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Ebene an den Ufern der Moldau. Rechts ein Teil von Libussas Wohnung. Auf derselben Seite nach vorn ein kleines Gebüsch, vor dem ein Weib mit einem etwa vierjährigen Kinde sitzt. Links gegenüber ein Tisch mit plaudernden und zechenden Gesellen. Zwei darunter spielen eine Art rohes Brettspiel. Im Hintergrunde wird zu einer Zither getanzt.
Das Weib (ihren Knaben emporhebend).
Nun, Tomyn, spring!
Einer der Spielenden. Ei ja, der schwarze Stein,
Er stand erst hier.
Zweiter. Dir fällt wohl gar noch ein,
Daß ich betrüg im Spiel?
Erster. Wer denkt an das;
Sei mir nicht bös und zieh!
(Sie spielen weiter.)
Ein Alter. Ja, laßt euch sagen:
Fürst Krokus war ein Held in seinen Tagen.
Der schlug, wenn's etwa galt, auch einmal los
Und ließ den Mann am Herde nicht vertöffeln,
Da saßen wir die Hände nicht im Schoß
Und suppten Frieden aus mit breiten Löffeln.
Ein Jüngerer. Je nun, der Löffel hat noch keinen Mund zerrissen,
Des Krieges Messer schneid't mitunter harte Bissen.
Der Großen breiter Schlund mag derlei noch vertragen,
Den Kleinen stumpft die Zähn' er und verdirbt den Magen.
Ich lobe mir den Frieden.
Alter. Je, was denkst du?
Versteh mich recht.
(Den Becher hebend.)
Libussa hoch!
Alle am Tische (ebenso).
Libussa!
(Ein Gewaffneter und Wlasta mit Brustharnisch und Helm an seiner Seite haben, wie beaufsichtigend, die Menge durchschritten.)
Gewaffneter (zum Tische tretend).
Ist's hier so laut?
Alter. Wir sprachen von Libussen,
Und wenn auch laut, wer spricht da laut genug?
Wlasta. Doch horcht! Der Arbeit Ablösstunde schlug.
(Man hört Gesang von Männerstimmen. Mehrere Feldarbeiter kommen, sich paarweise umschlingend, die Jacken über die Schultern gehängt. Sie singen:)
Ruh' nach der Arbeit
Wird wohler tun,
Denn wer nicht müde
Kann auch nicht ruhn.
Einer von denen am Tische. Willkommen! Schon zurück?
Einer der Gekommenen. Was denkst du, Lieber?
Der Teil des Tags, der uns traf, ist vorüber,
Nun kommt's an euch.
Der Erste (aufstehend).
Wir sind auch schon bereit.
Zur Arbeit, ho!
(Mehrere am Tische stehen auf und nehmen die abgelegten Jacken auf.)
Kamt ihr im Pflügen weit?
Der Andere. Zum Rain.
Der Erste. Macht's heiß,
Der Andere. Je nu, es sengt die Matten
(Den Schweiß mit dem Ärmel von der Stirne wischend.)
Doch der die Sonne gibt, der gibt zuletzt auch Schatten.
Der Erste. Macht's euch bequem.
(Zu den andern vom Tische Aufgestandenen.)
Ihr kommt!
Einer von ihnen (zum Schenken).
Noch einen Trunk!
Schenke. Was meinst du auch? Ich denk du hast genung,
Sonst gibt es eitel Zank, wie jüngst beim Frühlingsfeste.
Die Fürstin liebt das nicht. Halt's wie die andern Gäste!
Der Vorige. So wart ich bis zum Quell.
Schenke. Tu das, es kühlt den Brand
Und heiter bleibt der Kopf und rührig Fuß und Hand.
Wlasta (die gewaffnet ab und zu gegangen ist, ohne Strenge).
Zur Arbeit!
Der letzt Zurückgebliebene. Wohl! Das ist ja was ich meine.
(Er und die übrigen Aufgestandenen nach der rechten Seite ab. Die neu Gekommenen setzen sich.)
Der Erste von ihnen (zum Alten).
Wir pflügten heut dein Feld.
Alter. Ging's gut?
Der Pflüger. Ei, gar viel Steine,
Doch hielten wir darum nur doppelt fest.
Alter. Habt Dank!
Erster Spieler (einen Zug machend).
Verloren!
Zweiter (nachdem er das Spiel übersehen, dem andern Geld hinschiebend).
