aussprechen, die in eines jeden Anderen Munde eitel Prahlerei gewesen wären: »Daun hat uns aus dem Schach gelassen, das Spiel ist nicht verloren; wir werden uns hier einige Tage erholen, alsdann nach Schlesien gehen und Neisse befreien!«
In der That vollführte Friedrich in kurzer Frist, aller Welt zum Erstaunen, das, was einem Andern nur als die Frucht des vollständigsten Sieges zu Theil geworden wäre. Daun hatte nach seinem Siege nichts Eiligeres zu thun gehabt, als den ambrosianischen Lobgesang anstimmen zu lassen, die erbeuteten Trophäen kunstreich aufzubauen, Siegesfeste anzustellen, Couriere nach Wien und nach den Residenzen aller verbündeten Mächte zu senden und endlich sich auf's Neue in einem festen Lager mit Sorgfalt zu verschanzen. Durch alles dies glaubte er die Erfolge seines Sieges so wohl vorbereitet, daß er dem General, welcher die Belagerung von Neisse leitete und in der That schon auf eine drohende Weise vorgerückt war, die Meldung machte: »Betreiben Sie Ihre Belagerung unbesorgt; ich halte den König fest; er ist von Schlesien abgeschnitten, und wenn er mich angreift, stehe ich Ihnen für den guten Erfolg.«
Friedrich aber hatte dem Prinzen Heinrich, der in Dresden geblieben war, den Befehl zugesandt, mit einem Theil der dortigen Armee, mit Geschützen, Munition und Proviant aufzubrechen und zu ihm zu stoßen. Ungestört vereinigten sich beide Heere bei Bautzen. Nun wurden die Verwundeten nach Glogau gesandt, und Friedrich machte noch einige andre Bewegungen, die den österreichischen Heerführer glauben ließen, er werde sich mit seiner ganzen Armee dahin zurückziehen und ihm in Sachsen freie Hand lassen. Unerwartet aber brach Friedrich am Abend des 24. October auf, umging das wohlverschanzte Lager der Oesterreicher und marschirte auf Görlitz. Erst am folgenden Tage erfuhr Daun den Abmarsch der Preußen, durch den all seine schönen Pläne zerstört wurden; im Gegentheil mußte er jetzt wegen seiner Magazine in der Lausitz, die den Preußen offen standen, besorgt werden. Eilig folgte er also Friedrich zur Seite und besetzte, während jener in Görlitz einrückte, die seitwärts gelegenen Höhen. Dem Könige von Preußen wäre wiederum eine Schlacht erwünscht gewesen, aber Daun verließ seine schützenden Höhen nicht. So rückte Friedrich denn in eiligen Märschen nach Schlesien fort, während Daun, als er seine Magazine in Sicherheit sah, sich nach Dresden umwandte und nur durch seine leichten Truppen den Marsch der Preußen, ohne weiteren Nachtheil, beunruhigen ließ. Am 7. November empfing Friedrich die frohe Nachricht, daß die Oesterreicher, auf die Kunde von seiner Annäherung, bereits die Belagerung von Neisse aufgehoben hätten und nach Mähren zurückgekehrt seien; hierauf war auch bald der Abmarsch sämmtlicher österreichischer Corps aus Schlesien erfolgt. Friedrich machte nun noch einen Besuch in Neisse, sich der Trefflichkeit der von ihm angelegten Werke, die dem Bombardement widerstanden hatten, zu erfreuen, sah sich aber sodann wiederum zur schnellen Rückkehr nach Sachsen genöthigt.
