Ans Sankt Justi Klosterhallen
Tönt ein träges Totenlied,
Glocken summen von den Türmen
Für den Mönch, der heut' verschied.
Seht den Toten! Wie von welkem Blute
Schlingt ein roter Reif sich um sein Haupt;
Ob einst drauf zur Buß' ein Dornkranz ruhte?
Nein, die Krone lag auf diesem Haupt!
Die Kapuze zieht ein Mönch ihm
Tief jetzt übers Auge zu,
Daß die böse Spur der Krone
Drin verhüllt, verborgen ruh'.
Einst das Zepter hielt sein Arm erhoben:
Rüttelte gleich dran die halbe Welt,
Er hielt fest und höher es nach oben,
Wie ein Fels, der eine Tanne hält.
Diese Arme beugt dem Toten
Jetzt ein Frater zu Sankt Just,
Drückt ein Kreuz darein, und beugt sie,
Ach so leicht! verschränkt zur Brust.
Wie des Regenbogens Himmelsstiege
Glomm der Tag, der ihm das Licht beschied.
Kön'ge schaukelten da seine Wiege,
Königinnen sangen ihm das Lied.
Doch ein Mönchchor singt das Grablied
Jetzt in alter Melodei,
Wie er singt, ob Grabeslegung
Oder Auferstehung sei.
Seht, die Sonne sinkt, die aus den Reichen
Dieses Toten nie den Ausgang fand;
Dieses Abendrot im Gau der Eichen
Ist ein Morgenrot dem Palmenland.
Und die Glocken leiser klingen:
Schöne Täler, lebet wohl!
Und die Mönche heiser singen:
Schnöde Welt, o fahre wohl!
Einmal noch durchs Kirchenfenster nieder
Blickt zum Sarg der Sonne mildes Rot,
Was sie hier sieht, dort zu künden wieder:
Wie der Herrscher beider Welten tot!
Hirt und Hirtin doch im Tale,
Wie da Glocke klingt und Lied,
Beten still, entblößten Hauptes,
Für den frommen Mönch, der schied. |