Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Ein Prolog, gesprochen an der Tagung für neue Bühnenkultur
Sept. 1917 in der Festvorstellung des Mannheimer Hoftheaters
Stumm harrt das Volk. Aus unerkannter Reih' Erscheint, die stets ein Traum der Besten war Und tiefe Sehnsucht geistesedler Frau'n. Sie naht ursprünglich wie die Liebe, frei In Haltung und Gebärde, wunderbar Gelassen, ohne rechts und links zu schau'n, Der Bühne tief verhangenem Heiligtum Und wendet sich und überblickt das Haus. – Hoch in der Linken hebt mit starkem Arm Den Spiegel sie, darin das Flammenherz Der Menschheit unverschüttet widerscheint, Und mit der Rechten deutend kündet sie: »Dem Ort der Weihe bin ich Wächterin, Den hinter mir des Vorhangs Hülle schließt. Wenn er sich öffnet, öffnet sich die Welt, In Ausdruck, Wort und Bild gebannt, dem Aug' Und Ohr. Gestalten wachsen wahr heraus, Die euch mit ihrer Menschlichkeiten Macht Und Ohnmacht mahnen an verwandtes Los Und zeugen von dem bindenden Gesetz, Das sternensicher Heil und Unheil fügt. Dem Ort der Weihe bin ich Wächterin, Und Opferflammen will ich lodern sehn Zur Abwehr falschen, wesensfremden Spiels, Zum Hort der hohen, lebensläuternden Kraft. In Kraft und Fülle soll ein Tatgebild Vor euch sich traumhaft heben. Alle Not Und Niedrigkeit und majestätischer Stolz Der Menschheit, was sie schändet und erlöst, Soll euch zur Seligkeit durch Feuer führen. Kennt ihr die herzerobernd kühne Kunst, Die gleich der weißen Lichtwalküre steigt Durch Sturmgewölk zu lichter Götter Saal, Indes im Sumpf sich die Gewohnheit krümmt Der ewig ehrfurchtlosen Ehrbarkeiten? Dem Ort der Weihe bin ich Wächterin, Den Ort des Weltbilds weih' ich allem Volk, Das Sehnsucht tief durchzittert, sich zu baden Im Meer der ungeheuren Leidenschaft, Im Quell der heiligen Aufrichtigkeiten. So lauscht und feiert, sammelt euch zum Bild, Das sinnentzückend, grausig, zart und wild, Entfesselnd und beherrschend sich im wahren Weltspiel des Dichters sehnt zu offenbaren!« |