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XIII

Die Ruhe der Chodendörfer, welche Lamminger nach Verbrennung der Majestätsbriefe erhofft hatte, erfuhr allmählich Störungen. Der Wasserspiegel, unter dem das Gewitter schlummerte, begann zu vibrieren und Wellen zu schlagen.

Der von den Vertretern fast sämtlicher Chodendörfer anlässlich der geheimen nächtlichen Versammlung in der einsamen Hütte des Dudelsackpfeifers Jiskra Řehůřek gefasste Beschluss fand auch die Zustimmung und Genehmigung aller jener, die damals nicht erscheinen konnten. Die dort gewählte Deputation brach alsbald nach Wien auf. Die Führung übernahm Just, der unterwegs nicht müde wurde, von seinen Erfahrungen und namentlich von der Schwierigkeit des Zutrittes bei Hofe zu erzählen, gleichzeitig aber auch zu versichern, dass er dank seinen Bekanntschaften und mittels Geldes alles durchsetzen werde. Die Choden überzeugten sich sehr bald, dass er ihnen die Wahrheit gesprochen und namentlich, dass man in Wien sehr viel Geld braucht. Dieses verlangte er tatsächlich sehr oft vom Possigkauer Psůtka, dem die Verwaltung des von den Teilnehmern jener geheimen Versammlung zur Erhaltung Justs und zwecks anderer Auslagen übergebenen Geldes übertragen wurde.

Das Wort und der Handschlag der Chodenmänner und Jiskra Řehůřeks blieben in Geltung. Die Deputation war längst schon unterwegs und im Schlosse hatte man noch immer keine Ahnung davon. Ja im ganzen Chodengau wusste man noch immer nichts von ihrer Reise, bis die Nachricht von ihr auf das Schloss – aus Wien kam!

Der Herr Hofrat von Sachsengrün, ein treuer Anhänger Lammingers, versäumte nicht, rasche Nachricht davon zu geben, was sich diese Choden wieder unterstanden hätten.

Jetzt erst wurde auch in allen Chodenhöfen und Chalupen offen davon gesprochen. Doch war die Verwunderung darüber, was diese Bauern gewagt haben, beim Freiherrn und den Schlossbeamten viel grösser. Es war ja auch schon überall bekannt, dass man sich bei Hofe über die Choden erkundigt hatte. Obzwar anfangs erzählt wurde, dass der nach dem Kaiser nächst höchste Herr über die Choden Erkundigungen einzog, erfuhr doch die Variante, der Kaiser selbst habe gemeint, sie müssen gewiss eine brave Obrigkeit haben, da sie so ruhig sind, grössere Verbreitung. Sodann wurde auch schon hie und da ruchbar, dass alle Majestätsbriefe nicht vernichtet sind, sondern einige in Aujezdl gerettet wurden. Doch dies erzählten sich nur die älteren Männer. Wenn sie davon sprachen, sahen sie sich um, ob sie niemand hört. Wo diese geretteten Urkunden wären, davon machte niemand eine Erwähnung. Alle fürchteten um dieselben. Bei diesen Gesprächen wurde wieder öfters Kozinas Name ausgesprochen, laut oder stille, immer aber so und mit demselben Vertrauen, wie damals, als er im Aujezder Gemeindehause so kühn und beredsam Lamminger entgegen getreten war und daselbst, sowie auf der Chodenschlosser Burg für die alten Rechte gelitten hatte.

Ein ganz anderer Geist zog überall ein. Selbst jene, die früher auf die Nachricht von der Vernichtung der Majestätsbriefe hin das Haupt hängen liessen, hoben jetzt die Stirn mutiger empor; sehr viele gedachten auch des grossen Kometen, der unlängst durch einige Tage am Himmel glänzte.

