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Von der Dummheit des Kaufmanns Schime Kosiner in Unhoscht sind noch heute viele Geschichten in Umlauf, die alle mit der Phrase beginnen: »Wenn ein Jud blöd ist . . .«
Zu seinen Lebzeiten war im weiten Umkreis seine Dummheit noch populärer, und Herr Gustav Dub, der rote Dub, rieb sich schon im voraus die Hände, als er erfuhr, daß das Geleise der projektierten Prag-Buschtiehrader Eisenbahn auch über das Grundstück Schime Kosiners in Unhoscht gehen werde.
Ja, wer die glänzenden Beziehungen des Herrn Gustav Dub, des roten Dub, kannte – und wer kannte sie nicht! –, konnte vermuten, er selbst habe die Eisenbahningenieure bewogen, die Strecke dorthin zu leiten. Eine solche Kombination wäre jedoch falsch, denn hätte Herr Gustav Dub, der rote Dub, seine eben geriebenen Hände im Spiel gehabt, hätte er sicherlich genau an der Stelle, wo jetzt »Simon Kosiner, Gemischte Warenhandlung« stand, das Bahnhofsgebäude hinbauen lassen. So aber hatte Herr Gustav Dub, der rote Dub, bloß aus dem (streng geheimen) Projekt ersehen, daß der zukünftige Schienenstrang eine Ecke des Kosinerschen Hauses streifen werde, nein, nicht einmal des Hauses, nur des Hofes.
Kaum zehn Meter im Geviert brauchte die künftige Eisenbahnlinie vom Kosinerschen Hof. Aber Herr Gustav Dub, der rote Dub, wußte, daß ihm die Prag-Buschtiehrader Eisenbahngesellschaft für dieses Stückchen Boden fünfhundert Gulden österreichischer Währung bezahlen werde, während er es dem dummen Schime Kosiner für höchstens zweihundert abzuknöpfen hoffte. Den Gewinn von dreihundert Gulden eskomptierte Herr Gustav Dub, der rote Dub, indem er sich die Hände rieb.
Er machte sich auf die Reise, sprach bei Bauern in Rusyn, Hostiwitz und Jenetsch vor, erstand von ihnen komisch geformte Ausschnitte ihrer Parzellen (»mit dem Plane in der Hand, kauft man sich das ganze Land«, pflegte er zu sagen) und kam am Abend nach Unhoscht. Die »Gemischte Warenhandlung Simon Kosiner« war schon geschlossen, so daß Gustav Dub, der rote Dub, durch die Haustür eintreten mußte. »Mein Mann ist im Gewölb und schreibt«, sagte Frau Kosiner, »kommen Sie, bitte, morgen wieder. Bei der Arbeit darf ihn niemand stören.«
Das stimmte. Allabendlich nach dem Essen schloß sich Schime Kosiner im Laden ein, um am Stehpult zu schreiben. Im Wohnzimmer mußte von da ab vollkommene Ruhe herrschen, damit kein Ton zu ihm dringe, wenn er abends und nächtens arbeitete. Was aber arbeitete er? Solange er lebte, erfuhr es niemand. Selbst seine Familienangehörigen wußten nur, daß er ganze Riese feinen Ministerpapiers beschrieb, Unmengen von R-Federn und Kaisertinte verbrauchte und die beschriebenen Bogen in ein Schubfach versperrte, zu dem nicht einmal seine Frau einen Schlüssel besaß.
Über den Inhalt seiner Aufzeichnungen verriet er nichts, nur selten machte er eine Andeutung, indem er die Unterlippe bedeutungsvoll vorschob und langsam die Weisheit aussprach: »Philosophie ist eine große Sach.«
Erst nach Schime Kosiners Tod wurde das Geheimfach geöffnet. Auf Tausenden von Bogen fanden sich Abschriften der Heineschen »Lorelei«, manche in großen energischen Schriftzügen, manche in kleinen zierlichen, aber alle mit äußerst verschnörkelten Anfangsbuchstaben; insbesondere die Windungen des I, mit dem das Gedicht beginnt, waren oben und unten acht- bis zehnmal ineinandergeringelt, und unter jedem Exemplar des Gedichtes stand der Name des Autors, »Simon Kosiner, Unhoscht, Post Kladno«.
