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Die Gewitterpartie
Ich hatte im freundlichen Fürstentum meines Albano nur noch eine halbe Tagreise zu Karlsons Falkenburg zu machen. Schon am Morgen kündigte der um den westlichen Horizont gelagerte 1121 Dunst Gewitter an, bloß weil er sich nicht durch die Hitze in Wolken ausformte. Je früher eigentlich sonst der Himmel sich mit Nebel umsäumt, desto leichter wächset der Nebel durch die Vormittaghitze zu einer kühlen Laube gegen die Sonne auf und läßt sie an keinem Blitze brüten; hingegen weiße Eisgebirge, die des Mittags erscheinen, richten sich abends als schwarze Vulkane auf. Auch der Wind blies ohne Standwechsel, aus der nämlichen Kompaßecke fort; ein zweites gutes Gewitteranzeichen – – Man verzeihe diese Ausführlichkeit, durch die ich nichts bezwecke als bloß einem und dem andern Wetterlaien und Donnerscheuen einige wissenschaftliche Brosamen und Gerstenbrote zuzuwerfen, wovon mir noch immer Brotkörbe genug übrig bleiben.
Unterwegs sind mir Gewitter – sobald sie nur mich und den Kutscher nicht erschlagen – ganz erwünscht und oft Himmelfahrtfeste, zu welchen der Wagen mir als niedriger Tabor und als Sternwarte dient und die ich feiern kann ohne große Ausgaben von Zeit, indes man hingegen in der Studierstube seine wichtigsten Stunden unter den Gewittermonaten durch das ewige Hinlaufen ans Fenster und das Besichtigen der Wolken zusetzt.
Ich hatte noch eine Viertel-Meile zu Karlsons Gute, als ein starkes Donnerwetter – denn es kam von Norden – schon gerüstet in seiner Schlacht- und Schlagordnung zum Angriff der Erde über dem halben Himmel stand. Vom Horizonte herauf lagerte sich ein ebenes schwarzes Meer, in das die gebirgigen Wolken unter heißen Silberblicken zerliefen, und am Himmel hing ein Orkus mit Flammen hinter einer Nacht. – Unter dem Schauen nach ihm war ich unvermerkt in eine seltsam-schöne Gegend gekommen, die mit zahllosen Baumgruppen und Baumgängen, langen Wasserspiegeln und Wasserwindungen und breiten Gängen durch unabsehliche Kornfluren sich bis an ferne Gebirge ausdehnte. Mitten in der grünen Fülle bäumte sich ein einsamer Fels wie ein vom Himmel gefallnes Zauberschloß empor. Auf dem Felsen stand ein von Weinreben umsponnenes Gartenhaus oder vielmehr Gartenturm mit unzähligen Fenstern. Hoch im Freien schwebten, wie es im Gewitterdunkel schien, zwei goldne Sterne über dem Turm. An der mir halbabgewandten 1122 Seite führten mehre Gärtchen als geräumige blühende Stufen hinauf, wie etwan unschuldige Freuden den Dichter auf seine Kunstgipfel geleiten.– –
Jetzo fuhr Gewitterfeuer in einen einsamen Baum; und unter dem Schlage stand eine glühende Kugel über dem Gipfel. Die Goldsterne über dem Gartenhause entbrannten hell und ich erkannte nur unter dem Blitzen die beiden in vergoldete Spitzen auslaufenden Gewitterstangen.
Plötzlich wurde mir bei meinem Namen oben von einer bekannten Stimme zugerufen: hinaufzukommen aufs Wetterhorn. – Ich war bald die äußere Bergtreppe hinauf, deren Stufen aus Gärten bestanden, die sich mir unter dem Wechsel von Blitz und Nacht gigantisch vergrößerten. Da trat mir ein langer schlanker Mann entgegen, mit dem Kopfe etwas vorgebückt, mit einem festen ungeblendetem Augenpaare und mit einem von dem Überleuchten der Blitze wunderbar gehobenen Kraftgesicht und Gliederbau. Es war mein alter Freund Karlson, der mich mit dem gewöhnlichen scharfen Blicke und Gedächtnis der Kriegleute viel früher wiedererkannt hatte als ich ihn; da ich mehr nur Stimmen behalte.
