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Beim Sklavenhändler Dordalus, und zwar im Hofe seiner Firma. Eine weiße Wand trägt mit großen Lettern folgende Inschrift: »Dordalus. Sklavenhändler. En gros. En detail. Import. Export.« Im Hintergrund eine Türe ins Haus, links das Tor auf die Straße und rechts gehts nach den Sklavenlagern. In der Mitte ein Podium, wo die Sklaven feilgeboten werden. Dordalus verhandelt soeben eine dicke Sklavin. Drei Damen interessieren sich.
Dordalus zu den Damen: Ich kann sie nur empfehlen, sie ist meine beste Köchin, seit Jahr und Tag! Reinlich, peinlich, fleißig, ehrlich, treu! Kocht wie ein Engel! Macht aus nichts den schönsten Schmarrn!
Erste Dame Stöbert sie auch?
Dordalus Sie stöbert, daß die Fetzen fliegen! Und hilft auch bei der großen Wäsch!
Dordalus Wenn sie nichts bekommt, ißt sie überhaupt nichts.
Zweite Sie ist nämlich verdächtig gut genährt –
Dordalus Sie war bei Puniern.
Dritte Ach, die verderben ja alles!
Erste wirft einen verachtenden Blick auf die Dritte; zu Dordalus: Kann sie punisch kochen?
Dordalus Die kann auch ägyptisch! Eine Perle!
Erste Was kostet sie?
Dordalus Nichts!
Stille.
Erste Na reden Sie schon!
Dordalus Wären zwanzig zu wenig?
Erste Ja. Fünfzehn.
Dordalus Neunzehn.
Erste Fünfzehn.
Dordalus Achtzehn.
Erste Vierzehn.
Dordalus braust auf: Fünfundzwanzig!
Erste Dreizehn.
Dordalus Also gut: fünfzehn! Ab mit Schaden!
Zweite und Dritte ab nach links.
Erste zahlt Dordalus: Ich nehm sie gleich mit, sonst wird sie mir noch vertauscht. Vor vierzehn Tagen kaufte ich mir bei Maximus in Herkulanum eine Kammerzofe und abends schickt er mir einen Gladiator ins Haus. In voller Rüstung!
Dordalus Maximus in Herkulanum ist überhaupt keine Firma! Bei uns herrscht Ordnung! Danke bestens, beehrens mich wieder! Zur Sklavin. Geh schön mit deiner Herrin – Pa!
Erste Lebt wohl! Ab mit der Sklavin nach links.
Dordalus geht auf die Türe im Hintergrund zu.
Ein Herr erscheint im Tor links und tritt ein; er ist ein freier Kleinbürger und hat einen uralten Sklaven bei sich: Dordalus! Schau dir das mal an!
Dordalus hält, schaut hin und ist nicht angenehm berührt: Ich schau.
Herr Sowas wagst du zu verkaufen? Pfeffer hast du ihm gegeben, damit er feuriger schreitet, er hats mir gestanden!
Dordalus Er hat ja auch nur zweieinhalb Silberlinge gekostet.
Herr Ist auch Geld!
Dordalus Was willst du für zweieinhalb haben? Einen ganzen Herkules?
Herr Also nur nicht frech werden! Auf den zahl ich doch drauf! Kaum daß er kriecht, aber fressen tut er für drei!
Dordalus Er ist eben sehr gescheit. Er war noch ein Schüler von Sokrates.
Herr Ah was Sokrates! Ich brauch ein Mädel für alles!
Dordalus Also das ist er wieder weniger!
Herr Ich werd mich da mit dir herumärgern! Behalt dein Klump! Mich siehst du nicht mehr! Wütend ab nach links.
Dordalus Komm, Alter! Bist müd?
Uralter Ich fühl mich ganz frisch –
Dordalus Hat er dich schlecht behandelt?
Uralter Oh nein, ich lag in der Sonne mit den Hunden.
Dordalus Und dort haben wir dann philosophiert?
Uralter Den Blödsinn hab ich mir schon längst abgewöhnt. Ich hab geschlafen.
Dordalus Immer emsig, emsig –
Uralter Darf ich Euch was raten? Verkauft mich noch einmal – Ab nach rechts.
Dordalus sieht ihm nach: Ein Seher.
Matrosa kommt aus der Türe im Hintergrunde.
