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Penthesilea, Prothoe, Achilles, Amazonen.
Penthesilea.
Komm jetzt, du süsser Nereïdensohn,
Komm, lege dich zu Füssen mir – Ganz her!
Nur dreist heran! – – Du fürchtest mich doch nicht?
– Verhaßt nicht, weil ich siegte, bin ich dir?
Sprich! Fürchtest du, die dich in Staub gelegt?
Achilles. (zu ihren Füssen)
Wie Blumen Sonnenschein.
Penthesilea. Gut, gut gesagt!
So sieh mich auch wie deine Sonne an.
Diana, meine Herrscherinn, er ist
Verletzt!
Achilles.
Geritzt am Arm, du siehst, nichts weiter.
Penthesilea.
Ich bitte dich, Pelide, glaube nicht,
Daß ich jemals nach deinem Leben zielte.
Zwar gern mit diesem Arm hier traf ich dich;
Doch als du niedersankst, beneidete,
Hier diese Brust den Staub, der dich empfieng.
Achilles.
Wenn du mich liebst, so sprichst du nicht davon.
Du siehst es heilt schon.
Penthesilea. So verzeihst du mir?
Achilles.
Von ganzem Herzen. –
Penthesilea. Jetzt – kannst du mir sagen,
Wie es die Liebe macht, der Flügelknabe,
Wenn sie den störr'gen Leun in Fesseln schlägt?
Achilles.
Sie streichelt, denk' ich, seine rauhen Wangen,
So hält er still.
Penthesilea. Nun denn, so wirst du dich
Nicht mehr als eine junge Taube regen,
Um deren Hals ein Mädchen Schlingen legt.
Denn die Gefühle dieser Brust, o Jüngling,
Wie Hände sind sie, und sie streicheln dich.
(sie umschlingt ihn mit Kränzen)
Achilles.
Wer bist du, wunderbares Weib?
Penthesilea. Gieb her. –
Ich sagte still! Du wirst es schon erfahren.
– Hier diese leichte Rosenwindung nur
Um deine Scheitel, deinen Nacken hin –
Zu deinen Armen, Händen, Füssen nieder –
Und wieder auf zum Haupt – – so ist's geschehn.
– Was athmest du?
Achilles. Duft deiner süssen Lippen.
Penthesilea. (indem sie sich zurückbeugt)
Es sind die Rosen, die Gerüche streun.
– Nichts, nichts!
Achilles. Ich wollte sie am Stock versuchen.
Penthesilea.
Sobald sie reif sind, Liebster, pflückst du sie.
(sie setzt ihm noch einen Kranz auf die Scheitel und läßt ihn gehn)
Jetzt ist's geschehn. – O sieh, ich bitte dich,
Wie der zerfloßne Rosenglanz ihm steht!
Wie sein gewitterdunkles Antlitz schimmert!
Der junge Tag, wahrhaftig, liebste Freundinn,
Wenn ihn die Horen von den Bergen führen,
Demanten perlen unter seinen Tritten:
Er sieht so weich und mild nicht drein, als er.
Sprich! Dünkt's dich nicht, als ob sein Auge glänzte?
Fürwahr! Man mögte, wenn er so erscheint, fast zweifeln,
Daß er es sei.
Prothoe. Wer, meinst du?
Penthesilea. Der Pelide! –
Sprich, wer den Größesten der Priamiden
Vor Trojas Mauern fällte, warst das du?
Hast du ihm wirklich, du, mit diesen Händen
Den flücht'gen Fuß durchkeilt, an deiner Axe
Ihn häuptlings um die Vaterstadt geschleift?
Sprich! Rede! Was bewegt dich so? Wes fehlt dir?
Achilles.
Ich bin's.
Penthesilea. (nachdem sie ihn scharf angesehen)
Er sagt, er sei's.
Prothoe. Er ist es, Königinn;
An diesem Schmuck hier kannst du ihn erkennen.
Penthesilea.
Woher?
Prothoe.
Es ist die Rüstung, sieh nur her,
Die Thetis ihm, die hohe Göttermutter,
Bei dem Hephäst, des Feuers Gott, erschmeichelt.
Penthesilea.
Nun denn, so grüß ich dich mit diesem Kuß,
Unbändigster der Menschen, mein! Ich bin's,
Du junger Kriegsgott, der du angehörst;
Wenn man im Volk dich fragt, so nennst du mich.
Achilles.
O du, die eine Glanzerscheinung mir,
Als hätte sich das Aetherreich eröffnet,
Herabsteigst, Unbegreifliche, wer bist du?