Er machte mich in der Eile mit seinem sogenannten Wetterhorn bekannt, das er so einrichten lassen, um hinter einer Wache von Eisenstangen dem hohen Riesenkriege der Wolken mit freierem Genusse zuzuschauen. Schon vormittags zieht er bei einiger Hoffnung zu dessen Ausbruch mit den Seinigen auf das Wetterhorn. – Warum aber suchen und achten überhaupt die Menschen nicht mehr das Erhabene der Erde, wenn es ihnen entgegenwandelt als Gewitter, als Meer, als Sternhimmel, sondern bauen sich lieber ein Miniatur-Erhabenes in Parks und Operhäusern oder tragen das natürliche Große auf Miniaturpinseln zu Nest?
Ich ließ es durch kein Reden zu einer Störung eines so vorüberrauschenden Genusses kommen, zumal da eben ein Gegengewitter in eine hohe Tanne einschlug, über welcher wieder eine Kugel glühte. Der Rittmeister hatte nämlich über einen frei stehenden Baum einen Wilsonschen Knopfableiter so aufrichten lassen, daß dieser unweit des Gipfels absetzte und folglich den 1123 abspringenden Blitz als einen vollen Schlag dem Baum zulenkte. Alles wurde immer reicher und wilder. Zahllos flogen die Blitze mit Brautfackeln der Befruchtung und mit umgestürzten Todesfackeln über die Welt und standen unten in den Wassern als Grubenlichter und Silberadern und liefen über die Wolken als Steppenfeuer; und bald schauten lange Wälderzüge, bald zahllose Berghäupter als Riesen auf den Festungmauern der Erde den Menschen im Flugtage des Blitzes an. Herrlich schlug der Donner die Regennacht auf zackigen Wolkenschutthaufen entzwei und die weißen Schneekoppen und die schwarzen Feuerberge des Gewölkes deckten sich mit ihren ineinandergekeilten Gipfeln auf und der Himmel hing als ein der Erde zugekehrter Ätna herab. So war das stille Blau, zu dessen Frieden und Kühle der Mensch so oft aus seiner Erdenhölle sich zu trösten aufblickt, in ein feuriges Schlachtfeld verwandelt.
Endlich schloß der Himmel seinen Frieden und einen schönern als gewöhnlich die Menschen; denn keine Stunde der Natur ist lieblicher als die erste lichte nach einem Gewitter, gleichsam eine Liebe nach der Versöhnung – das besänftigte Nachdonnern der Ferne ohne die gewöhnlichen Schlußakkorde der Kanonenschläge, und auf den stillen Regenmeeren des Horizontes das milde Nachleuchten der vorigen Blitz-Dreizacke; – und das kühle stumme Blitzen der getränkten Blumen und ihr frisches Duft-Behauchen der Menschen – das scheidende Herüberblicken der sanften halbverweinten Sonne auf dem hohen Gebirg, welche die stolzen Berge der Nacht überließ, aber über die fernen Hügel und Täler mit der goldnen Wiegendecke des Abendrotes zog. – O wie reicher und schneller vergütet die Natur als der Mensch!
Froh über die alte und neue Zeit gingen ich und mein wiedergefundner Freund nach seinem Schlosse Falkenburg zur Familie und er sagte mir unterwegs, wie diese ihm sein Spätjahr in Frühjahre des Lebens umtausche. Da kam uns über die Wiesen sein Sohn Alexander entgegen, welcher bisher das Gewitter anstatt auf dem Wetterhorn, durch Herumlaufen im weiten Freien zu genießen gesucht, weil er, wie er sagte, alles lieber vom lebendigen Naturaste als aus dem Einmachglase nehme. – Es war ein 1124 blühendes derbgesundes einnehmendes Köpfchen, an welchem die halbgerollten Naturlocken über den Ohren wie ein Paar Merkurflügel vorstanden, wie denn auch alles am Jüngling Flügel hatte, Gang, Sprache und Gedanke. – Beiläufig! erst der erwachsene Sohn maß mir das Alter des Vaters und damit auch das meinige vor; denn alte Bekannte behalten für einander immer die alternden Ähnlichkeiten bei; Kinder hingegen zeigen durch ihre Jahre die fremden. –
Alex, wie ihn die Familie abkürzte, zeigte sogleich, als Karlson etwas von der Pracht des Gewitters vorbrachte, seine Natur und Sitte, überall die warmen Leute auch an die Nordseite der Gegenstände hinzuführen; er machte – um vielleicht das bewundernde Pathos des Vaters abzuwenden – die Anmerkung: so erhaben auch ein Gewitter vorkomme, wenn man unter ihm zittere: so verlier' es doch seine Pracht, wenn man über ihm auf einer Alpe stehe und das Niederschießen der Blitze und das vertiefte Donnergerolle wahrnehme; es borge sonach einen Teil seiner Größe von der menschlichen Stellung.