Matrosa! Wie gehts der kleinen Ausreißerin?
Matrosa Danke, sehr gut! Sie singt und schmückt sich soeben.
Dordalus Sie soll sich nur noch schöner machen, heut kommt Kundschaft!
Lemniselenis tritt sehr geschmückt und geschminkt aus der Türe im Hintergrunde; sie scheint heiter zu sein: Bin schon da!
Dordalus Reizend sieht sie aus! Süß!
Matrosa Ich lieb sie schon lang.
Lemniselenis Ihr seid alle so nett zu mir, mit was hab ich mir das verdient?
Dordalus Das kommt erst noch.
Matrosa zu Lemniselenis: Kundschaft kommt!
Lemniselenis schrickt etwas zusammen, beherrscht sich jedoch sofort: Wer?
Dordalus Haltet euch fest! Der Praetor von Pompeji!
Matrosa Der Praetor? Persönlich?!
Dordalus Nuna, unpersönlich! No, hab ich Kunden? Man muß sagen –
Lemniselenis fällt ihm ins Wort: Wie alt ist er denn?
Dordalus Das ist die einzige Schattenseite, denn so ganz ist er nicht mehr der Jüngste.
Lemniselenis atmet auf: Hoffentlich!
Dordalus perplex: Was hör ich?
Matrosa Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen.
Dordalus Wieso, warum denn nicht?
Lemniselenis Weil die jungen Herren nur an sich denken.
Dordalus So? Und an was denken denn die alten Herren, außer an sich selbst?
Lemniselenis An den Tod. Sie lächelt kurz.
Dordalus starrt sie an.
Matrosa zu Dordalus: Wenns nach ihr ging, würde sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen.
Dordalus Aha! Jetzt kapier ich allmählich: das unschuldige Kind sucht einen baldigen Erbonkel – schau – schau! Die geborene Krankenschwester!
Lemniselenis Ihr dürft nicht annehmen, daß ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift, etcetera das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer ein maßgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich müßt ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen und er würd mich vor lauter Grauen garantiert reich beschenken, um nicht in der Unterwelt als unfreie Seele verhandelt zu werden, als ein Ding mit menschlichen Allüren –
Dordalus unterbricht sie schroff: Sei nicht so maniriert! Und nur nicht ungerecht werden, ja?! Frechheit! Wo man sich schon zerreißt! Einen leibhaftigen Praetor – und noch immer nicht zufrieden!
Stille.
Lemniselenis leise: Ich wollt Euch nicht kränken, das lag mir fern. Verzeihung.
Dordalus Schon gut.
Matrosa zu Dordalus: Sie hat eine zarte Seele.
Dordalus Was verstehst schon du unter Seele.
Lemniselenis Was sich aus einem fortsehnt.
Dordalus horcht auf und schlägt sich auf die Stirne: Richtig! Apropos fortsehnt; heut Nacht ist mir nämlich einer ausgebrochen, ein Galeerensklave, der Schlag soll ihn treffen, ich muß ja nach dem Gitter schaun – Rasch ab nach rechts.
Lemniselenis setzt sich auf das Podium.
Matrosa betrachtet interessiert die Inschrift an der weißen Wand.
Lemniselenis beobachtet sie; plötzlich: Kannst du lesen?
Matrosa Nicht alles.
Lemniselenis Lernst du noch?
Matrosa Du bist zwar die beste Herrin der Welt, aber auch bei dir muß man immer nur für dich da sein – Sie nickt ihr lächelnd zu.
Lemniselenis lächelt leer: Ja, ich bin ein guter Mensch.
Matrosa Bis auf den einen Fall.
Lemniselenis Reden wir nicht mehr darüber. Sie geht auf und ab.
Stille.
Matrosa Du wirst es noch bitter bereuen.
Matrosa Man darf einen Menschen nicht so behandeln – er liebt dich, opfert dir seine Existenz, und du hast ihn angelogen, daß du ihn liebst!
Lemniselenis Hör auf!
Matrosa Ich hör nicht auf! Du wolltest ja sogar, daß er für dich raubt! Daß er für deine Lügen zum Schwerverbrecher wird!
Lemniselenis hält und fixiert sie böse: Gehts dich was an?
Matrosa Ja. Weil er mir leid tut.