Wie nenn ich dich, wenn meine eigne Seele
Sich, die entzückte, fragt, wem sie gehört?
Penthesilea.
Wenn sie dich fragt, so nenne diese Züge,
Das sei der Nam', in welchem du mich denkst. –
Zwar diesen goldnen Ring hier schenk' ich dir,
Mit jedem Merkmal, das dich sicher stellt;
Und zeigst du ihn, so weis't man dich zu mir.
Jedoch ein Ring vermiß't sich, Namen schwinden;
Wenn dir der Nam' entschwänd, der Ring sich mißte:
Fänd'st du mein Bild in dir wohl wieder aus?
Kannst du's wohl mit geschloßnen Augen denken?
Achilles.
Es steht so fest, wie Züg' in Diamanten.
Penthesilea.
Ich bin die Königinn der Amazonen,
Er nennt sich Marserzeugt, mein Völkerstamm,
Otrere war die große Mutter mir,
Und mich begrüßt das Volk: Penthesilea.
Achilles.
Penthesilea.
Penthesilea. Ja. so sagt' ich dir.
Achilles.
Mein Schwan singt noch im Tod': Penthesilea.
Penthesilea.
Die Freiheit schenk' ich dir, du kannst den Fuß
Im Heer der Jungfraun setzen, wie du willst.
Denn eine andre Kette denk' ich noch,
Wie Blumen leicht, und fester doch, als Erz,
Die dich mir fest verknüpft, um's Herz zu schlagen.
Doch bis sie zärtlich, Ring um Ring, geprägt,
In der Gefühle Glut, und ausgeschmiedet,
Der Zeit nicht, und dem Zufall, mehr zerstörbar,
Kehrst du, weil es die Pflicht erheischt, mir wieder,
Mir, junger Freund, versteh' mich, die für jedes,
Sei's ein Bedürfniß, sei's ein Wunsch, dir sorgt.
Willst du das thun, sag an?
Achilles. Wie junge Rosse
Zum Duft der Krippe, die ihr Leben nährt.
Penthesilea.
Gut. Ich verlaß' mich drauf. Wir treten jetzt
Die Reise gleich nach Themiscyra an;
Mein ganzer Harras bis dahin ist dein.
Man wird dir purpurne Gezelte bringen,
Und auch an Sclaven nicht, dich zu bedienen,
Wird's deinem königlichen Willen fehlen.
Doch weil mich, auf dem Zuge, du begreifst,
So manche Sorge fesselt, wirst du dich
Noch zu den übrigen Gefangnen halten:
In Themiscyra erst, Neridensohn,
Kann ich mich ganz, aus voller Brust, dir weihn.
Achilles.
Es soll geschehn.
Penthesilea. (zu Prothoe)
Nun aber sage mir,
Wo weilt auch dein Arkadier?
Prothoe. Meine Fürstinn –
Penthesilea.
So gern von deiner Hand, geliebte Prothoe,
Mögt' ich bekränzt ihn sehn.
Prothoe. Er wird schon kommen. –
Der Kranz hier soll ihm nicht verloren gehn.
Penthesilea. (aufbrechend)
Nun denn – mich rufen mancherlei Geschäfte,
So laßt mich gehn.
Achilles. Wie?
Penthesilea. Laß mich aufstehn, Freund.
Achilles.
Du fliehst? Du weichst? Du lässest mich zurück?
Noch eh' du meiner sehnsuchtsvollen Brust
So vieler Wunder Aufschluß gabst, Geliebte?
Penthesilea.
In Themiscyra, Freund.
Achilles. Hier, meine Königinn!
Penthesilea.
In Themiscyra, Freund, in Themiscyra –
Laß mich!
Prothoe (sie zurückhaltend, unruhig)
Wie? Meine Königinn! Wo willst du hin?
Penthesilea. (befremdet)
Die Schaaren will ich mustern – sonderbar!
Mt Meroe will ich sprechen, Megaris.
Hab' ich, beim Styx, jetzt nichts zu thun, als plaudern?
Prothoe.
Das Heer verfolgt die flücht'gen Griechen noch.
Laß Meroe, die die Spitze führt, die Sorge;
Du brauchst der Ruhe noch. – Sobald der Feind
Nur völlig über den Skamandros setzte,
Wird dir das Heer hier siegreich vorgeführt.
Penthesilea. (erwägend)
So! – – Hier auf dieses Feld? Ist das gewiß?
Prothoe.