»Schwerlich viel!« (versetzte ich) »es steht nur das Größere neben dem Großen, erstlich der Zug der Gebirgketten, vor welchen sogar die weiten Ebenen und die unabsehlichen Flüsse einkriechen; dann thront ja hoch der Himmel mit seiner Sonne über den Wolken und natürlich versinkt das Irdische gegen das Himmlische.«
»So wollen wir es« – antwortete Alex – »noch anders nehmen. Ich habe mir oft eine umgekehrte, nämlich eine verkleinernde Astronomie vorgestellt. Ja ich konnte sie sogar erblicken, wenn ich das Teleskop umkehrte. Alle die Sternbilder und Nebelflecke und die unermeßlichen Räume dazwischen wären doch durch ein unendliches hohles Glas vor einem unendlich-scharf gedachten Auge zusammenzuziehen bis sogar zu der Größe eines Plafonds in einem Gartenhause; – denn wo sollte die Verkleinerung aufhören bei meiner Annahme eines hohlsten Glases und schärfsten Blickes? Auf diese Art möchte doch das oben an der Gartenhausdecke hausierende und rotierende Weltgebäude uns weniger erschüttern und erheben als es bisher getan.«
1125 »Aber darum« – sagt' ich – »wäre das Große nicht verloren, sondern es bliebe sogar zweimal da, und noch ein unendlich Größeres dazu. Denn einmal war unser Gedanke ein großer, und keine äußere Wirklichkeit könnte seine innere vernichten und verkleinern; sogar einem höheren Geiste erschiene unsere Vergrößerung als eine fort, wenn er in ihr auch eine irrige und leihende Anwendung fände. Zweitens gibt es auf der Erde keine Vergrößerungen, sondern nur Verkleinerungen; und der Floh ist noch größer als er unter jedem Vergrößerglas erscheintDen längern Beweis dieses Satzes findet man in . . . ., weil wir das stärkste, d. h. die nächste Nähe noch nicht kennen und haben. Jede Ferne verkleinert und belügt, und so wird der winzige Floh so gut von ihr verringert als die riesenhafte Sonnenwelt.«
»Sie haben mir einen nun einmal ins Ohr gesetzt: so mag er da hantieren und seine Elefantengröße zeigen. Denn dies vermag der kleine Riese wirklich, und alle die erhabnen Donnerschläge – um auf das bewunderte Gewitter zurückzukommen – tun die Sprünge eines einzigen auf dem Paukenfelle nach. Wo bleibt hier das Erhabene des Gehörs?«
»Eben da,« versetzt' ich, »wo das Erhabene des Gesichts noch ist, erstlich im Geiste, der einmal erhaben empfunden, und zweitens in der Außenwelt, in welcher jeder Klang gewaltiger stürmt, als wir ihn jemals aus seiner Ferne vernehmen; denn wir hören keine Sache in ihrer höchsten Nähe. Ist der Klangorkan, der in der nahen Glocke brauset, eine Einbildung?« – »Nein, er wird eine, wenn er bloß als ein dünner Stundenschlag sich tot vom Turm herunterfällt«, versetzte der Rittmeister mit inniger Freude über die gerettete Wahrhaftigkeit der menschlichen Erhebungen. »Sie haben recht« – – sagte der Gesandtschaftrat, indem er meine Hand ergriff – »immer bleibt die größte Nähe das Beste, wenn man Menschen gewisser Art ihrem Werte gemäß hören und sehen will.«
Schon im Dorfe empfing uns die Rittmeisterin Josepha voll Freude über den ganzen, in mehr als einer Rücksicht reichen Abend. Eine wahre Palmengestalt durch Natur und durch Kunst, 1126 welche künftig nicht einmal durch die Jahre die gerade Haltung verlieren wird! Solchen ruhigen liebevollen, und doch durchdringenden Blicken konnte freilich der Rittmeister bei seinem französischen Feldzuge leicht seine beiden Söhne anvertrauen, obgleich Söhne sonst schwerer von weiblichen Händen zu lenken sind als deren Väter. Das wenige, was sie mir über meine Werke sagte und über mein Verhältnis zu ihrem Gatten, zeigte nur Würde – die für das Volk dem Stolz gleichgilt –, und ruhige Wärme – die es für Kälte ansieht –, und keine Kreuz- und Querzüge des Gesprächs, die man sonst wohl von Weibern und Weltleuten erwartet. So hatte denn die Vorsehung, wie es schien, dem sich leicht poetisch verflatternden Charakter Karlsons, anstatt Gionen, die ihm für das lange Glück der Ehe vielleicht zu ähnlich war, ein kälteres, mehr abwägendes Wesen zugeführt, das mit andern Kräften den Himmel seines Lebens aufbaute und trug.
