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Unsere Holzdollen knarrten taktmäßig, und wie eine Schaukel wiegte sich das vorwärtsschießende Boot auf den kleinen Wellen der Kanäle.
Joachim hatte seinen Lederanzug längst abgelegt. Was darunter zum Vorschein gekommen war, seine Flanellkluft, konnte niemandem mehr imponieren. Sie war ein dreckiges zerknittertes Stromerhabit geworden.
In Hemdsärmeln ruderten wir drei Stunden lang, schwitzten, bekamen Blasen an den Händen und freuten uns am Spiel unserer Muskeln. Allan pfiff, Coy schnarchte, die Sonne brannte heiß und der Himmel war eine lichtblaue Glasglocke.
Herrliches Land hier am Magelhaens ...
Land für Männer, die sich den Teufel was um die sogenannten Errungenschaften der Kultur bekümmern! Herrliches Land, Granatinseln, schäumende Kanäle, weiße Vogelschwärme, bellende Robben –, und keine Polizei, kein strenger Gerichtshof, keine staatliche Ordnung. Dem Namen nach den Republiken Chile und Argentinien gehörig – dem Namen nach ...
Wunderliches Land. Launig wie ein verwöhntes Weib das Wetter, tückisch wie ein blutrünstiger Tyrann die Wasserwege mit heimlichen Riffen und unheimlichen, unberechenbaren Strömungen. Köstlich die durch keinen Fabrikschlot, kein Auto verpestete Luft. Gefährlich die jähen Witterungsumschläge ... Nie vorauszuahnen, was die nächste Stunde bringt. Land, das Männer zwingt, stets auf der Hut zu sein, nie faul dahinzudösen gestattet, – Land, das Kinder reifen läßt zu kraftvollen Jünglingen.
Und dies erlebten wir an Allan, unserem Kinde. Drei Väter hatte Allan nun. Aber Allan machte feine Unterschiede. Jeden behandelte er anders. Coy blieb für ihn der erfüllte Kindertraum des echten Indianers. Coy war für ihn die Romantik, die Sensation, die Respektsperson. Joachim aber der »Onkel Joachim«, der dem Kinderherzen am nächsten stand, der Zärtlichkeiten gab und hinnahm, der mit liebenden Blicken gestreichelt wurde, der insofern in Allans Herzen den ersten Platz einnahm.
Allan pfiff und schaute nach den Schaumstreifen verborgener Riffe aus.
Westwärts ging's, immer westwärts, wo Santa Ines lag, die Hauptinsel, ein Land für sich, ein Gebiet, das in Deutschland für eine Republik ausgereicht hätte. Drei Stunden mit kurzen Pausen. Durch Kanäle, die uns zuweilen zur Umkehr, zu Umwegen zwangen, wenn die Strömung uns entgegenkam. Da hätten unsere Muskeln nicht ausgereicht. – Es wurde Nachmittag, und der warme Wind schlief ein. Im Süden ballte sich Gewölk zusammen. Aber wir wußten, daß wir noch rechtzeitig vor dem Wettersturz Santa Ines erreichen würden. Wir mußten ihr ganz nahe sein.
Dann erwachte Coy Cala. Rieb sich die Augen, warf die Fellkleider ab und ... sprang über Bord, schwamm nebenher, stieß einen schrillen Jagdruf seines vielgestaltigen Volkes aus, turnte geschickt wieder ins Boot und schlüpfte in seine Hosen, Stiefel, Wams.
Seine schwarzen Augen musterten den südlichen Himmel, wo das dunkle Gewölk sich höher und höher schob.
»Mich rudern lassen«, sagte er kurz. »Bald Regen, Kälte ... Dort Santa Ines ...«
Wir waren auf einem breiten Kanal. Vor uns himmelhohe Granitmauern, in der Ferne düstere Gebirge.
Joachim und ich hockten am Boden und beschauten unsere Hände. Blase an Blase ... Und die Muskeln hart und überanstrengt, aber im ganzen Leibe das Glühen wundervollen Kraftbewußtseins.
Coy ruderte. Er schaffte mehr als wir zwei.