»Muss er denn immer nur Böses bedeuten?« erzählten sie – »könnte er nicht auch ein gutes Vorzeichen sein?«

Nur der alte Přibek schüttelte bedächtig den Kopf und meinte:

»Jeder Komet bedeutet etwas, das ist sicher. Ich hab' schon einige gesehen, immer ist aber entweder Krieg oder Hunger und Pest gekommen.«

Doch die übrigen hiessen voller Hoffnung und Vertrauen das Neujahr willkommen und zwar um so mehr, als zu dieser Zeit aus Wien die erste Nachricht von den Landsleuten kam. Just schrieb und den Brief erhielt sein guter Nachbar in Taus, der ihn Kozina übergab. Just meldete, dass sie gesund in Wien angekommen seien und dass er sofort Schritte eingeleitet habe, um bei Hofe vorgelassen zu werden. Der Kaiser sei aber augenblicklich nicht zu Hause, sie hätten aber bereits sichere Hoffnung, man hätte ihm die Audienz beim Kaiser schon versprochen, er habe auch einen ausgezeichneten Prokurator, einen geborenen Böhmen, gefunden und der habe, nachdem ihm Just alles erklärt, seinen Landsleuten genau dasselbe gesagt, was er, Just, in jener Versammlung beim Řehůřek ihnen ebenfalls gesagt hatte, nämlich: sie werden den Prozess ganz sicher gewinnen, es werde aber längere Zeit dauern, da es eine ziemlich veraltete Angelegenheit sei und Lamminger hier Freunde habe.

Der eingeleitete Prozess war der Prozess aller Choden, niemand erhob die geringste Einsprache dagegen; darum wurden auch die ersten Nachrichten über den Erfolg der entsandten Landsleute mit reger Teilnahme und Spannung erwartet und darum verbreiteten sich auch die Neuigkeiten aus dem Just'schen Briefe von Aujezdl über den ganzen Chodengau, wo sie überall fröhlich begrüsst wurden. Überall keimten neue, noch bessere Hoffnungen auf.

Etwas später schrieb Prokurator Straus in gleichem Sinne, doch nicht so vielsprecherisch und prahlerisch wie Just, was namentlich Syka und dem alten Erbrichter von Trasinau, Christoph Hrubý, an den der Brief gerichtet war, gefiel. Bald darauf kam ein zweiter Brief aus Wien. In diesem meldete Straus, was er bereits unternommen hatte und versicherte nochmals, dass die Chodenrechte nicht verjährt seien, dass sie ihre Giltigkeit nicht eingebüsst hätten, trotzdem Lamminger ihre Majestätsbriefe verbrannt habe; damit habe er sich nur selbst geschadet, da er dadurch seine Amtsgewalt als Kreishauptmann missbraucht habe und er, Straus, werde dies gegenüber dem Herrn auch vorzüglich ausnützen.

Flugs verbreiteten sich diese Nachrichten über den gesamten Chodengau, gingen von Mund zu Mund, cirkulierten in Abschriften, überall wurden sie vorgelesen und besprochen. Da – besonders als aus Wien einige Briefe auf einmal kamen – vergass fast auch schon der alte Přibek den Kometen und begann in seinen Zweifeln und seinem Misstrauen schwankend zu werden. Ein Brief, und zwar von Just, meldete, dass die Audienz bereits erwirkt und festgesetzt sei, ein zweiter, vom Prokurator, war wieder voll Hoffnungen und spornte zur Ausdauer an, der dritte sodann, der von der schweren Hand des Possigkauer Psůtka geschrieben war, schilderte im eigenen und im Namen der Landsleute, wie sie in der kaiserlichen Hofburg waren, wie sie vor dem Kaiser standen, der sie freundlich angehört und ihnen versprochen habe, es werde ihnen zu Recht geschehen. Psůtka schilderte sodann die Pracht in den kaiserlichen Gemächern, erzählte vom Kaiser selbst und diese Erzählung stimmte damit überein, was ihnen Just in jener geheimen Versammlung mitgeteilt hatte, wodurch das Vertrauen in den prozesskundigen Tauser Bürger nur noch bekräftigt wurde.