Um sein Vorhaben nachdrücklich ausführen zu können, hatte Friedrich in Dresden nur einen geringen Theil seiner Armee zurückgelassen, zu dessen Verstärkung waren die preußischen Corps, die den Schweden und Russen gegenüberstanden, zurückberufen. Ehe die Letztern aber eintrafen, war Daun bereits auf's Neue vor Dresden gerückt, und auch die Reichsarmee, die bis dahin unbeweglich geblieben war, hatte schon einige Schritte vorwärts versucht. Da die preußische Armee jetzt allzuschwach, die Besatzung von Dresden, unter dem General Schmettau, aber wohl ausgerüstet war, um auf einige Zeit eine Belagerung aushalten zu können, so beschloß man, eine Schlacht zu vermeiden, die Armee von Dresden zurückzuziehen und so den österreichischen Heerführer zu einer Belagerung zu veranlassen, bis genügende Kräfte zum Entsatz vorhanden seien. Für Daun war dieser Entschluß sehr erwünscht; er hoffte durch die Eroberung von Dresden seinen Feldzug auf eine glorreiche Weise schließen zu können. Als er sich aber zur förmlichen Belagerung anschickte, ließ ihm der General Schmettau sagen, er werde sich, auf den Fall einer weitern Annäherung, genöthigt sehen, die Vorstädte von Dresden abzubrennen. Die Warnung bliebt unbeachtet, und die Drohung ging, am 10. November, in Erfüllung; es brannten 180 Häuser ab. Dies Verfahren, das indeß durch die strenge Nothwehr gerechtfertigt ward, empörte den österreichischen Feldmarschall; er ließ Schmettau wissen: »Nach solchen, in einer Residenz unerhörten Maßnehmungen müsse der Commandant für sein Benehmen persönlich verantwortlich bleiben.« Vielleicht dachte Daun in diesem Augenblicke nicht daran, daß die österreichische Armee im vorigen Jahre, als das blühende Zittau – überdies dem bundesverwandten Sachsen zugehörig – ohne alle Noth eingeäschert ward, gar ärgere Schuld auf sich geladen hatten. Schmettau gab auch einfach zur Antwort: »Er sei beordert, die Stadt zu vertheidigen; nähere sich der Feind noch mehr, so gehe auch der Ueberrest der Vorstädte in Feuer auf, und mit noch weiterem Vordringen treffe dies Schicksal jede Straße, in der er sich vom Walle bis in's Schloß vertheidigen werde, um hier den Ausgang der Begebenheiten abzuwarten.«
Jetzt kam die Nachricht, daß Friedrich auf's Neue nach Sachsen zurückkehre. Und da nun auch noch ein Paar Unternehmungen von Seiten der Reichsarmee auf Torgau und Leipzig, zum Theil durch die aus Pommern heranrückenden Corps, vereitelt wurden, so fand Daun in der Antwort, die ihm Schmettau gegeben hatte, genügenden Grund, den ernsteren Kampf, der leicht den Werth seiner bei Hochkirch errungenen Lorbeeren herabsetzen konnte, zu unterlassen. Er ließ Jenem sagen, er gebe aus Achtung vor der königlich polnischen Familie und aus Menschenliebe die Unternehmung auf Dresden auf. Er ging nunmehr nach Böhmen zurück; die Reichsarmee hatte sich schon vorher auf den Weg nach Franken gemacht, und so fand Friedrich, als er in Dresden eintraf, keinen Feind mehr im Lande. Er sandte nun die aus Pommern berufenen Corps gegen die Schweden zurück, die inzwischen vorgedrungen waren, aber schnell wieder auf Stralsund zurückgetrieben wurden.
So war wiederum ein Feldzug beendet, ohne daß Friedrich, außer denjenigen Theilen seines Gebietes, die im fernen Westen und Osten besetzt blieben, eine Einbuße erlitten und ohne daß er von Sachsen etwas verloren hätte. In Ruhe konnte er seine Truppen die Winterquartiere beziehen lassen.
Für Daun aber war noch eine besondre Ehre aufbehalten. Nicht genug, daß ihm die Kaiserin für seinen bei Hochkirch errungenen Sieg auf's Schmeichelhafteste Dank gesagt, auch der Papst – Clemens XIII., der in diesem Jahre zur Regierung gekommen war und es vergessen zu haben schien, wie parteilos Friedrich für seine katholischen Unterthanen gesorgt – betrachtete diesen Sieg als ein für die Kirche hochwichtiges Ereigniß. Er verehrte dem österreichischen Feldmarschall einen geweihten Degen, mit goldnem Knopf und in rothsammtener Scheide, und einen geweihten Hut, von Karmoisinsammt, mit Hermelin gefüttert und mit Gold eingefaßt, vorn mit einer perlengestickten Taube, dem Symbole des heiligen Geistes, der über den gebenedeiten Waffen des Heerführers schweben sollte. Solche Auszeichnung verrieth eine fürchterliche Gesinnung gegen den König von Preußen, denn sie war bis dahin nur denjenigen zu Theil geworden, welche die heilige Lehre des Christenthums gegen die Waffen der Ungläubigen beschirmen sollten. Aber sie war unweise gewählt, denn sie gab es klar zu erkennen, daß Preußen fortan der entschiedene Beruf obliege, gegen Fanatismus, Unduldsamkeit und Geistesdruck in die Schranken zu treten. Sie wandte nur um so mehr alle hellen Gemüther dem großen Könige zu, ohne von ihrer Seite irgend zu selbstständigen Erfolgen zu führen. Denn wenn sich auch, in Folge solcher Gesinnung, der Kurfürst von Köln bewogen fand, seinen protestantischen Unterthanen die Freude über preußische Siege bei schwerer Strafe verbieten zu lassen, so legte das wahrlich kein Gewicht mehr in die Schale der Feinde Friedrich's. Und Friedrich, eben so rüstig mit der Feder kämpfend wie mit dem Schwert, ließ die Gelegenheit nicht vorübergehen, ohne eine Reihe satirischer Schriftchen als fliegende Blätter in die Welt zu senden und durch sie die ganze Lächerlichkeit eines Unternehmens bloszustellen, das die Gegenwart wieder in das Mittelalter zurückzuschrauben beabsichtigte.