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Das Benefizium-Inventari lief also, und der Amtschreiber schrieb Briefe, so viel er konnte, das Stück zu vier Batzen. Doch war er ärgerlich, dieser Posten gab bei weitem nicht aus, wie man hätte erwarten sollen, dieweil eben im Hausbuch nicht viel aufgeschrieben war, und gar oft die Namen der Betreffenden unkenntlich; ein ärgeres Donnstigs Hudelbuch sei ihm sein Lebtag nicht unter die Finger gekommen, sagte er.
Eisi lebte während dem Verlauf nicht übel zweg. Die Siegel wurden ihm freilich nicht abgenommen, aber eben besonders scharf war der Massaverwalter nicht. Den Wein, den er ihm zumaß, mußte es ungefähr im Ankaufpreis bezahlen, beim Verwirten blieb ihm also immer ein Stück Geld in der Hand. Im Notfall kannte es in den Fässern Zügeli, an die der Massaverwalter nicht dachte, von denen er wahrscheinlich nichts wußte. Was ihns am täubsten machte, das waren die Gumene, über die ließ es lange Zylete ab, daß man ordentlich Angst kriegte, es hänge alles aneinander, es könne nicht mehr aufhören, bis es ersticke. Von den vielen, die sonst zu ihnen gekommen waren, zeigte sich selten einer mehr in seinem Hause. Dagegen hatte es den Zorn, sie in der Speisewirtschaft vorfahren zu sehen, mußte sehen, wie die Wirtin sie freundlich und zärtlich empfing und manchmal nach Stunden erst und dann noch zärtlicher und freundlicher verabscheidete. Das konnte es fast nicht vertragen, es dünkte ihns manchmal, es müsse erworgen. Das wären jetzt die Herrchen, die so schön getan hätten, so treuherzig, als ob es ihnen nicht ums Geld sei, sondern nur um ihre Freundschaft, als ob Steffen und absonderlich Eisi ihnen die liebsten Leute seien auf dem ganzen Erdboden. Das waren die, denen Eisi so gut aufgewartet, so wenig gefordert hatte, die manchmal so gnietig wurden nach Mitternacht, sürfelten und stürmten und doch nicht zu Bette wollten, denen es so oft mit Kamillentee helfen mußte oder mit einer sauern Leber den sturmen Kopf und schlechten Magen doktern. Die alle fuhren vorbei und sahen nicht einmal hin, taten drüben schön, die –, und Titel kamen aus Eisis Mund, so lang und saftig fast wie Bandwürmer.
Und wenn zuweilen auch einer sich bei ihm zeigte, so tat er so fremd und unheimlich, hatte weder Ruhe noch Bleiben, tat, als ob er krätzig wäre oder gestohlen hätte, fragte wunderliche Sachen, und wenn Eisi ihn fragte, warum er den bestellten Wein nicht sende, so hatte er Ausreden, und wenn es ihm vortrug, was sie ihm etwa noch schuldig sein möchten, das solle er nicht angeben, es wolle ihn nach und nach bezahlen, es solle ihm nicht fehlen, so brummelte er verblümte Redensarten, aus denen Eisi wenig machen konnte; die Weltschen sagten sogar: «Oui, oui, madame, n'ayez pas peur!» Dann machten sie sich nach einem flüchtigen Viertelstündchen und einem lumpichten halben Schoppen fort und wohin! Hinüber in die Speisewirtschaft, saßen dort stundenlang und verhandelten es wahrscheinlich und lachten es aus. Wenn das nicht ist für einer Frau das Herz abzudrücken, so weiß ich nichts mehr, das gut wäre dafür. Andere Freunde machten es ähnlich: solche, die sonst dagesessen hatten bis nach Mitternacht, alle Tage, zeigten sich selten mehr, kaum einmal in der Woche, und die, welche in der letzten Nacht mit Steffen gespielt hatten bis nach Mitternacht, die sah man, wenns dunkel war, nie mehr in diesem Hause, hie und da zwickte einer derselben rasch einen halben Schoppen bei Eisi, aber selten.
Was das für ein Leben, für ein Dabeisein ist, und namentlich für eine Frau, und zwar für eine hochmütige, hoffärtige, heißblütige, wenn sie nicht bloß sehen muß, wie die Leute sich von ihr wenden, sondern wenn sie sehen muß, wie sie gegenüber bei ihrer Todfeindin einkehren, dort sitzen und bleiben einen lieben langen Abend durch, während es öde und einsam bleibt im eigenen Hause!
Was das für ein heiß, bitter Sitzen ist, einen lieben langen Abend durch in weiter, öder Gaststube, alleine mit seinem Zorn, seinem Groll, drüben aber in des Feindes Haus erleuchtete Fenster und hinter denselben ein bunt Gewimmel!
