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Ernst stellte sich hinter einen Stuhl, die Hände auf die Lehne gelegt, und hob, seine Worte mit entsprechenden Bewegungen erläuternd, feierlich wie ein Prophet an: «Was sehen wir über uns? Den Himmel. Was sehen wir unter uns? Die Erde. Eine Darstellung von Himmel und Erde ist der Mensch im Kleinen, der Staat im Großen. Was ist die Tugend der Erde? Die Festigkeit, das Unwandelbare. Was macht den Himmel zum Himmel? Daß er alles überschaut, mit den Pfeilen seines Lichts und den Blicken seiner Sonne die starren Formationen unter ihm erleuchtend und erwärmend durchdringt. Abbild der Erde, der Masse, sind im Staate die Regierten; Sinnbild des Himmels ist der Monarch. So war es, so muß es wieder werden. Einen Damm müssen wir bauen, den unruhig vorwärts rauschenden Wogen entgegen; da soll die Wut der aufgeregten bösen Elemente ihr Ziel finden. Von Gott entspringt alles Regiment; in jedem Gesetze, in jedem urkundlichen Rechte, in der letzten gesellschaftlichen Einrichtung ist Gott sichtbar geworden. Höchste Achtung, unbedingte Verehrung allem Bestehenden! Nicht das soll gelten, was jeder heiße Kopf sich Recht benennt, sondern das Geltende soll Recht sein. Diese krummen Straßen Kölns – auch sie sind geoffenbarte Wege; Gott hat sie nun einmal nicht anders als krumm gewollt; es kommt der Tag, der die Allweisheit auch darin kundtun wird. Und folgendergestalt erbaue ich den Staat: Erstlich von unten heraufwachsend alle Gebilde, fest, abgerundet, unveränderlich. Geschlossene Bauerngüter, erbend vom Vater zum Sohn auf den Ältesten, nicht zu zerstückeln, nicht zu veräußern; die jüngern Geschwister können dienen oder in andre Höfe heiraten. Über dieser Grundfläche der gesellschaftlichen Kristallisation die mannigfaltigen, aber für alle Zeit bestimmten Winkel eines tüchtigen Lehnwesens. Die Besitzungen des Adels Eigentum der Familie als idealen Begriffs, nicht des einzelnen; Majorate und Fideicommisse begünstigt, so weit es nur angeht; die Nachgebornen versorgt durch Staats- und Kriegsstellen. In beiden Ständen der Mensch nur gedacht als Person, soweit er besitzt, eine Darstellung gewissermaßen des flüchtigen Lebensgeistes, der aus der Scholle aufsteigt, die Repräsentation, so zu sagen, des Ackerduftes. Zwischen Bauern und Adel die Städte, gefestigt in aller Tugend, Art und Zucht durch das Heiligtum der Zunft und Innung. Wenn dann auf diese derbe Masse hinab sich von oben die alles durchdringende Intelligenz und Gnade des Monarchen ergießt...»
«So ist der Pudding fertig mit süßer Brühe drüber!» rief Anselm überlaut und klatschte, vergnügt über seinen Einfall, in die Hände. «Die Bauern sind der dicke Mehlteig drin, der Adel ist die braune Kruste, und die Städte stecken als Rosinen zwischen beiden. Die Brühe aber gibt der Regent zu dem Gebäck. – Sieh hier», so wandte er nun belehrend sich an mich, «sieh hier, was ein sonst vernünftiger Mann salbadert, wenn er einem unvernünftigen Systeme anhängt! Gibt es einen krassern Fetischismus, als Gott, den erhabnen Urquell von Freiheit und Recht, Vernunft und Wahrheit, in einer alten krummen Sackgasse, in einem beräucherten Pergamente zu verehren? Und mit seinen Kristallisationen, seinem Ackerdufte, seinen Erstgeburten und seinem Zunftzwange merkt er nicht, daß er in die allergrausamsten Widersprüche gerät. Er predigt das Evangelium des Bestehenden und will alles umstürzen, was grade jetzt denn doch so halb und halb schon besteht. Er, der Absolute, ist der entsetzlichste Revolutionär, den man sich denken kann. Wir wollen die Maschine doch nur etwas rascher vorwärtsschrauben; er aber will sie zurückschrauben, worüber denn natürlich das ganze Werk mit Federn und Rädern zerbrechen muß. Ich denke, mein weiser Freund, du wirst mir die Feigheit meines Bleistifts nicht wieder vorwerfen!»
