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Arthur Nikisch zum Gedächtnis

Wir trauern um Arthur Nikisch. Musik soll erklingen, aber nicht mehr seine Hand ist es heut, die ihr Maß und Rhythmus vorzeichnen wird. Sie tat mehr, diese Hand. Wir sagen besser: sie taten mehr, diese seine Hände, diese zauberkundigen Geschwister. Die Rechte, die den Stab führte, bedeutete den Willen, das Weckende, das Beherrschende. Sie sprach das Fiat!: es werde Licht! Und es ward Licht. Sie schied, ordnete das Chaos, sonderte Wasser, Erde, Himmel, Licht, Finsternis, unendlich viele Grade des Lichtes und der Finsternis. Sie weckte Stürme, ließ sie zu Orkanen anwachsen und gebot ihnen. Da verstummten jäh Luft und Meer. Luft und Meer waren ihr gehorsam. Aber die unvergeßliche Linke des Meisters, was tat sie? Sie weckte nicht, sie beschwichtigte! Sie gebot nicht, sie überredete! Sie eigentlich war es, die musizierte, sie eigentlich machte Musik, sie machte die Schöpfung der Rechten – Himmel, Erde, Licht, Finsternis, Meer und Sturm – zur Musik. In ihr lag der orphische Zauber, der allen unvergeßlich ist, die je daran teilnahmen.

Mit Arthur Nikisch ist eine Epoche des deutschen Musiklebens dahingegangen. In der Einmaligkeit der Gestalt liegt ihr Köstlichstes, solange sie lebt, liegt das Unwiederbringliche, wenn sie entschwunden ist. Den nach uns kommenden wird das herrliche Musikphänomen Nikisch weder vorhanden sein noch vorhanden gewesen sein. Immer wieder: wie seltsam und schmerzlich dieser Gedanke!

1922.


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