Was da für Gedanken auf- und niedersteigen müssen von fünf bis zehn Uhr einen langen Winterabend durch, beim düstern Schimmer einer verglimmenden mageren Kerze! Das sind nicht Engel, welche aus offenem Himmel auf- und niedersteigen, das sind schwarze, trübe Schatten, welche an der Seele vorüberstreichen, Gespenster, die durchs öde, schwarze Moor schweben, ein Grauen der Wanderer. Was so ein arm, verlassen und doch hoffärtig und hochmütig Weib alles sinnen muß in öder Einsamkeit, wie da Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft sich durcheinanderschlingen, dreien Schlangen gleich, die, grausig durcheinandergewunden, sich ringeln um einen zuckenden Menschenleib und dreiköpfig ihm ins Auge züngeln! Wie es da vor ihm aufsteigt, was alles da gewesen, und wie schön es gegangen, und wie viel Gutes man dem erwiesen und wie viel Geduld jenem, und wie die es jetzt machten, wie sie jetzt noch Freude hätten, mit den ärgsten Feinden zusammenspielten, und was sie einem noch alles tun würden, wenn sie könnten, und wie daran niemand schuld sei als der Mann, der gestorben! Der sei ein Löhl gewesen, hätte sie da hineingewerchet, allen Leuten geglaubt, nur der Frau nicht. Aber warten die nur, es komme auch eine Zeit, wo man denen daran denken, es eintreiben wolle, daß sie daran zu denken hätten ihr Leben lang! Und bei diesen bestimmtem Gedanken dann doch, einem formlosen Nebel gleich, einer schwarzen, einförmigen Wolkendecke, ein düster Bangen, wie es kommen werde, ob man sich durchschlagen könne durch die vermeintlichen Feinde, oder ob man zBoden müsse, ungerecht durch Übermacht und Spitzbüberei bezwungen? Das alles sind heiße, brennende Gedanken, züngelnde Schlangenzungen, ein Verzehren in Rachsucht und Zorn, eine geistige Höllenpein. Von der eigentlichen Reue, der Einkehr in sich selbst, dem Erkennen der eigenen Schuld, dem tiefen Weh über sein eigen Wesen ist dabei keine Spur, darum ist auch kein rechter Trost da, bloß ein öder, in die Luft gebauter, der auf Hoffnungen der Rache ruht, da ist kein Erheben des neuen Menschen aus dem von Tränen der Reue erweichten und befruchteten Seelengrund, da ist nichts als ein verzweifelnd Umsichschlagen eines Geschöpfes, das in den letzten Zügen liegt, das blind nach dem Aste schlägt, an dem es sich retten könnte aus dem gähnenden Abgrunde, wenn es ihn ergreifen würde, statt nach ihm zu schlagen. Man denke sich nun einen solchen heißen, glühenden Gedankenstrom, einem glühenden Lavaflusse vergleichbar, der alle Tage zur nämlichen Stunde heraufrauscht, brennend und sprühend durch die Seele strömt, oft erst in den ersten Morgenstrahlen verglüht, man denke, wie tief der sein Bette sich ausbrennt, wie dürre die Seele werden muß, wie glühend die geistige Höllenpein!
Wenn dann schon zuweilen ein paar Schnapsbrüder kamen und an einem halben Schoppen Herdöpfler einige Stunden lurggeten, so war das nur Öl ins Feuer, und heißer und mächtiger rauschte der feurige Strom durch Eisis Seele. Die vertaten in vier Stunden vielleicht vier Batzen, an den vier Batzen hatte es einen Batzen Profit und dabei fast für so viel Licht gebraucht, das war seine Herrlichkeit, vielleicht einen Kreuzer Gewinn selben Abend, und drüben glänzten zwei, vielleicht sechs Lichter und hinter denselben ein bunt Gewimmel.
Wenn gar niemand da war, dann kam wohl Anne Liseli hinein, schmiegte an die Mutter sich und sagte endlich: «Ach Müetti, es ist mr wieder so angst um e Ätti, weiß nit warum, aber fast all Abe chunts mih a, daß ih nüt möcht as bete u briegge. Müetti, wettisch mr nit helfe für en Ätti bete, dAngst vrgeyht mr de, u wenn ih de schlafe, su düechts mih de geng, ih ghör dEngeli singe im Himmel, o Müetti, so schön, so schön, ih cha allbets nit gnue lose.» Gewöhnlich weigerte Eisi sich anfänglich; wie heiß seine Gedanken auch brannten, an das Feuer hatte es sich gewohnt, es löschte es nicht einmal gerne aus, und immer noch wars ihm, als ob jemand das Beten ihm wehre, als ob ihm die Worte im Halse anschwellten, als ob es sich schämen müßte, es wußte freilich nicht vor wem. «Gang mr jetz, chähr mr nit, erst vorgester ha dr ja ghulfe, schwyg mr jetz! Anne Bäbi söll, ghörst, ih wott nit, wotsch jetz oder wotsch nit, oder soll dr ds Füdle erhaue?» Aber Anne Liseli setzte nicht ab, es sagte, Anne Bäbi sei nicht da, es flattierte der Mutter, der ja niemand mehr flattierte als ihr Anne Liseli, und wem täte Flattieren nicht wohl? Si söll ume afe lose, äs well afa u säge, was es chönn. Und hatte Anne Liseli es so weit gebracht, so wußte es wohl, Mutter betete zuletzt auch, und wenn auch die ersten Worte kamen wie einzelne Regentropfen nach langer Tröckene, langsam, eins lange nach dem andern, sie kamen am Ende doch alle und wirklich rascher und geläufiger und manchmal nicht einmal alle im gleichen Tone, sondern es war zuweilen wirklich, als ob Eisi in das eine oder andere Wort etwas gelegt hätte, das im andern nicht war. Und nicht bloß das, es ward dabei Eisi wirklich wohler, es war ihm, als versiege der heiße Strom beim Quellen des Gebetes, es ward ihm milder und linder ums Herz, es wechselte freundliche Worte mit Anne Liseli und sah drüben die hellen Fenster nicht. Ja es war ihm manchmal, als rinne ihm was die Backen ab, als werde es ihm innerlich ganz wunderlich; dann gab es wohl Anne Liseli ein Müntschi und frug ihns: «Mast öppe es Bitzli Wurst un es Tröpfli Wy, su sägs, drnah will dih de is Bett tue, wenn Anne Bäbi nit da isch.»
