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Moskau rüstete zum Empfang des jungen Zaren, schminkte sich asiatisch grell und übermalte seine allzu garstigen Runzeln wie eine bejahrte Witwe, die einem neuen Ehestand entgegensieht. Es lag etwas Tolles und Krampfhaftes in dem Bestreben der Menschen, den Schmutz ihrer Behausungen zu übertünchen, als hätten die Moskauer, plötzlich sehend geworden, sich beim Anblick der Risse, Flecken und anderen Zeichen schmutzigen Alters an den Wänden der Häuser erschrocken. Hunderte von Malern strichen mit langen Pinseln die Fassaden der Gebäude an und schwebten an Seilen, die von fern wie dünne Fäden aussahen, akrobatisch unerschrocken in der Luft. Auf den Balkons und in den Fenstern der Häuser waren Dekorateure beschäftigt, farbenprächtige Teppiche und Kaschmirschals herauszuhängen, prunkvolle Rahmen für zahllose Bildnisse des Zaren zu schaffen und seine Gipsbüsten mit Blumen zu schmücken. Überall sprangen Rosetten, Girlanden, Schleifen und Kronen in die Augen, glänzten in Goldschrift die Worte »Gott schütze den Zaren« und »Sonne dich im Ruhm, russischer Zar«. Die Nationalflagge wehte zu Tausenden von den Dächern, ragte aus allen Spalten, in die man nur eine Fahnenstange hineinklemmen konnte.
Die rote Farbe, aufreizend in ihrer Grellheit, dominierte. Ihre Leuchtkraft entzündete noch stärker die ausdruckslose Gefügigkeit der weißen, während die düsteren blauen Streifen das blendende Feuer der roten Farbe nicht zu dämpfen vermochten. Hier und dort hingen Baumwollstoffe aus den Fenstern auf die Straße herab und verliehen den Fenstern das seltsame Aussehen, als neckten quadratische Münder einander mit roten Zungen. Einige Häuser waren in solchem Übermaß geschmückt, daß es schien, als hätten sie ihr Inneres nach außen gekehrt und in patriotischer Ruhmsucht ihre fleischigen Eingeweide und Fettgewebe bloßgelegt. Von Sonnenaufgang bis Mitternacht hasteten die Menschen durch die Straßen, doch noch heftiger beunruhigt waren die Vögel: während des ganzen Tages schwirrten über Moskau Schwärme von Krähen und Tauben, die angstvoll vom Zentrum der Stadt zur Peripherie wechselten. Es sah so aus, als sausten chaotisch Tausende von schwarzen Weberschiffchen durch die Luft und wirkten an einem unsichtbaren Gewebe. Die Polizei wies eifrig unzuverlässige Elemente aus der Stadt und durchsuchte die Dachböden der Häuser in jenen Straßen, die der Zar passieren mußte. Marakujew, der es nur schlecht verstand, zu heucheln, als glaube er nicht an das, was er sagte, berichtete: der Auftrag für die Illumination des Kremls sei Kobosew übergeben, demselben Käsehändler, von dessen Laden in der Sadowaja Straße in Petersburg aus man beabsichtigte, die Mine unter der Equipage Alexanders II. explodieren zu lassen. Kobosew sei als Vertreter einer ausländischen pyrotechnischen Firma in Moskau und werde am Krönungstage den Kreml in die Luft sprengen.
»Natürlich sieht das sehr nach einem Märchen aus«, sagte Marakujew lächelnd, sah aber die Anwesenden mit solchen Augen an, als glaube er, dieses Märchen könne in Erfüllung gehen. Lida warnte ihn zornig:
»Lassen Sie es sich nicht einfallen, in Onkel Chrisanfs Gegenwart davon zu schwatzen.«
Onkel Chrisanf trug eine überaus festliche Miene zur Schau. Seine polierte Glatze glänzte feierlich, und ebenso glänzten seine spiegelblank geputzten Lackschuhe. In seinem flachen Gesicht wechselte unaufhörlich ein Lächeln der Begeisterung mit einem Lächeln der Verlegenheit ab. Seine Äuglein schienen gleichfalls geputzt. Sie glühten wie zwei Lämpchen, entzündet in der aufnahmefreudigen Seele des Onkels.