Auf diese mit großem Triumph geschlossene Rede entgegnete Ernst durch einen Blick, in dem sich ein unbeschreiblicher Zorn aussprach. Er kratzte an seiner Schläfe, er bewegte die Lippen und rang vergebens nach Worten. Ich befürchtete eine verdrießliche Szene und suchte den Sturm durch einen Scherz beschwören. «Die Juden werden deine Schöpfung nicht aufkommen lassen, lieber Ernst», sagte ich zu dem ergrimmten Freunde. «Du weißt, sie besitzen das Geld und haben die Hypotheken auf Bauer- und Rittergüter; die Hypothek ist aber bekanntlich eine geschworene Feindin aller Unveräußerlichkeit.»
Ernst hatte sich gefunden, blickte das Bild des Erlösers auf seiner Dose an, nahm eine noch größere Prise als früher und sprach: «Die Juden treibe ich eben ganz aus; die müssen sämtlich fort. Sie sind nur durch eine verächtliche Nachgiebigkeit unter uns emporgekommen. Was soll das orientalische Hirtenvolk in deutschschriftlichen Staaten? Ich jage sie also in die Wüste, woher sie gekommen sind und wohin sie gehören. Diejenigen, welche bleiben wollen, müssen sich gefallen lassen, in die Vorstädte oder in bestimmte Straßen zu ziehen. Nichts wird ihnen erlaubt als das Schachern; in meinem Staate sollen sie nie was anderes sein als Heuerlinge und Knechte!»
Dies war Anselmen zu viel. Ich kannte seine Ansicht von dem Punkte. Ernst hatte ihn in seinen heiligsten Empfindungen verletzt. «Frevle nicht!» rief er mit erhabener Gebärde. «Die Juden sind das Lebensprinzip unseres Daseins; sie versuchen alles, sie können alles, sie bringen Bewegung in das Stockende. Noch mehr sollten sie begünstigt werden, als es schon geschehen ist. Man sollte sie in ihren Rechten über die Christen hinausstellen, damit wir durch Brotneid und Ämulation aus unserm Schlafe erweckt würden. Philosophieren die Juden nicht? Gibt es nicht Staatskundige, Tiefdenker, Universalköpfe unter ihnen? Wer leiht das Geld zu den Kriegen her, welche die Könige führen? In diesem Volke, das sage ich dir, bricht die Morgenröte unsrer bessern Zukunft an. Nein, ich ließe sie Richter werden, Lehrer der Jugend; ein Jude müßte Theologie studieren und in der Kirche predigen können!»
«Wenn man dergleichen hört», erwiderte Ernst und rang die Hände, «so fallen einem alle Ungereimtheiten ein, die man heutzutage vernehmen muß. Sprich nur weiter, Anselm! Ich bin dein Gast; ich kenne meine Pflichten. Ich habe es in Geduld ertragen müssen, wenn sie mir von der Mamsell Lenormand vorschwatzten, von dem wundertätigen Schäferknecht, vom Magnetismus...» Nun war ich angegriffen. Sollte ich den Magnetismus, eine Sache, an welche ich glaubte, die ich durch teure Erfahrungen kennengelernt hatte, mir schelten lassen? Ich fuhr auf und sagte, was ich auf dem Herzen trug. «Wie kann man den Magnetismus eine Fabel nennen, das durch tausend Proben verbürgte Geheimnis der Seele!» sagte ich. Sie hörten nicht auf, sie waren schon wieder tief in ihren Theorien. Ich erhitzte mich, ich erbat mir Ruhe, ich erzählte, daß mir selbst die wunderbarsten Erscheinungen jenes Zustandes in Ems geworden wären, was nun freilich nur zur Hälfte richtig war. Wir sprachen zuletzt alle durcheinander, Anselm von den Tendenzen des Jahrhunderts, Ernst von der Legitimität und ich vom siderischen Bezuge. Es achtete aber keiner mehr dessen, was der andere sagte.
