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Über die Art, wie sie andere ähnliche Krankheiten, insonderheit den Menschen, anzutun pflegen.

Kapitel 12

Wer kann endlich die anderen Krankheiten aufzählen, wie Erblindung oder sehr heftige Schmerzen und Qualen an den Körpern der Menschen, (die die Hexen) angetan haben? Dennoch wollen wir von dem, was wir mit unseren Augen gesehen haben und was dem einen von (uns) Inquisitoren bekannt geworden ist, einiges veröffentlichen.

Zu jener Zeit, da in der Stadt Innsbruck über die Hexen Inquisition abgehalten ward, wurde unter anderem folgender Fall vorgebracht. Eine gewisse ehrbare Person nämlich, die mit einem der Diener des Erzherzogs ehelich verbunden war, bekundete in Gegenwart des Notars etc. in Form Rechtens: Als sie zur Zeit ihres Jungfernstandes bei einem Bürger diente, ereignete es sich, daß seine Frau an heftigem Kopfschmerz zu leiden hatte. »Als zu dessen Heilung eine Frau herbeigekommen war, und mit ihren Sprüchen und gewissen Praktiken den Schmerz lindern sollte, bemerkte ich, während ich ihre Praktik aufmerksam beobachtete, daß gegen die Natur des Wassers, welches in eine Schüssel gegossen war, dieses selbe Wasser unter weiteren Zeremonien, die aufzuzählen nicht nötig ist, in einen anderen Topf emporgestiegen war. In der Erwägung, daß davon der Kopfschmerz bei der Herrin nicht gelindert würde, stieß ich einigermaßen unwillig die Worte gegen die Hexe aus: »Ich weiß nicht, was Ihr treibt: Ihr tut nichts als abergläubiges Zeug und zwar um Eures Vorteils willen«. Da entgegnete die Hexe sogleich: »Ob es abergläubiges Zeug ist oder nicht, wirst du am dritten Tage merken«. Das bewies der Ausgang der Sache, denn am dritten Tage, als ich am frühen Morgen dasaß, merkte ich einen Erguß, und plötzlich befiel meinen Körper ein so gewaltiger Schmerz, zuerst im Innern, daß kein Teil des Körpers war, an dem ich nicht schreckliche Stiche fühlte. Dann schien es mir nicht anders, als wenn fortwährend feurige Kohlen auf meinen Kopf geschüttet würden, drittens wäre auf der Haut des Körpers vom Scheitel bis zu den Fußsohlen kein nadelstichgroßer Raum gewesen, wo nicht eine mit weißem Eiter gefüllte Pustel gewesen wäre. So verblieb ich in diesen Schmerzen bis zum vierten Tage, indem ich heulte und mir nur den Tod wünschte. Schließlich forderte mich der Gatte meiner Herrin auf, in einen gewissen Stall zu treten. Während er voranging und ich langsam einherging, sagte er, als wir vor der Tür des Stalles waren, zu mir: »Siehe da über der Stalltür das Stück weißes Tuch!« »Ich sehe es wohl«. Darauf er: »Soviel du kannst, beseitige es, weil du dich dadurch vielleicht besser fühlen wirst«. Da hielt ich mich mit einem Arme an der Tür an und nahm mit dem anderen, so viel ich konnte, das Stück weg. »öffne«, sagte der Herr, »und betrachte das darin Niedergelegte genau«. Als ich das Stück geöffnet hatte, fand ich dort mehrerlei eingeschlossen, besonders aber gewisse weiße Körner von der Art, wie die Pusteln, die an meinem Körper waren; auch Samen und Hülsenfrüchte, dergleichen ich nicht essen oder sehen konnte samt Knochen von Schlangen und anderen Tieren erblickte ich. Und als ich, darüber erstaunt, den Herrn fragte, was zu tun sei, forderte er mich auf, alles ins Feuer zu werfen. Ich tat es, und siehe, plötzlich, nicht nach Verlauf einer Stunde oder Viertelstunde, sondern im Augenblick, wie die Sachen ins Feuer geworfen worden waren, bekam ich meine alte Gesundheit wieder.« – Und weil gegen die Frau jenes Mannes, der sie diente, noch mehr ausgesagt worden war, weshalb jene nicht sowohl für leicht, als vielmehr für schwer verdächtig gehalten wurde, besonders auch wegen ihrer großen Vertrautheit mit (anderen) Hexen, so wird angenommen, daß sie voll Schuldbewußtsein wegen des hingelegten Hexenmittels es dem Manne mitteilte, worauf es dann in der angegebenen Weise bekannt wurde und die Magd ihre Gesundheit wiederfand.

