Andreas Gryphius
Catharina von Georgien
Andreas Gryphius

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Cath. So ehrt Chach die jhm trew!

Dem.         Als vns der Ruff entdeckt
Deß Meurabs Wiederkunfft; ward jderman erschreckt
Durch so gehäuffte Macht. Doch liß nicht einer mercken
Die jnner' Hertzens Angst. Vil schöpfften auß den Wercken
Die er vorhin bey vns mit höchstem Ruhm verricht
Was Hoffnung in der Furcht / vil trauten ferner nicht
Dem der Gott vntrew wurd! alsbald er angenommen
Von vns die auff der Gräntz jhm starck entgegen kommen;
Erneuert er die Gunst die er vorhin erwarb
Eh sein berühmtes Lob durch schnöden Abfal starb.
Man hört' jhn überlaut bey Seel vnd Eyd versprechen
Er wolte seinem Land vnd vns das Joch ab-brechen
Vnd schützen Sitt' vnd Recht. Er schwur vns; daß sein Heer
Der Braut zu Ruhm / dem Reich zu Nutz' ankommen wär /
Daß auß der Heyrath würd' ein stetes Wolergehen
Vnd jmmer süsse Lust vnd steiffer Fried entstehen /
Daß jedem er vor sich / vnd allen in gemein /
Wo möglich in der That gewogen wolte sein.
Diß waren Meurabs Wort'. Ach! aber seine Fürsten
Erwisen allzufrüh' wie die nach Blutte dürsten /
Die Abas je erzog. In wenig Zeit verfiel
Deß Adels schönste Blum / durch frembde Trauerspill /
Man schaute nichts als Mord / als Jammer Weh vnd Thränen /
Als Leichen / Kercker / Beil' / als hochbestürtzte Sehnen /
Die Noth wuchs schon so hoch als sie nie kommen war /
Mit kurtzem; vnser Land stund gleichsam auff der Bar.
    Als Meurab vnser Ach vnd heisses Leid erblicket;
Wurd endlich auff sein Wort der eine Fürst beschicket /
Der vns das blosse Schwerdt an Hertz vnd Halse setzt.
Welch Rasen / rif er / hat auffs Land-Volck dich verhetzt?
Warumb siht man dich stets unschuldig Blut vergissen?
Warumb wird mein Befehl getreten mit den Füssen?
Ist diß was man mir schwur? was euch der König hiß?
Als er sein gantzes Heer mir in den Händen liß?
Verkent man meine Macht? hört man mit tauben Ohren?
Bist du villeicht für mich Feld-Oberster erkohren?
Führ ich den Stab vmbsonst? nein warlich! man sol sehn /
Wer Meurab vnd wer du. Ist was von mir geschehn
(Fill ihm der Mörder ein) so hat mir's Chach befohlen /
Vnd ist kein Laster nicht. Ich wil mich Raths erholen /
Sprach Meurab / wo dir Chach die grause That gebot
So thust du nicht als wol / wo nicht; so bist du todt.
In dem erweckte Zorn vnd Argwohn sein Gemüte
Sein munterer Verstand durchschaut die falsche Güte
Die Abas jhm erzeigt / auch hat er selbst gefühlt
Wie der Tyrann mit List vnd stetem Meineyd spilt.