So standen wir drei Narren und schwatzten und ständen und schwatzten vielleicht noch, wenn nicht plötzlich der Bediente eingetreten wäre und unsern Wirt bescheidentlich gefragt hätte, wieviel Kouverts der Herr befehle. Dieses Wort erinnerte mich, daß ich in Köln sei; diese Erinnerung erinnerte mich an den Karneval und an die Absicht meiner Reise. Hastig zog ich meine Uhr hervor und meinte vor Verdruß zu vergehen, als ich sah, daß es hoch Mittag war. Ich ließ die beiden Disputanten, sie und unser Gespräch verwünschend, stehn, rannte auf die Straße und suchte noch einige Stücke vom großen Geckentage zu erwischen. Aber alles war vorbei. Die Leute trieben ihre Hantierungen, die alte tolle Stadt Köln sah so grau und vernünftig aus wie immer. Nur ein armer blasser und müder Harlekin begegnete mir auf meiner Wanderung; ich fragte ihn, ob denn der Maskenzug ganz vorüber sei. «Ja», versetzte der Mensch, «Gott sei Dank! Die Strapaze hätten wir einmal wieder gehabt.» – «Macht Euch denn die Sache kein Vergnügen?» – «O ja», erwiderte Harlekin und gähnte, «wenn viele Schikanen vorkommen.» – «Schikanen?» – «Nun ja, wenn sie dem und jenem eine tüchtige Kabale machen.» – «Ah so», rief ich, «Ihr meint, wenn recht viel persönliche Persiflage vorkommt?» – «Ich weiß nicht, was Sie wollen», erwiderte der verdrossene Harlekin; «verstehen Sie denn kein Deutsch? Kabale ist, wenn einer hier sein Hab und Gut verspielt, und sie fahren ihn dann in einem Anzuge von Karten und die Hausnummer und die ersten Buchstaben von seinem Namen auf dem Buckel in der Stadt umher, oder sonst dergleichen Sachen.» – Ich wollte mir von ihm die Hauptfiguren, die heut erschienen seien, nennen lassen; aber der Mensch wünschte mir, obgleich es hoch Mittag war, eine gute Nacht; denn er wollte sich schlafen legen. – Warum war ich denn hergekommen? Ich war äußerst böse auf mich und mein Quängeln, auf den Liberalismus, den Servilismus und den Magnetismus, die mich um unser deutsches Volksfest mit seinen Schikanen und Kabalen so schnöde gebracht hatten.
Nun stand noch meine ganze Hoffnung auf den großen Ball im alten Reichssaale Gürzenich. Aber wollte ich Masken sehen? Ach nein, ganz andre Dinge wünschte ich, hoffte ich zu erblicken. Das Herz ist ein fruchtbarer Acker, und die Gefühle sind ein unvertilgbares Unkraut; die Jahre mögen noch so lange darüber hingepflügt haben, immer schlagen die Keime wieder aus. Ich war doch ein verheirateter Mann von Charakter und Grundsätzen; wie durfte ich denn nun den ganzen Nachmittag über und die Abendstunden hindurch an nichts denken als an die sonderbaren Zeilen in der Karnevalszeitung und ob Sidonie wohl ihr Wort halten werde? «Aber es ist ja auch weiter nichts als Neugier», sagte ich zu mir selbst. – Diesmal sollte kein System mich über die Stunde des Rendezvous hinaus festhalten; ich blieb unter dem Vorwande einer Unpäßlichkeit auf meinem Zimmer allein und schlich mit dem Glockenschlag zehn, in meinen Mantel gehüllt, den Domino darunter, aus dem Hause. Aus dem weitläufigen, winkligen Gebäude drang mir der Schall der Geigen und Flöten, der Trompeten und Pauken entgegen; helle Fenster sahen wie die Augen des Festes hernieder. Ich drängte mich durch das ab- und zuströmende Getümmel die Treppe hinauf, ich gelangte in den Vorsaal; dort war ja der Ort, wohin man mich beschieden hatte. Ich musterte die Gärtnerinnen, die Fischerinnen, die Zigeunermädchen, die