Es frommt, noch eine andere Hexentat überdies zur Verwünschung eines so großen Verbrechens zu berichten, die in derselben Stadt einer Person, ebenfalls einer Frau, angetan worden ist. Eine verheiratete und zwar ehrbare Frau trat auf und bekundete nach Form Rechtens wie oben: »Hinter dem Hause,« sagte sie, »habe ich einen Garten, und daran stößt der meiner Nachbarin. Als ich nun eines Tages bemerkt hatte, daß aus dem Garten der Nachbarin nach meinem Gemüsefelde nicht ohne meinen Schaden herübergegangen würde, kam plötzlich, während ich in der Tür zum Gemüsefelde stand und mich bei mir selbst beklagte und ärgerte, sowohl über das Herübergehen als auch über den Schaden, die Nachbarin herzu und fragte, ob ich sie im Verdachte hätte? Aber erschrocken wegen ihres schlechten Rufes brachte ich nichts weiter vor als die Worte: »Die Schritte im Grase zeigen den Schaden«. Da entfernte sie sich unwillig, weil ich mich, wie sie es vielleicht gern gesehen hätte, nicht in Streitereien mit ihr einlassen wollte, mit einem Gemurmel. Ich konnte aber die Worte, die sie ausstieß, nicht verstehen, wiewohl ich sie hörte. Nach wenigen Tagen aber befiel mich eine gewaltige Krankheit mit Bauchschmerzen und sehr heftigen Stichen von der linken Seite nach der rechten und umgekehrt, als wenn zwei Schwerter oder Messer in meine Brust geheftet seien; und so störte ich Tag und Nacht durch mein Schreien alle meine übrigen Nachbaren. Während (diese) zusammenströmten, mich zu trösten, traf es sich, daß ein Töpfer, der die vorerwähnte Nachbarin und Hexe in ehebrecherischer Schandtat zur Geliebten hatte, in gleicher Weise besuchsweise herbeikam und nach Worten des Trostes, da er mit meiner Krankheit Mitgefühl hatte, sich entfernte. Am folgenden Tage jedoch kam er wieder und bemerkte unter anderen Trostesworten: »Ich will ein Experiment machen, ob Euch diese Krankheit infolge einer Behexung zugestoßen ist. Wenn es sich als derlei herausstellt, werde ich Euch die Gesundheit wiederverschaffen.« Er nahm also Blei, schmolz es und goß es, während ich im Bette lag, in eine Schüssel voll Wasser, die er auf meinen Körper stellte; und als aus dem erstarrten Blei ein Bildnis und Figuren verschiedener Dinge erschienen waren, sagte er: »Siehe, infolge von Behexung hat Euch diese Krankheit getroffen, und über der Schwelle der Haustür ist ein Teil der Werkzeuge der Behexung enthalten. Wir wollen also hingehen; und wenn sie beseitigt sind, werdet Ihr Euch besser fühlen«. So ging mein Mann mit ihm zugleich hin, um das Hexenmittel wegzunehmen; und indem der Töpfer die Schwelle heraushob, hieß er den Gatten die Hand in die Grube stecken, die sichtbar ward, und herausholen, was immer er fände. Das tat er auch. Zuerst nämlich zog er ein gewisses wächsernes Bildnis in der Länge eines Handtellers heraus, welches überall durchbohrt war und zwei durch die Seiten gegeneinander (gestochene) Nadeln hatte, in der Art, wie ich selbst die Stiche von der linken bis zur rechten und umgekehrt verspürt hatte; dann verschiedene Stücken Zeug, die sehr viel Dinge enthielten, sowohl an Körnern als auch an Samen und Knochen. So wurde ich, nachdem das ins Feuer geworfen worden war, wieder gesund; aber doch nicht ganz. Denn wenn auch die Qualen und Stiche aufgehört hatten und der Appetit zum Essen wiedergekommen war, vollständig bin ich doch bis zur Gegenwart keineswegs der Gesundheit teilhaftig geworden. Und als ich mit meinem Drängen dem Töpfer lästig wurde, (indem ich immer fragte), woher es käme, daß die alte Gesundheit nicht wiederkehrte, antwortete er: »Es sind noch andere Hexenwerkzeuge anderswo versteckt, die ich nicht zu finden vermag«. Und als ich fragte, wie er damals die ersten niedergelegten Werkzeuge erkannt hätte, antwortete er: »Durch die Liebe habe ich das erkannt, mit der ein Freund dem andern (Geheimnisse) zu enthüllen pflegt«. Als er danach seine Buhlerin lockte und ich meine Nachbarin erkannte, habe ich daher die Begründung meines Verdachtes gegen sie genommen«. – Das berichtete die Kranke.

