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7. Kapitel.
Ein Volkstanz im Urwald.

Während des Abendessens dröhnten die Gongs und tönten die langen Elfenbeinhörner. Und bald darauf drang der Lärm des Tamtams und der Negermusik, sowie das Johlen der Menge zu den Ohren des Missionars. Die schönste afrikanische Tafelmusik.

Beim Erscheinen des Weißen auf dem Tanzplatze ließen sich die Tänzer nicht stören. Nur der Häuptling und sein Gefolge luden ihn freundlich ein, auf einem Feldstuhl Platz zu nehmen und das schöne Schauspiel zu bewundern. Dann trat eine Pause ein. Der Häuptling verkündete laut die Ankunft des Ganga Zambi, der ein Lehrer des großen Geistes sei. Und jubelnder Beifall und lautes Freudengeheul der Menge begleitete diese Kunde. Ein Wink mit seiner allmächtigen Hand und alles war wieder still. Und nun begrüßte er den Weißen mit großer Freundlichkeit und Würde.

Nachdem er gesprochen, richtete auch der Missionar einige Worte an die Versammlung und zwar in der Kingala-Sprache. Schon aus Vorsicht wollte er nicht als des Mobali-Dialektes mächtig erscheinen. Sein Boy Joanni verdolmetschte seine Rede, und ein dröhnender Beifall der Menge war die Antwort. Doch war es dem Pater nicht ganz gemütlich. Seine Erfahrungen in den Mobalidörfern hatten ihn mißtrauisch gemacht, und hinter jedem laut lachenden oder freundlich lächelnden Gesicht glaubte er eine Anyoto-Seele zu wittern. Indes, ihm blieb keine Zeit zum Sinnen. Der Häuptling verkündete einen Tanz zu Ehren des Gottesmannes.

Ein langes Getrommel als Einleitung. Männer und Jünglinge stellen sich auf. Ein neues rosenfarbenes Gewand bedeckt ihre Hüften und daran hat der eine ein Bündel grüner oder roter Fransen geknüpft, der andere ein Palmblatt oder eine Hand voll Gras. Und der Negerwalzer beginnt. Doch nein, es ist kein wilder Tanz, sondern ein langsamer und ernster Reigen, bei dem die Tanzenden vor- und rückwärts schreiten. Aber der ganze Körper folgt dem Rhythmus des Orchesters: Kopf, Hände, alles macht die Bewegungen des Tanzes mit. In der Hand tragen sie einen kleinen Besen, und metallisch klingende Schellen aus trockenen Früchten umgeben ihre Fußgelenke. Trommeln, Gongs und Schellen und allerlei Klopf-, Rassel-, Streich-, Blas- und Quietschinstrumente begleiten bald leise, bald laut die Strophen und Kehrreime der tanzenden Neger, die der bleiche Mondschein mit seinem silberigen Glanze beleuchtet. Erst als sie schwitzten und sich todmüde verrenkt hatten, schlichen sie wie schwerbeladene Landpostboten auf ihren Platz. Während die Menge mit dröhnendem Rufen und Klatschen ihren Beifall zollte, verabschiedete sich P. Varmer vom Häuptling, indem er auf die Beschwerden und Mühen seiner weiten Reise hinwies.

Bald war er zu Hause und begab sich zur Ruhe. Doch nach der Aufregung des Abends fand er nicht leicht den ersehnten Schlummer. Draußen lärmten noch die Heiden herum, und seine Phantasie bevölkerte sich immer mit Leopardenmenschen. Dann aber, als die müden Tänzer ihre Hütten aufgesucht hatten und nur die Heimchen noch in den Ecken zirpten, die Mäuse irgendwo in der Flechtwand nagten und die Moskitos ihr atemloses, nie endendes Surren und Summen fortsetzten, schlief er bald ein. Und es war wieder eine stille Nacht, eine afrikanische Nacht mit ihrem Zauber und ihren Geheimnissen.

In der Frühe des folgenden Morgens war der Missionar wieder auf, denn vor seiner Barza war es schon laut. Die Christen der Gegend, welche im Dienste des Staates standen und von Banalya her sich hier angesiedelt hatten, waren bereits zur Mission geeilt, um die »Dinge Gottes« zu vernehmen. Die Katechumenen waren auch alle da. Manche von ihnen lernten und warteten schon seit drei oder vier Jahren auf die heilige Taufe.

P. Varmer wurde freudig begrüßt. Der Katechist betete das Morgengebet vor, bei dem die Versammlung andächtig antwortete. Dann folgte der Unterricht des Paters. Zu aller Freude und Trost versprach er ihnen, einige Wochen bei ihnen zu bleiben. Er hörte ihren Katechismus ab und erklärte ihn, ermahnte Christen und Taufbewerber zu noch größerem Eifer, zu einem christlichen Leben, damit sie sich auf den Empfang der Sakramente oder auf den großen Tag der Taufe vorbereiteten. So kam neues Leben in das kleine Häuflein.

Nach der hl. Messe, der nur die Christen beiwohnen durften, nahm er hastig ein spärliches Frühstück, um sich gleich wieder ganz den Seinen zu widmen. Denn sie waren fast alle noch da. Die einen bettelten um ein Bildchen, eine Medaille, einen Rosenkranz, die anderen legten ihm ihre Streitigkeiten oder ehelichen Zwiste zur Begutachtung und Schlichtung vor, und nach wenigen Worten aus seinem Munde war alles in Ordnung, und der Friede wieder hergestellt.


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