Sein Hertze stalt' jhm vor / die zwey Verräthers Schreiben /
Krafft der er Fürst durch Fürst so Ehrloß wolt entleiben /
Er forschte klüglich nach biß er so viel befand;
Daß man den Bogen schon auff seine Brust gespant /
Alsbald er überlegt wie die Gefahr zu wenden
Liß er durchs gantze Land geschwinde Post aussenden /
Vnd fordert vns zu Hauff' / als ob er von dem Sold
Der Völcker / von dem Zoll vnd angelegtem Gold
Deß Königs handeln wolt'; als aber wir erschinen
Erkohr er vnversehns die tüchtig jhm zu dinen /
Die nahes Blut / die Gunst / die Ehre binden kan /
Vnd sprach sie unverzagt mit solchen Worten an:
    Ihr / die jhr euer Land mit mir schaut gantz verheeren /
Die jhr mit Angst vnd Ach vnd jammerreichen Zehren
Altar vnd Herd beweint / vnd vnaußsprechlich klagt
Ob der gehäufften Last / die eure Seele nagt!
Glaubt / daß ich eure Qual nicht vnbewegt ansehe /
Daß ich mit euch das Joch an dem jhr ziht / verschmehe /
Die Geissel streicht mich auch die eure Glider schmeist /
Was euer Hertz antast / ist diß was meines beist /
Schätzt mich für euren Feind! man mag mich Feind ja nennen
Weil ich die Flamm' ansteck' in der jhr must verbrennen /
Weil der Tyrann mich ehrt. Doch (trotz macht Zwang vnd List!)
Mein Kleid siht Persisch auß / im Hertzen steckt ein Christ.
Diß Land hat mich wie euch in seiner Schoß ernähret /
Ich habe / weil ich frey hir meine Zeit verzehret /
Hir wil ich (Himmel hilff!) die nunmehr grauen Har
Frey / vnd nicht Knecht vertrau'n der freyen Todtenbar.
Habt jhr noch so vil Muts mit mir ein Schwerdt zu zücken;
So wollen wir diß Land Chach auß den Fäusten rücken.
Wo aber langer Dinst euch gantz zu Weibern macht;
So last mich hir allein. Ich geb euch gutte Nacht.
Die Thränen nützen nichts. Wofern jhr die beklaget
Die nächst mein Volck erwürgt; so glaubt was der euch saget
Der Freyheit oder Tod / Heil oder Ende sucht /
Sie wusten nicht was Angst. Die Stunde sey verflucht
In welcher der Tyrann außdrücklich mir befohlen
Euch selbst mit Weib vnd Kind nach Ispahan zu holen
Gebunden paar an paar / Nackt / Elend / durch das Land
Geschleifft / Verspeyt / Verlacht. Da er durch Pfahl vnd Brand
Zu tödten sich erklärt die Christum zu verlassen
Auch dise Schmach nicht zwingt. Das Heer das eure Gassen
Mit Stahl vnd Schild besetzt / ist zu dem Werck erwehlt.
Doch der / der alle Har' auff vnsern Köpffen zehlt
Entzünde seinen Blitz auff Meurabs schwache Glider;
Da er sein Vaterland / vnd euch gelibte Brüder
So schrecklich handeln kan. Eur Heil vnd Leben blüht;
Wo einer jhm die Faust zu bitten sich bemüht.

