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Abteilung II.
Über den Ursprung der Vorstellungen.

Jedermann wird einräumen, dass ein erheblicher Unterschied zwischen den Vorstellungen der Seele besteht, je nachdem man den Schmerz einer ausserordentlichen Hitze oder das Vergnügen einer massigen Wärme fühlt, oder je nachdem man diese Empfindung nur nachher in das Gedächtnis zurückruft oder im Voraus sich vorstellt. Diese Vermögen können die Wahrnehmungen der Sinne nachahmen oder nachbilden, aber sie können niemals die ganze Kraft und Lebhaftigkeit der ursprünglichen Empfindung erreichen. Man kann von ihnen, selbst bei ihrer stärksten Äusserung, höchstens sagen, dass sie ihren Gegenstand in so lebhafter Weise darbieten, dass man beinahe meint, ihn zu fühlen oder zu sehen. Aber niemals können sie, Fälle der Geistesstörung durch Krankheit oder Irrsinn abgerechnet, einen solchen Grad von Lebhaftigkeit annehmen, dass man diese Vorstellungen nicht von einander zu unterscheiden vermöchte. Der Dichter kann selbst mit den glänzendsten Farben seiner Kunst einen Naturgegenstand nicht so ausmalen, dass man seine Beschreibung für eine wirkliche Landschaft hält. Der lebhafteste Gedanke erreicht hier die dunkelste Empfindung nicht.

Ein gleicher Unterschied zieht sich durch alle anderen Vorstellungen der Seele. Ein Mensch, der von Zorn ergriffen ist, benimmt sich ganz anders, als der, welcher nur an einen solchen Affekt denkt. Wenn man mir sagt, dass Jemand verliebt ist, so verstehe ich es leicht und bilde mir eine richtige Vorstellung von seinem Zustande; aber ich kann niemals diese Vorstellung mit den wirklichen Neigungen und Aufregungen dieser Leidenschaft verwechseln. Denkt man an vergangene Empfindungen und Erregungen, so ist der Gedanke ein treuer Spiegel, der seinen Gegenstand genau wiedergiebt; aber die benutzten Farben sind blass und matt in Vergleich zu denen, in welche die ursprünglichen Empfindungen gekleidet waren. Es bedarf keines Scharfsinns und keines metaphysischen Geistes, um den Unterschied zwischen beiden anzugeben.

Man kann deshalb alle Vorstellungen der Seele in zwei Klassen oder Arten teilen, die sich durch den verschiedenen Grad von Stärke und Lebhaftigkeit unterscheiden. Die wenigst starken und lebhaften nennt man gewöhnlich Gedanken oder Vorstellungen. Für die andere Art hat die englische wie die meisten anderen Sprachen kein Wort; wahrscheinlich, weil, von philosophischen Zwecken abgesehen, das Bedürfnis fehlte, sie unter einem allgemeinen Ausdruck oder Namen zu befassen. Ich nehme mir die Freiheit, sie Eindrücke zu nennen, indem ich dies Wort in einem von dem gewöhnlichen etwas abweichenden Sinne gebrauche. Mit dem Worte Eindruck meine ich also alle unsere lebhaften Zustände, wenn wir hören oder sehen oder fühlen, hassen oder wünschen oder wollen. Die Eindrücke bilden den Gegensatz zu den Vorstellungen, welche jene weniger lebhaften Zustände bezeichnen, deren man sich bewusst ist, wenn man an eines jener obigen Gefühle oder Erregungen zurückdenkt.

Nichts erscheint auf den ersten Blick so schrankenlos, als das menschliche Denken; es entzieht sich nicht allein aller menschlichen Macht und Autorität, sondern überschreitet auch die Grenzen der Natur und der Wirklichkeit. Ungeheuer zu bilden und widerstreitende Gestalten und Erscheinungen zu verbinden, kostet der Einbildungskraft nicht mehr Mühe, als die Vorstellung des natürlichsten und bekanntesten Gegenstandes. Während der Körper auf einen Planeten beschränkt ist, auf dem er mühsam und schwerfällig herumkriecht, kann das Denken uns in einem Augenblick in die entferntesten Gegenden des Weltalls tragen; ja selbst darüber hinaus in das grenzenlose Chaos, wo die Natur in gänzlicher Verwirrung liegen soll. Was man nie gesehen oder gehört, kann man sich doch vorstellen; kein Ding ist der Macht der Gedanken entzogen, mit Ausnahme dessen, was einen unbedingten Widerspruch einschliesst.

