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Wie heroisch sich Springinsfeld in
der Schlacht vor Nördlingen gehalten.
ZU unserer Hinkunfft zu unserem Regiment wurden wir wider beritten gemacht und mondirt, der Wallensteiner aber zu Eger umgebracht / weil er wie man sagte / mit der gantzen Armada zum Gegentheil übergehen: das Ertzhaus Oesterreich vertilgen und sich selbst zum König in Böhmen machen wollen; hierdurch wurde zwar dis Hochlöbl. Ertzfürstl. Haus errettet / aber zugleich auch das Kays. Kriegsheer (dessen Obriste zum theil um der verfluchten Wallensteinischen Zusammen=Verschwerung halber vor verdächtig gehalten werden wolten) zum Gebrauch vor untüchtig geschätzt / weil man ihre Treu zuvor probiren muste / und eben deswegen musten wir auff ein neues dem Kayser widerum schwören; aber diser Verzug verursachte / daß es liederlich umb den Kays. Krieg anfieng zustehen / massen die Schwedischen Generalen da und dort mit Einnemmung underschiedlicher Stätte gewaltig um sich griffen; bis endlich der unüberwündlichste dritte Ferdinand damahliger Ungar: und Böhaimischer König die Waffen selbst ergriffen / diser mustert uns und führte uns bey 60 000. starck / samt einer unvergleichlichen Artigleria in Bayrn vor Regenspurg welche Statt ich hiebevor nach dem ich mich von der Courage schaiden lassen müssen / mit List einnehmen helffen; von dannen ich mit meinem General dem Altringer und Joan de Werdt denen Schwedischen under Gustav Horn entgegen commandirt worden; da es dann sonderlich zu Landshut auff der Brücke zimblich heis hergienge / alwo mir nicht allein mein Pferd unterm Leib: sonder auch (an welchen ein mehrers gelegen) besagter unser rechtschaffene General von Altringen todt geschossen wurde.
Nachdem nun Regenspurg und Donawert an uns übergangen / und sich der Hispan. Ferdinandus Cardinal Infant mit uns völlig conjugirt, zogen wir auff das Rhies und belägerten Nördlingen; damahls war ich ein unberittener und auch sonst / (weil ich die Winter=Quartier schlecht genossen / ein Kranckheit ausgestanden / und lang nicht beuthafftigs erschnappt hatte) vermögens halber ein vast armer Schelm / so gar daß man meiner auch nicht achtete noch mich irgendhin commandirte / als die Schweden kamen die belagerte Statt zuentsetzen; in dem es aber hierüber zu einem vast blutigen Treffen geriethe / gedachte ich auch eine Beuth zuhollen oder das Leben darüber zuverlieren / dann ich wolte vil lieber todt als ein solcher Bernheiter seyn / der nur da stehet und zusiehet / wie tapffer andere ehrlich und wohl mondirte Soldaten sich umb den Barchet jagen; und demnach mirs gleich golte / ob Kayser oder Schwed siegen wurde / wann ich nur mein Theil auch darvon kriegte; sihe so mischte ich mich gantz ohne Waffen ins Geträng als die Victori noch in der Waag stunde / und der meiste Theil der Kriegsheer mit Rauch und Staub bedeckt war; gleich hierauff kehrte die Schwedische Reutterey der Battalia den Rucken / weil sie sahen daß ihr Sach allerdings verlohren / nach dem sie aber vom Lothringer / Joan de Werth den Ungern und Croaten wider zuruck gejagt würden / über eben den jenigen Orth / da ich mich befande / des willens in eyl die da und dort ligende Todte zubesuchen und zu plündern / wurd ich gezwungen niderzufallen / und mich den jenigen gleich zustellen / die ich zuberauben im Sinn hatte; das thät ich etlichmahl / bis beyderseits einander jagende Troppen den Orth passirt: quittirt und den Todten und noch halb Lebenden / deren sie abermahl daselbst zimblich sitzen liessen / allein überlassen.
Ich hatte mich kaum wider auffgerichtet / als mir ein ansehenlicher wohlmondirter Officier (der dort lag / sein Pferd beym Zaum hielte / und den einen Schenckel entzwey geschossen: den andern aber noch im Stegraiff stecken hatte) mir umb Hülff zuschrye / weil er ihm selbst nicht helffen köndte! Ach Bruder sagte er / hilff mir! ja; gedachte ich / ietzt bin ich dein Bruder / aber vor einer Viertel Stund hettest du mich nicht gewürdigt / nur ein eintziges Wort mir zuzusprechen / du hettest mich dann etwan einen Hund genant; ich fragte was Volcks? Er antwortet / gut Schwedisch / darauff erwischte ich das Pferd beim Zaum / und mit der andern Hand eine Pistole von seinem eignen Gewöhr / und endet damit den wenigen Rest des bittenden Lebens; und dis ist die Würckung des verfluchten Geschützes / daß nemblich ein geringer Bernheuter dem allerdapffersten Helden / nach dem er zuvor villeicht auch durch einen liderlichen Stallratzen ungefähr beschädigt worden / das Leben nemmen kan; ich fand Goldstücker bey ihm die ich nicht känte / weil ich von dergleichen grösse mein Tag noch niemalen gesehen; sein Wehrgehenck war mit Gold und Silber gestickt das Degen Gefäs von Silber gemacht und sein Hengst ein solches unvergleichlichs Soldaten Pferd / dergleichen ich meine Tage niemahlen überschritten; solches alles namb ich zu mir / und nach dem ich Gefahr merckte / also daß ich nit länger Mist bey ihm zumachen oder ihn gar außzuziehen getraute / setzte ich mich auffs Pferd / und da ich die eroberte Pistolen wider lude / dann die Pistolen=Halfftern oder Büchsen=Scheiden wie sie die Bauren nennen / waren nach damahligem Gebrauch genugsam mit Patronen versehen / muste ich gleichwol bey mir selbst erseufftzen und gedencken / wann der unüberwündliche starcke Hercules ietziger Zeit selbst noch lebte / so konte er solcher Gestalt so wohl als dieser prave Officier auch von dem aller geringsten Roß=Buben erlegt werden.
Ich rennete im vollen Calop hinder die unserige und fand daß sie sonst nichts mehr zuthun hatten / als todt zuschlagen / gefangen zunemmen und Beuthen zumachen / welches lauter Zaichen der erhaltenen Victori waren; ich machte mir anderer gehabte Mühe zunutz / und stunt zu den Siegern in ihr Arbeit / da es mir zwar sonderlich nicht glückte / ohne daß ich blößlich noch so vil erschnapte daß ich mich daraus kleyden konte / dergleichen geringes Glück hatten auch die übrige Kerl von meinem gantzen Regiment / doch einer mehr als der ander / ohnangesehen sie tapffer gefochten hatten.