Nun flog aber ein ganz anderes Wesen zur Türe hinein, seine Tochter Nantilde, die zu Fuße so spät noch von Wiana, nämlich von Selina zurückkam. Da sie meinen Namen hörte, fiel sie mir – sie muß mich wahrscheinlich noch für zehn Jahre älter angesehen haben – drei Sekunden lang geradezu um den Hals und sagte: »O, Gott sei Dank! – Das soll Selina heute noch wissen!« – Sie wollte wirklich diesen Abend noch nach dem Rittergute fahren und ihre Freundin herholen; denn beide Familien tauschten so vertraulich ihre Schlösser wie eigne Zimmer. Aber die Gräfin bemerkte, so spät möcht' es wohl den Baron beschweren, er möge nun zu Hause bleiben oder mitkommen; dafür reise man morgen sämtlich dahin. »Sie ist eben ein ewiger Sturmzephyr«, sagte Karlson. »Sie sehen jedoch,« sagte jene zu mir, »wie innig unsere Tochter ihre Freundin liebt« und schien damit zugleich der vorigen Umarmung die rechte Auslegung geben zu wollen.
Mich labte sehr die Liebe rings umher, das rein zusammengestimmte Gattenpaar und die sich im Necken liebenden Geschwister; und ich sah mit jugendlichen Blicken dem Reisemorgen entgegen, der mich zum zweiten alten Kampaner-Bekannten und zu einer so vielgeliebten Tochter der edeln Gione bringen sollte, 1127 damit ich wenigstens aus der Ferne wieder in das Kampanertal der lieben Jugendzeit hineinsähe. –
Nur ein glänzendes Stück war aus dem liebereichen Familienzirkel ausgebrochen und eine Wolke füllte die Lücke des Regenbogens: Henrion, Karlsons zweiter Sohn stand auf dem Schlachtfeld. Alle schienen mit warmer Liebe am Jüngling zu hangen. Der Vater wiederholte allen zu Liebe den alten Trost, daß Henrion, welchem er bei einem so unbestimmten Kriege ein gewisses Ziel der Heimkehr setzen müssen, nach manchen Verrückungen dieser Grenzsteine endlich sein Wort gegeben, bei der Wiedererrettung Moreas nicht länger zu bleiben, als bis die wichtige Festung Napoli di Romania, wovor sein General Norman liege, sich ergeben habe. »Dann ist er wieder da,« rief Nantilde entzückt »und morgen soll Jean Paul sein Bild besichtigen und selber wieder ein Bild uns davon machen.« – Die Rittmeisterin setzte hinzu, daß das Bild bei dem Freunde Wilhelmi hange. »Er lebe!« rief Alex. »Er streite und lebe!« rief Karlson. – Jetzo umfaßte eine gewisse feierliche Kirchenstille den ganzen Kreis und vor jedem Herzen schien innerlich der Geliebte zu stehen, aber auch die Feinde neben ihm. Ich weiß nicht, wie ich jetzo zu dem an sich beziehlosen Worte kam: »Es gibt mehr unbekannte als bekannte Leiden; die Menschen schlafen nebeneinander mit ihren Träumen, aber selten weiß einer, wenn der andere eben einen schweren hat; er würd' ihn sonst wecken.« Genug die heitere Nantilde wurde darauf ganz still – – wovon ich erst später die ganze Ursache erfuhr.
