Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Der Fall, daß der Kapitalist den ganzen Mehrwerth konsumirt, ist die Ausnahme. In der Regel verwandelt er den Mehrwerth, wenigstens zum Theil, wieder in Kapital. »Anwendung von Mehrwerth als Kapital oder Rückverwandlung von Mehrwerth in Kapital heißt Akkumulation des Kapitals.«
Der Vorgang ist leicht zu veranschaulichen. Erinnern wir uns des Beispiels im vorigen Kapitel. Ein Kapital von 10 000 Mark werfe seinem Anwender einen jährlichen Mehrwerth von 2000 Mark ab. Wenn der Kapitalist diese nicht verzehrt, sondern zu seinem ursprünglichen Kapital schlägt, so wird er ein Kapital von 12 000 Mark besitzen, das, unter den gleichen Bedingungen, einen jährlichen Mehrwerth von 2400 Mark einbringt. Diese wieder zum Kapital geschlagen, lassen es auf 14 400 Mark anwachsen, den jährlichen Mehrwerth auf 2880 Mark; der gleiche Vorgang, im nächsten Jahre wiederholt, ergiebt ein Kapital von 17 280 Mark, das einen Mehrwerth von 3456 Mark liefert, zusammen 20 736 Mark und so fort. Nach vier Jahren hat sich das Kapital in Folge der Akkumulation des Mehrwerthes mehr als verdoppelt.
Ob der ganze Mehrwerth oder nur ein Theil desselben akkumulirt wird, kommt für uns hier noch nicht in Frage. Ebensowenig ist für die jetzige Untersuchung von Bedeutung, in welcher Weise der Mehrwerth akkumulirt wird, ob er zusätzliches oder neues Kapital bildet. Ein Besitzer einer Spinnfabrik kann den Mehrwerth dazu benutzen, seine Fabrik zu vergrößern, mehr Maschinen und mehr Arbeiter einzustellen, mehr Rohstoff zu kaufen; er kann ihn aber auch benutzen zum Bau einer neuen Spinnerei, oder zur Anlage eines ganz anderen Geschäftes, einer Weberei oder eines Kohlenbergwerks u. s. w. Wie immer die Anwendung des Mehrwerthes sei, stets wird er in diesem Falle in Kapital zurückverwandelt, in Mehrwerth heckenden Werth.
Damit aber der Mehrwerth Kapital werde, muß er, nachdem er die Verwandlung aus Waare in Geld durchgemacht, wieder die Verwandlung von Geld in die entsprechenden Waaren durchmachen. Nehmen wir z. B. einen Baumwollspinner. Er habe sein Garn verkauft und besitze jetzt neben dem ursprünglich vorgeschossenen Kapital auch den Mehrwerth in Geldform. Neben dem ursprünglichen Kapital soll nun auch dieser Mehrwerth sich in neues Kapital verwandeln. Dies ist nur möglich, wenn er auf dem Markte eine entsprechend vermehrte Menge von Waaren findet, die ihm als Produktionsmittel dienen können: soll der Mehrwerth zuschüssiges Kapital werden, so müssen zuschüssige Rohstoffe – in unserem Beispiel Baumwolle –, zusätzliche Arbeitsmittel – wie Maschinen –, zusätzliche Lebensmittel zur Erhaltung von mehr Arbeitskräften und endlich zusätzliche Arbeitskräfte vorhanden sein, das heißt, die materiellen Vorbedingungen einer Erweiterung der Produktion müssen gegeben sein, ehe eine Akkumulation von Kapital möglich ist.
Der Baumwollspinner darf aber erwarten, daß er die nöthigen zusätzlichen Produktionsmittel auf dem Waarenmarkt findet. Denn nicht in der Spinnerei allein, auch in den Baumwollpflanzungen, den Maschinenfabriken, den Kohlengruben u. s. w. wird gleichzeitig Mehrwerth produzirt, also auch Mehrprodukt.
Faßt man nicht den Mehrwerth ins Auge, der im Jahr dem einzelnen Kapitalisten zufällt, sondern die Jahressumme des Mehrwerthes, die die gesammte Kapitalistenklasse sich aneignet, dann ergibt sich die Regel: Der Mehrwerth kann sich nicht (ganz oder zum Theil) in Kapital verwandeln, wenn nicht das Mehrprodukt (ganz oder zum entsprechenden Theil) aus Produktionsmitteln und aus Lebensmitteln für Arbeiter besteht.