Näher kamen die grauschwarzen Mauern, näher auch der tiefe Einschnitt in die Küste ... In diese breite, meilenweite Bucht liefen wir ein, landeten an flacher Stelle kurz vor dem Fallen der ersten Tropfen. Die lichtblaue Himmelsglocke war verschwunden. Wolken zogen tief hängend über uns dahin, und die ersten Orgeltöne des Sturmes brachten den Eishauch der Südpolargebiete mit. Joachim zog sein Robbenhabit über, und dann wurde das Boot hoch an Land geschleppt, wurde, Boden nach oben, mit einer Steinmauer umgeben, die Ritzen mit Moos und Gräsern verstopft.
Kaum war diese Bootshütte fertig, als auch schon der erste Hagel herabgeschossen kam. Wir lagen im Trockenen auf trockenen Graslagern, und über dem knisternden Feuer klaffte in dem Fellüberzug des Bootes ein durch Hölzer gesperrtes Loch als Rauchfang. Drei Lachse und einen Robbensäugling vertilgten wir damals, tranken Tee mit Zucker und Rum, – Rum aus dem Zelte Gerald Mangroves, der nun dort gen Osten auf der Kuppe im Geröll neben dem Mulatten sein Grab gefunden hatte. Draußen jaulte der Sturm wie ein brünstiger Köter, draußen lag handhoch weißer Schnee, wurden meterhohe Schanzen aufgetürmt ...
Magelhaens-Land!!
Dann wickelten wir uns in die Decken und die vier Zeltbahnen Gerald Mangroves. Allan lag dicht neben Joachim, und Coy wieder als Wache an dem Eingang, der durch zwei Robbenfelle verschlossen war.
Diese erste Nacht auf Santa Ines schliefen wir wie die Murmeltiere. Als ich erwachte, kam Coy gerade von draußen herein – wie ein Schneemann ... Lachte, streifte die Flocken ab ...
»Mittags wieder gut Wetter, Mistre Abelsen. Dann Boot auseinandernehmen, Schleifen bauen für Fellpakete und anderes.«
Wir tranken Tee, aßen geräuchertes Robbenfleisch, Zwieback – von Gerald Mangrove – und anderes, rauchten, berieten. Coy meinte, wir werden fünf Tage zum Durchqueren der Insel gebrauchen.
»Und die Gebirge!« warf Joachim ein.
»Chubur mir Weg beschreiben, Mistre Näsler, genügen ...«
Joachim schwieg ...
Nach dem Frühstück baute er für Allan einen schönen großen Schneemann. Aber die Herrlichkeit war nur von kurzem Bestand. Coy behielt recht, der Wind ging nach Westen herum und um halb zwölf hatte die Sonne auch den Schneemann erledigt. Das Gestein dampfte und feine Nebel lagen über der großen Bucht, auf deren zahllosen Inselchen die Robben sich tummelten.
Coy und Allan nahmen das Boot und besorgten Fleisch. Mit acht Jungtieren kehrten sie zurück. Coy und Joachim weideten die Tiere aus, während ich den Fellbezug des Bootes löste und ihn in drei Stücke zertrennte.
Es wurde vier Uhr, bevor wir aufbrechen konnten. Das Bootsgerippe hatte das Holz zu den Schleifen geliefert. Die Last, die jeder von uns drei Männern zu ziehen hatte, war nicht gering, da wir nichts zurücklassen mochten.
Bis zum Einbruch der Dunkelheit folgten wir dem Strande der Bucht, schlugen dann im äußersten westlichen Buchtwinkel unser Fellzelt auf und benutzten den Rest des Tageslichtes für einen abermaligen Jagdzug. Coy baute aus Steinen einen Räucherofen, und bis zum Morgen hingen die Fleischstreifen im beizenden Qualm.
Und nun ging's hinein in die große Einsamkeit dieser Insel, die auch heute noch zum geringsten Teil erforscht ist – hinein in die Steinwildnis, die erhabene Ruhe und Unberührtheit.
