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Manka Přibek räumte zu Hause hübsch auf und bereitete alles vor, damit, wenn die Gäste kämen, alles ganz in Ordnung sei. Sie freute sich, sang ein lustiges Liedchen und als draussen das Geschrei entstand, die Bauern kehrten schon von Chodenschloss heim, lief sie vor den Bauernhof. Sie kamen, und auch ihr Vater kam – aber allein. Doch auch das machte sie nicht gleich stutzig. Sie erinnerte sich, dass die Putzerieder zur »Werbung« wie unerwartet kommen müssen. Als sie aber dem Vater ins Antlitz blickte und seine Augen auf ihr ruhen blieben, gab es ihr einen Stich und gleich einer schwarzen Wolke verfinsterte eine böse Ahnung ihr erfreutes Gemüt. Matthias Přibek war sehr gereizt. Die Tochter wagte es gar nicht, ihn zu befragen, und als ihn der alte Vater frug, was sie ausgerichtet haben, fertigte er ihn kurz ab und ging nach einer Weile, um über das, was sich heute auf der Chodenschlosser Burg ereignet hatte, nichts hören und sprechen zu müssen, in die Felder hinaus. Als es Manka auf der Umfrage in der Nachbarschaft erfuhr, brach sie fast in Tränen aus. Aus war es mit der Werbung!
Da kommen sie heute sicher nicht mehr. Als der Grossvater alles gehört hatte, fielen ihm ihre Werbung und Hochzeit nicht im Traume ein, er sass vielmehr mit gefalteten Händen bei dem groben Klotz, der bei ihnen den Tisch vertrat, nickte zeitweise mit dem Kopfe und wiederholte halblaut: »Dieser Chomet! Dieser Chomet!«
Unterdessen konnte sich seine Nichte, als sie allein im Garten war, der Tränen nicht erwehren. Es waren dies aber nicht nur Tränen des Leides, sondern auch des Zornes. Sie müsste ja gar nicht Matthias Přibek Tochter sein, wenn sie nicht mit innerem Zorn des Urhebers all dieses Leides – des Chodenschlosser Herrn, gedächte. Arge Verwünschungen wurden auf sein Haupt gesendet. Einen Augenblick nur freute sie sich, als nämlich unerwartet der junge Šerlovský erschien. Er kam nur auf einen Augenblick, um ihr den Grund des Ausbleibens zu erklären und sie darüber aufzuklären, was heute vorgefallen war. Die Augen des stattlichen Burschen sprühten förmlich Feuer und die Nüstern seiner geraden Nase erweiterten sich, als er der Falschheit Lammingers gedachte, als auch dessen, wie Kozina mit Hrubý und Syka ihnen den Angriff auf diesen adeligen Henker verwehrten.
Dann dachte er wieder an sich und seine zerstörte Freude.
»Erst als wir das Schloss hinter uns hatten, erinnerte ich mich, dass wir euch aufsuchen, wollten. Beim Vater konnte davon aber gar keine Rede sein. »Das wird aufgeschoben,« sagte er. »Was wäre das für ein Glück heute, wo wir soviel Ärger haben –«
Manka schwieg und senkte das Haupt. Der Bursche fasste sie bei der Hand, schüttelte diese und sprach herzlich:
»Mein herziges Mädchen – hier die Hand darauf, vor dem Herrgott gehörst du mir. Was nicht heute sein konnte, wird morgen sein. Du bist mir bestimmt und wir werden, so Gott will, leben in Hoffnung und Warten, wie die Körnchen in der Ähre.«
Er zog das liebe Mädchen an sein Herz. Dies war ihr Eheverlöbnis draussen im Garten, wo die Frühlingssonne Blüten und Bäume wachküsste und wo ihnen in diesem Augenblicke die Lerche ein fröhliches Jubellied sang.
