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Pamphilus an Hermippus.

Es ist die Bemerkung gemacht worden, mein Hermippus, daß die Form des Dialogs, in welcher die alten Philosophen ihre Lehre meist darstellen, seitdem wenig in Anwendung gebracht ist, und wenn es versucht wurde, selten mit glücklichem Erfolg. Genaue und regelrechte Beweisführung, wie man sie jetzt von einer philosophischen Untersuchung erwartet, führt natürlicherweise auf die methodische und didaktische Form, in welcher man unmittelbar ohne Vorbereitung den Punkt, auf welchen man abzielt, darlegen und dann ohne Unterbrechungen dazu fortgehen kann die Beweise, worauf er ruht, beizubringen. Ein System in Form einer Unterredung zu überliefern, scheint wenig natürlich; wer in Dialogform schreibt, verfällt leicht, während er seiner Darstellung durch Abweichung von der direkten Schreibweise ein freieres Ansehen zu geben und den Schein des Verhältnisses von Verfasser und Leser zu vermeiden wünscht, dem noch größeren Übelstand, das Bild von Schulmeister und Schüler zu bieten. Oder wenn es ihm gelingt, das Gespräch durch Einführung einer Mannigfaltigkeit von Gesichtspunkten und durch Erhaltung eines angemessenen Gleichgewichts zwischen den Unterrednern in dem natürlichen Tone der guten Gesellschaft durchzuführen, so verliert er oft so viel Zeit in den Vorbereitungen und Übergängen, daß der Leser durch alle Feinheiten des Dialogs für das Opfer an Ordnung, Kürze und Bestimmtheit sich kaum entschädigt glaubt.

Doch gibt es einige Gegenstände, für welche die dialogische Form besonders angemessen und der direkten und einfachen Darstellung vorzuziehen ist.

Ein Lehrstück, welches so auf der Hand liegt, daß Verschiedenheit der Meinung darüber kaum möglich ist, das jedoch zugleich so wichtig ist, daß es nicht zu oft eingeprägt werden kann, scheint eine solche Form der Behandlung zu erfordern, wo Neuheit in der Form über die Alltäglichkeit des Gegenstandes hinweghilft, wo die Lebhaftigkeit des Gesprächs die Lehre einprägt, und wo die Verschiedenheit der Beleuchtung seitens verschiedener Personen und Charaktere weder langweilig noch überflüssig erscheint.

Anderseits scheint eine philosophische Frage, welche so dunkel und ungewiß ist, daß menschliche Vernunft betreffs ihrer zu keiner bestimmten Entscheidung zu gelangen vermag, wenn anders überhaupt von ihr gehandelt werden muß, natürlicherweise auf die Form des Dialogs und der Unterhaltung hinzuführen. Vernünftige Menschen mögen die Freiheit abweichender Ansichten haben, wo niemand vernünftigerweise einseitig entschieden sein kann. Entgegengesetzte Meinungen gewähren auch ohne Entscheidung eine allgemeine Unterhaltung, und wenn der Gegenstand interessiert und bedeutend ist, führt uns das Buch gewissermaßen in Gesellschaft und vereinigt so die beiden größten und reinsten Freuden des menschlichen Lebens, Nachdenken und Geselligkeit.

Glücklicherweise finden sich alle diese Umstände vereinigt in der natürlichen Religion. Welche Wahrheit ist so offenbar, so gewiß, als das Dasein Gottes, das die unwissendsten Zeiten anerkannt, für welches die gebildetsten Geister gewetteifert haben, neue Zeugnisse und Beweise beizubringen? Welche Wahrheit ist so wichtig als diese, die die Unterlage aller unserer Hoffnungen, die sicherste Grundlage der Moralität, die stärkste Stütze der Gesellschaft und das einzige Prinzip ist, das niemals einen Augenblick außer unsern Gedanken und Überlegungen sein sollte? Handelt man aber von dieser offenbaren und wichtigen Wahrheit, was für dunkle Fragen erheben sich mit Bezug auf die Natur dieses göttlichen Wesens, seine Eigenschaften, seine Entschließungen, den Plan seiner Vorsehung? Dieselben sind stets Gegenstand der Erörterungen der Menschen gewesen; die menschliche Vernunft ist mit Bezug auf sie zu keiner bestimmten Entscheidung gelangt. Aber so bedeutsam sind diese Fragen, daß wir der rastlosen Untersuchung derselben nicht Einhalt tun können, obgleich bisher nichts als Zweifel, Ungewißheit und Widerspruch das Ergebnis der sorgfältigsten Forschungen waren.

Diese Bemerkung zu machen hatte ich kürzlich Gelegenheit, als ich wie gewöhnlich einen Teil des Sommers bei Cleanthes zubrachte und seinen Unterhaltungen mit Philo und Demea beiwohnte, von denen ich Euch kürzlich eine unvollkommene Nachricht gab. Wie Ihr mir damals sagtet, war Eure Wißbegierde so erregt, daß ich nun mich genötigt sehe, in eine genauere Einzeldarstellung ihrer Erörterung einzutreten und die verschiedenen Systeme zu entwickeln, welche sie mit Bezug auf einen so delikaten Gegenstand, als natürliche Religion ist, vorbrachten. Der bemerkenswerte Gegensatz ihrer Charaktere steigerte Eure Erwartungen, indem Ihr die besonnene philosophische Denkweise des Cleanthes zusammen hieltet mit dem rücksichtslosen Skeptizismus Philos und der starren unbeugsamen Rechtgläubigkeit Demeas. Meine Jugend schrieb mir bei diesen Unterredungen die Rolle des schweigsamen Zuhörers vor, und die Lernbegierde, welche dem frühen Lebensalter natürlich ist, hat die ganze Folge und Verbindung ihrer Beweisführungen so tief in mein Gedächtnis eingeprägt, daß ich hoffen darf, in meinem Bericht keinen irgend erheblichen Teil derselben zu übergehen oder zu verwirren.

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