Carl Arnold Kortum
Die Jobsiade
Carl Arnold Kortum

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Dreizehntes Kapitel

Wie Hieronimus auf der Universität gar fleißig Theologie studiren thät.
  1. Als nun Hieronimus arriviret,
    Ist er, stante Pede, immatriculiret
    Und ward also sofort allhie
    Ein Studiosus der Theologie.
  2. Sintemal sich nun auf Universitäten
    Aus mancherlei Landen, Orten und Städten
    Viele Studenten finden ein,
    Junge und alte, groß und klein.
  3. Gleichergestalten und imgleichen fanden
    Sich auch hier solche aus allerlei Landen
    Und jährlich kamen noch viele herbei,
    Um zu studiren Mancherlei.
  4. Zum Exempel: die Theologiam,
    Jura, Medicin und Philosophiam,
    Und was man sonst noch für gute Künste hält;
    Zum Fortkommen dereinstens in der Welt.
  5. Die meisten aber, anstatt zu studiren,
    Thaten nur ihre Gelder verschlemmiren
    Und lebten lustig und guter Ding,
    Indessen die edle Zeit verging.
  6. Hieronimus, dem's Studiren zuwider,
    Mengte sich bald unter die lustigen Brüder
    Und betrug sich in kurzer Zeit schon so,
    Als wäre er längstens gewesen do.
  7. Denn so gut als der beste Academicus
    Lebte er täglich in Floribus,
    Und es wurde manche liebe Nacht
    In Sausen und Brausen zugebracht.
  8. Wein, Tabak und Bier war sein Leben,
    Er that dabei die Stimme hoch erheben,
    Wenn er mit lautem und starkem Klang
    Das Gaudeamus igitur sang.
  9. Als ein wahres Muster fideler Studenten
    Verfuhr er bei Allen, die ihn kennten,
    Und lebte immer fein burschikos:
    Sein drob erhaltener Ruhm war groß.
  10. Jene drei verhaßte Geschwister:
    Häscher, Pedellen und Philister,
    Hat Hieronimus als ein Held
    Oeftermalen jämmerlich geprellt.
  11. Mehrmals hat er sie periiret,
    Oder sie sonst lästerlich vexiret,
    Ansonsten sich noch gezeiget auch,
    Alles nach Renommistengebrauch.
  12. Des Sommers ist er fleißig ausgeritten,
    's Winters beim Schnee gefahren auf Schlitten,
    Und keine Ergötzlichkeit überhaupt
    Hielte Hieronimus unerlaubt.
  13. Mehrmals ist er auch zum Vergnügen
    Nach den benachbarten Dörfern gestiegen,
    Allwo er dann meistens auf dem Land
    Manche gutwillige Schöne fand.
  14. Die Fenster hat er oft nächtlich eingeschlagen,
    Jungen Füchsen angethan viele Plagen,
    Spielte Würfel, Karten und Billiard
    Und also nicht sehr gelehrt ward.
  15. Im Raufen und Schlagen fand er Vergnügen,
    Täglich that er in der Schenke liegen,
    Ging aber auch, alle zwei Monate einmal
    Zur Abwechslung in den Collegiensaal.
  16. Wenn er muthwillige Schulden gemachet,
    Hat er die Gläubiger ausgelachet.
    Auch ihnen gespielet manchen Betrug,
    Sonst auch gemachet der Streiche genug.
  17. Kleider und Bücher that er versetzen
    Und sich dafür mit Schmausen ergötzen,
    Kurz zu sagen zu seiner Zeit
    Uebertraf ihn Keiner an Lustigkeit.
  18. Zwar mußte er oft ins Carzer gehen,
    Ist ihm auch sonst noch wol Strafe geschehen,
    Hätt' auch beinahe einmal zum Lohn,
    Fast bekommen die Relegation.
  19. Drei Jahre lang hat er dies Leben getrieben
    Und seinen Eltern oft um Geld geschrieben,
    Doch waren die Briefe so eingericht't,
    Daß sie seine Aufführung merkten nicht.
  20. Zu unsers Hieronimus großem Lobe
    Kommt im folgenden Kapitel eine Probe
    Von dieser curiosen Correspondenz!
    Beschließe also das itz'ge eilends.

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