Wir konnten mit dem ersten Tagesmarsch zufrieden sein. Fünfzig Kilometer, schätzte ich. Das Wetter war tadellos, beinahe zu warm. Und dann die angenehme Enttäuschung: Was wir bisher von Santa Ines gewußt hatten, was Chubur wortkarg angedeutet hatte, traf nicht zu. Nein, diese Insel besaß prachtvolle Steppen, Buchenwälder, lichte Gehölze des Spindelbaumes, ganze Teppiche von Magnolien, Thujas, Fuchsien und stellenweise halb mannshohes Tussokgras. Besonders die zartrosa Magnolien wirkten aus der Entfernung wie seltsame Gemälde.
In einem bewaldeten Tale schlugen wir das Lager auf. Joachim hatte drüben in den Bergen ein kleines Rudel Guanacos bemerkt, und seine Jagdleidenschaft verhieß uns einen willkommenen Braten tranlosen Fleisches. Aber nach zwei Stunden kehrte er ohne jede Beute zurück, müde, verärgert und wütend auf Coy, der ihn grinsend empfing, der ihm von vornherein abgeraten hatte, sich zwecklos anzustrengen.
»Guanacos zu schlau ... Coy kennen Guanacos ...!«
Bei der Abendmahlzeit flocht Coy dann einen langen dünnen Lasso. Unsere Fragen, was er damit beabsichtige, überhörte er. Wollte er wirklich ein paar Tiere einfangen?
Ich war dann erst halb eingeschlummert, als Coy sich leise von seinem Lager erhob, seinen Karabiner und den Lasso nahm und aus dem Zelte in den hellen Mondschein hinauskroch. Ich folgte ihm ebenso leise ...
»Coy, ich begleite dich ...!«
Er drehte sich um ...
Winkte mir hastig zu, schaute wieder das Tal hinab, dessen bewaldete Hänge im Nachtwinde säuselnd rauschten ...
»Coy, was gibt's?«
»Menschen ... drei ... Männer ... Dort! Kommen Mistre ... Können sein Alacaluf, Feuerländer hier von Westseite ... Diebisches Pack, Mistre ... – Kommen!«
Er entsicherte seinen Karabiner. Aber trotz des fast taghellen Mondlichtes entdeckten wir keine Spuren. Coy blieb bei seiner Behauptung, drei Gestalten bemerkt zu haben. Wir kehrten schließlich um, weckten Joachim und legten ihm nahe, bis zu unserer Rückkehr zu wachen.
»Wenn's sein muß ... gut ...« – Und er setzte sich vor das Zelt, rauchte und legte den Karabiner neben sich. – Coy hatte jetzt zugegeben, daß er zwei Guanacos als Lasttiere für uns einfangen wolle. »Dann wir nichts brauchen ziehen. Mistre ...« hatte er stolz erklärt, und Joachim hatte ironisch gemeint: »Mein Sohn, die Viecher werden dir kaum den Gefallen tun, sofort Packesel zu spielen ... Wilde Guanacos und Packesel – lächerlich!!«
Coy lächelte sehr von oben herab. »Sie schon mal haben gefangen Guanacos, Mistre, – he?! Sie sehen werden, wie Guanacos zahm in eine Stunde ... Coy das kennen!« Und wenn er diese Redensart gebrauchte, so war das gleichsam sein Eid: Es wird so sein wie ich das sage!
Joachim blieb hierauf stumm.
Und Coy und ich schlenderten nach Norden zu davon, erkletterten die Talwand, gelangten auf die Hochebene und bald auch in die Berge. Wie Coy hier nachts die Tiere zu finden gedachte, war mir schleierhaft, zumal doch Näsler das Rudel aus der Nähe verscheucht hatte. Aber ich hütete mich zu fragen. Coy sollte nicht auch an mir den Triumph auskosten, uns Europäern seine Überlegenheit zu beweisen.