Obgleich indes unsere Gedanken diese unbegrenzte Freiheit zu besitzen scheinen, zeigen sie sich doch bei näherer Untersuchung in Wahrheit in sehr enge Grenzen eingeschlossen. All die schöpferische Kraft der Seele ist nichts weiter, als die Fähigkeit, den durch die Sinne und die Erfahrung gewonnenen Stoff zu verbinden, umzustellen, zu vermehren oder zu vermindern. Wenn wir uns ein goldenes Gebirge vorstellen, so verbinden wir nur zwei nebeneinander bestehende Vorstellungen, Gold und Gebirge, die uns von früher bekannt sind. Ein tugendhaftes Pferd kann man sich denken, weil man die Tugend aus seinen eigenen Gefühlen kennt; man verbindet sie mit der Gestalt und dem Aussehen eines Pferdes, was ein bekanntes Tier ist. Kurz, aller Stoff des Denkens ist von äusseren oder inneren Wahrnehmungen abgeleitet; nur die Mischung und Verbindung gehört dem Geist und dem Willen; oder, um mich philosophisch auszudrücken, alle unsere Vorstellungen oder schwächeren Empfindungen sind Nachbilder unserer Eindrücke oder lebhafteren Empfindungen.

Zum Beweise dessen werden hoffentlich die zwei nachstehenden Gründe ausreichen. Erstlich finden wir bei der Zerlegung unserer Gedanken und Vorstellungen, wenn sie auch noch so verwickelt und erhaben sind, immer, dass sie sich in solche einfache Vorstellungen auflösen, welche das Abbild eines schon vorhandenen Gefühls oder Empfindens sind. Selbst die Vorstellungen, welche bei dem ersten Blick am weitesten von diesem Ursprung entfernt scheinen, zeigen sich bei näherer Untersuchung als daraus abgeleitet. Die Vorstellung von Gott, welche ein allwissendes, weises und gutes Wesen bezeichnet, bildet sich aus den Vorstellungen von unseren geistigen Thätigkeiten und aus der Steigerung dieser Eigenschaften der Güte und Weisheit ins Grenzenlose. Man mag diese Untersuchung noch so weit fortführen; immer wird man finden, dass jede Vorstellung bei ihrer Prüfung sich als Abbild eines entsprechenden Eindrucks darstellt. Die Gegner, welche diesen Satz nicht allgemein und ohne Ausnahme zulassen wollen, haben eine, und zwar leichte Art, ihn zu widerlegen; sie mögen eine Vorstellung beibringen, welche nach ihrer Meinung nicht aus dieser Quelle geschöpft ist. Dann wird es mir zur Verteidigung meiner Ansicht obliegen, den Eindruck oder die lebhafte Vorstellung aufzuweisen, welche ihr zu Grunde liegt.

Wenn zweitens ein Mensch wegen eines organischen Fehlers für eine Art von Empfindung nicht empfänglich ist, so ergiebt sich, dass er dann auch ebenso wenig die Vorstellung davon fassen kann. Ein Blinder kann keine Vorstellung von Farben, ein Tauber kann keine von Tönen sich bilden. Wenn Jeder den ihm fehlenden Sinn zurück erhält, so ist mit der Öffnung dieses neuen Kanals für seine Empfindungen auch ein Kanal für seine Vorstellungen eröffnet, und es ist ihm leicht, die betreffenden Bestimmungen sich vorzustellen.

