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Das ist im Tal ein Glänzen, Kosen
Von Blumen, Bäumen, Sonnenlicht,
Durch die sich, wie lebend'ge Rosen,
Ein Kranz von blühnden Menschen flicht!
Mit kaltem strengen Angesichte
Blickt nur das Alpenhaupt darein;
Ist's denn nicht auch berührt vom Lichte?
Was mag sein düstres Sinnen sein?
Nacht ist's geworden allzuschnelle
Und Dunkel hüllt des Tales Hag;
Nicht ahnt, wer's sah so froh und helle,
Daß es so finster, stumm sein mag!
Auf allen Wesen, graunbeklommen,
Der Finsternis Vernichtung ruht!
Einst, als die erste Nacht gekommen,
Wie war es, Mensch, dir da zumut?
Den Bäumen bangt und graut im Düstern,
Die Zweige tasten scheu im Kreis;
Ihr Dasein noch sich zuzuflüstern
Beginnt's im Laub zu rauschen leis.
Der Rose Glut kann jetzt nicht hellen!
Daß sie der Mensch zertrete nicht,
Läßt sie ihr Duften bange quellen,
Ihr Duft wird Hilfeschrei und Licht!
Der Lichterglanz, der wie mit Sehnen
Im Tal aus Fensteraugen bricht,
Er quillt wie flammenhelle Tränen
Um ein verlornes, größres Licht.
Doch sieh vom Flammenkranz umschlungen
Das Haupt der Alpe, glutumrollt,
Als ob zu sparen ihr gelungen
Ein Teil von ihrem Tagesgold!
Als ob tagüber sie gefangen
Im Kranz die Rosen all im Tal;
Als ob bei Tag dir von den Wangen,
Du Volk des Tals, das Rot sie stahl!
Wenn um der Witwe Leib sich senken
Die schwarzen Trauerhüllen dicht,
Glüht oft ein süßes Rückgedenken
Noch fort auf ihrem Angesicht.
Du aber, heitres Herz im Tale,
Nun deine hellen Tage blühn,
Bewahre sorgsam ihre Strahle,
In deinen Nächten nachzuglühn. |