Johann Gottfried Herder
Gesammelte Abhandlungen, Aufsätze, Beurtheilungen und Vorreden aus der Weimarer Zeit
Johann Gottfried Herder

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Homer und Ossian.Die Horen. 1795, zehntes Stück. – D.

 

Das große Geschäft, das den Händen der Zeit anvertraut ist, Kunstwerke der Menschen ans Licht zu fördern, lebendige Geburten des Geistes wachsend zu machen, ihnen Fülle, Blüthe, endlich auch Frucht in andern Hervorbringungen zu gewähren, dies Geschäft bildet eine goldene Kette menschlicher Geister. Wo irgend ein Name aus der Vergangenheit hervorblickt, der auf einen Punkt der Vollkommenheit traf, an den heften sich früher oder später die Namen Derer, die sein Werk forttrieben. Vielleicht erlöschen diese Namen; aber das Werk, der Name des Anführers bleibt; ihre Bemühung selbst theilte Jenem neuen Glanz mit. Wer da hat. dem wird gegeben;Matth. 13, 12. – D. die gesammte Nachwelt arbeitet sodann in des großen Meisters Schule.

Im Orient sind die Namen Salomon's, Lokman's u. A. bekannt. Was an Natur-, an Spruch- und Fabelweisheit späterhin erfunden ward, ward an jene Namen im Tempel der Unsterblichkeit geheftet; es hieß Lokmanische, Salomonische Weisheit. So hießen die spätesten Psalmen immer noch Davidische Psalmen; durch ganz Morgenland ist Alexander als Zerstörer, Soliman als Erbauer alles Großen und Prächtigen berühmt; sie gelten als fortlebende Monarchen im Reich der Zeiten. Bei den Griechen nicht anders. An Homer, Hesiod, Aesop, Anakreon, Sappho, Theognis u. s. w. reihte sich, was sich an sie reihen konnte; namenlos traten spätere Krieger in die Glieder dieser alten Feldherrn, und die neuere Kritik wendet oft fast vergebliche Mühe an, bei diesem und jenem Werk Urheber und Zeiten zu sondern. Pythagoras und Plato lebten nach Christi Geburt zum zweiten Mal in philosophischen Schulen auf; ihnen ward zugeschrieben, woran sie hie und da schwerlich gedacht hatten; ihre Gestalt wuchs auf der Schwinge der Zeiten.

Sollte es mit Ossian anders sein? Wir wollen nicht behaupten, sondern auch bei ihm wie bei HomerDas vorige Heft hatte den Aufsatz »Homer, ein Günstling der Zeit« (Herder's Werke, VII. S. 251–274, vgl. das. S. 28 ff.) gebracht. – D. dem Gang der Zeit, wie sie uns ihn offenbarte, folgen.

1.

Viele Leser werden sich erinnern, was für ein süßes Staunen die Erscheinung Ossian's in den Jahren 1761 bis 1765 gewährte. Zuerst traten kleine Gesänge als Fragmente hervor, und vielleicht sind mehrere Liebhaber Ossian's, die ihn in dieser Gestalt, in der sie ihn zuerst kennen lernten, immer noch am Meisten lieben. In kleinen romantischen Erzählungen wurden wir mit Shilrik und Vinvela, mit Connal und Crimora, mit Ronnan und Rivina, mit Fingal, Ossian, Oskar, Minona bekannt; wir hörten die Gesänge Selma's; Comala erschien; Carthon, der Tod Cuchullin's, Berrathon, Carricthura.Uebersetzt erschienen diese einzelnen Gedichte unter dem Titel: Fragmente der alten hochschottländischen Dichtkunst. Hamburg 1704. Auch Fingal, ein Heldengedicht nebst verschiednen andern Gedichten Ossian's. Hamburg 1764. – H. Allenthalben sahen wir Scenen der Unschuld, der Freundschaft, der väterlichen, kindlichen, der Bruder- und Schwesterliebe und hörten von der Wehmuth getrennter Liebenden und Gatten die rührendsten Töne. Offenbar trug die abgerissene Gestalt dieser Erzählungen, ihre hohe Einfalt und, wenn ich so sagen darf, ihr niedrer Himmel, ihre schmale Einfassung zu dem Eindruck bei, den sie auf alle, insonderheit jugendliche Seelen machten. Wie aus der Ferne, aus einer Höhle, über das Meer, vom Thal oder von Gebirgen der Nebelinsel her hörte man süße Stimmen und sah wie im Traume die engbeschränkte, von Wolken umfaßte Hütte der Edeln und Geliebten.