Wir kletterten eine Schlucht hinan, aus der ein dünnes Rinnsal hervorkam. Coy stets zehn Schritte voran. Wenn ich einmal einen Stein ins Rollen brachte, und das ließ sich kaum vermeiden, blieb Coy stehen und drohte mir unzweideutig mit der Faust. Wir erreichten ein sanft nach Süden geneigtes, sehr grasreiches Plateau. Wir waren hier etwa in achthundert Meter Höhe, und die dünne Luft erleichterte uns jede Bewegung. Als ich mich zufällig einmal umwandte, gewahrte ich etwas links von der Stelle, wo unser Lager etwa liegen mußte, ein flackerndes Pünktchen, fraglos ein offenes Feuer. Sofort dachte ich an die drei Gestalten, die Coy gesehen haben wollte.
»Coy!«
»Dort – ein Feuer!«
Er stand neben mir ... Schaute minutenlang hinüber ...
»Lagerfeuer!« entschied er. »Nachher sehen aus Nähe, Mistre ... Erst Guanacos ... Hierbleiben ... Dort Quelle von kleinem Bach, frisches Gras ...« Er zeigte auf eine ferne Buchengruppe. »Tiere dort sein, bestimmt ... Quellen lieben ... Kennen das!«
Er gab mir seinen Karabiner und schlich davon. Sehr bald begann er zu kriechen und entschwand meinen Blicken.
Ich setzte mich ins Gras und holte Joachims Fernrohr hervor, das ich mir auf dem Rücken befestigt hatte. Das tadellose Glas brachte mir das ferne Lagerfeuer so nahe, daß ich leidlich drei Gestalten unterscheiden konnte. Coy hatte sich also nicht geirrt. Nur in einem Punkte war ich anderer Meinung: Keine Feuerländer, keine Alacalufs! Nein, meine mißtrauische Natur witterte andere Verfolger. Ich hatte ja bereits mit Joachim über die Wahrscheinlichkeit gesprochen, daß die Jacht, auf der man den kleinen Allan hier in das Insel-Chaos der Magelhaens-Straße verschleppt hatte, doch in der Nähe geblieben sein müsse. Es war ja ausgeschlossen, daß Gerald Mangrove und der Mulatte ihr Zelt auf der Nachbarinsel aufgeschlagen haben würden, wenn sie nicht jederzeit an Bord ihres Fahrzeuges hätten zurückkehren können. Für längeren Aufenthalt waren die im Zelte vorgefundenen Vorräte viel zu gering. War's also nicht immerhin möglich, daß Leute der Jacht uns beobachtet hatten und aus irgendwelchen Gründen hinter uns her blieben?! – Überhaupt, wenn man dieses Zwischenspiel »Allan« kritisch betrachtete, so stieß man da auf unzählige ungelöste Fragen. Ich hatte mir diese Dinge schon genügsam durch den Kopf gehen lassen. Aber das, was dunkel, war mit sogenannten logischen Schlußfolgerungen nicht zu lichten.
Jedenfalls: das Lagerfeuer dort drüben war mir weit wichtiger als die Guanacos, und wenn Coy mit seiner Lassojagd nicht gleich auf den ersten Anhieb Glück hatte, mußte er mich begleiten, ob er wollte oder nicht.
Ich legte das Fernrohr ins Gras.
Ich war allein, und die Einsamkeit weckte andere Gedanken.
Flüchtig stiegen in mir Erinnerungsbilder aus jüngster Zeit auf ... Ganz flüchtig ... Ich wies sie von mir. Sehnsucht nach Kamerad Boche Boche, nach Holger Jörnson und der blonden Frau Gerda war Sehnsucht nach der großen Welt ... Und ich hatte ihr entsagt, für immer ...
Abseits vom Wege der Alltagsmenschen – das war mein Pfad! Und hier ... hier saß ich abseits von allem, was Kultur, was Krämerdurchschnitt hieß ... Auf Santa Ines saß ich ... Und stille Freude verdrängte vollends die geringen Gedanken an das, was ich aufgegeben hatte, was ich aufgeben mußte ...
Neben mir saß mein Ebenbild, mein Mondschatten ... Ich nickte ihm zu. Er nickte. Und wir waren zufrieden.
Mein Denken glitt in die Zukunft. Das war weiser als rückwärts zu schauen! Was vor mir lag, waren neue Abenteuer, neues Erleben, neues Auskosten eigener Kräfte. Familie Turido ... Dampfer »Starost«, Höllenmaschine ... Oh – die Turidos würden uns schon in Atem halten ...!
