Carl Arnold Kortum
Die Jobsiade
Carl Arnold Kortum

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Einundzwanzigstes Kapitel

Wie Vater Jobs der Senator dem Hieronimo eine Strafpredigt halten thät, und wie er vor Verdruß stirbt.
  1. Nun hätte man sollen das Lärmen sehen,
    Was da in Jobsens Hause geschehen,
    Weil es, wie gesagt, nicht allerding
    Mit dem Examen nach Wunsche ging.
  2. Aber was that denn des Hieronimi Vater?
    Lieber Leser! du magst wol fragen: was that er?
    Er gerieth drob in gar großem Grimm,
    Und sagte zu seinem Sohne: »du Lüm-
  3. mel! hab' ich drum so viel angewendet
    Und ganze Hände voll Geld verschwendet,
    So daß fast worden zum armen Mann,
    Und habe itzt nur Verdruß daran?
  4. Hättest du fleißiger gestudiret
    Und dich rechtschaffener aufgeführet,
    So wärst du itzo nunmehro hie
    Ein Candidatus Ministerii!
  5. Und bekämest bald eine gute Pfarre;
    Aber du bist nun ein ungelehrter Narre,
    Der nichts von der Theologie versteht
    Und sein Leben lang brodlos geht!
  6. Deine Mutter und ich hofften beide
    An dir zu erleben viele Freude,
    Und nun haben wir bittern Verdruß
    Ob dich bösen Hieronimus!
  7. Alles was du vormals mir geschrieben,
    Als hättest du die Studia getrieben,
    Und wärest von allen der Fleißigste,
    Sind lauter Lügen, wie ich nun seh.
  8. Auch was du vom Privatissimo
    Und zehn Stunden im Collegio,
    Von der Professoren Zufriedenheit,
    Vom Theetrinken in der Einsamkeit;
  9. Item, von den vielen gelehrten Dingen,
    Wovon dir der Kopf wollte zerspringen,
    Vom Meditiren bis in die Nacht
    Und sonst noch etwa hast vorgebracht;
  10. Auch daß dein Magen vom vielen Sitzen und Lesen
    Geschwächet und verdorben gewesen,
    Das alles ist, wie sich's nun befind't,
    Nichts gewesen, als Lügen und Wind.
  11. Hätte ich doch ehmals unsers frommen
    Rectors guten Rath angenommen,
    Der es deutlich genug sagte mir:
    Es würde niemals etwas Gutes aus dir!
  12. So wäre das viele Geld ersparet
    Und manches Kapital rund bewahret,
    Das du, böser, unnützer Knecht!
    Auf der Universität verzecht.«
  13. So war ungefähr die Predigt beschaffen,
    Die der Alte hielt, den Sohn zu bestrafen,
    Und er hätte im ersten Affect,
    Fast den Hieronimus mit Prügeln bedeckt.
  14. Weil indessen Zürnen und Schelten
    Für die Gesundheit zuträglich ist selten,
    So fiel auch den guten alten Mann
    Gleich eine heftige Krankheit an.
  15. Denn er litte oft in gesunden Tagen
    Vom schmerzlichen Podagra viele Plagen;
    Sein Rathsherrnstand, guter Appetit und Ruh
    Disponirten den Körper dazu.
  16. Nun aber verließen ihn plötzlich die Schmerzen
    Und das Podagra trat ihm zum Herzen,
    Und nach vierundzwanzig Stunden Zeit
    Wanderte er aus der Zeitlichkeit.
  17. Alles im Hause rang nun die Hände
    Und des Klagens und Jammerns war kein Ende,
    Daß Hieronimus selbst sogar
    Kaum darüber zu trösten war.
  18. Der Leser möchte vielleicht gähnen,
    Wenn ich diese traurigen Scenen
    Näher beschrieb, ich lasse drum nun
    Den Senator Jobs in Frieden ruhn.

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