Fingal erschien, bald auch nebst andern Gedichten Temora. Sie wurden als Epopöen angekündigt, die mit Homer wetteifern und ihn wol gar übertreffen sollten. Dahin zielte in mehreren Anmerkungen Mac-Pherson selbst, Ossian's unsterblicher Herausgeber; dahin Hugh Blair's kritische Abhandlungen,Uebersetzt von Denis im dritten Band seines Ossian's; sowie auch durch die ganze Sammlung hin Cesarotti's, Mac-Pherson's Noten. – H. noch mehr Cesarotti's Anmerkungen zu seiner italienischen Uebersetzung dieser Gedichte. Dem zufolge sang Denis in wohlklingenden Homerischen Hexametern, mit lyrischen Silbenmaßen untermischt, sie den Deutschen vor und gab ihnen dadurch noch mehr das Ansehen eines einförmig fortgehenden Ganzen. Mehrere Uebersetzungen in Prose folgten. Zugleich aber erschienen auch Einwendungen und Zweifel, die von sehr verschiedner Art waren.Ein vollständiges Verzeichniß dessen, was über Ossian gestritten und geschrieben worden, liegt außer meinem Wege; wahrscheinlich ist's auch von Andern schon geliefert worden. – H.

Die irländischen Zweifel dünkten mir vom wenigsten Belange. Irland nämlich (Erin) wollte sich Fingal und Ossian landsmännisch zueignen; es reclamirte den Sänger wie den Helden. Fingal sollte Fion oder Fin, König in Leinster, Ossian sollte Oisin, der Sohn Fion's, gewesen sein u. s. w.Eine Abhandlung hierüber ist in den Unterhaltungen (Hamburg 1766. B. 1. S. 329 ff.) übersetzt worden; gut, daß wir mit mehreren dergleichen verschont geblieben. – H. Auf Alledies, dünkt mich, kann man kurz antworten: »Beweiset, daß er es gewesen. Bringet irländische Gesänge, schönere Gesänge hervor, als die Schotten hervorbrachten, und wir wollen Euch glauben.« Sei Fingal in der Geschichte, wer er wolle; in Ossian's Gedichten ist er nicht Fion oder Fin in Leinster mehr, sondern Fingal, der König der Menschen, Anführer der Helden. Der Gesang hat ihn auf seine Fittige genommen und über die Sterblichen erhöht. Würden Achill und Ajax, Ulysses, Penelope, Agamemnon sich in Homer's Bildern erkennen? Ich glaube schwerlich; so wenig sich König Artus, Karl der Große, Gottfried von Jerusalem oder die Helden Ariost's in den Gesängen ihrer Dichter erkennen würden. Eben nur durch eine Verwandlung wurden sie epische Helden. Die Sage hatte sie von Munde zu Munde fortgetragen; da war ihre Gestalt zwischen Himmel und Erde gewachsen. Der Sänger nahm sie auf und verewigte sie; in ihrer alltäglichen, gemeinen Gestalt wären sie keine Geschöpfe für ihn gewesen. Fingal, Ossian, Oskar sind Kinder der Sage, Gebilde der erhöhenden, fortsingenden Zeit.

Was sollen überhaupt in dieser Sache geographisch-historisch-chronologische Rivalitäten? Ossian's Gedichte gehören dem ganzen galischen Völkerstamm, ja Jedem zu, der seine Ursprache versteht oder Ossian zu schätzen weiß, er lebe dies- oder jenseit des Meeres. Zwar auch die Griechen stritten unter einander, wem Homer zugehöre, und es wetteiferten hiebei mehr als sieben Städte und Länder. Nicht aber thaten sie es in der Absicht, daß sie dadurch Homer's Gesänge, wie man sie hatte, verunglimpfen wollten; vielleicht mit manchen Abwechselungen sangen Alle einen Homer. Und so mögen denn auch Schotten und Irländer einen Ossian so lange lesen und an einen Fingal so lange glauben, bis Irland aus seinen Mitteln uns einen zarteren Ossian, einen edleren Fingal hervorruft, als ihn Mac-Pherson darstellte. Sodann wollen wir der romantischen Sage dankbar sein, die sich in zweien Mundarten zwar verschieden, in jeder aber vortrefflich erhalten. Bisher ist von irischen Gedichten nichts bekannt, das an die schottischen reiche.

2.