Und wenn es dann zu Bette war und Eisi fortwollte und Anne Liseli sagte: «Wart no, Müetti, no bete», so wartete Eisi, betete nach, seufzte wohl dabei, und wenn ihm Steffen derweilen in Sinn kam, so war doch kein Groll bei dem Gedanken. Kinder werden als Heiden geboren, sie müssen vor etwas Sichtbarem beten, das heißt ein wirklich Wesen muß ihnen gleichsam zuhanden des unsichtbaren Gottes ihr Gebet abnehmen. Sagt man ihnen später, wenn der Leib gewachsen, diese Kulturstufe aber geistig nicht überwunden, verklärt ist: «Bist jetzt afe große, chast selber bete, wenn ih scho nit geng drby bi», so hört das Beten auf; sie wissen nicht, was Beten abtragen sollte, hört es doch niemand mehr! Daß der innere Mensch nicht im gleichen Verhältnis wie der äußere wächst, wird allezeit vergessen, wird ja doch auch immer und immer vergessen, daß Kenntnisse nicht Bildung sind, daß industrielles Streben an sich kein christliches ist, daß in der Ausbeutung der Erde man das Himmelreich nicht findet, daß die dem Menschen verheißene Krone nicht dem wird, der Herr der Elemente, sondern der Herr seiner selbst wird, nicht dem, der die Gesetze erkennt, welche Gott in die Welt gelegt, sondern dem, der die Gesetze erkennt und faßt, nach denen die Seele der Menschen zur Seligkeit kömmt.
Wenn aber endlich Anne Liseli verstummte, seine Äugelein sich schlossen, die Engelein niederstiegen vor seine Seele, himmlische Lieder sangen und mit Wonne sie füllten, und Eisi ging wieder in die vordere Stube, sah drüben die hellen Fenster, dahinter das bunte Gewimmel, dann siedete neu auf der heiße, versengende Strom, und jeder lebendige Keim, der sich geregt hatte in seiner Seele, verwandelte sich in einen feurigen Springbrunnen, und es düechte Eisi, es wohle ihm nimmer, bis es einmal hinübergehe, allen wüst sage nach Herzenslust und die Donners Dorftäsche unter den Tisch schlage, daß sie vierzehn Tage lang nit meh füre mög. Wenn dann die in der Gaststube hängende Schwarzwälderuhr Stunde um Stunde schlug und endlich die zehnte, drüben es immer heller ward statt dunkler, darob die eilfte Stunde schlug, endlich die zwölfte, ohne daß der Glanz drüben viel trüber wurde, was da Eisi verwerchen mußte, kaum glüht der Ofen in einer Eisenschmelze heißer, als der Zorn glühte in Eisis Brust, und je heißer es ward, desto fester war es gebannt in seine vordere Stube, fast wie ein Geist, der was hüten muß und erst zur Ruhe darf, wenn der Hahn kräht. Es mußte die Fenster drüben hüten, bis der letzte Gast entwichen, bis das letzte Licht verlöscht war. Aber wie zornig derweilen die feurigen Wellen durch seine Seele rollten, das faßt niemand als ein eifersüchtig Weib.