Ebenso verhält es sich, wenn ein Gegenstand, der eine Empfindung bewirkt, noch niemals auf das Organ gewirkt hat. Ein Lappländer oder Neger hat keinen Begriff von dem Weingeschmack. Dasselbe gilt, wenn auch in geringerem Grade, wenn Jemand eine seiner Gattung eigentümliche Empfindung oder Leidenschaft nie gefühlt hat oder deren unfähig ist; obgleich solche Fälle geistiger Gebrechen selten oder niemals vorkommen. Ein gutmütiger Mensch kann sich keine Vorstellung von eingewurzelter Grausamkeit und Rache machen, und ein selbstsüchtiges Herz kann sich nicht leicht die höchsten Opfer der Freundschaft und des Edelmuts vorstellen. Man giebt zu, dass andere Wesen Sinne haben mögen, von denen wir keinen Begriff haben, weil uns die Vorstellung davon nie auf dem Wege zugeführt worden ist, durch den sie allein in die Seele eintreten kann, d. h. durch wirkliches Fühlen und Empfinden.

Es giebt indes eine dem entgegenstehende Erscheinung, welche die Möglichkeit beweisen könnte, dass Vorstellungen auch unabhängig von den ihnen entsprechenden Eindrücken entstehen können. Man wird sofort zugeben, dass die verschiedenen Vorstellungen der Farben, welche durch das Auge eintreten, oder die der Töne, welche das Ohr zuführt, von einander wirklich unterschieden und zu gleicher Zeit einander ähnlich sind. Ist dies von verschiedenen Farben richtig, so muss es auch von verschiedenen Schattierungen derselben Farbe gelten. Jede Schattierung erzeugt eine bestimmte Vorstellung, welche von den übrigen unabhängig ist. Wollte man dies leugnen, so könnte man durch eine allmähliche Abstufung der Schattierung eine Farbe unmerklich in die ihr geradezu entgegengesetzte umwandeln. Will man keinen Unterschied für die Mittelfarben anerkennen, so muss man dasselbe auch für die Extreme gelten lassen, wenn man sich nicht widersprechen soll. Man nehme nun einen Menschen, der dreissig Jahre lang sein Gesicht gehabt und mit allen Arten von Farben bekannt geworden ist, ausgenommen eine einzige Schattierung z. B. von Blau, welche er zufällig niemals gesehen hat. Wenn man diesem nun alle Schattierungen dieser Farbe, mit Ausnahme dieser einen, vorlegt, die allmählich von der dunkelsten zur hellsten ansteigen, so wird er offenbar eine Lücke bei dieser fehlenden Schattierung bemerken, und er wird empfinden, dass hier die nächsten Farben mehr von einander abstehen, als sonst wo. Ich frage nun, ob es ihm möglich sein wird, aus seiner Einbildungskraft diese fehlende zu ergänzen und sich die Vorstellung von dieser besonderen Schattierung zu bilden, obgleich seine Sinne sie ihm niemals zugeführt haben? Ich glaube, nur Wenige werden sagen, dass er es nicht könne.

Dies kann als ein Beweis gelten, dass die blossen Vorstellungen nicht immer und überall von ihren entsprechenden Eindrücken sich ableiten. Indes ist dieser Fall so vereinzelt, dass er kaum Beachtung verdient, und ich brauche seinetwegen den allgemeinen Grundsatz nicht zu ändern.

Hier ist also ein Satz, der nicht allein in sich einfach und verständlich ist, sondern der auch, bei richtiger Anwendung jede Streitfrage verständlich macht und all jenes Kauderwelsch beseitigt, welches seit lange die metaphysischen Untersuchungen beherrscht und widerwärtig gemacht hat. Alle Vorstellungen, insbesondere die begrifflichen, sind von Natur matt und dunkel; die Seele hat nur einen schwachen Halt für sie; sie werden leicht mit anderen, verwandten Vorstellungen verwechselt; hat man oft ein Wort gebraucht, ohne einen bestimmten Sinn damit zu verbinden, so bildet man sich zuletzt ein, dass eine bestimmte Vorstellung daran geknüpft sei. Umgekehrt sind alle Eindrücke, d. h. alle Empfindungen, sowohl äussere wie innere, stark und lebhaft; ihre Unterschiede treten bestimmter hervor, und man kann bei ihnen nicht leicht irren oder sie verwechseln. Hat man daher Verdacht, dass ein philosophischer Ausdruck ohne einen bestimmten Sinn oder Begriff gebraucht werde (was nur zu häufig geschieht), so möge man nur fragen: Von welchem Eindruck ist diese angebliche Vorstellung abgeleitet? Kann ein solcher nicht nachgewiesen werden, so wird dies den Verdacht bestätigen. Indem ich die Vorstellungen hiermit in ein so klares Licht gestellt habe, ist damit hoffentlich aller Streit beseitigt, welcher sich über ihre Natur und Wirklichkeit erheben könnte.