Cath. Wie fand er euch gesinnt?

Dem.         Bestürtzt / doch keck zu wagen
Mit jhm Gut / Leib / vnd Blut / wir batten vorzuschlagen
Was er vor rathsam hilt'. Hir gilt kein langer Rath
Sprach Meurab / was wir thun / lobt die verrichte That.
Die Fürsten werden sich auff ein Pancket einstellen /
Eh' als die Sonne sinckt. Wenn sie der Trunck wird fällen;
Ist diser Dolch gewetzt durch jhre Brust zu gehn.
Bleibt / wie jhr mögt / vertheilt / doch an der Brücken stehn.
Alsbald ich disen Bund euch durch ein Fenster zeige;
Setzt auff die Scharwach an / wir wollen Stamm vnd Zweige
Vnd Wurtzel reuten auß / daß von der Tyranney
Kaum ein Gedächtnüß mehr hir anzutreffen sey.
Das Heer das durch die Stadt / das durch das Reich zustreuet
Ist / wenn die Häupter weg / ein Drache der noch dreuet
Wenn jhm der Kopff zuknickt / den leicht ein schlechter Man
Zerstücken vnd ein Kind mit Füssen tretten kan.

Cath. Wie lief der Anschlag ab?

Demetr.         Nach Wundtsch vnd vber hoffen.
Der vnser Blut vergoß; ist in dem Blut ersoffen.
Der Rach erhitzter Grimm hat als die Flamme pflegt /
Auß gantz Iberien das Vnkraut außgefegt.
Fürst Meurab blind von Haß / getrotzt durch so vil leiden /
Liß der entleibten Schar die bleichen Köpff' abschneiden /
Vnd als der Haupter Rey / die ihn so hoch verletzt /
Zu einem Schaugericht auff seinen Tisch gesetzt;
Nam er schir ausser sich den dargereichten Becher
Vnd schrie; diß ist der Kelch / den ich / der meinen Rächer /
Nu nicht mehr Sclav erwisch! O mein geprest Gemahl!
O! mein geschändet Kind! Ihr die die lange Qual
Mit Thränen haft getränckt! jhr die in Angst verschmachtet
Vnd in der Erden fault! Ihr die nicht werdt geachtet
Der vnverdeckten Grufft / mein König Alovas /
Gefangne Königin! verjagter Tamaras
Mein Vaterland es gilt! so muß' euch Ruh erquicken
Vnd Lust nach höchstem Ach! als mich die Schmertzen drücken /
Die jhr gefühlt vnd fühlt. So werd' euch / wo ja Gott
Noch zu Gerichte sitzt / der gar zu leichte Tod
Zum Anfang neuer Pein / zum Vrsprung steter Plagen
Zu welchen Rach vnd Ach verdammte Geister tagen /
Euch Pesten diser Zeit / euch / die der Tag verflucht!
Euch die die Welt anspeyt! euch die die Straffe sucht
Auch nun jhr sonder Geist! als ich mit disem Weine
Euch Schand' vnd Hohn zutrinck'. Erscheine Recht! erscheine!
Vnd kehre wie du solst auch deß Tyrannen Hauß /
Vnd Stam vnd Cron in Staub in Rauch in Asch vnd Graus.

Cath. So sind durch Meurabs Schwerdt die Persen gar vmbkommen!

Dem. Ohn dise die die Flucht in höchster Eil genommen.
Zwey die bey kühlem Mutt in Gurgistan bestrickt /
Hat er mit einem Brieff an Abas heimgeschickt /
In dem er seine Werck' jhm für die Augen mahlte /
Die Vntrew damit er die treuen Dinste zahlte /
List / Grimm / Verrätherey / Trug / Meineyd / Trotz vnd Gifft /
Die Mörde so von jhm begangen als gestifft
Das ungerechte Recht / die duppel-falsche Zungen
Die Sinnen / die durchauß nach eigen Nutz gerungen.
Den Greuel damit er sein Weib vnd Kind betrübt;
Als er ins Vatern Aug' unmenschlich hat verübt
Was man nicht nennen darff. Mein Christus wird dich stürtzen
Er wird dein Regiment vnd deine Tage kürtzen.
Er den kein König pocht. Er führt durch mich sein Recht /
Vnd deine Straffen auß / durch mich der vor dein Knecht
Nun deine Geissel bin; die vmb dein Blutvergissen
Dich ewig quälen muß. Die graue Zeit sol schlissen
Gelehrt durch deinen Fall / daß (ob es spät gescheh!)
Gott doch Tyrannen nicht stets durch die Finger seh!

Cath. Hat nicht der grimme Fürst so raue Schrifft gerochen?