Lemniselenis Tut er dir? Und ich? Sie schreit sie plötzlich an. Es geht dich nichts an, was ich mit Toxilus treib!
Matrosa ruhig: Schrei nicht. Du bist nicht so schlecht, wie deine Sünden.
Lemniselenis höhnisch: Wie gewählt du dich plötzlich ausdrückst –
Matrosa sieht sie groß an: Das waren nicht meine Worte. Denk daran, daß alles, was du treibst, aufgezeichnet wird, und daß einst Rechenschaft von dir verlangt wird –
Lemniselenis fällt ihr ins Wort: Und ich sage dir: Jupiter, Venus, Merkur, Apollo, Amor – und wie sie alle heißen mögen! Alles Mist! Die Götter sind tot!
Matrosa Sind sie auch, denn es gibt nur einen Gott.
Lemniselenis schnippisch: Ach, wieder dieser neue Gott?
Matrosa Ewig.
Lemniselenis Ein sonderbarer Gott, den man kreuzigen kann, wie einen letzten Sklaven!
Matrosa Gib acht, daß er dich nicht schlägt!
Lemniselenis spöttisch: Ach, tut er das auch? Sie betrachtet wohlgefällig ihre Beine. Warum wohnt er eigentlich unter der Erde?
Matrosa sieht sich vorsichtig um; leise: Halb Rom soll schon ganz unterhöhlt sein. Wir werden immer mehr.
Stille.
Lemniselenis ist ernst geworden: Du warst wieder dort?
Matrosa Gestern.
Lemniselenis Ich wills aber nicht haben, daß du hingehst, wir haben schon genug Sorgen.
Matrosa lächelt: Wer hingeht, vergißt sie. Komm mal mit –
Lemniselenis Ich kann mich beherrschen! Nein, da hätt ich Angst –
Matrosa wie zuvor: Warum?
Lemniselenis Schon weil man so tief hinunter –
Matrosa fällt ihr ins Wort: Halb so schlimm!
Lemniselenis Und dann ist es finster – Nein – nein!
Matrosa Bei uns brennen immer Lichter. Es ist eine andere Welt.
Stille.
Lemniselenis Was soll man sich denn da anziehen?
Matrosa Nicht zu geschmückt.
Lemniselenis lächelt: Ist eh alles nur Glas –
Stille.
Matrosa Du wirst es nicht bereuen.
Lemniselenis Möglich.
Matrosa Bist du nicht froh, daß Toxilus nicht gestohlen hat?
Lemniselenis horcht auf und wird wieder böse: Nein. Ironisch. Noch nicht –
Toxilus erscheint im Tore links; er hat noch sein Schwert, doch sein Anzug ist etwas zerrissen.
Lemniselenis schnellt empor. Toxilus!
Toxilus geht langsam auf sie zu und hält dicht vor ihr; er sieht ihr in die Augen und lächelt müde: Du wirst noch heute frei.
Lemniselenis starrt ihn entgeistert an.
Seit ich von dir ging, hab ich nicht mehr geschlafen und hab also auch nichts mehr geträumt. Ich bin erwacht: es gibt nur ein Verbrechen: dich weiter im Joche der Sklaverei zu lassen, dich wieder weiter zu verschachern, wie ein Stück Tier – heut kenne ich nur dieses einzige Verbrechen und sonst sei mir alles recht! In einem ländlichen Lustsitz am Meer steht eine Kasse und die Herrschaft ist verreist. Das waren deine Worte und du hattest recht. Amor beschütze mich – Er zeigt ihr einen Geldbeutel. Sechshundert in Gold. Ich kaufe dich frei!
Lemniselenis schreit entsetzt auf: Nein! Sie wirft sich auf das Podium und weint stumm.
Toxilus verwirrt zu Matrosa: Was hat sie denn?
Matrosa Still! Gott schlägt sie.
Toxilus völlig verwirrt: Wer?!
Ein Liktor erscheint links im Tore und ruft nach rechts: Der Praetor naht! Der Praetor von Pompeji!
Die Drei fahren zusammen.
Matrosa Um Gottes Willen! Sie eilt zu Lemniselenis und trocknet rasch ihre Tränen.
Dordalus kommt eilends von rechts; zu Lemniselenis: Was, du weinst? Bist verrückt?! Verwischt sich noch die ganze Schmink! Zu Matrosa. Richt sie her, hastig – hastig! Er erblickt Toxilus. Toxilus! Jetzt werd aber ich verrückt! Du wagst dich her?!