»Moskau jubelt«, murmelte er und spielte nervös mit den Quasten seines Gürtels. »Hat sich als Bojarin herausgeputzt. Moskau versteht zu jubeln! Denkt nur: mehr als eine Million Arschin Draperien wurden verbraucht!«
Und da ihm einfiel, daß allzu laute Begeisterung unschicklich sei, berechnete er:
»Zweihundertfünfzigtausend Hemden. Eine Armee kann man damit bekleiden!«
Er bemühte sich, den jungen Leuten zu beweisen, daß er der bevorstehenden Feierlichkeit ironisch gegenüberstehe, doch das gelang ihm schlecht. Er fiel aus dem Ton und die Ironie machte dem Pathos Platz.
»Zum zweiten Male bin ich Zeuge, wie das große Volk seinen jungen Führer empfängt«, sprach er und wischte sich die nassen Augen. Als er sich bei dieser Rührung ertappte, kräuselte er die Lippen zu einem spöttischen Lächeln.
»Götzenanbetung natürlich, ›Kommet, auf daß wir unseren Zaren und Gott anbeten!‹ Hm, ja! Und trotzdem muß man es sich ansehen. Nicht der Zar ist interessant, sondern das Volk, das ihn mit seinen Wünschen und Hoffnungen bekleidet.«
Er rief Diomidow auf die Straße, aber der lehnte zögernd ab.
»Wissen Sie, ich liebe keine Menschenansammlungen.«
»Na, mein Lieber, das sind aber Dummheiten«, empörte sich Onkel Chrisanf. »Was heißt das: ich liebe keine?«
»Sehen Sie, das hat keinen Platz in mir, die Liebe zum Volk«, gestand Diomidow schuldbewußt. »Wenn ich ehrlich sagen soll: was geht mich das Volk an? Im Gegenteil, ich . . .«
»Du hast den Verstand verloren!« schrie Onkel Chrisanf. »Bist du ein Narr? Was heißt das: hat keinen Platz? Was soll das bedeuten – hat keinen Platz?«
Und er zog energisch den Jüngling mit sich in die lärmerfüllten Straßen. Klim ging ebenfalls, auch Marakujew, der jedoch ein wenig ratlos lächelte.
In den Fenstern, auf den Balkons tauchte immer wieder das blinde Gipsgesicht des Zaren auf. Marakujew fand, der Zar sei stupsnäsig.
»Er ähnelt dem jungen Sokrates«, bemerkte Onkel Chrisanf.
Auf den Straßen patrouillierten besorgt nagelneue Polizisten, die bald die Maler, bald die Hausknechte anschrien. Auf hochgewachsenen Pferden sprengten ungewöhnlich große Reiter in Helm und Rüstung einher. Die einförmig runden Gesichter schienen aus Stein, die vom Kopf bis zu den Füßen gepanzerten Leiber erinnerten an Samoware. Die Beine der Reiter hingen wie etwas nicht zu ihnen Gehörendes zu beiden Seiten herab. Wolken von Straßenjungen begleiteten die bronzenen Kentauren und krähten unermüdlich ihr Hurra! Ohrenbetäubend schrien auch die Erwachsenen beim Anblick der geschniegelten Kavalleriegardisten: Ulanen und Husaren, die mit ebenso schreienden Farben bemalt waren wie das hölzerne Spielzeug der Heimarbeiter in der Sergius-Vorstadt.
Hurrarufe begrüßten vier götzenhaft unbewegliche Mongolen in Brokatgewändern. Sie saßen in einem Kabriolett und sahen einander aus geschlitzten Äuglein an. Einer von ihnen – er hatte aufgestülpte Nasenlöcher und einen offenen zahnlosen Mund – lächelte ein totes Lächeln. Sein gelbes Gesicht war wie aus Messing.
»Da sieh«, schärfte Onkel Chrisanf Diomidow wie einem kleinen Jungen ein, »ihre Vorfahren haben Moskau angezündet und gebrandschatzt, die Enkel aber neigen sich vor ihm.«
»Aber sie neigen sich ja gar nicht, sie sitzen da wie Eulen bei Tageslicht«, murmelte Diomidow, der struppig, schwarz von Kohlenruß und mit von Bronzepulver vergoldeten Händen neben ihm stand. Er hatte erst am Morgen seine Arbeit bei der Ausschmückung Moskaus beendet.
Mit besonders großem Jubel empfingen die Moskauer den Botschafter Frankreichs, der, umgeben von einer glänzenden Suite, zum »Berg der Anbetung« fuhr.