an mir durch in den Saal zogen; die ich suchte, war nicht darunter. Unter meiner Maske spähte ich umher; endlich bewegte ich mich auch nach dem Tanzsaale, ungeduldig, mit halber Hoffnung. Plötzlich fühle ich, daß mir in die hinabhängende Hand von hinten rasch etwas Metallisches gedrückt wird. Ebenso rasch zieht man es zurück. Ich drehe mich um: eine Fledermaus steht vor mir und hält mir den Ring, den ich Sidonien in Ems gegeben hatte, unter die Augen. Sie war es; ich meinte im Himmel zu sein. «Bist du's?» flüsterte ich ihr zu. – «Sind Sie's?» flüsterte sie zurück.- «Hier das Zeichen!» rief ich und streifte mir Sidoniens Brillantring vom Finger; denn ich hatte dieses Kleinod freilich leider doch mitgenommen. Sie nahm den Ring, besah ihn prüfend, steckte ihn an und sagte: «Ja, er ist's.» – «Da ist mein Antlitz!» rief ich und demaskierte mich. «Man soll das Glück nicht fragen: woher kommst du? Aber wie kann ich, wie mag ich diesen seligen Augenblick ergreifen! Was führt dich her?» – «Die Torheit», versetzte sie lachend. «Kommen Sie, mein Herr! Es ist Fasching; wir wollen einen fröhlichen Abend zusammen haben.» Sie nahm meinen Arm; ich konnte mich in dieses freie und lustige Wesen, welches mit ihrer frühern Schwermut so auffallend kontrastierte, durchaus nicht finden. Indem ich sie halb gedankenlos führte oder mich vielmehr von ihr führen ließ, merkte ich, daß sie in einem fort für sich kicherte. «Sie sind ja so heiter», sagte ich, um nur etwas zu sagen. – «Es ist auch eine Situation zum Totlachen», versetzte sie. Ich hätte so gern etwas Sentimentalität gehabt. Ich bat sie, die Larve hinwegzutun, mich in ihre Augen blicken zu lassen. «Nein», sagte sie; «die Liebe ist ein Geheimnis; trachten Sie nicht nach verborgenen Dingen! Lassen Sie mich Fledermaus sein und bleiben! Wie befindet sich Ihre werte Frau Gemahlin?» Ein solches Wort aus ihrem Munde! Mir war, als würde mir ein Eimer eiskalten Wassers über dem Haupte ausgeleert. «Lassen wir die Gute ruhen, die wohl jetzt bereits schläft!» versetzte ich. War ich in der Gewalt eines Dämons, eines Kobolds? Sie wollte durchaus die Figur meiner Frau, ihre guten und schlechten Eigenschaften von mir beschrieben wissen. Ich sagte ihr verlegen und gepeinigt, meine Frau sei eine Frau, wie es manche gebe, und ihre Figur gehe so eben mit hin.
Wir standen vor einem ansehnlichen Hause. «Hier ist eine Restauration», sagte meine Schöne. «Erwarten Sie mich dort! Ich hole uns Gesellschaft.» – «Wozu Gesellschaft? Gönne mir einige reizende Minuten mit dir allein!» rief ich leidenschaftlich. Aber schon war sie mir entschlüpft und um die nächste Ecke verschwunden.
In der erleuchteten Weinstube trat mir der Besitzer entgegen, eine breite untersetzte Figur mit vergnügten Froschaugen im roten glänzenden Gesichte. «Guten Abend, mein Herr!» schnarrte er pustend. «Nun, es freut mich doch, daß es noch mehr vernünftige Leute gibt, die den Saus und Braus nicht lieben und ein solides Gläschen Wein dem dummen Zeuge vorziehen. Ich sage immer, Kinder, sage ich, stellt euch nur nicht an, als müßtet ihr mit Gewalt in den paar Tagen närrisch werden! Es geht auch ohne dieses. Ihr macht das ganze Jahr durch quatsche Streiche gerade so viel, als ein jeder aufbringen kann. Die ganze Welt ist ein Orchester, wir sind die Instrumente drin! Ja, ja, nichts Neues unter der Sonne! O mein Herr, ein Speisewirt lernt die Menschen kennen.»