Die Frühlingsarbeiten waren auf den Feldern und Wiesen bald beendet. Es ging diesmal leichter und bequemer, da jeder nur sein Feld, seine Wiese bediente, ohne die schönsten Tage, wie dies früher – bis zum vorigen Jahre noch – der Fall war, auf den Gründen der Obrigkeit zu vergeuden. Im ganzen Chodenlande war es, als gebe es keine Robot, als wäre die alte, zurückeroberte Freiheit nach vielen Jahren wieder zurückgekehrt. Niemand achtete auf die Befehle und Drohungen der herrschaftlichen Verwalter. Als hätte man überall das, was ihnen der Kreishauptmann auf der Chodenschlosser Burg publiziert hatte, vergessen. Es war aber nicht vergessen, man achtete jedoch nicht darauf, weil man daran nicht glaubte.
Arbeit gab es überall genug und doch pflegten sehr viele Hauswirte, namentlich die älteren und die Erbrichter, häufig – gewöhnlich abends bei der Dämmerung – über die Felder sich vom Hause zu entfernen. Keiner von ihnen sagte, wohin er geht, aber die Hausfrauen wussten, dass sie auf irgend welche Beratungen, was in Bezug auf Lomikar weiter zu geschehen habe, ausgehen. Keiner pflegte aber seinen Bauernhof so oft zu verlassen, wie der junge Kozina. Manchmal blieb er ziemlich lange aus und kehrte spät heim, meistens in der Nacht, ja einmal sogar erst früh. Hanči ahnte es, warum er fortgehe, doch wohin er geht, das hat er ihr nicht gesagt. Die Mutter im Ausgedinge hatte davon sicherlich Kenntnis, doch, eingedenk dessen, wie sie damals abgefertigt wurde, als sie sie ersucht hatte, Jan zuzureden, wagte sie keine Frage mehr. Die junge Bäuerin schwieg. Sie grämte sich aber und man merkte es ihren jungen schönen Wangen an, die blass wurden und allmählich einfielen. Es quälte sie, dass Jan weder sie noch die Kinder so beachte wie früher, und wie verzückt und in Gedanken versunken seinen Geist nur mit diesem unglücklichen Prozesse beschäftige. Und doch errötete sie noch einmal vor Freude – es war an einem Sonntage nachmittags, als sie sich mit den Kindern abgab. Früher pflegte sich auch der Mann zu ihnen zu setzen und verweilte lange bei ihnen – jetzt sass er, wie immer in der letzten Zeit, den Kopf in die Hand gestützt, an der Tischecke und brütete in Gedanken vor sich hin.
Wie hätte sie es doch ahnen können, dass er den Kopf erhob, die Augen auf sie heftete und sie betrachtete! Sie erschrak fast, als er sich plötzlich vom Tische erhob und zu ihnen in den Winkel kam. Sie errötete förmlich, als er ihr in das Gesicht blickte und sie besorgt ansprach:
»Hanči, du bist unpässlich. Was fehlt dir? Du nimmst ab. – Hast du vielleicht Gliederreissen? –«
»Nein, es fehlt mir nichts –«
»Geh' lieber zur alten Mutter –«
»Die kann auch nicht alles – und hier hilft sie erst nicht. Du weisst es ja doch!«
Die Augen des jungen Weibes wurden feucht.
Er fuhr streichelnd mit der Hand über ihr Haar.
»Hanči – ich weiss, dass ich dich quäle – es gibt aber keine Hilfe mehr. Ich kann nicht ablassen, es ist bereits von Gott so bestimmt; eine Umkehr ist nicht mehr möglich, und, so Gott will, werden wir siegen, es ist ja das Recht auf unserer Seite! Dann wird es wieder gut sein, besser sogar, als es früher war.«
Und es war in diesem Augenblicke wirklich auch schon so. Er beugte sich zu den Kindern, blieb bei ihnen, er gehörte ihnen an. Und Hanči lächelte wieder. Rings um sie heiterte sich wieder alles auf, wie wenn nach dem Winter die Frühjahrssonne wieder zum erstenmale erstrahlt.
Dafür erschrak sie aber am nächsten Tage.
Als sie gegen Abend eben allein zu Hause war, trat in die Stube ein sonderbares Männlein, das mit seinem Stocke um sich schlug, um den ihn wütend angreifenden alten Wolf wegzujagen. Es war ein kleines, mageres Männlein in dunkler Stadttracht, mit schwarzen Strümpfen und bestaubten Schuhen mit grossen Schnallen. Die Backenknochen stachen hervor, die Nase war stumpf und die schwarzen Augen irrten pfiffig umher, als wollten sie alles erspähen.