Woher aber die zuschüssigen Arbeiter nehmen? Darüber braucht sich der Kapitalist keine grauen Haare wachsen zu lassen; es genügt, daß er den Arbeitern im Lohn das zu ihrer Lebensfristung Nöthige giebt, für ihre Fortpflanzung und Vermehrung sorgen sie selber.
Die Arbeiterklasse produzirt selbst die zuschüssigen Arbeiter, die nöthig sind zur Erweiterung der Produktion, zur Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter.
Wir sahen, daß bereits unter der Voraussetzung einfacher Reproduktion nach einer Reihe von Jahren jedes Kapital ein akkumulirtes, aus bloßem Mehrwerth bestehendes wird. Aber ein solches Kapital kann wenigstens bei seinem Inslebentreten den Ertrag der Arbeit seines Besitzers darstellen. Anders das Kapital, das von vorneherein aus akkumulirtem Mehrwerth entsprossen. Es ist von vornherein unverhüllt der Ertrag der Arbeit solcher, die es nicht besitzen. Akkumulation von Mehrwerth heißt Aneignung unbezahlter Arbeit zum Behuf erweiterter Aneignung unbezahlter Arbeit.
Welch' ein Widerspruch gegen die Grundlagen des Warenaustausches! Wir haben gesehen, daß der Warenaustausch ursprünglich einerseits das Privateigenthum des Warenproduzenten an seinem Produkt bedingt und andererseits den Austausch gleicher Werthe, so daß keiner in den Besitz eines Werthes gelangen konnte außer durch eigene Arbeit oder durch Hingabe eines gleichen Werthes.
Jetzt finden wir als Grundlagen der kapitalistischen Produktionsweise auf der einen Seite die Trennung des Arbeiters vom Produkt seiner Arbeit; Derjenige, der das Produkt erzeugt und Derjenige, der es besitzt, sind nun zwei verschiedene Personen; und auf der anderen Seite finden wir die Aneignung von Werth ohne Hingabe eines gleichen Werthes, den Mehrwerth. Und obendrein finden wir den Mehrwerth jetzt nicht nur als Resultat, sondern auch als Grundlage des kapitalistischen Produktionsprozesses. Aus Kapital wird nicht nur Mehrwerth, aus Mehrwerth wird auch Kapital, so daß schließlich die größte Masse alles Reichthums aus Werth besteht, der ohne Gegenwerth angeeignet worden.
Diese Verkehrung der Grundlagen der Waarenproduktion in ihr Gegentheil erfolgte jedoch nicht im Widerspruch mit ihren Gesetzen, sondern auf Grundlage derselben.
»Ganz so nothwendig, wie die Waarenproduktion auf einem gewissen Entwicklungsgrad kapitalistische Waarenproduktion wird – ja nur auf der Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise wird die Waare zur allgemeinen, herrschenden Form des Produkts – ganz so nothwendig schlagen die Eigenthumsgesetze der Waarenproduktion in Gesetze der kapitalistischen Aneignung um. Man bewundere daher die Pfiffigkeit Proudhon's, der das kapitalistische Eigenthum abschaffen will, indem er – die ewigen Eigenthumsgesetze der Waarenproduktion geltend macht!«
Wir betrachteten bisher nur die beiden extremen Fälle, wenn der Mehrwerth völlig konsumirt oder völlig akkumulirt wird. Aber, wie schon erwähnt, in der Regel wird nur ein Theil des Mehrwertes konsumirt, ein Theil akkumulirt. Der erste Theil wird als Revenue im engeren Sinne betrachtet.
Es hängt vom Belieben des Kapitalisten ab, einen wie großen Theil des Mehrwerths er konsumiren will, ein wie großer Theil in Kapital verwandelt werden soll. Die Entscheidung darüber erregt einen argen Zwiespalt in seinem Innern.
Mit Faust kann er ausrufen:
»Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andren trennen;
Die eine hält, in derber Liebeslust,
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust
Zu den Gefilden« – wo Dukaten wachsen.
Ja, im Kapitalisten wiederholt sich in eigenthümlicher Weise der alte Zwiespalt zwischen Fleischeslust und Askese, zwischen Heidenthum und Christenthum. Verlangend schielt der Kapitalist nach den Freuden dieser Welt, aber jeder Genuß erscheint ihm sündhaft, den er nicht umsonst haben kann.