Nun, hier ist der Rest.
Erster. Du hörst wohl gar schon auf?
Zweiter (auf eine Figur des Brettspieles zeigend).
Fraß alles doch der Reiter.
Erster (einen Teil des Geldes zurückschiebend).
Nimm von dem meinen da und spielen wir nur weiter.
Wlasta (hinzutretend).
Spielt ihr um Geld?
Erster Spieler. Es gilt kein großes Glück,
Wir zahlen nur zum Scherz und geben's dann zurück.
Wlasta. Ihr tut ganz recht, wollt ihr die Fürstin euch gewogen.
Erster Spieler. Wer will das nicht?
(Noch eine Handvoll Geld dem andern hinlegend.)
Da nimm! und ausgezogen!
(Sie spielen weiter.)
Das Weib im Vordergrunde (das sich unterdessen mit dem Kinde beschäftigt hat, zu demselben).
Wenn nun die Fürstin kommt, küß ihr den Saum.
(Von den Tanzenden im Hintergrunde löst sich ein Paar los, das jetzt, gegen die Mitte zu, hervor tanzt.)
Einer der Sitzenden. Seht wie der Janek springt, der nimmt sich Raum
Tanzt er mit Ilsen doch.
(Mehrere stehen auf, dem Tanze zuzusehen.)
Ein Alter (von der linken Seite kommend).
Laßt ab, ihr beiden!
Wie oft ward's euch gesagt: ich will's nicht leiden.
Einer der Zusehenden. Ei, Alter, trenn es nicht das hübsche Paar!
Der Alte. Zuletzt nennt ihr noch Weib und Mann sie gar.
Der Vorige. Warum auch nicht?
Der Alte. Warum? Ich will's euch sagen –
Mein Mädel da ist reich und er hat kaum zu nagen.
Der Vorige. So lebt ihr Alten stets denn in vergangner Zeit?
Was gestern fest und wahr ist's darum nicht auch heut.
Der Reichtum letzter Zeit kam etwas stark zu Falle,
Sonst hatten die und der, nun aber haben alle.
Was kaufst du um dein Geld da wo nichts käuflich ist,
Das Land ein breiter Tisch, an dem, wer hungert, ißt.
Deshalb des Burschen Not, der Tochter dich erbarme,
Er hat was ewig reich: ein Herz und rüst'ge Arme.
Das Mädchen. Mein Vater!
Der Alte (zum Gehen gewendet).
Ei, ja doch!
Der vorher gesprochen. Geht, folgt ihm auf dem Fuß!
Zuletzt sagt er doch ja, und wär's aus Überdruß.
(Musik von der linken Seite.)
Schon wieder Sang und Klang? Das hat nicht Langeweile!
Weiber und Kinder (hüpfend und in die Hände schlagend).
Ei schön! Die Knappenschaft des Bergwerks aus der Eule!
(Bergknappen mit Musik von der linken Seite. In der Mitte auf den Schultern von vier Männern eine Tragbahre mit glänzenden Stufen, Erzstücken und Gefäßen voll edlen Metallen. – Die Anwesenden drängen sich betrachtend und bewundernd nach dem Hintergrunde. – Lapak von der linken Seite kommend und Domaslav mit Biwoy rechts auftretend, begegnen sich.)
Lapak. Seid mir gegrüßt!
Domaslav. Und du!
Lapak (auf das Volk weisend).
Das freut sich.
Domaslav. In der Tat.
Lapak. Man ist redet glücklich hier.
Domaslav. Und jedermann ist satt.
Lapak. So Herr als Knecht.
Domaslav. Der Knecht nun wohl am meisten.
Lapak. Das möcht' ich mir zu sagen nicht erdreisten.
Wir sind doch Herrn.
Domaslav. Und satt so gut als die.
(Auf die Menge weisend.)
Zwar satt sein ist nicht viel.
Lapak. Zu viel macht doch nur Müh.
Libussa –
Domaslav. Ah, sie ist der Frauen Zierde!
Lapak. Gerecht.
Domaslav. Und weise.
Lapak. Mild.
Domaslav. Und doch voll Würde.
Nur –
Lapak. Meinst du?
Domaslav. Ich? – Sie ist wie du gesagt.
Lapak. Und wer im ganzen Land zu widersprechen wagt?
Zwar wenn –
Domaslav. Erkläre dich!
Lapak. Was ist da zu erklären?
