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13.

Der kleine Fuß

Noch sehe ich den prächtigen Wagen, in dessen Lack sich das Feuer der Kienkörbe und die Fackel des Bedienten herrlich spiegelte; die blanken Riesenpferde, die ungeduldig stampften und sich bäumten, und dem gewaltigen Markus die Zügel aus der Hand drängen wollten; den zweiten Bedienten, der jetzt die Wagenthüre öffnete, und die, mit buntgeblümten Teppichen gepolsterten Tritte auseinanderschlug; die Gräfin, tief eingehüllt in türkische Shawls und Tücher, und umflossen von einem weichen, schwarzseidenen Mantel; und den Grafen in Eskarpins und einem modischen Oberrocke. Dieser hatte die Liebliche mit einem Arm umschlungen, und warnte mit zärtlicher Theilnahme, sich vor Erkältung in Acht zu nehmen. Kommen, in den Wagen steigen und davon jagen, war das Werk einer Viertel-Minute; so eilig und rasch ging das alles. In demselben Augenblicke strömten Hunderte aus dem Hause; die Oper war zu Ende. Bedienten, Wagen, Mägde, Wache, Herren, Damen, Laternenjungen, alles drängte sich in wildem Gewirre durch einander; ich flüchtete aus dem bunten, mannichfach beleuchteten Getöse nach Hause. Unterwegs begegnete mir mein Rosentödter wieder; der junge Graf saß allein im Wagen.

Morgen geh' ich bestimmt zur Gräfin! das war jetzt mein fester Vorsatz. Das Zehnthalerstück nehm' ich nicht; ich hätte es wohl brauchen können, es wäre ein Kapital für mich gewesen; aber ich fühlte, daß die Gräfin mich mehr achten mußte, wenn ich es ausschlug; ich wollte ihr blos danken für den Antheil, den sie an meinem kleinen Unglück nahm; für die edle Absicht, mich dafür entschädigen zu wollen, und hatte mir schon eine recht gefühlvolle Redensart erdacht, um ihr zu sagen, daß ich bei dem Tausche unendlich gewinne.

So verworfen, als der Herr Professor den Grafen aber machen wollte, war dieser bestimmt nicht; denn so besorgt, wie er sich für die holde Gemahlin zeigte, ist in der Regel kein Lüderlicher um seine Frau. Von der Gräfin selbst hatte ich vor allen Tüchern, Shawls, Mänteln ect. so gut wie gar nichts gesehen; selbst ihre Gestalt, die ich eigentlich noch gar nicht kannte, war mir in ihren vielen, weiten, faltenreichen Hüllen verloren gegangen. Aber eins, eins war mir nicht entgangen: ihr höchst niedlicher Fuß. Um sich dem Zugwinde nicht Preis zu geben, flog sie durch das Portal in den hohen Scheibenwagen hinauf, und da gewahrte ich dies zarte Kunstwerk der Natur, das feinste Frauenfüßchen, welches wohl je die Kienkörbe vor dem Opernhause beschienen hatten. Sie trug Sandalen, wie Josephine, ja zum Verkennen ähnliche; aber Josephinens Fuß war wenigstens um einen Zoll größer, als dieser. Noch sah ich zwar bis jetzt keine Dame der gewöhnlichen Welt, in Sandalen; allein die Mode der höhern Stände war mir ja unbekannt. Glichen die Füßchen der Hofdamen den ihrigen, so war die Sandalen-Tracht eine recht hübsche.


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