Der Gesandtschaftrat lenkte bald die ernsten Betrachtungen zu heitern um: »Wahrlich«, fing er an, »ein ehrlicher Jüngling, der in einen guten vernünftigen Krieg hineinverlangt, wo für etwas Tüchtiges Blut und Leben daranzuwenden ist, wenigstens für Freiheit, kann sich keine bessere Zeit wünschen als unser Jahrhundert; es ist das Ding nicht viel jünger als ich, nämlich 22 Jahre, und doch hat es schon eine Menge der besten Freiheitkriege geführt, zwei in Spanien – wovon der eine noch dauert – mehre in Deutschland, ein paar in Frankreich, einen in Welschland und eine Unzahl in der neuen Welt: einem hochherzigen 1128 Menschen bleibt ja heutzutage ordentlich die Wahl gelassen, für welche Freiheit er fechten will, ob für die amerikanische oder die spanische oder die griechische, indes er in frühern Zeiten nur in elenden Erbfolgekriegen für einen Louis und andere sich mit den Völkern verbluten konnte.«
»Ein wahres Lob«, fiel ich ein, »für das corps diplomatique, das eigentlich immer das erste Treffen aller Armee-Corps ist; wenn nicht die Väter, doch die Geburthelfer, oder wenigstens die prophetischen Wettermännchen des Kriegs.« – Mit einiger Wärme erklärte er sich gegen seinen eignen Stand, den er nächstens aufgebe und umtausche, weil die Interessen eines großen Hofs, wofür der Gesandte arbeite, einem hochgesinnten wenig gefallen, und die Interessen eines untergeordneten Hofs ihm noch weniger gelingen könnten. – Ich nahm seinen Posten, der ja auch meiner war als Hildburghäuser Legationrat, mit allen Kräften in Schutz und verteidigte solchen, da ich Titular- oder Scheinlegationrat war, mit so vielen Scheingründen als ich nur eilig auftreiben konnte. – »Wohl«, versetzte Alex, »sind Sie glücklich, da Sie mit Ihrer Legation keinem Lande etwas schaden oder kosten; – aber ich sattle um zur Finanzwissenschaft; ich kann damit doch etwas tun. Kein Land hat ietzo Geld – und bloß Geld, nicht aber wie Montesquieu meinte Ehre, ist das Prinzip der Monarchien –; es ist jedoch, als ob den Staaten, je mehr neue Metalle die Chemiker jährlich entdecken, desto erbärmlicher die alten ausgingen. Für die Theologen ist wegen ihrer Baurisse der Zukunft, der Kirchhof der goldne Boden des Handwerks, oder die Pandorabüchse mit der Hoffnung – für den Arzt ist er ohnehin ein goldner Boden, weil ihm die Rechnung für seine Gänge bezahlt wird, sobald die des Patienten aufgehört – für den Offizier ebenfalls, weil er hinaufrückt, es mögen nun seine Kameraden hineinkommen, oder durch ihn der Feind – Aber nur gerade für die zahlreichste Menschenklasse, den Landmann, der jetzo lauter Eisfelder bauet, ist der Grund und Boden ein Blutacker . . . . . Das hole der Henker! Aber ich will wenigstens damit anfangen, daß ich dem Landtage einen Vorschlag einreiche, die verdammten halben Kreuzer und drei Pfennige und einen Heller, welche durch die dicksten 1129 Steuerrechnungen zur Plage und Mühe der Rechner und Schreiber unaufhörlich herumrollen und klingeln, zum Vorteile der Steuerpflichtigen geradewegs zu streichen, zumal da sie zusammengeschmolzen sogar aus großen Summen am Ende keine der Mühe und der Dinte werte abwerfen – ich sage zu streichen und den Steuerpflichtigen zu erlassen, dieselben Kreuzer, Pfennige und Heller aber den Besoldeten überall, wo solche in Tabellen vorkommen, abzuziehen und sie zurückzulegen, so daß durch diese beiden Handgriffe am Ende von einer Sparkasse für den armen untergeackerten Landmann nach Jahren die Rede sein möchte.«
So freundlich und hell verging uns allen der Abend als ein Vorläufer eines noch reichern Morgen.
Streckvers über den Kapitel-Planeten Merkur
Das Weltkörperchen fängt, hell-schimmernd und leicht-fliegend, die Planeten-Reihen nah an der Sonne an: dies will das erste Kapitel auch nachtun. Gefällt es euch aber als Irrstern nicht: so werde der Anfang Merkurius der Götterbote genannt, denn er bringt euch ja neueste Nachrichten von denen, die im Kampans-Elysium Götter waren, ja er führt sogar, wie jener geflügelte, eine Seele von hinnen, Gione.