Ich unterbrach den Strom seiner Rede und forderte lebhaft und dringend ein einsames Stübchen, Austern und Champagner. Der Frosch sah mich lächelnd listig an, gab einem dienstbaren Geiste seine Befehle und sagte, mich vom Kopf bis zum Fuß überschauend: «Aha! Einsames Stübchen – Austern – Champagner. Sie gehören also in die vierte Klasse.»
«Vierte Klasse?» fragte ich zerstreut, nach der Tür blickend, durch welche noch nichts kommen wollte. – «Ja, mein Herr», fuhr der Wirt in seiner Peroration fort; «bei mir wird alles nach Klassen bedient, nach Übersichten. Ich bin kein Routinier, ich habe ein System, ich werde die nächste Versammlung der Naturforscher besuchen; denn ein Weingast ist doch auch ein Naturprodukt.» Er lachte über diesen Einfall mehr, als letzterer verdiente. Als er wieder zu sich selbst gekommen war, schwadronierte er weiter: «Ich habe mir in meiner dreißigjährigen Praxis im ganzen fünf Klassen von Gästen abstrahiert. Sehen Sie, mein Herr, in der ersten Klasse stehn die Schlemmer. Die schlagen das liebe Gut hinein, mir nichts, dir nichts; denen ist Wein Wein und Kaviar Kaviar, sie denken an nichts als an Essen und Trinken dabei. Nun, die bekommen die Flasche denn auch nur so hingesetzt ohne Feinheit, ohne daß ein Wort mit ihnen gesprochen wird. Das ist der Schlamm, die Grundsuppe einer Weinstube. Nun kommt die zweite Klasse: die Gesprächigen. Hübsche Leute, scharmante Leute! Trinken, um besser klatschen zu können, wissen alles, reden von allem, ob der Türkenkrieg ein allgemeiner werde, wie es mit Herrn Hinzens Vermögensumständen sich habe, ob Madame Kunz schon wieder verheiratet sei, und dergleichen mehr.»
«Und wie behandeln Sie diese?» fragte ich den Schwätzer.
«Zu denen setze ich mich; von denen lasse ich mich aufziehen», erwiderte er, «und dafür geben sie etwas mehr als die andern. Die dritte Klasse begreift die Melancholischen und Hochmütigen unter sich. Sie sind mit Gott und der Welt zerfallen, wissen nicht, wo es ihnen sitzt, möchten aus der Haut fahren, ohne sagen zu können, wohin, fühlen ihre Gaben nirgends anerkannt, hätten viel höher steigen müssen, wenn es nach Verdienst gegangen wäre, haben den Befreiungskrieg mitgemacht, hängen das Maul und sehen grimmig aus.»
«Die werden wohl am flinksten bedient?» – «Keineswegs! Sie müssen erst dreimal rufen und dann etwas fluchen, ehe sie das Ihrige erhalten. So einer hat nur Vergnügen von der Sache, wenn er sich gelinde dabei ärgert. Dann schmeckt ihm der Wein; darum erhält er ihn auch nicht ohne diese Zutat. Nun folgt Ihre Klasse, nämlich die der Verliebten. Diese zerfällt in zwei Unterabteilungen; es gibt nämlich glückliche und unglückliche Liebende. Ich bin diskret; warum soll ich einem Pärchen, das sich den Eltern oder Vormündern zum Trotz gern haben möchte, nicht einen stillen Ort gewähren? Nun, weil ich diskret bin, kein Wort mehr von dieser Materie! Im allgemeinen muß ich nur noch sagen, daß diese Klasse mir mit am meisten einbringt; denn die glücklichen Liebenden fordern immer das Delikateste, und die unglücklichen sind wenigstens außerordentlich durstig. Der Mensch wird nie innerlich trockener, als wenn er viel weint.»