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Es schlief ein Greis auf Hellas' Feld, wo man die Schlacht geschlagen,
Er schlief wohl an zehn Stunden schon, seit ausgetobt der Schlachtlärm,
Und wer den grauen Schläfer sah, seufzt: Friede mit den Toten!
Doch jetzt erhebt der Greis sein Haupt, reibt sich den Schlaf vom Auge.
Es liegt ein stiller See vor ihm mit purpurroten Wellen.
»Du ebner See,« so lispelt er, »wie friedlich fließt dein Wasser,
Wie glühen deine Wellen all' so schön im Morgenrote!
So hehr erglänzt das Frührot nur im goldnen Land der Freiheit!«
Viel hundert Männer lagern rings am Strand des Sees und schlafen.
»Du sel'ge Schar, wie schläfst du süß im freien Himmelssaale!
Nicht scheinest du des Wütrichs Ruf, nicht Räuberschwert zu fürchten;
So sicher, traun, und friedlich schläft sich's nur im Land der Freiheit!«
Und neben ihm, im grünen Gras, da ruhn zwei holde Kinder,
Zwar regungslos, doch halten sie sich treu und fest umschlungen.
»O schönes, zartes Blumenpaar, umkost vom Hauch der Liebe!
Solch süße, heil'ge Liebe lebt nur in dem Land der Freiheit!«
Es neigt gar mild sich über ihn ein lieblich Frauenantlitz;
Sein müdes Silberhaupt ruht sanft im Schoß des schönen Weibes.
»Auf solchen Kissen schläft man nur im schönen Land des Friedens!
Und solche Engel wachen nur im goldnen Land der Freiheit!«
Er lispelt's leis und senkt das Haupt und schließet still das Auge,
Und nimmer öffnet es der Greis, erhebt nie mehr das Antlitz.
O armer und doch sel'ger Greis, o schlafe fort und träume!
Erwache nie, daß keiner dir, was du gesehn, je deute!
Nicht glüht der See vom Frührot, nein, vom Blute deines Volkes!
Die Schläfer – deine Brüder sind's – erwachen nimmer wieder!
Die Kinder – deine Enkel sind's – die starben Hungertodes!
Das Frau'nbild – deine Tochter ist's – weint über deiner Leiche! |