So einer gehe alles an, aber man wisse warum; in ehrlichen Häusern herrsche das Gesetz, um zehn Uhr müsse Feierabend sein, aber bei so einer Dolders Täsche liege alles unter einer Decke, darunter könne sie machen, was sie wolle. Das sei afe e Ornig; wes so chömm, de guet Nacht! Aber mi wüß warum; we me glaub, es syg am e Ort e rechte Ma, su mach e selligi Täsche ihm Dreck i dAuge, daß er am heiterhelle Tag nüt meh gsech, vrschwyge um Mittinacht. Wohl, sie hätten es so treiben sollen, me hätt ne wurde! Das gute Eisi vergaß, daß sie in ihrer Glanzzeit ebenfalls gemacht hatten, was sie konnten, daß sie ebenfalls diesem oder jenem Dreck in die Augen gemacht und grüslich aufbegehrt hatten, wenn zur Selteni einer sie in Verlegenheit gebracht hatte. In Kosten kann man kaum sagen, denn Bußen derhalb waren nicht der Rede wert, und wenn die zweite acht Franken betragen hatte, so kostete die dritte vielleicht nicht mehr als einige gute Flaschen, dieweil die Anzeige nicht begründet gewesen. Und wie sie dann gelacht, den Anzeiger ausgespottet, gerühmt hatten, daß es doch noch vernünftigere und bessermeinende Leute gebe als solche Spitzbuben, welche nur darauf ausgingen, die Leute ins Unglück zu bringen!
Es ist sehr merkwürdig, zu welcher Tiefe die Achtung vor den Gesetzen gesunken ist an vielen unnennbaren Orten; Gesetze seien nichts als e Donners Zwang, ein verfluchter Hemmschuh persönlicher Freiheit, laut welcher jeder machen könne, was er wolle, so sieht man die Gesetze an. Wer Übertretungen der Gesetze anzeigt, ist ein Unglücksmacher; so nennt man ihn, als solchen verfolgt man ihn. Wer die Anzeigen zu berücksichtigen hat, die Übertretungen zu strafen hätte, muß denken, er müsse nach der herrschenden Meinung sich richten, die Meinung des Volkes ehren, die Majorität, die Freiheit, die schöne, den Unglücksmachern den Marsch machen und lange Nasen, wo es möglich sei. «Das ist prächtig so, das ist herrlich, ganz dem Zeitgeist angemessen», so urteilt man eben an jenen unnennbaren Orten. Diese Ansicht führt aber in ein unnennbares Elend hinein, und namentlich in das, daß jede Regierung an diesen unnennbaren Orten auf faulen Füßen steht und auch bei schwachen Windstößen überpurzelt. Das müssen auch die Glieder solcher Regierungen fühlen, zappeln erbärmlich beim leisesten Zephir, suchen die Segel zu richten und drehen die Mäntel, hilft aber all nichts. Und wenn es auch hülfe, was hülfe es ihnen? Was hülfe es ihnen, wenn sie die Menschengunst erniederträchtigen könnten bis ins Grab durch den Verrat der Gesetze Gottes? Im Grabe faßt sie dann ein Anderer, der immer der Gleiche ist und sich nicht verraten läßt. Was er mit ihnen macht, wissen wir nicht. Vielleicht setzt er sie grittlige auf Wolken und läßt sie hin- und herjagen durch die Himmelsräume, durch alle himmlischen Winde, und zwar in alle Ewigkeit, und zwar ohne Speise und Trank.
An dieses Auslachen, wenn den Unglücksmachern Nasen gedreht wurden, an den Jubel, daß man nicht mehr so in verfluchter Tyrannei sei, dachte Eisi nicht mehr, das hatte es rein vergessen, es hatte mit veränderter Lage ganz andere Ansichten gekriegt, hatte seine Grundsätze geläutert, und zwar ohne daß es es wußte, es hätte, wenn es geistlich gesinnt, das heißt in geistlichen Redensarten geübt gewesen wäre, sagen können, der Herr gebe es den Seinen im Schlaf. So redete aber Eisi nicht, sondern es fluchte jämmerlich in sich selbst hinein oder an die kalten Scheiben über alle dabei Beteiligten und verschwor sich bei allen Heiligen, bei einer solchen Hudelordnig, wo dHuere Küng syge u sLumpepack Meister, chönns nit gah, da chömm zletzt dr Tüfel u nähm die ganze Pastete.
Wenn dann endlich drüben die Lichter erloschen, so suchte Eisi wohl sein Bett, aber Ruhe fand es selten, es sei dann, daß es sein eigener Gast gewesen; doch dieses war nicht Regel. Eisi lebte gerne gut, aber apart trinken, dazu hatte es den Hang, die Anlage nicht; wenn es sie gehabt hätte, so hätte es ihr begreiflich nicht widerstanden. Aber wie soll Ruhe über den Leib kommen, wenn die Seele im Aufruhr ist, daß ihre Ufer, der ganze Leib, erzittert?