Hančí schrak vor ihm zusammen, besonders war es sein Blick, der ihr nicht gefiel. Er fragte nach dem Bauer. Sie antwortete, er sei fortgegangen. Auf seine Frage wohin, entgegnete sie, sie wisse es nicht.
»Sollte er jetzt nach Hause kommen, so sage ihm, Bäuerin, es sei jemand aus Taus hier, er möge zu Syka kommen, aber sicher!«
Hierauf entfernte er sich. Die junge Kozina folgte ihm hinaus, und beobachtete ihn von weitem, um zu sehen, ob er auch noch anders wo einkehren und den angedeuteten Weg einschlagen werde. Er kehrte nirgends ein und ging sicher – als kenne er sich von jeher hier aus – geraden Weges zum Erbrichter.
»Was will er? Es ist sicher wieder wegen dieses unglückseligen Prozesses. Ob es wohl nicht dieser Hetzer, Just, sei? Jawohl, richtig! Kaum von Wien zurückgekehrt, möchte er am liebsten aufs neue anfangen.« –
Hančí erwartete ihren Mann ungeduldig. Es fiel ihr auch schon ein, ihm den Besuch, welchen sie hier gehabt, zu verheimlichen. Kozina kehrte jedoch nicht heim. Dafür besuchte – fast schon bei Nacht – ein neuer Gast die junge Bäuerin. Es war Dorla Řehůřek, Jiskras, des Dudelsackpfeifers Weib. Er ist bereits fast vierzehn Tage aus dem Hause und nicht eine Silbe hat sie von ihm gehört. Als er fortging, hatte er gesagt, er werde erst in einer Woche und möglicherweise noch später heimkehren, Dorla möge sich daraus nichts machen. Er habe eine wichtige Botschaft in Prag zu besorgen. Was für eine Botschaft und für wen, das wollte er unter keiner Bedingung – nicht einmal seinem eigenen Vater – sagen. Geld hatte er der Dorla genug zum Leben zurückgelassen und haben ihr auch Syka und andere welches geschickt.
Die junge, in ihrem Zustande ohnedies genug furchtsame und ängstliche Frau des Dudelsackpfeifers verfiel auf die sonderbarsten Gedanken, kam, um ihrer ehemaligen Gespielin ihr Leid zu klagen und auch nachzufragen, ob sie nicht etwas von Jiskra, der ja offenbar über Kozinas Aufforderung die Heimat verlassen hatte, wisse. Einem anderen zu lieb würden sie ja jetzt keinen Schritt machen. Hanči konnte aber Dorla nichts Erfreuliches mitteilen, da sie ja nicht einmal wusste, dass Jiskra so lange schon verreist sei. Sie versicherte, Kozina habe ihr davon gar keine Erwähnung gemacht, und klagte selbst noch, sie wisse gar nicht, was eigentlich vorgehe, und müsse unablässig um den Mann, der für diesen Herrschaftsprozess ohnehin arg büssen werde, zittern.
Als sich Dorla entfernte, ging die junge Hausfrau, trotz der sehr späten Stunde, nicht zu Bette. Sie war nicht schläfrig. Sie wartete auf den Mann. So lange kehrt er nicht heim! Sicherlich hat er unterwegs von diesem Mann aus Taus erfahren und beratet jetzt bei Syka. Die Kinder schliefen und das Gesinde ebenfalls. Im ganzen Bauerngute herrschte Ruhe und Stille. Wie auf Nadeln stehend, lugte die Bäuerin in die nächtliche Dämmerung hinaus. Sie wendete sich bereits um, ergriff schon das weisse Kopftuch und wollte ausgehen, um sich zu überzeugen, ob die Männer mit diesem Städter beim Erbrichter seien, da vernahm man Jans Schritte.
Er wunderte sich, dass Hančí noch nicht schlafe. Sie sagte, sie habe ihm etwas auszurichten.
»Ich weiss es schon,« antwortete er.