Dem. Sein Zorn ist gegen vns bißher nicht außgebrochen /
Wie hoch auch der Verlust der Völcker jhn bewegt;
Weil Meurab jhm mehr Werck zu spinnen angelegt.
Alsbald das Land befreyt von fremder Herren Wütten /
Liß er dem Tamaras durch schnelle Post entbitten
Was jhm zu wissen noth / vnd fordert auß der Flucht
Ihn in sein Königreich. Zwar erstlich sonder Frucht;
Weil der verjagte Fürst sich vor Betrug entsetzte /
Vnd durch vil Angst gewarnt nicht gar zu sicher schätzte /
Was vns kaum glaublich schin. Doch öffter heim gerufft
Begab er sich zurück / vnd suchte freye Lufft
In seinem Vaterland / in welchem er empfangen
Mit freuden voller Lust nach euserstem Verlangen
Da Meurab vnd sein Volck jhn auff dem Thron geehrt /
Der von Natur vnd Recht nur jhm / nechst euch gehört.
Bald wolt er nach Bizantz mit Meurab sich erheben /
Weil Oßman selbst versprach jhm starcken Schutz zu geben /
Vnd Meurab / dem durchauß der Persen Statt bekänt
In seine Dinste nam vnd Oberhaubtman nent
Der nu sigreichen Macht / die an deß Tygers Strande
Mit blossem Sebel herrscht / vnd nur mit Blut vnd Brande /
Die schnellen Züg' auffmerckt / in dem Gurgistan blüht /
Vnd seinen Tamaras in höchster würde siht /
Der stündlich nach euch seufftzt. Vmbsonst. Chach schlägt die Gaben
Vnd höchste bitten aus! Chach wegert was wir haben
So starck so offt gesucht! doch Reussen springt vns bey
Vnd wil auff disen Tag euch langer Schmertzen frey /
Vnd vngekerckert sehn.

 

Salome. Catharina. Demetrius. Procopius.

Salo.         O Himmel! stracks von hir.
Verbergt euch. steht jhr? laufft / entgeht! entweicht mit mir!

Cath. Welch Vnfall stöst vns an?

Sal.         der König ist vorhanden

Cath. Der Feind von meiner Ehr' vnd Marter in den Banden
O Zeugen vnsers Kampffs fort hinter die Tapet.
O Donner! der auff vns nach kurtzer Lust abgeht!

 

Chach Abas. Catharina.

Chach. Hir finden wir die Sonn' es mag der Himmel prangen
Mit seiner Flammen Glantz! wie! mit bethränten Wangen?
Welch trüber Nebel deckt diß libliche Gesicht?
Was dreu't der Seufftzer Wind? es müsse dises Licht
Princessin jhr vnd vns so angenehm erscheinen
Als dises Hertze wündtscht. Sie stell' ihr herbes Weinen
Vnd langes klagen ein vnd gebe dem Gehör /
Der so vil Jahre sucht die Hoheit ihrer Ehr.

Cath. Höchst-Mächtigster Monarch / es müß jhm selbst begegnen
Was groß vnd herrlich ist.

Chach.         Sie kan vns einig segnen.
Was vns ergetzen kan steht nur in jhrer Macht /

Cath. Ohnmächtig ist die Macht / die in dem Kercker schmacht.

Chach. Sie herrscht in vnser Burg / der Kercker steht jhr offen.
Sie hat vns selbst verstrickt. Die Freyheit die wir hoffen
Beut jhr den Zepter an / vnd was ein Fürst vermag /
Der vil mehr Länder zehlt als abgelebter Tag' /
Wil sie gantz Persen schaun gebeugt für jhre Füsse?
Wil sie das Ispahan sie vnterthänigst grüsse?
Wil sie?

Cath.         Wir achten vns nicht diser Ehren werth.

Chach. O Wort! das vnsern Geist biß auff den Tod verhert!
Warumb hat die Natur die nichts an jhr vergessen /
Die ohne Maß jhr Zir' vnd Schönheit zugemessen /
Vnd Schönheit durch Verstand / Verstand durch Ruhm geschmückt;
Ihr nur mitleydend seyn / ins Hertze nicht gedrückt?
Doch es ist eben diß Princessin was vns bindet;
Ein Schatz zu welchem man ohn' Arbeit zugang findet
Kan nicht so trefflich seyn! Ach! aber die zu vil
Versagt / gib an den Tag daß sie nicht Menschen wil
Vnd selbst ein Vnmensch wird. Wozu wird diß gegeben
Was vns die Zeit verehrt; wenn wir / in dem wir Leben
Nicht brauchen das man sol.