So verwerchete Eisi einige Wochen, ohne daß es viel ans Benefizium dachte, außer insoweit, daß es dessen Ende herbeiwünschte, weil es seine Einsamkeit nur demselben zuschrieb und den Lügen der Täsche drüben, die, wie zuweilen ein Weib, das verstohlen sich bei Eisi einschlich, sagte, nichts anders berichtete, als wie es einen grusamen Geltstag geben und an denen Hoffartsnarre ein Sündengeld verloren gehen werde. Das regte Eisis Zorn allemal neu auf. Es hatte sich anfänglich wohl erkundigt, wie es stehe mit dem Benefizi, aber gehört, es sei nichts eingegangen, das neuis dr wert sei. Da sehe man, hatte es gesagt, wie man es in ungerechtem Verdacht gehabt, es wolle verheimen. Wenn die Leute was zu fordern hätten, so hätte ja jeder der Erste sein, Keiner warten wollen bis zuletzt, wo er ja griskiert hätt, nüt meh z'übercho. Es nahms wohl zuweilen wunder, ob dieser oder jener, dem es angehalten, er solle nicht eingeben, ob der, welcher gesagt hatte: «N'ayez pas peur, madame!» sein Versprechen gehalten oder nicht. Indessen hätte es sich doch nicht dafür gehalten, daß es hätte fragen lassen oder gar selbst zu fragen gegangen wäre. Die würden schön lachen, dachte es, und meinen, wie angst ihm sei und es stehe selbst im Glauben, dSach überhey. O je nei, die Schreiberleni müßten es nicht auslachen oder gar abputzen, es mög dr Sach wohl erwarte! Luege si ume zue, was si mache!
Da kam eines Abends, als Eisi abermals einen Zorn verwerchete ohnegleichen, denn nicht weniger als zwei Weingumene und einen Weinherrn wußte es drüben, und keiner setzte einen Fuß zu ihm, die gedachte wohlmeinende Frau geschlichen, die allenthalben obenauf war wie ein Pantoffelzapfen. Sie wußte unter dem Scheine der Gutmeinenheit den Leuten Sachen zu sagen, die ihnen fast übel machten, so wie man die greulichsten Wurmmittel zum Beispiel den Kindern einhüllt in süße Latwerge. «Du gueti Frau», sagte diese zu Eisi, «bist aber eleini, du chast mih doch afe dure, wie ungwahns mueß dr doch das sy, allbets so viel Lüt u jetz niemere! He nu, es geyht so i dr Welt, si kehrt sih, seit me. U zletsch, wes no so blieb, wies jetzt wär, su wärs dr no z'gönne, aber ih ha hüt e Ton ghört, du chast mih doch afe dure, du armi Frau, was de bist». «Das wird aber neuis Dumms sy vo dr Blättere, e vrfluechti Lugi, wo si erheyt un erloge het! Seh, füre mit! Einist mueß es doch sy, gsehn ih wohl, daß ih dr Herreschleipfe dHaar us em Gring schryße u ere dZähng acheschla, daß si se i de Schuehne mueß sueche. Seh, füre mit, Trini!» «Darf wäger schier nit, los Frau, du durist mih viel z'fast. U de mein de nit öppe, ih heygs vo dere däne. Bhüetis, die redt nüt mit mir, u we si scho wett, su wett ih nit, meh weder es Jahr hey mr enangere nit emal meh guete Tag gseit uf dr Gaß. Si hasset mih gar grusam, si mas nit erlyde, wes neuere guet mit dir meint.» «Seh, stürm mr nit e halbi Nacht wie dr Sigrist zu W., won er het welle lehre lüte; säg, was ists, su weiß ihs einist.» «Lue, Wirti, ih sött schwyge, vo wege, wes de nit wär, su macht es dr ume z'leerem Vrdruß, u mügli ischs, daß nüt a dr Sach isch, vo wege, es chunt vo dere däne, aber mir het sis nit gseit.» «Wie weisch es de?» fragte Eisi schnauzig.
«He, wie weiß ihs! Dä halb Tag, he es isch grad gsi, wo si mit der Kuppele Säu da duregfahre sy, bin ih zum Bach u ha neuis welle schwäyche, su chunt grad Säbelgrits Nähyere vrby u het neuis unger em Fürte. Ih traue, es syg e Halbi Brönz gsi, si säge geng, si nähms vrfluecht gern, daß si mängist längs Stück ihres Fürte un es Hemmli oder was si uf dr Schoß heyg, zsämenähy, daß mes fast nit meh von enangere mache chönn. Si säge, daß si für Tüfels Gwalt ihri Nase heyg welle an es Göller schnurpfe oder süst a neuis. Si schleipft e Schuehmacher desume, u ganz halb Tag söll er by re hocke, säge dLehrmeitscheni, dä wird ere ds Geld gä ha für ga e Halbi z'reyche. Die geyht vrby u stellt sih by mr. Mr rede sust nüt mit enangere, du weißt, mr hasse enangere, du weißt, wie si mrs einist gmacht