Ein ungleich wichtigerer Zweifel war der, den man gegen die Aechtheit des Mac-Phersonischen Ossian's machte; und es ist zu verwundern, daß man ihn, der kecken Manier ungeachtet, mit der ihn die Engländer vorbrachten, bisher noch so unbefriedigend aufgelöst hat. Mac-Pherson konnte dies am Leichtesten thun, ja den Zweifel auf einmal zu Boden schlagen, wenn er einzeln und treu anzeigte, »woher er jedes Stück habe, in welcher Gestalt er es empfangen, und was daran sein sei«. Der Urtext dieser Gesänge in ihrer brüchigen Form, mit den Silbenmaßen und Gesangweisen begleitet, deren entzückende Einfalt und Abwechselung mehrere Verehrer Ossian's rühmen, wäre ohne alle kritische Noten ein Erweis der Wahrheit für Welt und Nachwelt gewesen, gegen welchen kein Brite, kein Johnson einen Laut hätte thun mögen. Meines Wissens ist dies nicht geschehen; und daß es nicht geschehen ist, daß es von Mac-Pherson nicht selbst geschah, freilich dies vermehrte den Zweifel. Seid Ihr denn so arm, Ihr Schotten, daß Ihr Euern Homer, den Ihr über den Griechen preist, nicht in der Ursprache, ganz wie Ihr ihn habt, wie er bei Euch noch gesungen wird, mit Melodien und Spracherläuterungen ans Licht stellen, ihn dadurch vom Abgrund der Vergessenheit, dem er so nah ist, retten, ihn auf einmal der Unsterblichkeit vergewissen und Eurer Sprache dadurch selbst die Unsterblichkeit, und zwar die edelste classische Unsterblichkeit sichern könnt? Oder erwartet Ihr ein schöneres Product in ihr als Ossian? Oder glaubt Ihr, daß man diese Gesänge immerhin fortsingen werde? Oder bildet Ihr Euch ein, daß man bei Euern Behauptungen von der unaussprechlichen Schönheit dieser Gedichte in der Ursprache und ihrem entzückenden Reiz in den Gesangweisen ohne Proben etwas denke? Verlangen und am Ende Ueberdruß erwecken dergleichen unkräftige Anpreisungen; Proben, Proben allein geben Sicherheit und Belehrung.Von ächten Melodien zu Ossian hat mir das Glück bisher noch nichts zugeführt. Von einer ächten Ausgabe Ossian's im Ersischen ist mir auch nichts bewußt; das Specimen aus dem 7. Buch der Temora konnte nichts entscheiden. Woher hätte es Mac-Pherson? Ist Alles, wie es gedruckt ist, gefunden? ist's aus lebendigen Gesängen genommen oder aus Handschriften? stimmen die Handschriften unter einander? stimmt jede derselben mit dem lebendigen Gesange? aus welcher Zeit ist die Diction des Gesanges und der Handschriften? Untersuchungen und Belehrungen solcher Art wären verdienstlicher als alle Lobspreisungen Ossian's. Die Galic Antiquities sollen zwar unter dem Titel Scan Dana ersisch herausgegeben sein; daß aber diese und nicht Mac-Pherson's Ossian, daß sie, so viel ich weiß, ohn' alle Kritik herausgegeben sind, bringt uns nicht weiter. Im Jahr 1784 hat ein Irländer Artur Young galische Gedichte, die sich auf die Geschichte der Fians beziehen, in Nordschottland gesammelt (übersetzt ins Deutsche 1792); sie sind mir noch nicht zu Händen gekommen. Eine treffende Anzeige, worauf es bei ihnen ankomme, steht im 139. Stück der »Allgemeinen Literatur-Zeitung« 1795. Wenn auf diesem Wege von Andern, insonderheit von Galen selbst fortgeschritten würde, käme man zum Ziel. Gemeiniglich aber geschieht am Spätesten oder gar nicht, was zuerst hätte geschehen sollen. Späterhin sind mehrere Gedichte, z. B. The Works of the Caledonian Bards herausgekommen, deren Mythologie sogar vom Mac-Pherson'schen Ossian auszuweichen scheint. Vielleicht ist keine Gesangesart, in der sich dem Anschein nach so leicht fortsingen läßt, als die Gesangweise Ossian's. – H. [Vgl. Herder's Werke, XIV. S. 692–695. – D.]

Daß eine solche Behandlung Ossian's sehr nützlich sein müsse, ist schon daher ersichtlich, weil sie die einzig vernünftige ist. Entspringe daraus ein Resultat, wie es wolle; Mac-Pherson's Ruhm kann es nicht schaden. Sei Alles der Tradition entnommen, wie er's gab: er hat's gesammelt, er hat's gegeben. Er war der Solon und Hipparch, der die Gesänge dieses Homer's der Vergessenheit entzog, sie der ganzen gebildeten Welt annehmlich machte, sie in der Verständigen Ohr, in der Empfindenden Herz hinübertönte: sein Name bleibt unvergeßlich. Oder empfing er nur rohen Stoff und setzte mit Schöpferhand zusammen, was er dargestellt hat: um so rühmlicher für ihn, um so belehrender für uns. Hier ließ er sodann niedrige Züge aus; dort setzte er aus Ebräern, Griechen oder Neueren ähnliche, feinere Züge hinzu und gab dem Ganzen, seinem Fingal, seinem Ossian, seiner Bragela die edelste und zarteste Bildung; um so besser; er that, wie ein kluger Mann thun mußte. Zu eignen Gesängen solcher Art fühlte er sich schwerlich stark gnug; aber der Geist seines Vaterlandes, seiner Vorfahren, der Geist seiner Sprache und der in ihr gesungenen Lieder ergriff ihn; in sie legte er also den Schatz vieler sowol aus andern Zeitaltern gesammelten Schönheiten als der Empfindungen seines eignen Herzens. Daß er dies unter der Maske Ossian's that, ist ihm sodann nicht nur zu verzeihen, sondern es war für ihn vielleicht eine Pflicht der Dankbarkeit und der Noth. Unter solchen Gesängen war er erzogen; sie hatten sein Innerstes erweckt; auf ihren Flügeln schwang er sich empor; überdem war ein heiliger Betrug dieser Art bei der überschwänglich geltenden Modepoesie der Engländer fast nothwendig; denn was gleicht dem Stolze dieses Handelsvolkes auf die grimaces, faces und graces seiner fashionable poëtry, auf die pleasure's, measure's und treasure's seiner gereimten Verse? Was stand diesen mehr entgegen als der schlichte, einfache Ossian? Da war es ja ganz an Ort und Stelle, daß Mac-Pherson den literarischen Krämern alte Handschriften in die Läden zu London legte, daß sie sich daran satt sehen könnten; er wußte doch, daß sie damit nichts thun würden.