»Siehst du?« belehrte Onkel Chrisanf. »Franzosen. Auch die haben Moskau zerstört, in Brand gesteckt. Und nun . . . Wir tragen Böses nicht nach . . .«
Man begrüßte eine Gruppe englischer Offiziere. An der Spitze schritt, mit den Bewegungen eines Automaten, ein unnatürlich langer Mann mit einem Gesicht aus drei Knochen, einem weißen Tropenhelm auf dem langen Schädel und einer Menge Orden auf der schmalen und flachen Brust.
»Ich liebe die Briten nicht«, sagte Onkel Chrisanf.
Der Oberpolizeimeister Wlassowski jagte vorüber. Er hielt sich am Gürtel seines Kutschers fest. Ihm folgte, unter Bedeckung, Großfürst Sergius, der Onkel des Zaren. Chrisanf und Diomidow entblößten die Köpfe. Auch Samgin hob unwillkürlich die Hand zur Mütze, doch Marakujew, der sich abgewandt hatte, tadelte Chrisanf:
»Schämen Sie sich nicht, einen Homosexuellen zu grüßen?«
»Hurra!« schrien die Moskauer. »Hurra!«
Darauf sprengten wieder die seifig schäumenden Rosse Wlassowskis vorüber. Der Kutscher hielt sie im Galopp an. Der Polizeimeister schwenkte im Stehen die Arme, schrie zu den Fenstern der Häuser hinauf, zu den Arbeitern, Polizisten und Straßenjungen, und nachdem er genug geschrien hatte, ließ er sich in die Polster der Equipage fallen und trieb durch einen Stoß in den Rücken des Kutschers von neuem die Pferde an. Sein Schnurrbart, der sich drohend sträubte, bog sich zum Nacken hinauf.
»Hurra!« schrie das Volk ihm nach. Diomidow beklagte sich, ängstlich zwinkernd, mit leiser Stimme bei Klim:
»Er ist einfach toll. Ja, sie sind alle toll geworden. Als erwarteten sie das Ende der Welt. Und die Stadt ist wie geplündert. Die Beute ist aus den Fenstern hinausgeschleudert worden und hängt nun herab. Und sie alle sind ohne Erbarmen. Was brüllen sie nur? Was für ein Feiertag ist dies denn? Es ist Irrsinn.«
»Märchenhafter, wunderbarer Irrsinn, du Narr«, verbesserte ihn Onkel Chrisanf, der mit weißer Farbe bespritzt war, und lachte selig.
»Es müßte feierlich und still sein«, murmelte Diomidow.
Samgin gab ihm stillschweigend recht, da er fand, daß dem ruhmsüchtigen Lärm des eitlen Moskau gewisse würdige Noten fehlten. Allzu häufig und planlos brüllten die Menschen Hurra, allzu aufgeregt hasteten sie, und es waren viele unangebrachte Scherze und Spötteleien zu hören. Marakujews scharfem Blick entging weder das Alberne noch das Lächerliche, und er teilte es Klim mit solcher Freude mit, als sei er, Marakujew, selbst der Schöpfer des Lächerlichen.
»Sehen Sie«, er deutete auf ein Transparent, dessen goldene Inschrift: »Möge dein Weg zu Rußlands Ruhm und Glück leicht sein« mit dem Stück eines Firmenschildes schloß, das die gleichfalls goldenen Buchstaben: »& Co.« aufwies.
In den letzten Tagen kolportierte Marakujew aufdringlich abgeschmackte Anekdoten über die Tätigkeit der Verwaltung, der Stadtduma und der Kaufmannschaft, doch man durfte mit Recht argwöhnen, daß er sie selbst erfand. Man fühlte die Mache, und durch ihre Plumpheit trat etwas Gekrampftes und Trübsinniges hindurch.
»Na ja«, sagte er Lida, »das Volk freut sich. Übrigens, was für ein Volk ist das eigentlich? Das Volk ist – dort!«
Mit ausholender Gebärde zeigte er aus irgendeinem Grunde nach Norden und glättete heftig mit der flachen Hand sein lockiges Haar.