Seinen Namen schien er überhaupt sehr zu lieben: viele Hunderte Blätter, beiderseitig beschrieben, wiesen nichts anderes auf als das Autogramm; es gab da Simon Kosiners in Steilschrift, Simon Kosiners in Liegeschrift, Simon Kosiners in Kursiv und in Fraktur, Namenszüge ohne Ortsbezeichnung, solche mit der Ortsbezeichnung Unhoscht, ohne Angabe der nächsten Poststelle und solche mit dem ausdrücklichen Vermerk »Post Kladno«.
Sicherlich wäre diese Geistestätigkeit Schime Kosiners auch nach seinem Tode Geheimnis geblieben, wenn die Hinterbliebenen sich nicht entschlossen hätten, den ganzen dichterischen Nachlaß als Makulatur zu verkaufen, wodurch es geschah, daß man jahrelang in der ganzen Gegend kein Olmützer Quargel und keine Tüte Rocks-Drops kaufen konnte, ohne an Simon Kosiner, Unhoscht, erinnert zu werden und an ein Märchen aus uralten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Herr Gustav Dub, der rote Dub, glaubte schon damals nicht an den Wert von Kosiners dringlicher Nachtarbeit, und so gab er sich durchaus nicht damit zufrieden, von Frau Kosiner für den nächsten Tag bestellt zu werden, als er, den Streckenplan der projektierten Prag-Buschtiehrader Eisenbahn in der Brusttasche, nach Unhoscht kam, um einen Winkel von zehn Geviertmetern zu kaufen. So oft und so laut wiederholte er Frau Kosiner seinen Wunsch, noch heute mit dem Chef des Kosinerschen Hauses zu sprechen, bis Schime Kosiner das begonnene Manuskript seines Gedichtes »Lorelei« in das Schubfach verschloß und die Tür seines geistigen Laboratoriums öffnete. Der Gast durfte in das Gewölb eintreten.
»Ich will mich hier ankaufen«, beginnt Herr Gustav Dub, der rote Dub, »und weil Sie als der gescheiteste Mensch in der ganzen Gegend bekannt sind, Herr Kosiner, möchte ich mir vorher Ihren Rat holen.«
»Fragen Sie nur.« Schime ist nicht im geringsten geschmeichelt. Es ist ihm selbstverständlich, daß er als der gescheiteste Mensch in der ganzen Gegend bekannt ist.
Herr Dub tritt zum Ladenfenster, das mit Säcken voll Mehl, Grieß und getrockneten Feigen vollgepfropft ist, und blickt in die Landschaft hinaus. Ein Faß mit Matjesheringen macht sich penetrant bemerkbar. Die Luft ist kühl, und es dunkelt. »Da drüben möchte ich mir ganz gern ein Häusel bauen. Wissen Sie zufällig, wem das Feld gehört?«
»Das gehört dem Bauer Vejvoda – der wird es ohne weiteres abgeben. Felder hat er zuviel, und Geld hat er zuwenig. Sie müssen es ihm nur bezahlen.«
»Aha, ich verstehe, Herr Kosiner: ich muß es ihm nur bezahlen. Sehr gut gesagt! Wenn ich es ihm bezahle, so verkauft er es mir, wenn ich es ihm nicht bezahle, so verkauft er es mir nicht.«
»Ganz richtig! Wenn Sie es ihm nicht bezahlen, so wird er es Ihnen nicht verkaufen.«
Herr Gustav Dub, der rote Dub, nickt lebhaft. »Und wieviel kann der Vejvoda für das Feld verlangen?«
»Je mehr Geld Sie ihm geben werden, desto sicherer wird er es verkaufen, das sage ich Ihnen, ich, Simon Kosiner aus Unhoscht.«
»Soso. Sehr interessant! Es war doch gut, Herr Kosiner, daß ich mich an Sie gewendet habe.«
Kosiner wehrt bescheiden ab. »Ich bitt Sie, ich kenn doch hier die Leute. Ich pflege immer zu meiner Frau zu sagen: Wenn einer aus Unhoscht ist, kann er mir nichts vormachen.«