het i dr Chile, wo si i üse Bank borzet isch für ds Tüfels Gwalt u zvorderist abghocket un ihres Gschir ychedrückt het, as wärs e Ysewegge, un ume wil si es neus Tschöpli agha hät u se dBuebe recht hätte solle gschaue. Jawolle, die schwarzi Gränne, si het mr fast Plätze abdrückt ds selbist, vo wege, ih bi eigetlig zvorderist ghocket gsi, du weißt, u sider hasse mr enangere. Wo die sih du stellt, denke ih: Was wott die, daß die wieder wott afa rede? U won ih du ufluege, gsehn ih du, daß si neuis unger em Fürte het, un es isch mr grad zSinn cho was, u ha du däycht, si syg öppe hie gsi u heyg ihri Sach by dir greycht u du heygist ere neuis für mih gseit, we si mih öppe gseh sött, u ha Bscheid u Antwort gä, wos gfragt het: ‹Machst suber?› ‹Ih sött›, han ih gseit. ‹Bist neue usgsi, Grit?› han ih du gseit. ‹Ha neuis müesse reyche›, hets du gseit. ‹Wirst bi Steffes Eisi gsi sy?› han ih du gseit, ‹ists zweg?› ‹Nei, ih bi bi diesere gsi, mi machts dert geng ds Halb besser›, seit das Täschli. U wie ih ihm du druf wott diene, wies sih ghört hätt, seits du: ›Ja, u was die mr gseit het, weißts o? Nei aber, wien ih glost ha, has zwar geng denkt, das chömm eso, u has o mängist gseit zu myne Lüte›, seit die schwarzi Gränne. ‹Weiß aparti nüt›, han ih du gseit. Hätt gern gseit: ‹Weder was all Lüt säge, daß die, wo ihm ds Brönz gä heyg, i alle Lüte Mülere syg wege ihrem Gschleipf.›» «Warum hests nit gseit?» fragte Eisi. «Hätt nit möge zPlatzg cho», antwortete Trini. «Das wär dr Tüfel, wes dr Ärst gsi wär!» antwortete Eisi. «Los, wäger nit, u fueßwarms hätti die Täsche 's umegseit, u däych, mys Ättis Brueders Sohn hechlet dert. Aber los jetz, was es du seyt, aber wäger, ih darf drs fast nit säge. ‹Denk, was ih vrno ha,› seyt du die Täsche, ‹dWirti het mrs gseit. Jetzt sygs am Tag, wies dem Hoffartsnarr dert äne, wo se geng am Fenster usgrännet heyg, gang, die chönn jetz ds Säckli näh u dr Gottswille ga heusche. Da chönn me doch no gseh, daß e grechte Gott im Himmel syg. Es gäb e Geltstag, vo de grüslichste eine, viel, viel tusig Pfung syge zweni.› Wo das Täschli das seyt, ist mr du ds Für dur e Gring gschosse, u du sägen ih, das syg erheyt un erloge. ›Wes wär, su müeßt ihs doch o wüsse! Es gange ja kener Schulde y‹, han ih du gseit. Da lachet du das Mönsch, oh ih bi so taubs worde, ih hätt ihm möge a Gring schieße, u seyt du: ›Da bist schints lätz brichtet oder tuest ume drglyche. Ja, im Afang syg weni ygange, dLüt heyge däycht, si welle mit dr Sach nit pressiere, es syg zletzt no früeh gnue. Wers nit chennt, wies dLüt mache, hätt chönne glaube, dSach wär nit sövli bös. Aber die letzte drei Tag, du wohl, du syg es du cho, es syg e schröckligi Sach gsi, si heyge dPost bal nit möge gfüehre, so syge Briefe cho inn use, un dAmtschryberei syg geng gstocket voll Lüt gsi, dr Grichtschryber heyg sih geng hinger enangere vrfluecht, so heyg ers nie erlebt, u wenn das no länger währe sött, su lief er furt, daß ne ke Hung meh gsecht, vo wege, lebig gstieng ers nit länger us. Und hüt oder morn erst gangs us, aber es syg scho gester so grüslich viel gsi, daß wo sis heyge welle zsämerechne, längs Stück 's keine chönne heyg.‹ Wohl, du ists mr du nimme z'helfe gsi; jetz sölls schwyge, han ih ihm du gseit, sust chömms de usufer da dänne, ih wells lehre, so ga z'lüge u dLüt verlümde, jawolle! Du seyts du, es lüg nit, es heygs nit ersinnet, si dinne heygs gseit für e gwüssi Wahrheit, si heygs selber gseh, u nit menge Tag werds gah, so werdes dKüehyer u dMäritlüt brichte. So hets gseit u geyht du u lat mih am Bach stah wien e Mulaff, u won ih du endlig ds Mul wieder zsämebringe cha un ihm o so recht vaterländisch wüest säge wott, su isch es du scho wyt eweg gsi. Jetz han ih däycht, ich wells dr cho säge, damit du gsehst, wie wüest u lugethaft dLüt afe sy, u wed öppe e Ton ghörist drvo, de grad wüssist, us welem Loch er chunt. A der Sach wird nüt sy, natürlich, oder häst du öppe o neuis vrno?» frug Trini und machte ganz spitzige Augen zu der Frage.