Ich zog eine Zigarre aus der Tasche, bückte mich ... Das Feuerzeug schlug Fünkchen, der Docht qualmte stinkend, und die Zigarre brannte.
Mein Nachbar rauchte auch, mein Schatten. Und ich nickte ihm wieder zu, er auch, und wir waren noch zufriedener hier in der köstlichen frischen Luft der Berge von Santa Ines.
Der Mond als runde Scheibe inmitten der blinkenden Sterne – lieber Gefährte so mancher Stunden, als wir, auf dem Kutter »Torstensen«, mit Boche Boche gen Süden dampften ...
Weg damit!! Boche Boche, Kamerad ohnegleichen, war Vergangenheit ... Im Herzen blieb er mir ... Sonst – – gestrichen, Episode. Es mußte sein.
Ich sah nach der Uhr ...
Mitternacht ... und heute, heute vor einem Jahr, fiel mir ein, habe ich in um dieselbe Zeit in der schwedischen Heimat, fern, so fern, das Weib als Braut in den Armen gehalten, das mich nachher verriet ... Verlobung, Frack, Lackschuhe, strahlende Lichterfülle, reich geschmückte Tafel ... alles dahin, dahin, alles – – es war einmal! Märchen, böse, lächerliche Märchen ... Olaf K. Abelsen würde nie mehr Frack tragen, nie mehr ein Narr werden ... Narrheit war das Leben dort in den Steinkästen von Städten ...
Und Sven Hedins, meines großen Landsmannes Schlußworte seines »Transhymalaja« fielen mir ein ... Von der Sehnsucht nach den Schneehäuptern des Daches der Welt, der Sehnsucht nach dem geheimnisvollen Tibet.
Meine Sehnsucht war erfüllt. Ich war Weltentramp geworden. Es genügte mir. Ich war frei. Noch nie hatte das Blut in meinen Adern so jugendlich pulsiert wie jetzt. Noch nie spürte ich so deutlich das Übermaß unverbrauchter Kräfte in mir.
Unverbrauchte Kräfte, Wagemut oder Leichtsinn ... Ich hatte vieles zugelernt seit jener Nacht, als ich dem Zuchthaus entrann.
Was saß ich hier und wartete vielleicht noch stundenlang auf Coy, der meine jagdlichen Erfahrungen mit Recht tief eingeschätzt hatte, daß er mich von dem Guanacofang ausschloß! Mit Recht! Ich bin nie Jäger gewesen, nur Schießer, habe in Indien, um die Sache mitzumachen, einen Tiger mit einem Explosivgeschoß feige niedergeknallt, auf Sumatra zwei Leoparden mit der Repetierspritze erlegt und ähnliche ... Heldentaten verrichtet. Was saß ich hier, wo doch drüben das ferne Lagerfeuer noch immer lockend herüberwinkte! Coy brauchte mich nicht. Die Guanacos konnte ich mir auch nachher ansehen, falls er welche fing.
Der neue Gedanke pulverte mich noch mehr auf. Hatte ich Coy nötig, um jenes Feuer zu beschleichen?! Sollte ich dauernd an seinem Schürzenzipfelchen hängen?! Sein eigener Lehrmeister in der Wildnis sein, das ist Mannestum!!
Ich schnitt von einer nahen Krüppelbuche einen längeren Ast und eine Astgabel ab. Den Ast spitzte ich an, so daß die helle, rindenlose Stelle auffallen mußte. Die Astgabel bohrte ich in die Erde, diente als Stütze für den Ast, den ich mit dem anderen Ende zwischen Steine geklemmt hatte. Der Ast wies genau in Richtung des Feuers, es war ein Wegweiser für Coy. Den Karabiner legte ich neben dieses eindeutige Zeichen, schulterte die Büchse, merkte mir genau einige Wegmarken bis zum fernen Feuer und schritt munter davon.
Entschluß und Ausführung waren genau überlegt worden. Der Erfolg entsprach nachher auch der besonnenen Tat. Freilich ein verblüffender Erfolg ...