Der Theil des Mehrwerthes, den der Kapitalist persönlich konsumirt, ist in der Regel keine willkürliche, sondern eine historisch bestimmte Größe; bestimmt, wie der Lohn des Arbeiters durch die gewohnheitsmäßige, »standesgemäße« Lebenshaltung der betreffenden Gesellschaftsschicht.
Wie der Arbeiter, wenn auch in anderem Sinne, gehört auch der Kapitalist für seine ganze Lebenszeit dem Kapital. Er wird durch die Konkurrenz nicht nur gezwungen, die Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise in seinem Unternehmen zu vollstrecken, auch sein Privatleben unterliegt deren Forderungen. Lebt er zu flott, haut er über die Schnur, so heißt es: er ist ein Verschwender, sein Kredit sinkt. Ist er geizig, macht er nicht den standesgemäßen Aufwand, so erweckt das den Anschein, als werfe sein Geschäft nicht den durchschnittlichen Ertrag ab, sein Kredit leidet ebenfalls. So wird der Kapitalist gezwungen, einen gewissen, für bestimmte Zeiten und Kreise bestimmten Theil seines Mehrwerths zu konsumiren. Diese Größe ist jedoch eine viel elastischere, als die des Arbeitslohnes.
Für denjenigen Theil des Mehrwerths, der akkumulirt werden soll, giebt es jedoch gar keine Grenzen, außer der Gesammtmasse des Mehrwerthes selbst und der elastischen Lebenshaltung des Kapitalisten. Je mehr akkumulirt wird, desto besser. Die kapitalistische Produktionsweise selbst macht eine fortwährende Akkumulation von Kapital zur Nothwendigkeit. Wir haben gesehen, wie mit der technischen Entwicklung die Kapitalsumme immer größer wird, die zur Einrichtung und zum Betrieb eines Unternehmens in einem bestimmten Arbeitszweig nothwendig ist, wenn die Produkte unter Aufwendung durchschnittlich nothwendiger Arbeit erzeugt werden sollen. Wenn in einem Arbeitszweige heute z. B. 20 000 Mark die Minimalsumme sind, die in einem Unternehmen angelegt werden muß, um es konkurrenzfähig zu erhalten, so kann durch Einführung neuer Arbeitsmethoden, neuer, umfangreicher Maschinen etc. nach 20 Jahren diese Minimalsumme auf 50 000 Mark erhöht worden sein. Der Kapitalist, der ursprünglich ein Unternehmen mit 20 000 Mark begann, es aber verabsäumte, genügenden Mehrwerth zu akkumuliren, so daß ihm etwa nach 20 Jahren statt 50 000 nur 30 000 Mark zur Verfügung stehen, wird wahrscheinlich konkurrenzunfähig und geht zu Grunde. Aber es bedarf dieses Sporns nicht, um den Kapitalisten zum Akkumuliren zu bewegen. Der Drang, um der Akkumulation willen zu akkumuliren, wird durch die moderne Produktionsweise im Kapitalisten ebenso entwickelt, wie auf einer früheren Stufe der Waarenproduktion im Schatzbildner die Gier, Gold und Silber aufzuhäufen und zu verschließen. So wie die Anhäufung von Schätzen hat die Akkumulation von Kapital keine Grenze in sich selbst, sie ist maßlos. Wie viel auch der Kapitalist besitzen möge, und wenn seine Revenue längst über seine Genußfähigkeit hinausgewachsen, er hastet weiter nach dem Erlös neuen Mehrwertes, nicht um seine Genüsse, sondern um seine Kapitalien zu vermehren.
Die klassische Oekonomie hat die Folgen und Ursachen der Akkumulation auf der einen Seite und der Konsumtion der Kapitalistenklasse auf der anderen Seite ganz unbefangen erörtert. Sie beschäftigte sich mit der Akkumulation von Kapital nur von der ökonomischen, nicht von der moralischen Seite, was freilich sehr unmoralisch war.