»Ausgezeichnet!« lacht Herr Gustav Dub, der rote Dub. »Ausgezeichnet gesagt, ›wenn einer aus Unhoscht ist, kann er mir nichts vormachen‹. Das ist großartig ausgedrückt. Aber ich glaube, Herr Kosiner, Ihnen kann einer auch dann nichts vormachen, wenn er nicht aus Unhoscht ist.«
»Na ja, ein bisserl Menschenkenntnis hat man schon.«
Herr Gustav Dub, der rote Dub, schaut prüfend durch das Fenster. »Einen Nachteil hat die Geschichte. Ich möchte nicht, daß man mir so in das Haus hineinsieht. Ich hab das nicht gern, wenn die Leute auf der Landstraße fragen: Wem gehört die Villa da?« Pause scheinbaren Nachdenkens. »Wenn ich wenigstens einen Teil der Front in diesen Hof hineinbauen könnte, dann wäre mein Haus von Ihrem etwas verdeckt.«
»In meinen Hof?«
»Nur ein Stückchen. Zehn Quadratmeter vielleicht. Sagen wir . . . bis zu dem Hühnerstall dort.«
Herr Kosiner denkt nicht lange nach – der Hof ist groß genug, und ob der Abort und der Düngerhaufen in der oder in der anderen Ecke stehen, ist egal. »Wenn Sie es bezahlen – warum nicht?«
»Bezahlen, bezahlen! Was kann ich da viel bezahlen, für ein Stückerl Hof . . .?«
»So? Das sagen Sie. Ich aber, ich hab mich schon so gewöhnt daran, daß dort die Jauche ist und unser Abort – sehen Sie das Herz in der Tür? Das habe ich selbst ausgeschnitten, bevor ich geheiratet habe, damit meine Frau immer vor Augen hat, wie lieb ich sie hab.«
»Sie haben das selbst ausgeschnitten?«
»Ja, eigenhändig – es ist wie vom Drechsler, man kann das jetzt nicht sehen, Sie sollten sich das einmal bei Tag anschauen.«
»Wirklich, sehr sinnig ist das. Aber was haben wir davon, reden wir von Tachles: Wieviel wollen Sie für den Winkel?«
»Unter zwölf Gulden kann ich's nicht hergeben, soviel kostet es mich selber.«
Herr Gustav Dub, der rote Dub, kann das Lachen kaum unterdrücken. Er unterdrückt es dennoch, denn Schime Kosiner schielt ihn forschend an, ob ihm der Preis nicht zu hoch sein wird. (Zwei Gulden, denkt Schime Kosiner, würde ich eventuell noch nachlassen.) Herr Gustav Dub aber, der rote Dub, denkt gar nicht daran, etwas abzuhandeln. Bei einem Einkauf von zwölf Gulden nicht weniger als vierhundertachtundachtzig zu verdienen, das ist Profit genug. »Weil Sie's sind, Herr Kosiner, und weil Sie das Herz in die Klosettür eingeschnitten haben« – er hält ihm die Hand hin –, »bin ich einverstanden.«
Kosiner schlägt ein, hat aber doch noch Angst, es könnte aus dem Kauf nichts werden. »Und wenn Sie morgen das Feld von dem Vejvoda nicht kaufen?«
»Das macht nichts. Ich habe Ihnen meinen Handschlag gegeben, und unser Kauf gilt.«
»Unser Kauf gilt! Wann bekomm ich die zwölf Gulden?«
»Wir können gleich den Kontrakt machen, und dann kriegen Sie sofort Ihr Geld.«
»Sehr gut. Machen wir gleich den Kontrakt, und dann krieg ich sofort mein Geld. Ich pflege immer zu meiner Frau zu sagen: Wenn man dir gibt, so nimm, wenn man dir nimmt, so schrei!«
»Ausgezeichnet! Also, wo haben Sie Feder und Tinte?« Herr Gustav Dub, der rote Dub, zieht ein Formular aus der Tasche, beklebt es mit einer Fünfzehn-Kreuzer-Stempelmarke und will zu schreiben beginnen. Das aber möchte Kosiner selbst tun, und wir, die wir aus seinem Nachlaß seine Leidenschaft fürs Schreiben kennen, begreifen es vollauf.