Toxilus deutet auf Lemniselenis: Ich kaufe sie frei.
Dordalus Er ist verrückt! Weg da, entsprungener Sklave! Dort kommt der Praetor – Gott du bist gerecht, bist gerecht! Zu Lemniselenis. Marsch aufs Podium!
Lemniselenis besteigt das Podium. Toxilus zieht sich hinter das Podium zurück und kennt sich nicht mehr aus.
Der Praetor kommt von links mit Gefolge und Liktoren.
Dordalus verbeugt sich tief. Hohe und höchste Ehre, Exzellenz –
Praetor unterbricht ihn: Behalt deine Titel! Ich bin der Praetor von Pompeji und das genügt. Rede überhaupt möglichst wenig, deinesgleichen sind mir nicht sympathisch.
Dordalus verbeugt sich und deutet auf das Podium.
Praetor betrachtet Lemniselenis.
Dordalus kann sich nicht zurückhalten: Sie ist das entzückendste –
Praetor unterbricht ihn schroff: Ich bin nicht blind!
Praetor zu Lemniselenis: Dreh dich um. Lemniselenis dreht sich um. Einen Sessel! Ein Liktor bringt einen Sessel.
Praetor setzt sich; zu Dordalus. Nun, was soll das Kind kosten?
Dordalus Wenig.
Praetor Wenig ist gar nichts.
Dordalus Bei mir ist wenig ein bisserl mehr.
Praetor Wieviel?
Dordalus Nicht viel –
Praetor Also?
Dordalus Sagen wir – was sagen wir?
Praetor Was weiß ich!
Dordalus Wären also, sagen wir, zirka – für einen Praetor von Pompeji –
Praetor unterbricht ihn: Wenn ich kaufe, bin ich kein Praetor, sondern ein einfacher freier Bürger!
Dordalus Ojjweh, das hab ich nicht gern!
Praetor Gern oder nicht gern, mir wirds jetzt zu bunt! Du wagst es, mit deinem Handel meine Zeit zu stehlen? Meine Zeit ist kostbarer als deine Hetären, und ich ziehe sie nun ab: es bleiben dir noch fünfzig Silberlinge und Schluß!
Dordalus entsetzt: Fünfzig?!
Praetor Wenn du zögerst, werdens noch weniger. Zeit eilt.
Dordalus Und wenn ich mich weiger?
Praetor Dann verurteil ich dich dazu.
Dordalus Oh Merkur, Gott der Kaufleute, hilf einem ehrlichen Handelsmann!
Praetor Du und ein ehrlicher Handelsmann? Lästere nicht! Versprichst mir ein überirdisches Geschöpf, eine griechische Aphrodite, ich vertage einen ganzen Prozeß, lasse mich mühsam hierhertragen, und was muß ich erblicken?! Ein armseliges Wesen, falsch eingehängte Beine, abstehende Ohren, schiefer Mund, gelbe Haare, wo sie ihre Nase hat, erkennt man überhaupt erst nach längerem Hinschauen und schielen tut sie auch!
Toxilus kann sich nicht mehr beherrschen und stürzt von hinter dem Podium vor: Was?! Lemniselenis schielt?!
Lemniselenis dreht sich entsetzt um.
Praetor zu Dordalus: Wer redet da zu mir?
Dordalus frech: Was gehts mich an!
Toxilus Ich rede, ich! Wie könnt Ihr es wagen, an diesem göttlichen Geschöpfe ein Haar in der Suppe –
Lemniselenis unterbricht ihn verzweifelt: Halte ein! Nicht –
Toxilus unterbricht sie: Nein, ich halte nicht ein, das halt ich nicht aus! Ich laß das nicht zu! Abstehende Ohren, hat er gesagt! Schiefer Mund, gelbe Haare! Oh Götter, nein – nein, jetzt will ich es aller Welt beweisen, was an dir dran ist, und zwar überall dran – denn ich, ich verstehe was von der Schönheit der Damenwelt!
Praetor Ein vermessener Bursche!
Toxilus Dordalus, hier hast du sechshundert Silberlinge! Er wirft ihm seinen Geldbeutel zu.
Dordalus Sechshundert?!