Da begann aber das Proletariat zu erwachen und ein bestimmtes Klassenbewußtsein zu erlangen. Die Arbeiterbewegung begann sich von Ende der zwanziger Jahre an in England wie in Frankreich energisch fühlbar zu machen. Jetzt galt es nicht mehr, die ökonomischen Probleme zu untersuchen, es galt, das Kapital zu rechtfertigen. Man führte die »Ethik« in die Oekonomie ein, die würdige Dame wurde auf ihre alten Tage moralisch. Das Wissen wurde Nebensache, das »Gefühl« die Hauptsache, und mit Hilfe dieses Gefühls entdeckte man bald, daß der Kapitalist einen bewunderungswürdigen Heroismus an den Tag lege, wenn er, statt den Mehrwerth zu konsumiren, sich dessen enthalte und ihn akkumulire. Daß diesem neuen Säulenheiligen Verehrung und Dankbarkeit von Seiten der Arbeiter gebührten, verstand sich von selbst, ebenso aber auch, daß der Heilige, trotz der größten Enthaltung, von Dankbarkeit und Verehrung allein nicht leben konnte; und so wurde ihm denn zur Beförderung der satten Tugend und zahlungsfähigen Moral von Seiten der Oekonomen ein moralisches Anrecht auf eine Belohnung für die Akkumulirung unbezahlter Arbeit zugesprochen: das so gemein klingende Wort »Profit« wurde verklärt und es erstand der Entbehrungslohn.
Je größer die »Entsagung« des Kapitalisten, desto größer der Umfang der Akkumulation. Zum Glück für ihn giebt es aber noch andere Faktoren, welche auf den Umfang der Akkumulation bestimmend einwirken. Alles, was die Masse des Mehrwerthes erhöht, erweitert den Umfang der Akkumulation – unter sonst gleichen Umständen. Wir kennen bereits die Ursachen, die auf die Masse des Mehrwerthes bestimmend einwirken. Nur einige derselben seien hier erwähnt, die von dem jetzt gewonnenen Standpunkte aus neue Gesichtspunkte bieten. Eine der wichtigsten unter ihnen ist die Enthaltsamkeit des Arbeiters. Es ist klar, je geringer die Bezahlung des Arbeiters, desto größer die Rate des Mehrwerthes, desto größer bei gleichbleibendem Konsum des Kapitalisten der zur Akkumulirung gelangende Theil des Mehrwerthes. Alles, was den Werth der Arbeitskraft senkt oder geeignet ist, den Lohn unter diesen Werth herabdrücken zu lassen, fördert die Akkumulation des Kapitals. Daher die moralische Entrüstung des Kapitals und seiner Anwälte über den »Luxus« der Arbeiter, die den »Volkswohlstand« untergraben, indem sie Zigarren rauchen und Bier trinken. Die Fabel von dem Champagner, den sich 1872 einmal ein Arbeiter in Berlin geleistet haben soll, machte durch die ganze Kapitalistenpresse die Runde als eine vernichtende Brandmarkung der Arbeiterklasse.
Mit bewunderungswürdigem Erfindungsgeist hat die Kapitalistenwelt eine Unzahl von Einrichtungen und Methoden ersonnen, die die Entsagung des Arbeiters fördern, von der Rumford'schen Suppe bis zur Volksküche und dem Vegetarianismus. Marx führt einige bezeichnende Beispiele solcher Einrichtungen im »Kapital« an. Wir verweisen darauf Diejenigen, die sich mit dem Thema eingehender beschäftigen wollen.
Sehr unangenehm für den Kapitalisten ist es, daß jede Geschäftsausdehnung eine verhältnißmäßig hohe Auslage von konstantem Kapital erfordert; eine Auslage, die immer größer wird, je mehr die Maschinerie der großen Industrie sich vervollkommnet. Aber es bleibt ihm der süße Trost, daß, wenn einmal das zum Betrieb nöthige konstante Kapital vorhanden, die Produktion innerhalb gewisser Grenzen durch zuschüssiges variables Kapital erweitert werden kann, ohne daß gleichzeitig ein Zuschuß von konstantem Kapital in demselben Verhältniß nöthig ist. Wenn ein Fabrikant gute Geschäfte macht und er mehr produziren lassen will, kann er das vielleicht dadurch erreichen, daß er 2–3 Stunden länger arbeiten läßt. Er braucht keine neuen Maschinen anzuschaffen, kein neues Fabrikgebäude herzustellen, blos die Roh- und Hilfsstoffe sind zu vermehren.