Cath.         Wir kennen disen Ruhm
Der Schönheit nicht in vns. Der zarten Jahre Blum
Ist leider! durch die Hitz' ergrimmter Angst verschwunden.
Im Mittag hat vns Nacht vnd Finsternuß gefunden /

Chach. Sagt eine Wolck' in der sie angenehmer scheint.
Ein Sturm führt in den Port offt eher als man meint.

Cath. Vnd schlägt den schwachen Kahn an ungeheure Klippen /

Chach. Man schwam ans Land / ging gleich das Wasser an die Lippen

Cath. Diß Schif ist durch den Sturm zuscheittert auff der Flut

Chach. Der Schipper fast / ob gleich der Mast zusprungen / Mutt.

Cath. Der Tod wird vns den Port bald / wie wir wündtschen zeigen /

Chach. Sie soll der Persen Thron / wie wir gewündtscht / besteigen.

Cath. Wir lassen nach dem Glück ein ander Hertze stehn /

Chach. Das Glück kan kein' jhr gleich / wie sie verdint / erhöhn.

Cath. Diß weite Reich gibt jhm vil schöner Angesichte.

Chach. Sie vnsre Sonne macht die Sternen gantz zu nichte.

Cath. Libt jhre Majestet denn nur der Glider Pracht?

Chach. Noch mehr die hohe Zucht die sie vnsterblich macht.

Cath. Wil sie denn daß wir diß / was sie so libt / verliren?

Chach. Wir suchen diß noch mehr was vns ergetzt zu ziren.

Cath. Ach! das heist nicht gezirt wenn keusche Zucht geschändt!

Chach. Glaubt man daß nicht die Zucht werd' in der Eh' erkänt?

Cath. Ist jhre Majestet mit andern nicht vermählet?

Chach. Die wir für jhre Mägd' O Göttin / außerwehlet!

Cath. Der Christen Recht verknüpfft nur Zwey durch dises Band.

Chach. Der Persen Recht gilt mehr. Wir sind in jhrem Land!

Cath. Noch mehr deß Höchsten Recht! wir stehn auff seiner Erden.

Chach. Was Abas schafft muß Recht / dafern es Vnrecht / werden.

Cath. Er schafft der Libe nicht die keinen Herren kent.

Chach. Wir geben über vns jhr völlig Regiment.

Cath. Sie lest sich durch Vernunfft auff rechte Wege lencken.

Chach. Die herrscht in dem / der sie durchauß nicht sucht zu kräncken.
Die Libe steckt diß Hertz mit heissen Flammen an /
Der matte Geist verschmacht! wer ist der retten kan?
Wenn sie nicht Mittel schafft? man sucht sie zu bewegen
Durch was man hat vnd kan. Was man jhr vor kan legen
Schlägt sie hochmüttig auß / vnd hört mit taubem Ohr
Diß lange Seufftzen an. Die Thränen brechen vor;
Sie würdig't nicht einmal den Jammer anzusehen
Den sie in vns erweckt / wir lassen es geschehen
Vnd suchen nur durch Zeit vnd Langmut vnd Geduld
Zu finden disen Schatz der vnverfälschten Huld /
Da vns doch mehr denn frey durch Macht jhr abzudringen;
Was sie durchauß versagt. Sie weiß; wir können zwingen
Doch nein! wir wollen nicht / wo nicht der harte Geist
Vnd die entbrandte Glut vns endlich dahin reist
Wohin wir lieber gehn.

Cath.         Wir können gantz nicht glauben
Daß jhre Majestet woll' vnser Ehre rauben.
Solt' Abas gegen der / die er Gefangen hält /
Die in dem Kercker seufftzt die jhm zu Fusse fält /
Verüben solche That? vnd die sich nicht kan wehren
Als mit betrübtem Ach vnd jammerreichen Zehren /
Auch nach deß Reichs Verlust berauben jhrer Ehr?
Nein sicher! Abas libt sein hohes Lob zu sehr!
Wir wissen wo wir sind! wir sind! wir sind gefangen.
Doch vnser Geist ist frey / die Jahre sind vergangen
In welchen wir geherrscht; doch steht die Tugend fest /
Die sich kein strenges Joch der Laster zwingen läst.
Wir dinen; unbefleckt! wir leiden; sonder Schande!
Wir tragen sonder Schmach! die Keuschheit lacht der Bande.
Gönnt vns nun alles hin / diß einig Eigenthum;
Den unversehrten Muth den vnbefleckten Ruhm.

