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Der deutschen Jugend eine Reihe kulturgeschichtlicher, verschiedenen Jahrhunderten entnommener Bilder vorzuführen, die, beginnend vom Zeitalter der Reformation, an wichtige Abschnitte der vaterländischen Geschichte anknüpfen und in der Gegenwart ihren Abschluß finden, ist der Zweck dieses Werkes.
Es ist eine Familiengeschichte, in der ich die Ereignisse aus vier Jahrhunderten mit kulturgeschichtlicher Färbung widerzuspiegeln versucht habe. Ein durch sämtliche Geschlechter festgehaltenes Familieninteresse verbindet die vier Bände zu einem Ganzen; zugleich aber bildet jeder einzelne Band eine streng für sich abgeschlossene Erzählung, die in Anlage, Entwicklung und Ausgang durchaus selbständig dasteht.
Ich habe das Elsaß vorwiegend zum Schauplatz meiner Darstellung gewählt, weil dessen Wiedergewinnung auch die Teilnahme an seiner geschichtlichen Vergangenheit erhöht hat, diese aber weit inniger, als dem jugendlichen Leser im allgemeinen bekannt sein dürfte, mit den entscheidendsten Ereignissen in der Geschichte unseres deutschen Gesamtvaterlandes verwachsen ist.
Während sich der erste Band seinem wesentlichsten Inhalte nach mit den Wirkungen der Reformation auf das Elsaß und mit ihren Straßburger Vorkämpfern beschäftigt, versetzt der zweite Band zunächst in den Dreißigjährigen Krieg, leitet dann den Gang der Erzählung von den rauchenden Trümmern Magdeburgs auf elsässischen Boden über und macht zuletzt den Raub Straßburgs zum Gegenstande der Darstellung. Der dritte Band führt dem Leser die Regierung Friedrich Wilhelms I. und seine berühmte Riesengarde vor, sowie den Beginn der neuen Zeit, die unter seinem großen Nachfolger Friedrich II. für das Vaterland anbrach. Über der preußischen Entwicklungsgeschichte werden indessen die Ereignisse im Elsaß nicht vergessen, das damals von den Soldaten Maria Theresias besetzt wurde. Der abschließende vierte Band umfaßt Ereignisse der Französischen Revolution, mit besonderer Berücksichtigung des Elsaß, der Napoleonischen Herrschaft in Deutschland und der nationalen Erhebung im Jahre 1813.
Als Quellen für mein »Ahnenschloß« dienten mir nachstehende Werke: Rathgeber, Reformationsgeschichte der Stadt Straßburg. Strobel, Vaterländische Geschichte des Elsasses. Lorenz und Scherer, Geschichte des Elsasses. Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit. Friedrich, Vorkämpfer der Freiheit. Rathmann, Geschichte der Stadt Magdeburg. O. v. Guericke, Geschichte der Belagerung, Eroberung und Zerstörung von Magdeburg.
Seit länger als 30 Jahren gehört Höckers »Ahnenschloß« zu den Lieblingsbüchern der deutschen Jugend. Sein gediegener Inhalt erwarb ihm eine große Anzahl von Freunden, und diese hat sich erfreulicherweise ständig gemehrt. Einige Jahre vor dem Kriege wurde das Werk im Äußeren den veränderten Ansprüchen der Zeit angepaßt und ging im Jahre 1913 mit den sämtlichen Jugendschriften des Verlags von Ferdinand Hirt & Sohn in Leipzig in meinen Verlag über.
Während der letzten Kriegsjahrs wurden fast alle meine Jugendschriften ausverkauft; getreu der Überlieferung des allbekannten Hirtschen Verlags habe ich aber davon abgesehen, Neudrucke in minderwertiger Kriegsausstattung erscheinen zu lassen, obwohl die Nachfrage des Publikums nach diesen Schriften ständig anhielt. Erst nach längerem Zuwarten ist es mir möglich geworden, Neuauflagen zu veranstalten, die in ihrer äußeren Form den früheren Auflagen annähernd gleichkommen. Wenn ich als erste dieser Neudrucke die vier Bände des »Ahnenschlosses« erscheinen lasse, so geschieht dies hauptsächlich in patriotischer Absicht. Ist doch jedes deutsche Herz aufs tiefste getroffen durch den abermaligen schmählichen Raub des urdeutschen Elsaß, dessen Kultur und Bodenschätze die Habsucht unseres Erbfeindes nicht ruhen ließen. Was der Verfasser am Schluß des zweiten Bandes dem vorigen Geschlecht geschildert hat, den Raub Straßburgs, haben unsere heutigen jugendlichen Leser nun selbst mit erlebt. Möchte diese Jugenderinnerung nie in ihnen verblassen; möchten sie, zu Männern gereift, kraftvoll mit Hand anlegen an den Wiederaufbau der Heimat. Dann wird auch sicherlich die Überzeugung nicht ausbleiben, daß wieder unser werden muß, was wir in so trauriger Weise verloren haben, und dann werden auch allenthalben in unserem Vaterlande wieder die stolzen Lieder ertönen: »Deutschland, Deutschland über alles« und »Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«.
Leipzig, im Mai 1920.
Dr. Max Gehlen