»Das war dieser Drechsler aus der Stadt?«
»Jawohl, Just. Er ist von Wien zurückgekommen«
»Und was wollte er? Vielleicht, dass ihr wieder nach Wien geht?«
»Ei, wie scharfsinnig du bist. Nun, was ist's, er hat's gewollt, aber ist damit zu spät gekommen – wir haben dies bereits schon längst getan.«
Hančí war erstaunt.
»Es sind schon einige Tage her. Niemand weiss von dieser neuen Botschaft etwas. Die Boten sind über Baiern nach Wien gegangen, damit man sie unterwegs nicht abfange.«
»Und deswegen hast du die Nächte durchschwärmt!«
»Jetzt kann ich es dir schon sagen. Sie sind schon in Wien und waren sicherlich bei Hofe. Nun, heute hörten wir, wie Herr Lomikar mit uns herumhantierte und unseren Prokurator fein bestochen hat, damit er uns sitzen lasse, als wir bereits auf einen grünen Zweig gekommen waren. – Der Spitzbube! Und dieser Wiener Dieb hat die Unsrigen an der Nase herumgeführt, sie mögen sich nur gedulden, so eine Sache brauche Weile. Nurs Geld hat er vorausgenommen.«
»Und dieser Just auch –«
»Vielleicht. Vielleicht ist auch er ein Spitzbube. Wir trauen ihm nicht. Nun was schadet es, wir gehen ohne ihn. Aber darin hat er heute recht gehabt, man möge den Herrn ungeschoren lassen. Und diese Raufereien mit dem Herrschaftsbüttel und dieses Faschingsstückel seien grosse Fehler gewesen. Das hat uns, meint er, bei Hofe geschadet. Dies hat ja auch der Kreishauptmann gesagt. Nun jetzt sind sie überall ruhig; wenn sie nur so bleiben wollten –«
»Und was macht Jiskra in Prag?« fragte Hančí, die sich plötzlich an Dorla erinnerte.
»In Prag? Jiskra? Er war nicht dort und ist auch jetzt nicht dort. Er ist in Wien, und wir erwarten ihn täglich, ja stündlich.«
Kozina musste seinem Weibe gar nicht erst erzählen, dass Jiskra eine Lüge gebrauchte, um das wahre Ziel seiner Reise zu verheimlichen. Jetzt teilte er ihr nur noch mit, der Dudelsackpfeifer sei auf seinen Wunsch auf einem Umwege mit der Deputation nach Wien gegangen, woher er jedoch geraden Weges heimkehren sollte. Den Umweg hatten die Choden wegen Lamminger eingeschlagen, damit dieser von der Reise nicht erfahre, ihnen keine Hindernisse bereite oder sie gar aufhalte. Die Aufgabe Jiskras war sodann, so bald als möglich mit der Nachricht heimzukehren, wie die Deputation in Wien empfangen wurde. Sie wollten sich auf briefliche Botschaften, die sie früher entweder sehr spät erhielten, oder die unterwegs gar in Verlust gerieten, nicht mehr verlassen. Der Dudelsackpfeifer, und noch dazu ein so lustiger und kluger, wie es Jiskra Řehůřek war, gab auf der Reise jedenfalls sicherere Gewähr.
Kozina machte Anstalten zum Schlafengehen. Hanči hielt ihn jedoch noch mit der Frage auf, was mit dem schwarzen Manne, mit diesem Just geschehen und sie setzte hinzu, er hätte ihr durchaus nicht gefallen und sie habe sich vor ihm fast gefürchtet.
»Er gab an, wegzuziehen und auf so lange verschwinden zu wollen, bis unser Prozess beendet sei. Er fürchtet Lomikar.«
»Wirklich?«
»Vielleicht. Und es wird besser sein, wenn er es tut. Sollten sie ihn bekommen, der würde, um sich zu retten, nichts hinter den Zähnen behalten! – Hörst du, Hanči!« rief auf einmal der junge Bauer und trat hastig an das Fenster. Es war Mondschein und in diesem Lichte schien draussen ein Schatten aufgetaucht zu sein. Es wurde abermals an das Tor gepocht.
Kozina ging rasch heraus und kehrte in einer Weile mit einem Gaste zurück. Als ihn die junge Bäuerin erblickte, schrie sie mit gedämpfter Stimme auf.
