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In jenen Zeiten, als es noch keine Zeit gab, als ein ewiger Himmel, der Himmel der Ewigkeit, über Hellas brannte, lebte Ixion, ein Mensch.
Smaragdeidechsen, Zornnattern, Heuschrecken, Grillen, Schildkäfer, Schafe, Hirsche, Pferde lebten mit ihm. Ringel- und Äskulapnattern hingen wie kostbare Ketten um seinen Hals, die Eidechsen leckten mit ihren kleinen Zungen seine spitzen Finger.
Er aber liebte am meisten eine junge Wildstute, der er keinen Namen gab. Denn, wer einen Namen trägt, der besitzt schon ein Eigentum, das zur Gaff- und Raffgier reizt.
Da er der Stute keinen Namen gab, verbarg er sie vor Göttern und Menschen.
Denn niemand vermochte sie zu rufen.
Eines Tages aber sah vom hohen Olymp Zeus, der Gott der Götter, die Stute an einer Tränke in einer Waldlichtung.
Er schwang sich in Gestalt eines Adlers zur Erde herab. Kaum auf der Erde angekommen, nahm er den Leib eines Hengstes an.
Die Stute erschrak und floh vor dem brünstigen Gott. Die Nüstern schnoben, sie stürmte scheu durch Wälder und Felder,
sie kam an einen Berg,
sie kletterte wie eine Gemse die Felsen empor, durch Schlünde und Schluchten, dicht hinter ihr der schnaubende Hengst. So galoppierte sie geradewegs auf den Olymp. Auf der Spitze des Berges übermannte sie der Gott.
Ixion lief wehklagend vom frühen Morgen bis in die späte Nacht durch die Haine und Auen.
Er wurde seiner geliebten Stute nicht ansichtig.
Und da er ihr keinen Namen gegeben hatte, so schrie er nur:
Ai! Ai! Ai!
Als er die Stute nach einer Woche nicht gefunden hatte, wurde er wahnsinnig.
Er lief auf allen vieren, fraß Gras, zertrat und zertrampelte Heuschrecken, Grillen, Käfer, Eidechsen und wieherte wie ein Pferd.
Sein Wiehern vernahm Zeus.
Er hob ihn mit einem Wind zu sich auf den Olymp empor, zog ihn an die Tafel der Götter und nahm die Qual des Wahnsinns von ihm.
Er machte ihn zu seinem Mundschenk. – Als Ixion den Pokal seines Herrn am Brunnen im Hof des Götterpalastes ausschwenkte und spülte, hörte er plötzlich ein vertrautes Wiehern aus einem Stall.
Er ging dem Wiehern nach und entdeckte seine Stute, die voller Freude an ihm emporsprang wie ein Hund und beide Vorderhufe auf seine Schultern legte.
Voller Ingrimm, daß Zeus ihm die Stute entführt hatte, beschloß er, sich an dem Gott zu rächen, und warf ein Auge auf Hera, die schöne Gattin des Gottes.
Eines Nachts schlich er zu ihr.
Aber Zeus, der Allwissende, schickte ihm eine Wolke entgegen, der er die Gestalt der Hera gab. So vermischte sich Ixion liebend mit der Wolke.
Am nächsten Mittag trat Ixion, der vermeinte, Hera umarmt zu haben, an die Tafel der speisenden Götter und schrie frohlockend:
Ich habe Hera, die Gattin des Zeus, besessen!
Entsetzt sprangen die Götter auf.
Zeus erbleichte und winkte zwei Dienern. Sie fesselten Ixion und banden ihn auf der Nordseite des Olymps an ein ewig rollendes feuriges Rad.