Überall wurde gerne und eifrig über diese Angelegenheiten gesprochen, nur das Weib eines der Haupturheber dieses Kampfes, dem man überall mit Dank verpflichtet war, nur Kozinas Hančí wich diesen Gesprächen aus. Sie war voll Angst. Wie fühlte sie sich erleichtert, als das Militär aus Aujezdl abzog und ihr Mann aus der Chodenschlosser Burg heimkehrte! Wie freute sie sich doch damals, dass jetzt heilige Ruhe eintreten und Jan sodann nur ihr und ihren Kindern angehören werde! Oh, jetzt leuchtete es ihr ein, warum er sich in der letzten Zeit und meistens gegen Abend und abends so oft entfernte, warum er jetzt so oft mit Syka Gespräche zu führen pflegte, und sie wusste auch schon, wovon er auf der Ausgedingestube mit der alten Mutter sprach und warum sie immer verstummten und das Gespräch ablenkten, so oft sie eintrat! Es gab ihr einen Stich, als sie das erste mal von der Einleitung des Prozesses hörte, viel grössere Bestürzung erfasste sie jedoch, als sie vernahm, dass die Schwiegermutter einige dieser alten Pergamente gerettet habe. Ein unbeugsames Weib, eine hartherzige Mutter! Sie wird nicht eher ruhen, bis sie ihren eigenen Sohn zu Grunde gerichtet! So dachte Hančí gleich anfangs. Wie kann einer Mutter etwas anderes lieber und teuerer sein als ihr Kind?! Und warum mischt sich diese alte Frau in etwas, was nur Männern zukommt! Warum zieht sie ihren Sohn hinein? Hat sie denn nicht daran genug, was sie im Gemeindehause gesehen hat, wie man dort mit ihm verfuhr, wie man ihn dann noch überdies im Schlosse gefoltert? Jede andere Mutter würde ihren Sohn um Gottes und aller Heiligen willen bitten, er möge davon abstehen und nicht sich und seine Familie ins Verderben stürzen! Und sie! –

So urteilte sie in der ersten Erregung – dieser Ansicht blieb sie auch fernerhin. Doch die Liebe zum Manne besänftigte ihren Zorn und, nachdem sie sich selbst bezwungen, ging sie eines Tages, Sonntag nachmittags, als sie wusste, dass die Schwiegermutter allein zu Hause sei, zu ihr in die Ausgedingestube. Wie kam sie aber aus dieser Stube heim! Das hätte sie wahrhaftig nicht geahnt, dass man sie für all ihren guten Willen noch so empfangen werde. Mit welch' strengen Blicken hatte die Greisin die arme Hančí gemessen, als sie in ihrer sanften Weise von Jan, von der neuen Gefahr, der er sich und seine Familie aussetzt, zu sprechen begann – nicht einmal ausreden hat sie die Schwiegertochter gelassen, welche sie anflehte, sie möge als Mutter selber dem Sohne zureden, da sie doch mehr vermag, als ihre Worte.

»Du bist nicht recht bei Sinnen,« rief die Alte. »Was ängstigst du dich im Vorhinein schon. Als wärest du die Tochter eines Herrn! Du möchtest am liebsten wie im Paradiese leben und Jan nur an dich gefesselt sehen. Er hat dich ja mehr als genug gerne. – Du hast ja einen Mann und nicht ein altes Weib und es gibt noch andere Sachen, die der Mensch auch nicht vergessen darf. Du hast mir auch 'was von der Mutter gesagt. Nun ja, ich bin keine Wölfin, ich habe die Kinder auch gerne, das brauchst du mich nicht erst zu lehren. – Ich kümmere mich um diese Sachen, weil sie auch deinen Kindern zu gute kommen werden, damit sie es besser haben, als wir Alten, damit sie nicht tanzen müssen, wenn die Herren zum Tanze aufspielen –«

Hančí wusste gar nicht, wie sie über den Hof nach Hause kam. – Kaum dass sie die Schwelle überschritten hatte, konnte sie sich nicht mehr beherrschen. Sie liess sich auf die Tischbank nieder und brach in Tränen aus. Es tat ihr leid, dass die Schwiegermutter sie so abgefertigt hatte, und gleichzeitig war ihr bange um ihren Mann. Als dann Jan nach Hause kam, ihre geröteten und verweinten Augen sah und fragte, was ihr begegnet sei, konnte sie sich trotz bestem Willen nicht überwinden. Sie konnte die Tränen nicht verheimlichen. Sie brach aufs neue in Tränen aus und bat ihn, er möge seiner und der Kinder gedenken. Von der Mutter machte sie gar keine Erwähnung. Er trachtete sie zu beschwichtigen; seine Sprache war aber sehr entschieden, was geschehen sei, sei geschehen und er freue sich dessen.