»Jiskra!«
»Jawohl, Jiskra, Hanči, aber hungrig wie ein Wolf – hast du ein Stück Brot? Ich bin den ganzen Tag und die ganze Nacht gegangen,« sprach der Pfeifer und stürzte auf die Bank, auf die er auch den Dudelsack niedergleiten liess. Er streckte die müden Füsse vor sich aus und seufzte tief auf.
»Bin ich aber geflogen – wie der Wind,« sagte er zu Kozina. »Doch du möchtest gerne – gut – alles gut. Die Unsrigen waren bei Hofe und haben gut verrichtet. Es ist noch nicht mit allem aus, wie uns da in der Chodenschlosser Burg vorgelesen wurde. Der Kaiser hat alles nach Prag geschickt – es solle noch einmal erhoben werden.«
»Ei!« rief Kozina und schwang freudig die Hand. Und schon folgten seine Fragen, die Jiskra, der gierig sein Butterbrot ass und Milch trank, anfangs ganz unbeantwortet liess. Nachher wurde er gesprächiger. Aber es waren Einzelheiten in Bezug auf die Reise, die Deputation, ihren Empfang, den beschwerlichen und raschen Heimweg – die Hauptsache hatte er aber schon eingangs gesagt: der Prozess sei nicht beendet und die Beschwerden der Choden seien dem Prager Gerichte zur neuerlichen Untersuchung überwiesen worden.
Kozina wäre bis Früh aufgeblieben und hätte mit Jiskra die Einzelheiten seiner Reise besprochen. Hančí selbst machte ihn darauf aufmerksam, dass Jiskra ermüdet sei und der Erholung bedürfe. Der junge Bauer bot ihm das Bett an. Der Dudelsackpfeifer schlug aber das Anerbieten hastig aus.
»Ich eile nach Hause und möchte gerne wieder Dorla sehen.« Mit Freuden hörte er, was ihm Hančí berichtete, dass sie gesund sei und gegen Abend bei ihnen gewesen war.
»Also war der Storch noch immer nicht bei uns?« sagte er lustig. »Ich freute mich schon unterwegs, dass ich mich zur Hängewiege setzen werde –«
»Nun, du wirst es noch erleben.«
Er schwang den Dudelsack auf die Schulter, reichte den Freunden die Hand und eilte behend aus Kozinas Gute. Der Mond neigte sich dem Westen zu und ein weiss schimmernder Streifen verkündigte den nahenden Tagesanbruch. Rasch, als wenn er frische Kräfte geschöpft hätte, schritt Jiskra seiner Einschichte zu. Das Dorf und alles ringsumher war noch im tiefen Schlummer. Siehe, dort auf dem dunklen Waldesrand die Hütte, wo seine Wiege gestanden! Schon hat er sie wieder, er wird sie nie mehr verlassen. Wie war ihm doch um diese Hütte dort in der Grossstadt und überall bange gewesen! Dorla schläft. Die wird aufschreien, bis er anklopfen und sie anrufen wird. Jiskra stand einen Augenblick stille. Was ist das? Er täuschte sich. Er schritt am betauten Stege weiter. – Schon war er fast an der Chaluppe und wieder! Das ist ja ein Weinen! Ein Geschrei! Doch das Geschrei und das Gewimmer eines Kindes! Und dort in der Hütte, fürwahr in seiner Hütte!
Er machte einen Sprung, dass ihm fast der Dudelsack herabfiel – gleichzeitig lief ein Weib, einen Krug in der Hand, aus dem Gebäude zum Brunnen hinter der Chaluppe. Es war Dorlas Mutter. Kaum merkte sie den Schwiegersohn, rief sie:
»Komm' rasch! Du hast einen Buben!«
Es war nicht nötig, ihn zur Eile anzuspornen. Die Ermüdung des langen, beschwerlichen Weges war verschwunden. Wie im Sct. Johannestau gebadet, lief er erfrischt, munter und hocherfreut der Chaluppe zu, die freudige Nachricht hatte ihn so ergriffen, dass er kaum die Türklammer zur Stube fand, wo ihn der ersehnte Erstgeborene mit seinem ersten Wimmern begrüsste.