Aber was Mac-Pherson nicht that, thue jetzt einer seiner Freunde, deren mehrere doch gewiß die genaueste Kenntniß der Sache haben. Man lasse weiter keinen Engländer oder Irländer umherreisen, sondern entdecke zu Ehren Ossian's und Mac-Pherson's die Beschaffenheit der Sache kritisch, klar und wahr. Bei einiger Genauigkeit müssen sich dabei in Ansehung des Ursprungs, der Verbreitung, der Erhaltung und Abänderung dieser Sagen in Ansehung der moralischen, geistigen und politischen Begriffe dieser Gedichte Untersuchungen ergeben, die alle ästhetischen Belehrungen über den Werth dieser Gesänge weit überwiegen. Ich traue der gütigen Zeit es zu, daß sie auch dieses Werk zu ihrer Stunde fördern werde.Mac-Pherson starb im folgenden Jahre. Die angebliche Urschrift erschien erst 1807; in Folge einer 1829 von der irischen Akademie zu Dublin gestellten Preisaufgabe wurde deren Unächtheit erwiesen. – D.

 

3.

Denn was sollte die ganze Parallele zwischen Homer und Ossian sagen? Daß Homer kein Ossian und Ossian kein Homer sei, wer hätte daran gezweifelt?

Unsere Erde hat mancherlei Klima; unser Menschenstamm hat mancherlei Geschlechter. Ionien ist nicht Schottland, die Galen sind keine Griechen; hier ist kein Troja, keine Helena, kein Palast der Circe. Was wollen wir unnütz vergleichen? Gegend, Welt, Sprache, die ganze Seh- und Denkart beider Nationen ist anders; das verschiedene Zeitalter, in welchem Homer und Ossian lebten, noch ganz ungerechnet. Was ein Tausend von Jahren und Meilen von einander trennt, wollt Ihr als ein Symplegma zu einer Form vereinen?

Schon das unterscheidet Homer von Ossian ganz und gar, daß Jener, wenn ich so sagen darf, rein objectiv, Dieser rein subjectiv dichtet. Jener ist blos ein Erzähler; sein Hexameter schreitet ein- und vielförmig dahin ohne alle Theilnehmung, als die ihm der Inhalt auflegt. An diesem gleich gehaltenen Hexameter haftet gleichsam die ganze Kunst Homer's; in ihm trägt er alle Leidenschaften vor, in ihm schildert er alle Gegenstände und Situationen im Himmel, auf Erden und im Orcus, mit ihm mißt er Götter, Helden und Menschen gleichförmig. Aus dem gleichförmigen Hexameter Homer's und aus der ruhigen Weisheit, die ihn belebt, entsprang daher jener Stil Griechenlandes, der von der heitern Denkart dieses Volkes zeugt. An ihm bildete Herodot dem Vortrage und Perioden nach seine Geschichte; nach ihm formte sich ein System der Götterlehre, der Kunst und Weisheit. Bei Ossian geht Alles von der Harfe der Empfindung, aus dem Gemüth des Sängers aus; um ihn sind seine Hörer versammelt, und er theilt ihnen sein Inneres mit. In diese Welt zieht er sie hinein; diese Zauberwelt verbreitet er rings um sich. Daher die Einleitungen in seine Gesänge, durch welche er die Seelen der Zuhörer in seinen Ton gleichsam stimmt und fügt. Er malt die Gegenstände umher, den Ort, die Tages- und Jahrszeit. Meistens sind's Töne des Ohrs, dadurch er sie malt; denn diese stimmen das Gemüth mehr als Ansichten des Auges. Nun hebt er an; jede Sage ist mit seiner eignen individuellen Empfindung wie mit dem Finger der Liebe bezeichnet; und sobald er kann, wird die Begebenheit selbst Stimme, Klage der Wehmuth, Harfengesang. Auch in den großen Gedichten Fingal und Temora geht Alles von Tönen der einsamen Harfe aus und kommt auf diese zurück; an ihren Saiten hangen alle Gefühle des Herzens sowie die verlebten Schicksale der Väter. Und der Gesang ändert sich nach jeder Empfindung. Die Schotten können das Rührende jeder unerwarteten Abwechselung des sanften, traurigen oder wilden und kühnen Silbenmaßes nicht gnug preisen; von welchem Allen Homer nichts weiß. Unermüdet irrt Dieser immer auf derselben lieblichen Saite und ward auf ihr ein Muster des Wohlklangs für alle Gegenstände und Situationen. Er ist ein rein epischer, Ossian ist, wenn man so will, ein lyrisch-epischer Dichter.