Aber es giebt Industrien, die keinen Rohstoff zu kaufen haben, z. B. Bergwerke, oder nur geringen Rohstoffvorschuß zu machen haben, z. B. in der Landwirthschaft Samen und Dünger. Es sind das Industrien, die den Rohstoff der Erde entnehmen. In diesen genügt oft einfacher Arbeitszusatz, um die Masse des Produkts zu vermehren. Diese Vermehrung des Produkts ist allein der Erde und der Arbeit geschuldet, aber das Kapital hat sich beider bemächtigt und erlangt damit die Möglichkeit, »die Elemente seiner Akkumulation auszudehnen jenseits der scheinbar durch seine eigene Größe gesteckten Grenzen, gesteckt durch den Werth und die Masse der bereits produzirten Produktionsmittel, in denen es sein Dasein hat.«
Sowie die Erde und den Arbeiter hat das Kapital sich auch die Wissenschaft zu eigen gemacht; obwohl es an der wissenschaftlichen Entwicklung als solches keinen Antheil hat, fallen ihm doch allein alle Früchte in den Schooß, die der Fortschritt der Wissenschaft erzeugt, indem er die Produktivität der Arbeit fördert. Er fördert damit die Akkumulation des Kapitals. Mit der Produktivkraft der Arbeit sinkt der Werth der Arbeitskraft, steigt die Rate des Mehrwerthes; das Steigen der Produktivität der Arbeit ermöglicht es aber auch dem Kapitalisten, für seinen persönlichen Konsum eine größere Menge der im Werthe sinkenden Lebens- und Genußmittel ohne Mehrausgabe von Mehrwerth, oder dieselbe Menge, wie früher, mit geringerer Ausgabe zu erlangen, bequemer zu leben oder ohne Einschränkung mehr zu akkumuliren; oft Beides gleichzeitig.
Je größer das angewandte Kapital, desto produktiver die Arbeit, desto größer aber nicht nur die Rate, sondern auch die Masse des Mehrwerths, desto mehr kann der Kapitalist genießen und auch akkumuliren.
Man sieht bereits aus den gegebenen Andeutungen, daß das Kapital keine fixe, sondern eine sehr elastische Größe ist, die bedeutender Ausdehnungen und Verengerungen fähig ist; es bildet nur einen Theil des gesellschaftlichen Reichthums; es kann durch Zuschüsse aus anderen Theilen desselben, dem Konsumtionsfonds der Kapitalistenklasse und auch der Arbeiterklasse vermehrt, durch Abgaben an diese Fonds vermindert werden. Seine Wirkung wird vergrößert durch Verlängerung der Arbeitszeit, Vermehrung der Produktivität der Arbeit, größere Ausbeutung der Erde. Wir sehen hier ganz ab von den Verhältnissen des Zirkulationsprozesses, z. B. Beschleunigung oder Verlangsamung des Umschlags des Kapitals, wir sehen auch ab von den Verhältnissen des Kreditsystems, die für die Ausdehnung und Einschränkung des Kapitals und seines Spielraums von so großer Bedeutung sind. Diese können hier noch nicht behandelt werden. Aber bereits die Verhältnisse des Produktionsprozesses zeigen uns die Elastizität des Kapitals. Bei den Oekonomen gilt jedoch das Kapital als eine bestimmte Größe mit bestimmtem Wirkungsgrad. So erscheint ihnen auch das variable Kapital als eine fixe Größe, der sogenannte Arbeitsfonds . »So und so viel Kapital,« sagen sie, »ist bestimmt, als Bezahlung der Arbeiter zu dienen. Je mehr Arbeiter, desto geringer der Antheil, der auf jeden einzelnen fällt; je weniger Arbeiter, desto größer dieser Antheil.« Das variable Kapital wurde auch den Lebensmitteln, die es für den Arbeiter repräsentirt, gleichgesetzt, und man sagte: »Die Zahl der Arbeiter, die in einem Lande beschäftigt werden und die Höhe ihres Lohnes hängt von der Menge der vorhandenen Lebensmittel ab. Ist der Lohn zu niedrig oder können viele Arbeiter keine Beschäftigung finden, so rührt dies blos daher, daß die Zahl der Arbeiter sich schneller vermehrt, als die der Lebensmittel. Es ist die Natur, nicht die Produktionsweise, der das Elend der Arbeiterklasse geschuldet.«
Auf diesen Voraussetzungen baute sich die sogenannte Malthus'sche Theorie auf.