Gewiß. Verlaß dich drauf –
Penthesilea. (Zum Achill) Nun so sei kurz.
Achilles.
Was ist's, du wunderbares Weib, daß du,
Athenä gleich, an eines Kriegsheers Spitze,
Wie aus den Wolken nieder, unbeleidigt,
In unsern Streit vor Troja plötzlich fällst?
Was treibt, vom Kopf zu Fuß in Erz gerüstet,
So unbegriffner Wuth voll, Furien ähnlich,
Dich gegen das Geschlecht der Griechen an;
Du, die sich bloß in ihrer Schöne ruhig
Zu zeigen brauchte, Liebliche, das ganze
Geschlecht der Männer dir im Staub zu sehn?
Penthesilea.
Ach, Nereïdensohn – Sie ist mir nicht,
Die Kunst vergönnt, die sanftere, der Frauen!
Nicht bei dem Fest, wie deines Landes Töchter,
Wenn zu wetteifernd frohen Übungen
Die ganze Jugendpracht zusammenströmt,
Darf ich mir den Geliebten ausersehn;
Nicht mit dem Strauß, so oder so gestellt,
Und dem verschämten Blick, ihn zu mir locken;
Nicht in dem Nachtigall-durchschmetterten
Granatwald, wenn der Morgen glüht, ihm sagen,
An seine Brust gesunken, daß er's sei.
Im blut'gen Feld der Schlacht muß ich ihn suchen,
Den Jüngling, den mein Herz sich auserkohr,
Und ihn mit ehrnen Armen mir ergreifen,
Den diese weiche Brust empfangen soll.
Achilles.
Und woher quillt, von wannen ein Gesetz,
Unweiblich, du vergiebst mir, unnatürlich,
Dem übrigen Geschlecht der Menschen fremd?
Penthesilea.
Fern aus der Urne alles Heiligen,
O Jüngling: von der Zeiten Gipfeln nieder,
Den unbetretnen, die der Himmel ewig
In Wolkenduft geheimnisvoll verhüllt.
Der ersten Mütter Wort entschied es also,
Und dem verstummen wir, Neridensohn,
Wie deiner ersten Väter Worten du.
Achilles.
Sei deutlicher.
Penthesilea. Wohlan! So höre mich. –
Wo jetzt das Volk der Amazonen herrschet,
Da lebte sonst, den Göttern unterthan,
Ein Stamm der Scythen, frei und kriegerisch,
Jedwedem andern Volk der Erde gleich.
Durch Reih'n schon nannt' er von Jahrhunderten
Den Kaukasus, den fruchtumblühten, sein:
Als Vexoris, der Aethioper König,
An seinem Fuß erschien, die Männer rasch,
Die kampfverbundnen, vor sich niederwarf,
Sich durch die Thäler goß, und Greis' und Knaben,
Wo sein gezückter Stahl sie traf, erschlug:
Das ganze Prachtgeschlecht der Welt gieng aus.
Die Sieger bürgerten, barbarenartig,
In unsre Hütten frech sich ein, ernährten
Von unsrer reichen Felder Früchten sich,
Und voll der Schande Maas uns zuzumessen,
Ertrotzten sie der Liebe Gruß sich noch:
Sie rissen von den Gräbern ihrer Männer
Die Fraun zu ihren schnöden Betten hin.
Achilles.
Vernichtend war das Schicksal, Königinn,
Das deinem Frauenstaat das Leben gab.
Penthesilea.
Doch Alles schüttelt, was ihm unerträglich,
Der Mensch von seinen Schultern sträubend ab;
Den Druck nur mäß'ger Leiden duldet er.
Durch ganze Nächte lagen, still und heimlich,
Die Frau'n im Tempel Mars, und höhlten weinend
Die Stufen mit Gebet um Rettung aus.
Die Betten füllten, die entweihten, sich
Mit blankgeschliff'nen Dolchen an, gekeilt,
Aus Schmuckgeräthen, bei des Heerdes Flamme,
Aus Senkeln, Ringen, Spangen: nur die Hochzeit
Ward, des Aethioper Königs Vexoris
Mit Tanaïs, der Königinn, erharrt,
Der Gäste Brust zusammt damit zu küssen.
Und als das Hochzeitsfest erschienen war,
Stieß ihm die Kön'ginn ihren in das Herz;
Mars, an des Schnöden Statt, vollzog die Ehe,
Und das gesammte Mordgeschlecht, mit Dolchen,
In einer Nacht, ward es zu Tod gekitzelt.
Achilles.
Solch' eine That der Weiber läßt sich denken.