Mit dieser verschiednen Art des Gesanges unterscheidet sich auch der ganze Genius beider Dichter. Bei Homer treten alle Gestalten wie unter freiem und heitern Himmel in hellem Licht hervor; als Statuen stehen sie da, oder vielmehr sie schreiten handelnd fort, leibhaft in völliger Wahrheit. Auch alle seine Gleichnisse und Naturbilder nehmen an dieser völligen Sichtbarkeit Theil; langsam wälzen sie sich umher, um gleichsam von allen Seiten ihre Naturbestandheit in ewig festen Zügen darzustellen und zu gewähren. Kein hellerer Platz ist als das Feld vor Troja; unter dem immer heitern asiatischen Himmel geht eine Heldengestalt nach der andern hervor und läßt keinen Zug ihrer Handlung, ich möchte sagen, kein Glied, mit welchem sie wirkt, in ungewisser Deutung. Auch für die Sonderung der Gruppen hat Homer dergestalt gesorgt, daß selbst im wilden Schlachtgetümmel das Auge des Zuschauers ohne Nebel und Verwirrung bleibt. Und was den Faden des Gedichts betrifft, so entwickelt sich solcher aus dem Knäuel der Geschichte so ununterbrochen und ruhig, als ob die Hand der Parze ihn führte.

Bei Ossian ist Alles anders. Seine Gestalten sind Nebelgestalten und sollten es sein; aus dem leisen Hauch der Empfindung sind sie geschaffen und schlüpfen wie Lüfte vorüber. So erscheinen nicht nur jene in Wolken wohnenden Geister, durch welche die Sterne durchschimmern; auch die Gestalten seiner Geliebten deutet Ossian mehr an, als daß er sie darstellte und malte. Man hört ihren Tritt oder ihre Stimme; man sieht den Schimmer ihrer Arme, ihres Antlitzes wie einen vorübergleitenden Strahl. Ihr Haar fliegt sanft im Winde; so schlüpfen sie her, so vorüber. Gleichergestalt malt er seine Helden, nicht wie sie sind, sondern wie sie sich nahen, wie sie erscheinen und verschwinden. Es ist eine Geisterwelt in Ossian, statt daß in Homer eine leibhafte Körperwelt sich bewegt. In ihm sieht man die Handlung, die man in Ossian an Tritten, Zeichen und Wirkungen gleichsam nur ahnt. Was endlich die Exposition der Gedichte betrifft, so hätten Mac-Pherson und Blair sich hüten sollen, hierin beide Dichter auch nur zu vergleichen. Bei Homer erzählt sich Alles selbst; Eins folgt aus dem Andern unaufhaltbar; dagegen sind Fingal und Temora dunkel zusammengereihte Gedichte, voll Episoden, denen sinnlich zu folgen hie und da schwer wird. Die lieblichste Gestalt macht Ossian in kleinen einzelnen Erzählungen, die man bald als heroische Romanzen, bald als rührende Idyllen, bald als rein lyrische Stücke betrachten kann, deren einige, z. B. Comala, sich dem Drama nähern. In solchen zeigt sich seine geistige Schilderei, sein Herz voll Wehmuth, Liebe und Unschuld. Eine epische Fortleitung, die vielleicht blos Mac-Pherson in die größern Stücke gebracht hat, scheint ihm ganz fremde.

Es ergiebt sich hieraus, wie verschiedene Wirkungen und Folgen beide Dichter haben mußten. Wer Götter und Helden bilden will, gehe zu Homer, nicht zu Ossian; in diesem ist eine Gestalt wie die andre und für den Künstler eigentlich keine gezeichnet. Der Maler, den Ossian begeistert, muß aus sich selbst schöpfen; aus seinem Dichter kann er nur die Farbe der Empfindung und das Helldunkel der Situation anwenden. Dagegen ist in Ossian eine Quelle des Gefühls, voll der zartesten, sittlichen Gesinnungen, die Homer seinen Helden nicht beilegen konnte. Beide Dichter unterscheiden sich hierin, wie sich die Welt diesseit und jenseit der Alpen unterscheidet. Im Norden hat die Natur die Menschen mehr zusammengedrückt und, indem sie ihnen eine härtere Rinde, dazu mehrere Mühe von außen gab, in ihrer Brust vielleicht eine tiefere Quelle des sittlichen Gefühls aus dem Felsen gebohrt. In den südlichen, wärmeren Gegenden breitete sich die Natur mehr aus; lockerer geht die Menschheit aus einander und theilt sich Allem, was um sie ist, leichter und lebendiger mit. Dagegen aber bleiben vielleicht auch Empfindungen unerweckt, die nur der nordische Himmel, einsame Geselligkeit, Noth und Gefahr ausbilden konnten. Die intensive Kraft des Gesanges, wiewol in einem engern Kreise, ist Ossian's, die extensive, im weitesten Felde der Mittheilung bleibt Homer's großer Vorzug.