»Der Anfang ist geschehen. Und ist es so gut. Jetzt bin ich ruhiger, zufriedener. Es plagen mich keine so sonderbaren Gedanken mehr und ich scheue die Menschen auch nicht. Du weisst es ja selbst – wie ein Felsblock hat es mir an der Brust gelegen. Sei nicht kindisch! Das Ärgste ist schon vorbei!«

»Ach! Dieser unglückselige Städter, der euch soviel vorgeschwätzt hat!«

»Ruhe! Hančí– auch wenn dieser Just nicht da gewesen wäre, ich selbst hätte den Herren den Prozess gemacht. Wir haben die Majestätsbriefe –«

Hančí antwortete nicht, aber ein tiefer Seufzer entrang sich ihrer Brust. Sie segnete die Hände der alten Schwiegermutter, welche die Majestätsbriefe gerettet hatten, nicht, sie dachte nochmals daran, was sie ihr vorher auf der Ausgedingestube gesagt hatte:

»Es ist, Mutter, besser zu fürchten, als zu bereuen. Das ihr's nur nicht bereuet – bis es bereits zu spät ist!«

Der junge Kozina war zufriedener. Die peinliche Zeit der inneren Zerwürfnisse und Kämpfe war vorüber. Die Entscheidung war gefallen. Der Kampf hatte begonnen, die Hochachtung und das allgemeine Vertrauen entschädigte ihn für die früheren Kränkungen, als noch alle samt seinen nächsten Bekannten, ja sogar seine Mutter selbst ihn misstrauisch zu betrachten pflegten. Er hatte sein Mannesherz, in dem bisher nur Weib und Kinder geherrscht, wiedergefunden. Er war zu allem entschlossen, um den mit Gram und Plage begonnenen, jetzt sich günstig gestaltenden Kampf auszukämpfen. Eine Sache bereitete ihm aber schwere Sorgen. Es waren dies die Nachrichten, dass die Possigkauer entgegen dem herrschaftlichen Befehle nicht zur Jagd kamen, dass sodann die Chodenschlosser die von der Obrigkeit geforderten Wagen verweigerten. Darauf hin wurde Ähnliches auch anderwärts ausgeführt: in Hochwartl und Tilmitschau wurde zu Weihnachten der Zins nicht abgeführt und die Drescher nicht in die herrschaftlichen Scheuern entsendet. Er wusste, dass dies jetzt, solange der Prozess nicht entschieden ist, ein grosser Fehler sei, der der Herrschaft die Waffe in die Hände drückt.

Der »Prokurator« Syka stimmte mit ihm vollkommen überein.

»Wegen des an uns geübten Unrechtes führen wir unsern Prozess und jetzt werden wir noch in Strafe kommen,« meinte der Dorfrichter, als mit ihm Kozina am Abend jenes Sonntags, an welchem Hančí bei der alten Schwiegermutter war, im Gemeindehause sass. Während sie also sprachen und darüber berieten, dass es notwendig sei, den Dorfrichtern, überall nahezulegen, sich derartige Vergehen, nicht zu Schulden kommen zu lassen, trat Mathias Přibek in die Stube. Sein sonst ernstes, strenges Gesicht war wie verklärt, die Augen, erglänzten, als er unaufgefordert selbst begann:

»Nun alle Choden sind doch noch nicht ausgestorben!«

Der Dorfrichter und Syka erfuhren bald, was er damit meinte. Er hub nämlich an, ihnen die Neuigkeit zu erzählen, die er aus der Stadt gebracht. Der junge Šerlovský sei in Putzeried mit dem herrschaftlichen Heger in ein schlimmes Handgemenge geraten und hätte ihn um ein Haar fast erschlagen.

»Und warum?«

»Er wollte ihm die Flinte abnehmen.«

Syka schwieg und fuhr mit der Hand in sein lichtes Haar. Kozina aber verurteilte diesen Raufhandel auf das entschiedenste. Přibeks Antlitz verfinsterte sich, einen Augenblick sah er beide strenge an und sagte sodann:

»Nun, was meint ihr, hätte er sich die Flinte nehmen, den Buckel weidlich durchbläuen lassen und dann erst zum Prokurator gehen sollen?«

»Er hätte nicht in den Wald gehen sollen–«

Mathias schlug mit der Faust auf den Tisch.