Doch wenn Klim Samgin auch viel Unangenehmes und beleidigend Unpassendes bemerkte und hörte, schwang in ihm trotzdem die aufregende Erwartung, daß jetzt gleich, von irgendwoher aus den zahllosen, mit Menschen vollgepfropften Straßen etwas Unerhörtes und Wunderbares erscheinen würde. Er schämte sich, sich zu gestehen, daß er den Zaren zu sehen wünschte, doch dieses Verlangen erwachte wider seinen Willen, entfacht von der Anstrengung vieler tausend Menschen und der prahlerischen Verschwendung von Millionen. Diese Anstrengung und diese Großzügigkeit verführten zu der Annahme, es müsse ein ungewöhnlicher Mensch erscheinen, ungewöhnlich nicht nur, weil er der Zar war, sondern weil Moskau in ihm besondere geheimnisvolle Kräfte und Eigenschaften ahnte.
»Katharina die Große starb im Jahre 1796«, erinnerte Onkel Chrisanf. Samgin sah klar, daß der Moskauer an das Nahen großer Ereignisse glaubte, und es war offenkundig, daß er diesen Glauben mit Tausenden teilte. Auch er fühlte sich imstande zu glauben, daß morgen der wunderbare und vielleicht gewalttätige Mann erschien, auf den Rußland ein ganzes Jahrhundert wartete, und der vielleicht gewaltig genug war, den geistig zerknitterten, verwahrlosten Menschen drohend zuzurufen:
»Was soll der Unfug?«
An dem Tage, da der Zar vom Peterspalais her in den Kreml einzog, hielt Moskau gebannt den Atem an. Seine Massen wurden von zwei Ketten Soldaten und zwei Linien der Ochrana, gebildet aus einer Auslese loyalster Einwohner, gegen die Mauern der Häuser gedrückt. Die Soldaten waren von unbeugsamer Standhaftigkeit und wie aus Eisen geschmiedet, die Agenten der Ochrana zum größten Teil stämmige, bärtige Männer mit sehr breiten Rücken. Sie standen Schulter an Schulter und drehten die straffen Hälse hierhin und dorthin, um die drängenden Menschen hinter ihnen mit argwöhnischen und strengen Blicken zu mustern.
»Ruhe!« kommandierten sie.
Und häufig geschah es, daß irgendein Unruhiger, den die Erwartung oder etwas anderes allzusehr erregt hatte, sich, von ihren Ellenbogen vorwärtsgestoßen, plötzlich in einen Hof gedrängt fand. Dies ereignete sich auch mit Klim. Ein schwarzbärtiger Mensch maß Samgin mit einem finsteren Blick aus seinen dunklen Augen und trat ihm eine Minute später mit dem Absatz seines Stiefels auf die Zehen. Klim zog heftig den Fuß fort und stieß ihn dabei mit dem Knie in den Hintern. Der Mann nahm es übel.
»Was für Ungehörigkeiten erlauben Sie sich da, Herr? Und tragen auch noch eine Brille!«
Es glaubten auch noch zwei andere, übelnehmen zu müssen. Ohne von seinen Erklärungen Notiz zu nehmen, trieben sie ihn, geschickt und rasch manövrierend, in einen Hof, in dem sich drei Polizeisoldaten aufhielten. An der Vortreppe, auf dem nackten Erdboden, schnarchte laut ein dürftig gekleideter und offenbar betrunkener Mensch. Einige Minuten später stieß man noch ein Individuum, einen jungen Mann in einem hellen Anzug, mit blatternarbigem Gesicht, auf den Hof. Derjenige, der das besorgte, sagte den Soldaten:
»Nehmt diesen fest, es ist ein Taschendieb.«
Zwei von den Polizisten entführten den Blatternarbigen in die Tiefe des Hofes. Der dritte sagte zu Klim:
»Heute haben die Spitzbuben Feiertag!«
Jetzt trieb man einen Mann mit einem Album in den Hof. Er trampelte mit den Füßen, tippte den Soldaten mit einem Bleistift vor die Brust und schrie empört, mit fremdem Akzent:
»Du hast kein Recht!«
Er schrie in deutscher, französischer und rumänischer Sprache, aber der Polizist fächelte ihn von sich wie Rauch, streifte von seiner rechten Hand den neuen Handschuh und entfernte sich, eine Zigarette rauchend.
»Also gut!« radebrechte drohend der Mann und begann rasch mit dem Bleistift in sein Album zu schreiben, wobei er sich breitbeinig an die Wand lehnte.