Chach. Zwingt vns nicht diß zu thun was vns die Lib einbindet.

Cath. Der ist der höchste Fürst der selbst sich vberwindet.

Chach. Wol. vberwindet euch / vnd den gefasten Wahn.

Cath. Den Lust vnd Zwang vmbsonst bekämpfft auff einer Bahn.

Chach. Chach wird mit Lust vnd Zwang gerüst zu Felde zihen /

Cath. Vns beut der Tod die Faust wenn man nicht kan entflihen.

Chach. Die nach dem Tode siht entsetzt sich wenn er rufft.

Cath. Nicht dise / die entsatz sucht in der Todten-Grufft.

Chach. Wie? Messer vber vns?

Cath.         Nein. vber dise Brüste.

Chach. Zäumt euren tollen Grimm.

Cath.         Zäumt eure böse Lüste.

Chach. Wir haben vor den Trotz wol Mittel an der Hand.

Cath. Braucht Flamme / Pfahl vnd Stahl.

Chach.         man bricht wol Diamant:

 

Reye der Gefangenen Jungfrauen.

Chor.

Die erhitzte Wetterflamme
    Die dich Gurgistan verzehrt /
Die dich mit Laub / Ast vnd Stamme
    In vmbschwermend' Aschen kehrt /
Wil sich / leider! noch nicht legen
    Ob gleich alles kracht vnd schmaucht!
Vnd zusprengt von Donnerschlägen
    Durch die Lüffte stäubt vnd raucht.
Ob man gleich die lichten Brände
    Leschte mit vermischtem Blut /
Da die vmbgestürtzten Wände
    Zischten in der Purpur Flut /
Vnd die halb verfaulten Leichen
    Auß zustörten Grüfften riß
Ja was plötzlich must erbleichen
    In der Mutter Antlitz schmiß;
Doch scheints als ob Gottes Rache
Noch ob vnsern Hälsen wache.

Gegen Chor.

      Wir von Eltern vnd Bekandten
    Wir von Rath vnd Trost entblöst
Lissen Blut- vnd Bund-Verwandten
    Auff der Häuser Brand gestöst.
Ach! man riß vns durch Gebeine
    Glider / Cörper / Graus vnd Stanck.
Vnd zu stückte Marmelsteine /
    Fessel / Spisse / Trotz vnd Zwang /
Zwischen angepfählten Leichen
    In der rauhen Parthen Land /
Da wir Rosen gleich erbleichen
    Durch der Sonnen Glut verbrand.
Da Princessin aller Frauen
    (Ob du gleich vor Wehmut stürbst.)
Doch durch dein auff Gott-vertrauen
    Dir die Ehren-Cron erwürbst.
Die (trotz Chach vnd Tod!) dich schmücket /
Die dir keine Macht entrücket.

Chor vnd Gegen Chor.

Ein Gott verlobter Geist verleurt nichts wenn die Welt
Gleich vber Hauffen fält!
Er hat sein Reich in sich vnd herrschet wenn die Crone
Von dem besteinten Har gerissen
Er sitzt auff vnbewegtem Throne
Wenn aller Printzen Stül' in grauen Staub geschmissen.
Es wird durch diß was Menschen schrecket;
Sein vnverzagter Mutt entdecket /
Gleich einer Ceder die von tollem Nord bekriget
Mit Felsen-festen Stamme sieget
Was die Hellsche Grufft auffschickt /
Auff ein Himmlisch Hertz;
Ist (wie schwer es ander drückt.)
Ihm / ein spielend Schertz!

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