»So sprichst du, Kozina?!«

»Jawohl, jetzt soll niemand in den Wald gehen, denn damit ist nur der Herrschaft gedient. – Noch haben wir nicht gewonnen – Ja, später –«

»Bis man uns mit dem Prügel totschlägt. Hoho, Kozina, in Wien wächst für uns kein Kraut, höchstens eine lange Nase. Das da ist unsere Hilfe!« Mathias hob seine mächtige Čakane, die er in der Luft schwang. »Vor dem da würden die Herren erzittern, nicht aber vor den Registern des Prokurators.«

»Nun dazu ist noch immer Zeit genug,« antwortete Kozina, »und glaube mir, dass diese Raufhändel alles verderben können.«

Syka, der zustimmend nickte, wollte noch etwas hinzufügen, doch schon hielt ein Schlitten vor der Erbrichterei und es trat der alte Erbrichter Christoph Hrubý aus Trasinau ein.

»Ei, Ihr da,« begann er fröhlich. »Ha, Mathias, was schaust du so finster, und du, Jan, was bist du so rot wie ein gemaltes Ei?«

Syka erzählte kurz den Sachverhalt. Der weisshaarige Bauer legte die Hand auf Přibeks Schulter und sagte besänftigend:

»Du bist noch einer von den alten, braven Choden. Jetzt ist aber eine andere Zeit. Die Čakane erwirkt nicht alles, und vielleicht wird sie gar nicht von nöten sein.«

Er griff unter den Mantel und zog einen Brief mit dem Bemerken heraus, er habe das Schreiben soeben heute Nachmittag erhalten. Er habe sofort einspannen lassen, um ihnen diese Neuigkeit mitzuteilen. Der Brief kam aus Wien und war vom Psùtka aus Possigkau mit seiner Nachschrift von Just. Der »Prokurator« Syka schnalzte mit den Fingern, als er ihn las. Der Hof hatte die Beschwerde der Choden als berechtigt erkannt und eine eigene Kommission mit der Untersuchung ihres Prozesses mit Herrn von Albenreuth betraut. Während Syka vorlas, neigte sich Kozina zu ihm. Vor freudiger Überraschung wurde er feuerrot. Obwohl der alte Hruby den Inhalt des Schreibens schon kannte, hörte er doch mit grosser Spannung zu, als Syka halblaut las. Das Antlitz des Greises verklärte ein Lächeln. Nur Přibek merkte man keine besondere Freude an. »Das ist noch lange kein Ende und es wird noch viel Zeit vergehen, bevor das Urteil gefällt wird,« meinte er. »Was heilst das eine Kommission?«

»Was das heilst?« rief lebhaft Kozina und indem er sich erhob, sagte er erregt zu Přibek: »Was das heisst? Du wirst dich ja noch auf jenes perpetuum silentium zu erinnern wissen, welches eintrat, als unseren Vätern und Grossvätern angekündigt wurde, dass unsere Rechte null und nichtig sind, dass wir keine Rechte mehr besitzen, dass wir daher keine Privilegien beanspruchen dürfen. Du hast es sicherlich noch nicht vergessen, wie man sich wegen dieser zwei lateinischen Worte beim Kopfe fasste, wie man wehklagte, fluchte, weinte und jammerte. Frage nur deinen Vater. Und solltest du es vergessen haben, so erinnerst du dich noch, wie Lomikar lächelte, als unsere Majestätsbriefe in den Flammen zischten. Er dachte, jetzt sei es mit uns aus – jetzt sei alles vorüber. Und es ist doch nicht so!«

»Und, so Gott will, wird es auch nicht sein!« fügte der weisshaarige Erbrichter aus Trasinau hinzu. Přibek schwieg. Er hörte mit zusammengepressten Lippen zu und sein finsterer Blick ruhte auf der Čakane, auf die er seine sehnigen, schweren Hände stützte.


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