Toxilus In Gold! Jawohl, denn Lemniselenis ist sechstausend wert! Nimm es, räudiger Geldgeier, ich kauf das Mädchen frei!
Dordalus Gemacht – gemacht! Dies Gold jedoch mußt leider du behalten – Er übergibt es ihm wieder. Ich habe ja die Dame nur in Kommission zum Verkauf, wenn sie freigekauft wird, gehört das Geld nicht mir, sondern ihrem letzten Herrn, also dem Präsidenten K. R. Thago.
Toxilus perplex: Wem –?
Dordalus lächelt undurchsichtig: Hast mich nicht verstanden? Leg es in seine Kasse.
Toxilus Wohin?!
Dordalus In seine Kasse. Mit so Freikaufereien hab ich leider nichts zu tun –
Praetor fällt ihm ins Wort: Aber vielleicht ich, und zwar in meiner Eigenschaft als Richter! Es will mir nicht in den Sinn, daß irgend so ein Bursche für ein Weib, das mir mißfällt, sechshundert Silberlinge – Er fixiert Toxilus. Wer seid Ihr denn? Euer Name?
Toxilus wird etwas unsicher: Toxilus.
Praetor Euer Stand?
Toxilus Hm.
Dordalus lächelt wieder undurchsichtig: Oberkammersklave.
Praetor Sklave? Ahnt ich es doch, daß hier etwas nicht geheuer! Zu Dordalus. Wer ist denn sein Herr?
Dordalus Präsident Thago.
Praetor Ach! Zu Toxilus. Nun, sag mir mal, wieso kann ein unfreier Mann zu so viel Geld kommen?
Toxilus Nur durch der Götter Fügung und die Gnade seiner Herrschaft. Mein Herr hats mir geschenkt.
Praetor Wie kann ein Mensch nur so dumm lügen!
Toxilus Hoher Praetor! Die Wahrheit –
Praetor unterbricht ihn: Kein Wort mehr, es ist aus! Ich kenne deinen Gebieter persönlich – wem schenkt der einen Groschen, geschweige denn sechshundert Silberlinge?! Zu den Liktoren. Verhaftet ihn!
Lemniselenis springt verzweifelt vom Podium herunter: Nein! Oh hoher Praetor, er sagt die Wahrheit, glaubet mir, auch wenn Ihr mich nicht für schön findet! Ich selber war ja dabei, wie der Herr Präsident ihm das Geld gab, ich schwör Euch jeden Eid, der Euch heilig ist! Aber wenn Ihr ihn jetzt trotzdem einkerkert, dann kerkert auch mich ein – auch mich, auch mich!
Praetor lächelt: Ach, ist Amor mit im Spiele?
Lemniselenis Nein.
Toxilus zu Lemniselenis: Verleugne alles, nur niemals unsere Liebe!
Lemniselenis fest: Amor ist jetzt nicht dabei.
Praetor ironisch zu Toxilus: Keine Angst! Lächelnd zu Lemniselenis. Du willst also unschuldig eingekerkert werden?
Lemniselenis Kein Mensch ist unschuldig.
Praetor stutzt: Ein gefährliches Wort. Dafür lassen sich Leute im Zirkus zerreißen. Wie kommst du zu dieser Ansicht?
Lemniselenis Ganz von allein.
Stille.
Praetor betrachtet sie und lächelt dann wieder; zu seinem Gefolge: Sie weiß nicht, was sie spricht – Leise zu Lemniselenis, damit es vor allem Dordalus nicht hört. Liebes Kind, zunächst muß ich dich um Verzeihung bitten: ich finde dich sehr schön – und ich habe dich vorhin nur deshalb für häßlich befunden, weil du mir zu teuer warst. Verzeih einem armen Praetor – jetzt lächelst du wieder! Ich bin auch kein Unmensch und würde dir gerne deinen Toxilus gönnen, aber Recht muß Recht bleiben, sonst hört sich unsere menschliche Gesellschaft auf, und alles geht drunter und drüber –
Matrosa deutet plötzlich nach links empor: Seht den Vesuv!
Alle blicken hin.
Stille.
Dordalus Also was sich der zusammenraucht –
Lemniselenis Es wird immer mehr.
Praetor Ich wollte, ich könnte den Vesuv verurteilen. Dann wären wir alle die Angst los.
Toxilus Ich hab keine Angst.