Man trieb einen alten Mann auf den Hof, der rote Luftballons feilbot, ihre ungeheure Traube schaukelte über seinem Haupt. Der nächste war ein anständig gekleideter junger Mann, dessen Wange mit einem schwarzen Tuch verbunden war. In großer Verlegenheit lief er, ohne jemanden anzusehen, in den Hintergrund des Hofes und verschwand um eine Ecke. Klim hatte Verständnis für ihn, auch er war verlegen und kam sich an diesem Ort dumm vor. Er stand im Schatten, hinter einem Stapel Kisten mit Lampengläsern, und hörte dem trägen Geplauder der Polizisten und des Taschendiebes zu.
»Podolsk ist weit von uns entfernt«, erzählte seufzend der Taschendieb.
Sperlinge hüpften über den Hof, Tauben hockten auf den Fenstersimsen und blickten bald mit dem einen, bald mit dem anderen Fischauge gelangweilt hinunter.
In dieser Lage blieb Klim denn auch so lange, bis das feierliche Geläute zahlloser Glocken ertönte. Markerschütternd dröhnte das Hurra aus tausend Kehlen, durchdringend schmetterten Fanfaren, brüllten die Trompeten der Militärkapelle, rasselten die Trommeln, und unaufhörlich folgte sich das ohrenbetäubende Geheul:
»Hurra!«
Als sich diese ganze Wut gelegt hatte, betrat der geckenhafte Gehilfe des Polizeihauptmanns, gefolgt von einem glattrasierten Mann mit dunkler Brille, den Hof, verlangte Klims Papiere und übergab sie dem Mann mit der Brille. Dieser überflog sie, nickte mit dem Kopf in der Richtung zum Tor und sagte trocken:
»Können gehen.«
»Ich – begreife nicht«, wollte Samgin protestieren. Aber der Mann mit der Brille drehte ihm den Rücken und sagte:
»Man hat Sie auch nicht darum gebeten, zu begreifen.«
Verletzt trat Klim auf die Straße hinaus, die Menge erfaßte ihn, riß ihn mit sich fort und trieb ihn nach kurzer Zeit geradewegs in Ljutows Arme.
Wladimir Petrowitsch Ljutow befand sich im Zustand hochgradiger Trunkenheit. Er bewegte sich in der unnatürlich strammen Haltung eines Soldaten vorwärts, schwankte aber hin und her, rempelte entgegenkommende Fußgänger an und belästigte die Frauen mit einem frechen Lächeln. Er ergriff Klims Arm, drückte ihn fest an seine Hüfte und sagte ziemlich laut:
»Gehen wir zu mir Mittag essen. Trinken wir. Man muß trinken, mein Lieber. Wir sind ernste Leute, wir haben die Pflicht, vier Fünftel unserer Seele zu vertrinken. Aus voller Seele zu leben wird einem in Rußland von allen streng verboten. Von allen – von der Polizei, von den Pfaffen, von den Lyrikern und Prosaisten. Wenn wir aber vier Fünftel versaufen, reicht der Rest aus, um pornographische Bilder zu sammeln und einander Zoten aus der russischen Geschichte zu erzählen. Da hast du unsere Aussichten fürs Leben.«
Ljutow war offensichtlich zu einem Skandal aufgelegt. Dies beunruhigte Klim sehr. Er versuchte, seinen Arm loszureißen, aber ohne Erfolg. Da zog er Ljutow in eine der Nebengassen der Twerskaja-Straße, Dort begegneten sie einer schnellen Mietsequipage. Doch als sie in dieser dahinflogen, sprach Ljutow, während er das dichte Gedränge der lebhaften, festlich geputzten Menschenmenge betrachtete, mit noch lauterer Stimme auf den blauen Rücken des Kutschers ein:
»Na, wir freuen uns, was? Empfangen den Gesalbten des Herrn? Er hat die anständigen Leute zum Rang von Idioten gesalbt, aber das macht nichts! Wir jauchzen. Da hast du's! Jauchze, Jesaja . . .«
»Hör auf!« bat Klim leise und streng.