Aus Homer entsprang also, was aus Ossian die Zeit nicht entwickeln konnte. Jener blühte mit einem jungen Volk auf, und in jeden neuen Ruhmeskranz dieses Volks schlang sich sein Lorbeer. Die erste Kriegsunternehmung des gesammten Griechenlandes hatte er besungen; wenn späterhin Griechenland gegen die Perser noch größere Unternehmungen ausfocht, so konnten Aeschylus, Sophokles u. s. w. mit Homer's Gastmahle, nach neuerem Geschmack zubereitet, ihre Mitbürger bewirthen. Die Ehre des ganzen griechischen Stammes sproßte in seinen Gesängen; sie trug reiche Blüthen und Früchte in jeder Art, mit jeder neuen Betriebsamkeit des Volkes; denn über ihnen schien ein heiterer Himmel, um sie wehten ionische, griechische, italische Lüfte.

4.

Und Ossian? Es ist ungerecht, von einem Baume Früchte zu erwarten, die er seiner Art nach nicht bringen kann; Ossian sei an seinem Orte das, was Homer war; nur stand er auf einer ganz andern Stelle. Er, der Letzte des Heldenstammes seiner Väter, Zeuge der Thaten des ruhmreichen Fingal's und ihr Mithelfer, jetzt in seinem Alter die letzte Stimme der Heldenzeit für die schwächere Nachwelt: dies ist der Standpunkt des Sängers, der zugleich den ganzen Charakter seiner Dichtungsart mit sich führt. Er ist die Stimme voriger Zeiten, aber eine traurige Stimme, mit keinem erweckenden Aufruf für die Nachzeit begleitet.

In jedem Lande bildet sich der Volksgesang nach innern und äußern Veranlassungen der Nation; auf einem Punkt derselben steht er sodann stille und gewinnt Charakter. Bei den Griechen gab diesen Charakterpunkt der Trojanische Krieg, und Homer war der Sänger, der ihn feststellte; unter den Galen war es der Ausgang des Heldenstammes und Ossian dessen trauriger Verkünder. Woher in aller Welt kam den Galen dieser jammernde Abschnitt der Zeiten, und mit ihm für alle Nachzeit zwar ein schmelzender, aber zugleich ein niederschlagender Ton der alten Sage? Veranlaßte ihn eine fremde Unterjochung? oder die eindringende Religion der Culdeer, der christlichen Mönche? Auf Beides spielen die Gedichte an; aber warum nur so dunkel? Haben die bisherigen Sammler etwa nur aus Höflichkeit die harten Stellen und Töne verschwiegen, denen die Stimme der Galen den Untergang ihres alten Heldenruhms beimißt? oder war diese Stimme so sanft, daß sie duldend gleichsam schwieg und vielleicht schweigen mußte? Wie es sei, so sollte darüber Auskunft gegeben werden; denn es scheint unmöglich, daß ein Volk nur klage, ohne sich zu beklagen, ohne die Ursache seines Verfalls anzuzeigen und den Geist der Väter, wenn auch mit leeren Versuchen, zurückzurufen und anzufeuern. Hievon nun zeigt sich in den Ossianischen Gesängen fast keine Spur. Die Wolkengegend, der luftige Aufenthalt der Väter ist ihr einziger Trost; auf der Erde sehen sie traurige Wüsten, erloschne Tritte; sie hören verklingende Töne. Man sieht, daß die Gesänge in einem duldenden, unterjochten Volk fortgesungen worden sind, das sich am Ruhm und an der Glückseligkeit seiner Vorfahren unmächtig labte.Die irische Akademie hat ein Gespräch Ossian's mit einem christlichen Priester bekannt gemacht, das auch im Deutschen übersetzt ist. Es enthält harte Stellen, deren einige, wie es scheint, haben unterdrückt werden müssen; offenbar aber ist's von einem späten Datum und hat nicht den edeln Charakter, der die andern Gedichte Ossian's bezeichnet. – H. [Vgl. Herder's Werke, XIV. S. 533 ff. 698 f. – D.]

Wie es mancherlei Jahreszeiten in der Natur giebt, so giebt es deren auch in der menschlichen Geschichte. Auch Völker haben ihren Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Ossian's Gedichte bezeichnen den Herbst seines Volkes. Die Blätter färben und krümmen sich, sie fallen und fallen; der Lufthauch, der sie ablöst, hat keine Erquickung des Frühlinges in sich; sein Spiel indessen ist traurig-angenehm mit den sinkenden Blättern.