Anm. A. Wahrscheinlich haben auch Alle, welche die angeborenen Ideen leugnen, damit nur gemeint, dass die Begriffe bloss Abbilder unserer Eindrücke seien. Indes sind die dabei gebrauchten Worte weder vorsichtig gewählt, noch so genau bestimmt, dass die Lehre nicht missverstanden werden könnte. Denn was versteht man unter: angeboren? Ist es so viel als natürlich, so sind alle Vorstellungen und Begriffe der Seele angeboren oder natürlich, mag man dies letztere Wort als Gegensatz von ungewöhnlich oder von künstlich oder von wunderbar nehmen. Versteht man unter »angeboren« das mit der Geburt Gleichzeitige, so wird der Streit leichtsinnig; es verlohnt sich auch nicht der Mühe, zu untersuchen, in welchem Zeitpunkte das Denken beginne, ob vor, mit oder nach der Geburt.

Auch scheint das Wort Idee von Locke und Andern meist in einem schwankenden Sinne gebraucht zu sein; sie bezeichnen damit sowohl die Wahrnehmungen, die Empfindungen und Gefühle, wie die Gedanken. Aber dann möchte ich wohl wissen, was man sich unter der Behauptung denkt, dass die Selbstliebe, die Rache für Beleidigungen oder die Geschlechtsliebe nicht angeboren sei?
Nimmt man die Worte Eindrücke und Vorstellungen (oder Idee) in dem oben entwickelten Sinne, und versteht man unter angeboren das Ursprüngliche und von keinem vorgehenden Eindruck Abgenommene, dann kann man sagen, dass alle unsere Eindrücke angeboren und alle unsere Vorstellungen nicht angeboren sind.

Offen gestanden, scheint mir Locke bei dieser Frage durch die Schulgelehrten irregeführt zu sein, welche, unbestimmte Worte benutzend, ihre Streitigkeiten zu einer langweiligen Länge ausdehnten, ohne den Streitpunkt zu berühren. Eine ähnliche Zweideutigkeit und Wortklauberei zieht sich durch die Erörterungen dieses Philosophen nicht bloss bei diesem, sondern auch bei vielen anderen Punkten. [1. Hume begeht hier im Beginn den grossen Fehler, die Gefühle mit den Vorstellungen zu verwechseln; die Lust, der Zorn, die Liebe, welche Hume erwähnt, sind seiende Zustände, Gefühle und Begehrungen der Seele, welche nie ein Anderes abspiegeln, wie die Vorstellungen, sondern selbst den Gegenstand zu einer Vorstellung abgeben. (B. I. 7.) Hume gelangt in seinem Werke nirgends zu dem wichtigen Unterschied und Gegensatz der seienden und wissenden Zustände der Seele.

2. Was Hume Eindrücke ( impressions) nennt, sind eigentlich die Sinnes- und Selbstwahrnehmungen (B. I. 2. 5); ihnen stehen die blossen Vorstellungen (B. I. 10) gegenüber. Das Wort: » Impression« konnte aber dennoch nicht durch » Wahrnehmung« übersetzt werden, weil damit die Gefühle der Seele ausgeschlossen worden wären, während doch Hume diese Gefühle, wenn auch mit Unrecht, ebenfalls zu den Eindrücken rechnet.

3. Hume findet den Unterschied der Wahrnehmungen von den blossen Vorstellungen lediglich in dem Grade der Lebhaftigkeit und Stärke des Vorstellens. Allein dann müssten die blossen Vorstellungen ebenso allmählich in Wahrnehmungen übergehen, wie dies mit den Graden des Vorstellens überhaupt der Fall ist. Diesem widerspricht aber die Erfahrung; deshalb ist der Unterschied nicht in dem Grade, sondern in der Art des Vorstellens bei beiden zu suchen, und deshalb gehören beide zu den Wissensarten (B. I. 56), d. h. zu dem Wissen, was mit seienden Elementen durchzogen ist, an welchen die Seele sie von einander unterscheidet. Die unmittelbare Kenntnis dieser seienden Elemente ist indes dem menschlichen Wissen entzogen: man kennt sie nur aus ihren Wirkungen, wie sie in den unterschiedenen Wissensarten hervortreten. (B. I. 58.)

