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Gunung Api

Im Walde stand ein feuerspeiender Berg, der seinen schwarzen, narbigen Kopf bis in den Himmel reckte und zu dessen Fuß Palmen wuchsen; es war in den warmen Jahrtausenden vor der Eiszeit, als der Sommer noch ewig währte.

Am Tage sandte der Vulkan eine Rauchsäule zum Himmel hinauf, ungeheure Dämpfe, die sich mit den obersten Wolkenzinnen vermengten, des Nachts aber qualmte er wie ein blutiger Rachen, der über der Erde gähnte, und hin und wieder schleuderte er Flammen und glühende Steine zum Mond hinauf. Das war Gunung Api, der große Donnerer, der Vater des Feuers und Erdbebens.

Zeitalter hindurch hatte der Berg so gestanden in luftiger Einsamkeit und auf dem Feuer in seinem Innern gekaut, hin und wieder von unterirdischem Getöse erzitternd, als ob er sich ganz solo belustigte. Selten aber ließ Gunung Api sich sehen, er umgab sich meistens mit einer Wolkenwelt, um allein zu sein, hüllte sich in Dunst und schlummerte.

Es geschah jedoch, daß Gunung Api in sternenklaren Nächten die Dunkelheit von seinem Antlitz streifte, Asche in den Abgrund blies und den Krater und seine Lavabrust im Äther kühlte. Dann zeichnete sich ein gewaltiger Kegel am Nachthimmel ab, dessen Fuß über den halben Horizont reichte und dessen Gipfel zum Zenit strebte – Gunung Api entblößte sich vor dem Firmament und zeigte sich in seiner ganzen Größe. Und die Sterne breiteten sich vor ihm in leuchtenden Heerscharen, die Milchstraße schwebte und schlängelte sich unter den höchsten Balken des Nachthimmels, der Mond ging auf und war rund, blähte seine bleiche Scheibe wie ein Segler in der Nacht, das Siebengestirn lüftete sein nebliges Gespinst in der Höhe, langsam drehte der Himmel sich und stellte seinen Strahlenglanz von allen Seiten zur Schau.

Dann stieß Gunung Api Schwefelwolken aus und illuminierte sich in seiner ganzen ungeheuren Nacktheit mit Blitzen, legte seinen langen, steilen Schaft bloß, gefurcht und geschwärzt, und bei dem Licht der Blitze sah man wilde Klüfte auf seinem Körper, den Urwald unter ihm, Hunderte von Meilen Flachland nach allen Himmelsgegenden, einen gewaltigen Fluß, der sich quer hindurchwand, und in der Ferne das Weltmeer. Das alles lag unter ihm und war winzig klein. Wahrlich, er war keine unbedeutende Warze auf der Erdkruste.

Die Sterne aber schwiegen und blinzelten alle auf einmal, als ob ein leiser, kalter Wind sich durch den Äther kräuselte.

Gunung Api umgab seinen Kopf mit elektrischem Gewitter wie mit einer vielfarbigen Krone, und der Himmel gab geisterhaft lautlos durch Nordlicht Antwort. So maßen Gunung Api und das Firmament sich in edlem, nächtlichem Schweigen, denn solche Mächte begnügen sich mit Anschauung, ohne viele Worte zu machen.

Mittlerweile verblaßten die Sterne – fast war es, als ob Gunung Api lachte –, es rummelte eine Meile tief drinnen in der Erde, ein Spalt öffnete sich in der Seite, er schnaufte Dampf aus, die Munterkeit mußte heraus, ein Funkenregen sprühte aus dem Krater, ganz konnte Gunung Api einen gewissen Husten nicht unterdrücken, und er hüpfte ein wenig in seinen Grundfesten – ja ja, er hatte allerhand Achtung vor den Sternen, die bekanntlich klein, aber zahlreich sind!

Bald darauf glomm die Dämmerung auf, der Himmel schwang sich von Osten mit einer allmächtigen Morgenröte herauf, der junge ausgeschlafene Vorbote des Tages, und ein Fächer von langen Lichtsäulen schlug eine Brücke über den halben Himmel, vornehmer Besuch wurde erwartet, es tagte, die Dämmerung wich, der Himmel stand in Brand, und im Osten sprang die Sonne herauf ...

Gunung Api aber hatte dem Schlachtfeld bereits den Rücken gekehrt, war emsig damit beschäftigt, Nebel um sich zu sammeln; jedes zu seiner Zeit. Der Tag für den, der Geschmack daran findet, er seinerseits begrub sich lieber in Wolken; durch das Dickicht blitzte er gehörig, schickte eine Lawine abwärts und schüttelte Bimsstein und schlammige Wassermassen von seinen Flanken.

Und dann zog Gunung Api die Wolkenmütze wieder bis über die Brauen und schlummerte.


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