Auch Klagen sind nicht ohne Anmuth. Mimnermus' und Solon's Elegien, die Wehklagen aus der jüdischen Gefangenschaft in Jeremias und den Psalmen rühren uns, noch mächtiger Hiob's Jammergeschrei; und an wessen Herz ertönte je eine Ossianische Klage des zurückgebliebenen Sohnes und Vaters, der verlassenen Braut, des einsamen Gatten, des verschwindenden Heldenstammes vergebens? Der Klageton ist dieser Muse so eigen, daß er bis in die Wurzeln der Sprache, in die Ableitung und Verkettung ihrer Worte eingedrungen ist; der Klang derselben und die Gesangweise der Lieder hat nach allen Berichten denselben Ausdruck.

Ich gebe es zu, daß Ossian mißbraucht werden kann, nicht nur, wenn man ohne seine Empfindung seine Töne nachsingt, sondern auch wenn man seinen wehmüthigen Gefühlen sich zu einsam überläßt und sich mit erliegender Ohnmacht an seinen Bildern, an seinem süßen Wolkentrost labt. Indessen giebt's in ihm auch eine so reine Uebersicht der Menschheit in ihren innigsten Verbindungen und Situationen, daß ich diese, wenn ich so sagen darf, rein menschlichen Stellen und Empfindungen, wie Perlen gefaßt, sämmtlich componirt wünschte.Wir können die Hoffnung geben, daß eine solche Sammlung ausgesuchter Ossianischer Stellen für die Komposition bald erscheinen werde. – H. Von selbst würde der Gesang hier ein sanftes Recitativ, dort ein wehmüthiger Ausruf der Empfindung, hier eine leidenschaftliche Declamation, dort wechselnde Stimmen und Chöre werden, denen man schwerlich sein Ohr und Herz verschließen könnte. Wer z. B. hat Siegmund Seckendorf's Grabgesang der DarthulaIn seinen »Volks- und andern Liedern, mit Begleitung des Pianoforte«. – D. bei einem Saitenspiel singen gehört, ohne von dem Zuruf:

»Darthula, wach auf!
Frühling ist draußen, die Lüfte säuseln;
Auf grünen Hügeln, holdseliges Mädchen,
Weben die Blumen! im Hain wallt sprießendes Laub«,

und von dem traurigen Abschiede:

»Nimmer, o nimmermehr kommt Dir die Sonne
Weckend an Deine Ruhestätte: Wach auf!
Du schläfst im Grabe langen Schlaf,
Dein Morgenroth ist fern.

»Auf immer, auf immer weiche dann, Sonne,
Dem Mädchen von Kola; sie schläft!
Nie ersteht sie wieder in ihrer Schöne,
Nie siehst Du die Liebliche wandeln mehr!«Vgl. Herder's Werke, V. S. 137 f.; Goethes Werke, III. S. 373. 377 f. – D.

innig bewegt zu werden. Wenn ich diesen Gesang und die seufzende Vinvela ebenfalls in Seckendorf's Composition hörte, so dünkte mich, sein Geist schwebe zu den lieblichen Tönen hernieder und höre sie mit an.

Unter allen Nationen, die italienische selbst nicht ausgenommen, hat Ossian seine Probe bestanden. Wir Deutsche verdanken ihm nicht nur mehrere zarte Töne in Gerstenberg's Minona, in Klopstock's Oden, in Kosegarten's, Denis' Gedichten u. A., sondern wer das Schicksal der Zeiten unter mehreren europäischen Nationen zur Stimme bringen wollte, könnte er anders als Ossian singen und seufzen?

5.

Wer wissen will, wie es jetzt mit dieser alten singenden Heldennation, Ossian's Nachkommen, stehe, lese Buchanan's Reisen durch die westlichen Hebriden während der Jahre 1782–1790.Uebersetzt, Berlin 1795. – H. Der edelmüthige Verfasser fordert Jeden auf, ihm in seinen Berichten die kleinste Unwahrheit zu erweisen. Wozu sind diese alten edeln Geschlechter hinabgewürdigt! in welchen Zustand sind sie gerathen! »Uebersieht man,« spricht Buchanan, »wie wir gethan haben, die westlichen Hebriden im Allgemeinen, so zeigt sich das Bild der Traurigkeit und Unterdrückung am Häufigsten und tritt allenthalben hervor. Im Ganzen genommen, sind diese Inseln der schwermüthige Aufenthalt des Jammers und des vielgestaltigen Elends; denn ihre Bewohner werden als Lastvieh, schlimmer als Lastvieh behandelt. Können Mangel und Striemen den Sclaven gegen seine Abhängigkeit, gegen den Spott und die Schmach, welche sich über ihn häufen, nicht völlig abhärten, so rufen sicherlich die Thränen, die Seufzer, das Geschrei eines vielzähligen, unterdrückten, aber keinesweges sinn- und geistlosen Volks die Staatsverwalter um Mitleid und Rettung an.«S. 174 f. der deutschen Uebersetzung. So lese man S. 43 f., 184, überhaupt das kleine Buch von Anfang bis zu Ende. Der Verfasser hat sich auf eine seltne menschenfreundliche Art für dies Volk bemüht; möge die Vorsehung seine ernsten Bemühungen segnen! Vielleicht bringt seine Rettung der Galen gegen Pinkerton oder die galischen Alterthümer, die er verspricht, uns auch in dem, was wir über Ossian wünschen, weiter. – H.

