Johann Gottfried Herder
Der Cid
Johann Gottfried Herder

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    Mit ihm zogen beide Grafen,
Ihm zu seinen Schwiegersöhnen,
Seinen Töchtern zu Gemahlen
Von dem Könige geschenkt;
Hocherfreuet war Ximene,
Hocherfreuet beide Töchter;
Alvar Fañez übergab sie
Den Gemahlen, und der gute
Erzbischof verlobte sie.

    Feste werden angeordnet,
Ritterkämpfe, Prachtturniere;
Mohren, Christen, alle freuen
Auf das Fest sich, auf die Spiele;
Ach, ein böser Unfall störte
Alle Freuden, alle Lust.

    Hört! Ein ungeheurer Löwe,
Den der Cid an seinem Hofe
Längst schon hielt, entkam dem Wächter,
Und als wär er angewiesen,
Lief er auf die beiden Grafen
– Eben schlummerte der Cid –,
Warf die Tafel um und brüllte
Schrecklich. Sein Geschrei erweckte
Schnell den Schlummernden; er sprang
Auf den Stuhl, erhob die Stimme;
Und der Löwe, der ihn ansah,
Der die Eisenstimme kannte,
Wandte sich und ging zurück.

    Blaß von Todesfurcht und Schrecken,
Schleichen jetzt die Grafen seitwärts,
Wähnend, daß zu ihrem Schimpfe
Dieser Scherz bereitet sei.
Darin stärket sie ihr Oheim,
Der zur Heirat sie begleitet;
Und so werden eins sie alle,
Abschied schnell vom Cid zu nehmen,
Wegzuziehn mit ihren Weibern
Und zu rächen an den Töchtern,
Was am Vater sie nicht könnten –
    O des schändlichen Beginnens!
    O des bübischen Verrats!

    Ehrerbietig treten beide
Vor den Cid, Abschied zu nehmen,
Heimzuziehn mit ihren Bräuten
Und die Hochzeit dort zu feiren;
Also wünschte es ihr Vater. –

    Cid, befremdet und betroffen,
Hielt in seinem großen Herzen
Beide – nicht für niederträchtig,
Nur für launisch und unhöflich;
Doch der Mutter Herz wehklaget,
Und es schlägt das Herz der Töchter,
Unter Seufzern, unter Tränen
Scheidend; Cid begleitet sie.


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