Herr Gustav Dub, der rote Dub, diktiert, und Schime Kosiner schreibt, glückselig, weil er schreiben darf, glückselig, weil er zwölf Gulden bekommen wird. Unbedacht wiederholt er alle Klauseln, von denen bisher nicht gesprochen worden ist, alle Phrasen, von denen er nichts versteht, alle grundbücherlichen Angaben, deren Kenntnis bei dem ortsfremden Vertragspartner ihn gar nicht überrascht, und bringt alles mit den verschnörkeltsten Schnörkeln zu Papier.
Dub (diktierend): »Ich, Endesgefertigter, Simon Kosiner in Unhoscht, alleiniger Grundstücksinhaber des Areals Katasterzahl 734 C . . .«
Kosiner (schreibend): ». . . Areals Katasterzahl 734 C . . .«
». . . Komma, Eintragung römisch IV, pagina 39 des Bezirksgrundbuches . . .«
». . . römisch IV, pagina 39 des Bezirksgrundbuches . . .«, schreibt Schime Kosiner, und es fällt ihm nicht auf, wieso die Nummer seines Grundstücks dem fremden Besucher bekannt ist.
». . . trete hiermit heutigen Tages an Herrn Gustav Dub, Realitätenvermittler in Weinberge bei Prag . . .«
». . . Realitätenvermittler . . .«, wiederholt Schime Kosiner schreibend, ohne daß diese Berufsbezeichnung irgendeinen Verdacht in ihm weckt.
». . . für den heute in bar erhaltenen Kaufpreis von Fl. 12 – in Worten: zwölf Gulden österreichischer Währung – den an die Liegenschaft Katasterzahl 112 des Landwirtes Boleslaw Vejvoda . . .«
». . . Katasterzahl 112 des Landwirtes Boleslaw Vejvoda . . .« Die Frage, woher der Besucher den Vornamen des Bauern drüben kennt, drängt sich dem Schreibenden nicht auf.
». . . angrenzenden Teil meines Hofes im Ausmaße von zehn Quadratmetern ab und erkläre, auch bei besonderer Wertsteigerung und bei Weiterverkauf an den Fiskus oder an eine Gesellschaft . . .«
». . . auch bei besonderer Wertsteigerung und bei Weiterverkauf an den Fiskus oder an eine Gesellschaft . . .«
». . . auf deren Bevorstehen mich übrigens Herr Gustav Dub ausdrücklich aufmerksam gemacht hat . . .«
». . . ausdrücklich aufmerksam gemacht hat . . .«
». . . keinerlei Regreßansprüche zu stellen und keinen Protest einzulegen . . .«
». . . einzulegen . . .«
». . . Die grundbücherliche Eintragung kann morgen von Herrn Dub beim Kladnoer Bezirksgericht durchgeführt werden. Neue Zeile: Urkunddessen . . .«
». . . Urkunddessen . . .«
». . . wurde obige Erklärung . . .«
»Wie?« Schime Kosiner zuckt plötzlich auf. »Wie?«
Herr Gustav Dub, der rote Dub, wiederholt: ». . . wurde obige Erklärung . . .«
»Wie? Was heißt ›wurde‹?«
Herr Gustav Dub, der rote Dub, wiederholt nochmals: ». . . wurde obige Erklärung von mir geschrieben . . .«
Schime Kosiner ist sehr unruhig. »Was für ein ›wurde‹? Was für ein ›wurde‹?«
Herr Gustav Dub, der rote Dub, verbeißt mit Mühe sein Lachen, er wirft hin: »Sie wissen nicht, was ›wurde‹ bedeutet, Herr Kosiner?«