Aber wie, wenn ich die einzelnen Fälle berichten wollte, die allein in jener Stadt gefunden worden sind? Es wäre geradezu ein Buch zu verfassen! Wie viele Blinde nämlich, Lahme, Abgezehrte und von verschiedenen Krankheiten Heimgesuchte (haben) in Form Rechtens, auf grund starken Verdachtes gegenüber den Hexen, die ihnen solche Krankheiten im allgemeinen oder im besonderen prophezeiten, daß sie solches in Kürze zu fühlen haben würden, entweder bezüglich der Tage des Lebens oder bezüglich des sofort zu erleidenden Todes – (wie viele solche haben nicht ausgesagt), daß ihnen alles nach deren Angaben zugestoßen sei, entweder bezüglich einer besonderen Krankheit oder bezüglich des Todes anderer! Weil nämlich jenes Land von Vasallen und Bewaffneten überschwemmt ist und Müßiggang aller Laster Anfang ist, wobei sie bisweilen Frauen verlockten, während sie jene, die sie (früher) verlockt hatten, wegzuschicken und andere, ehrbare sich ehelich zu verbinden beschlossen, selten ohne Rache in Form von Behexung an Mann oder Frau, wenn sich jene verschmäht sahen: so bestand zwar der eheliche Thorus fort, aber nicht so sehr den Männern, wie den Frauen, wie man in Liebe annehmen darf: so daß, wenn sie umgebracht oder abgezehrt waren, jene ihre früheren Liebchen wieder zu verlocken hatten.

Denn als ein gewisser Koch des Erzherzogs eine ehrbare, von auswärts stammende Jungfrau geheiratet hatte, sagte eine Hexe, seine Geliebte, auf offener Straße, vor den Ohren anderer ehrbarer Peronen der Jungfrau Behexung und Tod voraus, indem sie mit ausgestreckter Hand sagte: »Nicht lange wirst du dich über deinen Gatten freuen!« Und sogleich am folgenden Tage legte sie sich zu Bett und zahlte nach wenigen Tagen die Schuld jeglichen Fleisches, indem sie zuletzt bezeugte: »Siehe, so sterbe ich, weil mich jene vermittelst ihrer Behexungen mit Zulassung Gottes vernichtet«: und zwar durchaus zu ihrem Besten, da Gott ihr im Himmel eine andere Hochzeit bestimmte!

So wurde endlich durch Behexungen ein gewisser Soldat, wie das öffentliche Gerücht bezeugt, vernichtet, und so mehrere andere, die aufzuzählen ich unterlasse. Unter ihnen war auch ein gewisser junger Herr. Als dieser nicht auf den Wink der Geliebten die Nacht mit ihr zubringen wollte und ihr durch seinen Diener mitgeteilt hatte, daß er, durch bestimmte Geschäfte verhindert, die Nacht nicht mit ihr zubringen könnte, befahl sie unwillig dem Diener: »Sage dem jungen Herrn, er wird mich nicht lange mehr vexieren!« Und so wurde er am folgenden Tage krank und nach wenigen Tagen begraben.

Es gibt also auch solche Hexen, die die Richter durch bloßen Anblick und Hinwenden der Augen zu behexen wissen; auch sich öffentlich rühmen, daß man ihnen keine Belästigung antun könne. Sie wissen auch allen Beliebigen, die wegen Kriminalfälle in Gewahrsam gehalten werden und, damit sie die Wahrheit sagen möchten, den schwersten Foltern ausgesetzt werden, Verschwiegenheit anzutun, daß sie niemals ihre Verbrechen entdecken können.

Es gibt auch welche, die das Bildnis des Gekreuzigten zur Ermöglichung ihrer Hexentaten mit Peitschenhieben und Messerstichen und unter den schändlichsten Worten gegen die Reinheit der glorreichen Jungfrau Maria und die Geburt unseres Heilandes aus ihrem unbefleckten Mutterleibe verunehrt haben. Es frommt nicht, jene Worte und die einzelnen Taten aufzuzählen, da sie für die Ohren der Frommen allzu beleidigend sind. Sie sind aber schriftlich aufgezeichnet und aufbewahrt. So hatte eine gewisse getaufte Jüdin auch andere Jungfrauen verleitet. Als eine davon, mit Namen Walpurgis, in demselben Jahre in den letzten Zügen lag und von den Umstehenden zum Beichten ihrer Sünden ermahnt wurde, rief sie aus: »Leib und Seele habe ich dem Teufel übergeben, und keine Hoffnung bleibt mir auf Vergebung;« und so verschied sie. –

Diese Einzelheiten habe ich nicht zur Schande, sondern zum Lobe und Ruhm des erlauchten Erzherzogs zusammengetragen, indem er in der Tat als ein katholischer Fürst und hervorragender Glaubenseiferer zu ihrer Ausrottung unter Beihilfe des hochwürdigen Ordinarius von Brixen nicht mäßig gearbeitet hat. Das Vorgetragene dient vielmehr zur Verwünschung und Verächtlichmachung eines solchen Verbrechens, daß (die Hexen) nicht ablassen, Beleidigungen der Menschen zu rächen, während sie Beleidigungen des Schöpfers und Beschimpfungen des Glaubens, ohne auch auf die zeitlichen Schädigungen zu achten, ertragen können. Die Grundlage nämlich aller dieser Taten ist dies vor allem: die Ableugnung des Glaubens.


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