Johann Gottfried Herder
Der Cid
Johann Gottfried Herder

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    Angstgeschrei und Weh und Seufzen,
Ächzen wie der Sterbenden
Drang hinauf von den Verlaßnen,
Auf gen Himmel und erreichte
Bald Ordoños horchend Ohr.

    Den Verlassenen zu Hülfe
Eilt' er tiefer in die Wüste,
Und als er die Edlen sah –
Wütend rauft er sich die Haare,
Wütend flucht er den Verrätern;
Feig entflohen waren sie.

    Decket dann mit seinen Kleidern
Die Verlassenen, Halbtoten,
Löset ihre harten Bande,
Eilt, Erquickungen zu suchen,
Rettung, Obdach, Sicherheit.
Bald auch fand er einen Landmann,
Treu dem Cid und ganz ergeben,
In des Hütte trugen beide
Schweigend die Verlassenen,
Wo des Landmanns Weib und Töchter
Freundlich ihrer sich annahmen
Und sie treu verpflegeten.

    Don Ordoño sprach: »Señoras,
Unter dieser guten Leute
Sichern Obhut weilet hier;
Ich geh jetzt mit einer Nachricht –
Ach, wo werd ich Worte finden,
Sie dem Vater, sie der Mutter
Zu verkündigen? Dem Cid!«

    Wo die Taten Rache fodern,
Schweigen Worte. Cid erwidert
Nichts und schlug sich an die Brust:
»Wohl hast du mir das gesaget,
Gutes Herz! Doch so abscheulich,
Schändlich, häßlich, niederträchtig,
Nicht der Teufel handelt so.«

    Aber welche Tränenquellen
Werden jetzt der Mutter Augen!
Standhaft tröstet sie der Cid,
Sendet Boten ab zum König,
Schnelle Boten, um Erlaubnis,
Kommen selbst vor ihn zu dürfen.
Gen Toledo, wo er war.


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