»Nein! Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so . . .« Gewiß hätte er sein ganzes Gedicht aufgesagt, wenn ihn nicht Herr Gustav Dub, der rote Dub, begütigend unterbrochen hätte, um ihm zu erklären, daß »wurde« ein ganz harmloses Hilfszeitwort sei. Schime Kosiner aber ist aufgesprungen und hört ihm gar nicht zu. »Von ›wurde‹ haben wir nichts ausgemacht, kein Wort ist von ›wurde‹ geredet worden, und jetzt wollen Sie mir auf einmal ein ›wurde‹ in den Vertrag hineinschmuggeln! Was für ein ›wurde‹?«
Gut, gut! Herr Gustav Dub, der rote Dub, ist durchaus bereit, das Wort wegzulassen. »Also schreiben wir ›ist obige Erklärung von mir geschrieben worden‹ . . .«
In Schime Kosiner ist aber nun einmal ein Verdacht erwacht, seine Erregung wächst, steigert sich zum Zorn, ist nicht mehr zu dämmen. »Gar nichts schreiben wir« – er reißt den Vertrag in Stücke –, »was für ein ›wurde‹?« Er schlägt mit der Faust auf das Ladenpult. »Sie haben mir ein ›wurde‹ einreden wollen – kommt sich daher aus Prag mit seinem ›wurde‹, so ein rothaariges Gigerl – schauen Sie, daß Sie hinauskommen!«
»Aber, Herr Kosiner, bedenken Sie doch . . .«
»Bedenken? Gar nichts brauch ich zu bedenken, Sie Gauner, Sie Betrüger, Sie! Hinaus!«
Zitternd vor Wut, mit geballten Fäusten steht er da. »Hinaus! Oder ich schlag Sie tot, Sie Strolch, Sie . . . Sie . . . Sie Zuchthäusler, Sie! Sie . . . Sie . . . Sie Wurde!«
Herr Gustav Dub, der rote Dub, drückt sich blaß und schlotternd aus der Tür ins Wohnzimmer. Er will Frau Kosiner ansprechen, ihr die Sache erklären, aber hinter ihm erscheint der augenrollende Schime Kosiner. »Hinaus, sag ich! Hinaus aus meinem Haus, Sie roter Hund, Sie, oder . . .«
Was bleibt Herrn Gustav Dub, dem roten Dub, übrig, als zu flüchten? Er flüchtet.
Schime Kosiner kehrt in das Gewölb zurück und schlägt die Tür hinter sich zu. Aus dem Schubfach holt er das Fragment der »Lorelei«. Er will weiterschreiben, ». . . ergreift es mit wildem Weh . . .«, aber seine Hand bebt noch. Er rennt zum Ladenfenster, reißt es auf, schleudert ein Kilogewicht auf die finstere Landstraße, in die Richtung, in der Herr Gustav Dub, der rote Dub, verschwunden ist. »Wurde«, schreit er dazu, »ich werd dir schon geben ›wurde‹!«
Dann geht er zu seinem Arbeitstisch, nimmt das unterbrochene Gedicht auf:
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er blickt hinauf in die Höh'.
Das »Wurde« spukt ihm noch im Kopf, und die Schnörkel gehen ihm nicht von der Hand, aber allmählich gestalten sie sich freier, bei der Zeile von »Fischer & Kahn« sind sie bereits schön rund, die Unterschrift »Simon Kosiner, Unhoscht, Post Kladno« hat den üblichen Schwung, und nach Monatsfrist verkauft er die zehn Quadratmeter große Ecke seines Hofs an die Prag-Buschtiehrader Eisenbahngesellschaft zum gerichtlichen Schätzwert von zweihundertfünfzig Gulden.