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Mitternacht war über den Erzählungen der Eisheiligen gekommen und gegangen, und noch blühte der Himmel von Sternen. Dort, wo der Hügel steil abfiel, hing ein Erker über der nebelschimmernden Tiefe, und aus diesem weichen weißen Meere stieg mit dunklen Inseln der Wald in die Nacht. Die Freunde nahmen die Becher, die sie gefüllt, zum Gedenken an Geliebte und Gefreundete, und aus den Fenstern des Erkers gossen sie den Wein aus über die schlafenden Lande zu Füßen, und wie Feuerstäublein hingen die Tropfen über den Gründen und waren verglüht. Und dann hatte Pankraz den Vorhang vor der Orgel weggezogen, die in einer Nische des Gastzimmers eingebaut war, und Bonifaz mußte sorgen, daß die pfeifen unter Wind standen. So gerüstet, begann er sein Vorspiel, und dann gab er seine eigene Weise, indes Servaz sang und Bonifaz eines seiner Lieder aus jungen Tagen vernahm:
»Frühling, wann du mich wiedersiehst,
Ach, was wird mein Herz dann verlangen?
Welche Wege bin ich gegangen,
Frühling, wann du mich wieder siehst?
O, du selig verblühter Stunden,
Du meiner Jugend geschmückter Genoß:
Bunte Träume waren dein Troß,
Und sie gaben mir gerne Geleite
Fern in die Ferne, weit in die Weite,
Und es blühten selig die Stunden …
Hab ich über den Hügeln mein Schloß
Und meine holde Heimat gefunden?
Oh du mich segnest, ob du mich fliehst,
Steh ich in Rosen, steh ich voll Wunden,
Frühling, wann du mich wiedersiehst?«
Die Eisheiligen hatten ihre Gäule mit farbigen Laternchen behängt, und so ritten sie zu Tale, eine bunte Wolke, in den Nebel hinein. Hunde kläfften aus einsamen Höfen hervor, Hahnenruf kam über die Bühle, und wo ein Fenster klirrte und eine Magd neugierig in die Frühe lugte, hielten die Gefährten wohl, und es begann Bonifaz:
»Schönste Jungfer, o sage mir,
Warum bin ich nicht dein Liebster allhier?«
Und Servaz beteuerte:
»Sieben Eier in den Nesseln, sieben Mäuslein im Stroh, Und mein Herz macht sieben lustige Jüngferlein froh.«
Worauf Pankraz wünschte:
»Und die Liebe ist alt und ist immer wieder neu,
Gott bleib Euch, schönste Jungfer, in Ewigkeit treu!«
Und dann sah ein so begrüßtes Maidlein die lustige Wolke vergehn und vernahm wohl noch aus der Ferne her den Nachklang eines Liedes: »Frühling, wann du mich wiedersiehst …«