Das Land ist segensvoll, und mög' es ewig währen!
Domaslav. Die Dauer freilich –
Lapak. Wohl. Das Schöne währt nur kurz.
Und wer die Höhe wählt –
Domaslav. Der wagt zugleich den Sturz.
Lapak. Die Dauer, ja; und, wag ich's anzudeuten –?
Siehst du dort Wlasta durch die Männer schreiten?
Da Tadeln nun ein Menschenfehler doch –
Die Weiber, dächt' ich, stellt sie allzuhoch.
Zwar wird sie wissen wohl –
Domaslav. – In ihrer Weisheit Fülle –
Lapak. Warum sie also tut.
Domaslav. Gewiß! Und dann – Doch stille!
Lapak. Was ist?
Domaslav. Mir schien als käme wer. – Dann noch zumeist,
Die Niedern find ich werden allzudreist.
Lapak. Man sieht die Achtung doch nicht gerne sich versagen.
Domaslav. Und braucht man nun sein Recht –
Lapak. So eilt das gleich zu klagen.
Domaslav. Ja dies, und daß die Weiber sie so hoch gestellt,
Sonst ist ihr Reich –
Beide. Das beste in der Welt.
Domaslav. Und, Biwoy, du schweigst still?
Biwoy. Was bleibt mir über?
Hör ich die Klugen sprechen als im Fieber.
Verkehrt ist all dies Wesen, eitler Tand,
Und los aus seinen Fugen unser Land.
Weiber führen Waffen und raten und richten,
Der Bauer ein Herr, der Herr mitnichten.
Und all dies Tändeln mit sanft und mild
Gibt höchstens 'ne Sangweis', ein feines Bild;
Doch wie's entstand unter einer Stirn,
Hat's nirgends Raum als im Menschenhirn.
Und fiel' ein Feind in unsre Gauen,
Wir würden des allen die Früchte schauen.
Lapak. Wie kurz und rasch.
Domaslav. Fürwahr, er übertreibt.
Zwar etwas ist daran –
Lapak. Das etwa übrigbleibt.
Domaslav. Daß ich's denn grad heraus nach meiner Einsicht deute,
Dem Ganzen fehlt ein Mann, ein Mann an ihrer Seite.
Lapak. Vielleicht. Zu all den Gaben, die der Fürstin Zier,
Ein ruhig sichres Aug' –
Domaslav. Gleich, weiser Lapak, dir.
Lapak. Weis' ist Libussa selbst. Sag: Domaslav der reiche.
Domaslav. Der reiche Domaslav? Sind wir nicht längst denn gleiche?
Der starke Biwoy wär' dem Land ein starker Schild.
Biwoy. Mag sein. Doch frägt darnach das zarte Frauenbild?
Domaslav. Wozu noch mehr? Laßt uns zum Werk vereinen!
Wir werben ohne Neid. Sie wähle von uns einen.
Und wer das Los erhält, gedenke dankbarlich
Des Brüderpaars, und stell' als Nächste sie nach sich.
Lapak. Wenn nur –
Wlasta (rufend).
Die Fürstin naht.
(Der Tanz hört auf.)
Laßt euch nicht stören!
Sie wird in eurer Lust den schönsten Willkomm hören.
(Libussa kommt von der rechten Seite von mehreren begleitet. Sie bleibt betrachtend stehen. Die Tanzenden machen noch einige Schritte, dann hören sie zugleich mit der Musik auf, wobei einige Weiber Blumensträuße zu Libussens Füßen legen.)
Libussa. Habt Dank ihr Leute! Für die Blumen auch,
Mich freut es wenn ihr sie, die Frommen, liebt,
Und ihnen gleich auch bleibt an stillem Blühn.
Was euch die Gärtnerin mit nächster Sorge,
Verteilend hilfreich Naß und Wärm' und Schatten,
Kann nützlich sein, das ist euch ja gewiß.
Die Freude, hoff ich, stört nicht das Geschäft?
Wlasta. Die Pflüger, kaum gewechselt, sind im Feld.
Libussa. Mir schmerzt die Stirn; das zielt auf feuchte Zeit.
Sie sollen eilen, daß sie heut vollenden.
Doch wird der Sommer heiß. Das Jahr ist gut.
Wer sind die Leute dort?
Wlasta. Die Knappenschaft
Des Bergwerks aus der Eule. Reiche Beute
Dir bietend sind sie da. Willst du sie sprechen?