In Eisi stritten Zorn und Angst und schnürten ihm den Hals zusammen, aber der Zorn überwand die Angst, der Unglaube an seine Zustände, welchen der Hochmut ihm eingeredet hatte, der war noch nicht erschüttert. Es sollte niemand von ihm reden, was es selbst nicht glaubte; es wäre alsobald hinübergestürzt und hätte dem Tüfel vo Lugnere dZähng hingeregschlage, daß sie se in den Schuhnen hätte müesse zsämelese, wenn Trini ihm nicht in Weg gestanden, dr tusig Gottswille angehalten hätte, es solle doch ja das nicht machen, es chömm zwüsche yche u müeß sih de etgelte u sys Vaters Brueders Sohn. U de söll es ne doch däne dFreud nit mache, es syge Gumene däne und angers Herregschmäus no meh, u die hätte die größti Freud daran, we zweu Wyber enangere o so recht rupfte, u zletscht hätte sis de no mit diesere, u we de alles wider ihr syg, was es de mache wett? Es müeßt dr Kürzer zieh u Schang u Spott usstah, u diesi chönnt dr Buggel voll lache. Es söll lieber warte, bis dä Uflat eleini syg, de, wenn es glaub, es mög se u es gsechs niemere, su söll es de gah u se abhosche, bis es es düech, es heygs jetz für e Rung, aber dr tusig Gottswille allweg nüt säge, wer ihm neuis gseit heyg, es bruch ja gar nüt z'säge, warum es ere gäb, si chönn däyche, es syg Zsämegsparts vo langem. Es hielt hart, bis Eisi sich setzte, denn wenn eine Frau so recht ertaubet ist, so frägt sie nach gar nichts, und daß jemand stärker sein könnte als sie, das fällt ihr gar nicht ein. So eine rechte Weibertäubi ist die Schwester der berühmten nordländischen Berserkerwut, das hat schon mehr als ein Mann erfahren, wenn die ertaubete Frau ihn aufsuchte im Wirtshaus und ihm in Mitte seiner Spießgesellen in die Haare fuhr. Sie hatte auch nicht lange gewerweiset, sehe es jemand oder niemand, sei sie oder er stärker, sie fuhr halt los, denken tat sie nichts. Endlich, da Trini nicht absetzte mit Wehren, überwog die Aussicht auf besseren Erfolg. Eisi stellte Trini seinen üblichen Lohn für eine Kräzete auf, einen halben Schoppen samt einem Stück weichen Brot, und verhandelte mit ihm die Leute in der üblichen Runde von einem zum Andern, bis Trini seinen halben Schoppen aushatte und zärtlichen Abschied nahm. Böse Leute wollen behaupten, Trini habe noch selben Abend drüben bei der Speisewirtin einen ganzen Schoppen getrunken und zwar ebenfalls gratis.
Als aber Trini fort war, kam Eisi die Angst doch wieder; die Posten, welche es wußte und nicht aufgeschrieben gewesen, stiegen wie Gespenster vor ihm auf, Ahnungen von andern durchschauerten wie bewußtloses Grauen seine Seele, es machte ihm heiß, daß es den Schweiß abwischen mußte. Es lag die Nacht durch ohne Schlaf, wie im Fieber. Als der Tag kam, verschwand allmählig seine Angst gleich wie Gespensterfurcht, der Glaube an das, was es nicht sah im Sonnenschein vor Augen, löste sich auf wie sogenannter Aberglauben im Scheine sogenannter Aufklärung. Es ward überzeugt, es sei nichts da, indessen wolle es sich so recht vergewissern, dann die More abschla, daß es dem Brunnestock un am Südeltrögli gschmuecht werd. Es sinnete zuerst daran, den Massaverwalter zu bescheiden, aber seit einigen Tagen hatte es ihn in Verdacht, er sei falsch an ihm, es hatte ihn nämlich zwischen Tag und Nacht in die Speisewirtschaft gehen sehen.
Es entschloß sich kurz und gut, auszufahren. Sie hatten zwar das gleytige Byggerli nicht mehr, dagegen einen guten alten Bletschi, mit welchem das dümmst Wybervolch fahren konnte, solange die Räder trolen konnten. Dieses Ausfahren alleine hatte an sich nichts Auffallendes, schon bei Steffens Lebzeiten hatte Eisi oft Zügel und Geisel gehandhabt. Bloß das Ziel maskierte Eisi, es fuhr vom Hause weg, als ob es ds Land ab wolle, lenkte dann aber seitwärts, bis es in die rechte Richtung kam und an den Ort, wo die Amtschreiberei stand. Dort hatte es eine Freundin, mit welcher es vielen Verkehr trieb. Es schickte ihr allerlei zu, Anken und was man so auf dem Lande produziert, während sie ihm Dessert lieferte, wenn es nötig hatte, oder Zitronen oder eingemachtes Pflaster auf Tatern. Es war eine gutmütige Person, und solange ein Mensch auf zwei Beinen stund, verachtete sie ihn nicht, ließ ihn nicht fahren. Sie sagte oft, keine Feder müsse man zertreten, wie schlecht sie auch sei, die schlechteste sei noch zu was gut, vrschwyge öppe e Mönsch, wen eym scho düech, er syg zungerist niede, teufer nützti nüt. Mi wüß nie, ob me ne nit no nötig heyg, u solang eine leb, syg dr Sach nie z'traue; es chönn eine sih bkyme über Nacht, es wüß ke Mönsch wie, u de vrfluechti Tätsche usteile dene, wo gmeint heyge, si chönne uf ihm umetrappe wie dKüeher uf em Mist.
