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Ein schlimmer Feind der Frösche.

Als ich der Libelle kurze Zeit nachgesehen hatte, schwamm ich ans Land und begann dort herumzuhüpfen. Ich mußte mir ja etwas zu essen verschaffen. Auf einmal hörte ich einen starken, überaus wohlklingenden Ton. Der schallte so fröhlich durch den Sommerabend, daß ich mich gleich in die Richtung begab, von der ich ihn hörte. Dort ließ ich mich unter einem Busch nieder und saß ganz still und horchte. Plötzlich raschelte das Laub, und heraus hopste ein alter Froschherr.

»Sieh da, guten Tag, Onkelchen,« sagte ich.

»Guten Tag, guten Tag,« antwortete er. »Ich komme, um mir die Musik anzuhören. Ich liebe die starken Töne. Die tun alten Ohren so wohl.«

Während er so sprach, nickte er leise im Takt, und ich nickte aus Artigkeit ebenfalls.

»Ja, ja,« sagte ich, – »sehr richtig, ja, ja.«

Dann schwiegen wir wieder. Nach einer Weile kam noch jemand langsam und schwerfällig herangehumpelt.

»Ist das nicht die Base? Ja wirklich, unsere alte Base,« sagte der Froschherr erfreut. – »Die Musik lockt sie wohl.«

»Ja, allerdings,« sagte der Neuankömmling mit zitternder Stimme – »ja allerdings.«

»Wer ist denn das?« flüsterte ich dem Froschherrn zu.

»Das ist die Kröte Bufa,« antwortete er. – »Die ist sehr alt, uralt, viel älter als ich.«

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Wieder saßen wir schweigend da. Als die Musik aufhörte, wollte ich forthüpfen und die beiden alten Verwandten allein lassen, aber plötzlich sah ich, wie Bufas Augen zu funkeln und zu leuchten begannen.

»Was gibt es nur?« dachte ich, und da sah ich auch schon, wie die Alte sich mit erstaunlicher Behendigkeit auf etwas stürzte. Dann flog die Zunge blitzschnell heraus und gleich wieder zurück, mit einem großen Wurm, so groß, daß er nicht einmal im Rachen Platz hatte, sondern zum Teil heraus hing.

Aber Bufa wußte Rat, denn im Handumdrehen erhob sie die eine Tatze und gab damit dem Wurm einen Schubs, so daß er ganz in den Mund flog. Sie sah so drollig aus, die Alte, wie sie sich auf den Mund schlug, daß ich zu lachen anfing.

Da drehte sie sich um. »Ich bin immer hungrig,« sagte sie – »immer hungrig.«

Ihre Augen sahen so traurig aus, und ihre Stimme klang so sanft. Wenn ich es nicht eben selbst gesehen hätte, würde ich nie geglaubt haben, daß sie eine so gewaltige und geschickte Jägerin sei. Ich wollte ihr gerade etwas Schmeichelhaftes sagen, als wir beide furchtbar erschraken, denn der alte Froschherr stieß einen Schrei der Verzweiflung aus. Wir drehten uns um und zuckten entsetzt zusammen, als wir sahen, was geschah.

Auf den alten Froschherrn schlängelte sich der Lindwurm, das gräßliche Ungeheuer, zu.

»Hupf, hupf, hupf,« riefen wir beide, Bufa und ich – »hupf, hupf, hupf!« Wir fanden in unserem Schrecken kein anderes Wort. Aber weißt du, die Schlange Tropidonotus oder der Lindwurm, wie wir ihn nennen, ist auch der furchtbarste aller furchtbaren Räuber. Wenn wir Tropidonotus' Kopf mit den gelbweißen Halbmonden erblicken, dann ist es um all unsere Kraft und Besinnung geschehen.

»Hupf, hupf, hupf,« riefen wir wieder, denn das dümmste, was ein Frosch in Gefahr tun kann, ist, wenn er versucht, zu laufen: »Hupf, hupf, hupf.«

Aber er hörte uns gar nicht. Er lief und lief und stolperte und fiel – und sprang wieder auf und lief und fiel und lief. Es war gräßlich anzusehen. Von Zeit zu Zeit hörten wir ihn einen langen ängstlichen Klageruf ausstoßen. Der mondfleckige Räuber war ihm jetzt dicht auf den Fersen, da machte der Froschherr in der letzten Minute einen verzweifelten Sprung und entkam ihm, aber nur für einen Augenblick; im nächsten sahen wir, wie der Lindwurm seinen grauenvollen, großen Rachen aufriß und den Froschherrn packte, den armen, guten, alten Froschherrn! Noch ein langer, zitternder Notschrei: »Hilfe, ich werde gefressen!«, dann verschwand sein Kopf in dem aufgerissenen Rachen des Lindwurms.

Die alte Base Bufa und ich hätten jetzt eigentlich entfliehen sollen, aber wir waren wie verhext. Wir mußten sitzen bleiben und die langen zappelnden Beine des alten Herrn ansehen, die sich bis zuletzt wehrten und sträubten, während die Zähne des Lindwurms den armen Froschherrn unerbittlich immer tiefer und tiefer in den Schlund beförderten. Als er endlich ganz verschwunden war und der Lindwurm von der Anstrengung des Schluckens ermattet dalag, ganz dick und geschwollen und gebläht, da wandten wir uns erst um und flohen, ohne einander anzusehen, stumm und entsetzt, jeder nach einer anderen Richtung.

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