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Borgia
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XVI

Julia, die Schöne, liebte Orso, den Einäugigen, den Sohn der Adriana.

Als der Papst davon erfuhr, richtete er ihnen eine prächtige Hochzeit und traute sie höchstselbst. Alexander Farnese, Julias Bruder, ernannte er zum Kardinal. Der Volksmund pflegte ihn bald Kardinal Fregnese zu nennen.

Der Papst veranlaßte, daß das junge Ehepaar im Palaste San Martinelli Wohnung nahm, der dicht beim Vatikan gelegen ist. Eine Pforte führte von ihm in die vatikanischen Gärten.

In einer Vollmondnacht, ohne Alraunwurzel und schwarzen Hund, ergab sich Julia, die Junge, Alexander, dem Alten.

Orso, der Einäugige, erblindete.

Alexander Borgia ließ Julia Farnese als lebendige Heilige in feierlicher Prozession im Reliquienkasten einhertragen.

Alexander Borgia hatte das Vertrauen auf die Mandragora verloren und beschloß, in Zukunft wie bisher nur an sich selbst zu glauben und jedem andern Glauben abzusagen.

Während die Menschen seiner Zeit in Aberglauben verrannt waren, machte es Alexander Borgia von nun an Vergnügen, alle Dämonen der Unterwelt und Oberwelt keck herauszufordern.

Sein Schlafzimmer hing voll ausgestopfter Unglücksvögel, voll Eulen, Kuckucke, Fledermäusen. Eine weiße Rose, die Totenblume, lag jeden Abend auf seinem Kopfkissen.

Er liebte es, im Kreise von dreizehn Personen zu speisen. Die Bestecke bei Tisch waren kreuzweise übereinandergelegt. Bei Beginn des Mahles pflegte er, scheinbar unachtsam, Wein auf das Tischtuch zu vergießen.

Er liebte es, wenn ihm Katzen über den Weg liefen.

Und freute sich, wenn er einer hübschen Nonne begegnete.

Meist nahm er sie gleich mit in den Vatikan, oder wenn es zu weit war, ging er mit ihr in die nächstgelegene Kirche, in einer Seitengalerie sich mit ihr zu vergnügen.

Der Deutsche Dr. jur. et. theol. Johannes Burcardus aus Haßlach bei Straßburg schrieb über den neuen Papst ein Flugblatt in gemeiner deutscher Sprache, das in Deutschland weiteste Verbreitung fand und dem Papst viele Freunde gewann.

'Der neue babst ist ein man gross gemüets und grosser klugheit. Er ist ein nachfolger babst Calixti seines † vetters seliger gedechtnus in Weisheit tugent und aufrichtigem leben. In ime ist holdseligkeit, glawbwirdigkeit, gottesdienstlichkeit und kundschaft aller der ding, die zu einem solchen hohen stand gepürlich sind. Wir hoffen dass er dem gemaynen christlichen stand forderlich und nutzper sein und über die geferlichen meerfelsen wandern und die himmlische glori ergreifen werd.'

Johannes Burcardus wurde alsbald vom Papst an den päpstlichen Hof zum Schreiber im päpstlichen Zeremonienamt und zum Hofzeremonienmeister berufen.

Die Schriftsteller sind es, die den Ruhm machen, sagte er zu Cesare.

Johannes Burcardus war dem Papst devotest zugetan und Untertan und führte ein schlichtes, ehrliches, deutsches Tagebuch der täglichen vatikanischen Begebenheiten.

Er aß und trank gern gut, besonders rote Weine, und zog sich neben der Gunst des Papstes eine dunkelrote Barberinonase und den Spottnamen Johannes der Säufer zu.

Aber in besonders wichtigen und diskreten Angelegenheiten traute der Papst auch ihm nicht. In solchen Fällen pflegte Alexander Borgia ihm zwei, drei Briefe mit dem entgegengesetzten Inhalt zu diktieren, und er ließ ihn im Ungewissen, welchen er schließlich abschickte.


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