Diese Freundin empfing Eisi freundlich wie immer. «He, bist o einist wieder da, das freut mih doch», sagte sie, «ha gmeint, du sygist gstorbe oder höhns, u hätt doch nit gwüßt für was. Wes besser Wetter u Weg gsi wär, ih wär expreß usecho cho luege, was mit dr syg; aber ih alte neue afe u ma nimme laufe wie allbets, bsungerbar diese Winter. Es ist mr neue uf em Herz, daß es mih zytewys düecht, es well mit mr dur e Bode ab. Oh, mi weiß nit, we me jung isch u gsüng ums Herz, was me het u wie me sött zfriede sy. Nei, das weiß me nit, bis es angers wird, de sinneti mes neue.» «Es wär so», sagte Eisi, «drnebe cha me gsung ums Herz sy u doch e Burdi druf ha, daß es eym düecht, es müeß abenangere.» «Hesch Vrdruß, hest neuis?» fragte teilnehmend die Freundin.
So ging Eisi das Herz auf, es packte aus, was es darin hatte, und frug um Rat, wie machen, um über dSach z'cho, obs ächt selber i dSchryberei müeß? «Bewahre nei», sagte die Freundin, «ih will dr scho drzue vrhelfe, es ist nüt liechter.» Und richtig, ehe eine halbe Stunde um war, trat der Amtschreiber ein. Er war verblüfft im ersten Augenblick, doch faßte er sich und richtete nun Eisi an, daß ihm fast gschmuecht wurde, eine solche Summe wäre im Traum ihm nicht in Sinn gekommen. Der Geltstag sei unvermeidlich, sagte der Amtschreiber, wenn man nicht akkommodieren könne; es sei auch möglich, daß falsche Eingaben gemacht worden, das werde sich aber erzeigen. Er hätte anfangs nicht geglaubt, daß es so bös sei, aber in den letzten Tagen hätte es ihm schier welle afa gruse. «So», sagte Eisi, «ists däweg?», aber wunder nähms ihns doch, woher das alles gekommen, es hätte doch auch darum müssen wissen. Der Amtschreiber konnte nur oberflächliche Auskunft geben, nannte nur einige der beträchtlichem Summen, welche ihm im Gedächtnis geblieben waren. Die richteten Eisi wieder auf. Das sei erheyt und erlogen, sagte es, von diesem und jenem wisse es kein Wort, dene Spitzbuebe wolle es den Marsch machen. Aber gerade so sei es mit den verfluchten Benefizien, es hätts schon manchmal gehört. Da meine ein jeder Spitzbube, er könne eingeben, was er wolle, und hintendrein könne man entweder zahle oder prozediere, dann komme es zum Eid, und wenn e sellige Schelm dazu kommen könne, dFinger ufzha, so sei alles verspielt. Es habe nicht umsonst gewehrt und gemeint, es müsse nicht sein, aber so a re Frau los me nüt, es wolle es ihnen aber um dNase rybe, daß si z'schmöcke heyge meh as gnue. Die aber, wo z'grechtem eingegeben, die würden schon mit sich reden lassen, wenn sie gsechte, wie es gegangen und wie man es ihm machen wolle.
Der Amtschreiber nahm Eisi die Hoffnung nicht, ja, ja, sagte er, me müeß luege, dSach werd sih scho mache. Weibern in solchen Umständen Wahrheit einschenken tut niemand gerne, das ist eine Sache, die man dem Nächsten gerne gönnt. Niemand tut gerne den ersten Zorn ab, zieht den Haß auf sich, die Nachrede, man habe jemand ins Unglück gestoßen. Das ist die merkwürdige Täuschung, daß der Unglückliche denjenigen, welcher ihm zuerst die Wahrheit verkündet, die Augen über sein Unglück öffnen will, für den Urheber seines Unglücks ansieht, nicht satt werden kann, ihn zu verfluchen und zu verdammen. Dem entzieht man sich gerne, will nicht dr bös Ma sy, gibt ausweichenden Bescheid, hilft mit verblümten Redensarten sich aus der Klemme, tädiget Fragende uneinläßlich ab und drückt sich. Man denkt dabei nur an sich und bedenkt nicht, welch Unheil man anrichtet. Denn der, welchen man mit solchen Redensarten getröstet und abgetädiget hat, läßt das Zweideutige aus denselben fallen, behält nur das, was ihm zusagt, macht daraus bestimmte Aussprüche, die Recht oder Rettung verheißen, und klammert sich daran wie der in einen Strom Gefallene an jeden Zweig, der über das Ufer hängt. So behauptete Eisi und behauptet es noch, der Amtschreiber hätte gesagt, die Sache ließe sich machen, wenn man es begehre u we me lueg. Aber es heyg ebe niemere bigehrt z'luege, ds Conträri, en yedere hätt gluegt 's z'unterdrücke u vo syr Sach z'bringe, daß sis vor Gott i alli Euigkeit nit vrantworte könne.