Nach Jahrhunderten der Unterdrückung sind Ossian's Galen auch hier noch kenntlich. »Im Ganzen«, sagt Buchanan,S. 71–73, 74, 76, 125. – H. »besitzen die westlichen Hebrider gute natürliche Fähigkeiten, begreifen schneller und dringen vielleicht tiefer in einen Gegenstand ein, als irgendwo innere Landesbewohner zu thun pflegen. Dies muß daher kommen, weil sie sovielen Umgang mit Leuten von verschiedner Gemüthsstimmung haben, welche ihnen die Schifffahrt täglich zuführt, derentwegen sie vorsichtig, thätig und gefällig werden müssen. Auch setzt sie ihre beständige Gefahr auf dem Elemente, mit welchem sie sich unablässig beschäftigen, in die unumgängliche Nothwendigkeit, zu ihrer Selbsterhaltung Augen und Sinnen stets wachsam zu erhalten, und diese anhaltende Uebung wird bei ihnen zur festen Gewohnheit, die sich bei jeder Handlung des Lebens an ihnen offenbart. – Sie haben eine glückliche Anlage zur Dichtung wie zur Sing- und Instrumentalmusik, besonders auf beiden Uists, wo man nicht blos studirte, sondern augenblickliche Ergießungen einer sehr scharfen und beißenden Satire zu hören bekommt, die durch Mark und Bein dringt und den Stachel sitzen läßt. – Durch eben diese Gesänge strömt ein zarter, weicher Laut tief empfundener Rührung, der die Seele zu herzlichen Gefühlen und Liebe stimmt. Auch vernimmt man wehmüthige Klagen und Jammertöne um verlorne Geliebten und Freunde; und solche Sänger findet man nicht blos unter Vornehmen, sondern unter der niedrigsten Volksclasse. Darin übertreffen sie alle alten englischen und schottischen bis jetzt bekannt gewordenen Lieder, so vielen und verdienten Beifall diese auch bei wahren Kennern des Gesanges gefunden haben. Wäre die galische Sprache bekannt gnug, die Meisterstücke ihrer Tonkunst würden allen Schaubühnen, wo Geschmack und Anmuth herrscht, zur Zierde und Bewunderung gereichen. – Ihre Luinneags und der Einklang aller hineinfallenden Stimmen sind dem Ohr unaussprechlich angenehm. Auch das Auge wird beschäftigt, wenn man sie im Kreise stehn und Hand und Tuch bewegen sieht. Sing- und Instrumentalmusik sind ihre gesellschaftliche Unterhaltung. An Geschicklichkeit im Tanz übertreffen sie wahrscheinlich alle andern Völkerschaften. – Die gemeinen Leute sind wundernswürdig schnell in ihren Begriffen. Weiber werden so gute Weber als Männer. Sie lernen diese Kunst in wenig Monaten. Dabei singen sie herzhaft ihre Jorrams und Luinneags. Eine macht die Hauptstimme, die andern den Chor, der nach jedem Gesetz des Liedes zwei- oder dreimal wiederholt wird. Der süße Laut ihrer Lieder zieht gewöhnlich eine Menge Zuhörer herbei, welche mit in den Chor fallen.«

Von St. Kilda schreibt er: »Männer und Weiber lieben den Gesang und haben schöne Stimmen. Ihre natürliche Anlage und Neigung zur Dichtkunst ist nicht geringer als die der andern eingebornen Hebrider. In ihren Liedern lieben sie Beschreibungen und beweisen ungemeine Einbildungskraft. Der Gegenstand derselben sind die Reize ihrer Geliebten und die Heldenthaten der Vogelsteller oder Fischer wie auch der traurige Tod, welcher sie zwischen Klippen überfällt. – Wie auf Harris singen die Männer am Ruder und beleben sich bei der Arbeit durch Wett- und Chorgesang, der zum Schlage den Tact hält.«

Käme diesen armen Galen ein zweiter Fingal wieder, so würde sein Sohn Ossian auch erscheinen. Er sänge nicht mehr, wozu Jener den Ton angab, und was die traurige Zeit leider fortsingen mußte: Untergang der Helden, Unterdrückung, Jammer und Wehmuth.

 


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