4. Die blossen Vorstellungen wiederholen nur den Inhalt der Wahrnehmungen, sagt Hume; er giebt dem Denken nur eine Kraft, diesen Inhalt zu verbinden und zu trennen und schliesst sich hier ganz den Ansichten seines grossen Vorgängers Locke an. Im ganzen ist dies richtig; allein Hume hätte diese Richtungen des Denkens genauer untersuchen sollen, da sie eine reiche Besonderung in sich enthalten, welche die Wissenschaft blosszulegen hat, wie dies in B. I. geschehen ist. (B. I. 12. 24.) Hume würde dann auch bemerkt haben, dass sein Satz in solcher unbedingten Allgemeinheit nicht richtig ist. Die Beziehungsformen und die Wissensarten (B. I. 31. 56) sind eine Klasse von Vorstellungen, welche nicht aus Eindrücken oder Wahrnehmungen sich ableiten, sondern dem Denken der Seele von Natur innewohnen, und welche eben deshalb auch kein Seiendes bezeichnen.

5. Dann würde Hume auch die Auflösung für sein Beispiel mit der blauen Färbung gefunden haben, was er ungelöst verlässt. Die einzelnen Schattierungen der Farben können nämlich auch auf dem Wege des verbindenden Denkens gewonnen werden, indem sie als verschiedene Mischungen einer Farbe mit Weiss oder Dunkel aufgefasst werden. Dann fallen sie unter das mischende Denken (B. I. 25), welches, wie jedes andere verbindende Denken (Phantasie), in seinen Verbindungen über den wahrgenommenen Inhalt hinausgehen kann. Dieser Fall ist dann keine Ausnahme von der Regel, die eben nur für die Elemente gilt. – Dasselbe hätte Hume bei den Gestalten bemerken müssen, wo die Seele eine noch viel grössere verbindende und scheinbar erzeugende Kraft entwickelt.
6. Damit erleidet auch die am Schluss der Abt. II. von Hume gegebene technische Regel eine Beschränkung; der Sinn und die Bedeutung der Beziehungsformen und Wissensarten kann auf diesem Wege nicht gewonnen werden.

7. In der Anmerkung A. kommt Hume auf die angeborenen Ideen, welche seit Descartes einen fortwährenden Streitpunkt zwischen den Dogmatikern und Empirikern bildeten. Hume meint den Streit durch seine Unterscheidung zwischen Eindrücken und blossen Vorstellungen gelöst zu haben. Allein er hat die Beziehungsformen und Wissensarten, wie erwähnt, übersehen. Da diese nicht aus der Wahrnehmung abgeleitet werden können, sondern der Seele von Natur einwohnen, so kann man sie in diesem Sinne zu den angeborenen Ideen rechnen; nur muss man dabei sich stets gegenwärtig halten, dass sie nichts Seiendes bezeichnen und abbilden. Damit verschwindet auch die Schwierigkeit, welche sich bei den angeborenen Ideen nur dann erhebt, wenn sie als Erkenntnisse oder als Vorstellungen eines Seienden behandelt werden. Dies sind sie nicht; sie bezeichnen vielmehr, ähnlich wie das Trennen und Verbinden im Denken, blosse Thätigkeiten des Verstandes; sie sind Formen, in denen das Denken den empfangenen Inhalt bezieht oder in Verhältnissen vorstellt; sie sind keine Bilder eines Seienden, sondern nur Kräfte der Seele, mit denen sie den Inhalt des Seienden im Interesse ihres Wissens bearbeitet und vergeistigt. Bei dieser Auffassung verschwinden alle Einwürfe, welche gegen die angeborenen Ideen sonst mit Recht erhoben werden können. Das weitere ist ausgeführt in den Erläuterungen zu Locke. (B. 51. S. 53.)]


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