»Ein Jammer, Bruder! Schau hin: das russische Volk, der Träger Gottes, bewirtet sich mit Konfekt auf Kosten des Zaren. Ergreifend! Wie sie Konfekt lutschen, die Nachkommen des streitbaren Moskauer Volkes, desselben, das der Fahne Bolotnikows, Otrepjews, des Diebs Tuschinski und Kosma Minins folgte und später Michail Romanow zujubelte, das Stepan Rasin und Pugatschow Gefolgschaft leistete und bereit war, Bonaparte auf den Schild zu heben. Ein streitbares Volk! Nur für die Dekabristen und für die Männer des ersten März stritt es nicht!«
Klim sah auf den steinernen Rücken des Kutschers und fragte sich, ob der wohl diese betrunkene Rede höre? Aber der Kutscher wiegte sich sicher auf dem Bock und stieß warnende und tadelnde Rufe aus, wenn Leute über den Fahrdamm liefen.«
»Achtung! He! Achtung! Wohin rennst du, Bruder?«
Zu Hause erwarteten Ljutow Gäste: die Frau, die ihn in der Sommerfrische besucht hatte, und ein schöner, solide gekleideter blonder Herr mit einer Brille und einem kleinen Bärtchen.
»Kraft«, sagte er, während er Samgin überaus liebenswürdig die Hand drückte. Die Frau lächelte gezwungen und nannte den Namen von tausend russischen Frauen:
»Maria Iwanow.«
»Ich glaube, wir sind uns schon begegnet«, erinnerte Klim, aber sie antwortete ihm nicht.
Ljutow wurde mit einem Schlage nüchtern, sein Gesicht verfinsterte sich, und er lud seine Gäste nicht sehr höflich zu Tisch ein. Sie nahmen die Einladung an, worauf Ljutow noch nüchterner wurde. Klim, der zu erraten suchte, wer diese Menschen waren, studierte unauffällig den Blonden. Es war ein sehr wohlerzogener Mann. Von seinem bleichen, kühlen Gesicht verschwand fast niemals ein Lächeln, gleich liebenswürdig für Ljutow, das Dienstmädchen und den Aschenbecher. Beim Sprechen spannte er unter dem heller Schnurrbart seine sehr roten Lippen so einstudiert präzis, daß es schien, als bewegten sich sämtliche Härchen an seinen Schnurrbartspitzen im Takt. Dieses Lächeln hatte etwas Allumfangendes. Er schenkte es leutselig sowohl dem Messer wie dem Salz. Aber Samgin vermutete dahinter Verachtung für alles und alle. Der Mann aß wenig, trank maßvoll und sagte die gewöhnlichsten Dinge, von denen keine Spur im Gedächtnis zurückblieb. Er sagte, auf den Straßen sei eine Menge Menschen, die zahlreichen Flaggen trügen sehr zur Verschönerung der Stadt bei, und bemerkte ferner, daß die Bauern und Bäuerinnen aus den umliegenden Dörfern in Scharen zum Chodynka-Feld zögen. Er genierte anscheinend den Hausherrn sehr. Ljutow beantwortete sein ständiges Lächeln damit, daß er ebenfalls gezwungen und krampfhaft den Mund krümmte, war aber in der Unterhaltung mit ihm kurz angebunden und trocken. Die Frau sagte während des ganzen Mittagsmahl dreimal: »Ich danke Ihnen« und zweimal: »Danke!«. Hätte sie dabei nicht in ihrer sonderbaren Art gelächelt, so würde man gar nicht gemerkt haben, daß auch sie – wie andere Leute – ein Gesicht besaß.
Sobald man mit dem Essen fertig war, sprang Ljutow auf und fragte:
»Nun?«
»Bitte«, sagte der Blonde galant. Sie verließen im Gänsemarsch das Zimmer: voran der Hausherr, hinter ihm der Blonde, lautlos, als gleite sie über Eis hin, folgte die Frau.
»Ich bin gleich zurück«, versprach Ljutow und überließ ihn dem Nachdenken darüber, wie es möglich war, daß Ljutow mit einem Schlage nüchtern werden konnte. Spielte er wirklich nur geschickt den Betrunkenen? Und was veranlaßte ihn eigentlich, mit Revolutionären Umgang zu pflegen?
Ljutow kam nach zwanzig Minuten zurück, und lief im Speisezimmer auf und ab, wobei er die Hände in den Taschen bewegte, aus seinen schiefen Augen Blitze schleuderte und die Lippen krümmte.
»Volkstümler?« fragte Klim.
»So etwas Ähnliches.«
»Und du . . . scheinst sie zu unterstützen?«
»Es muß sein. Die Väter opferten für die Kirche, die Kinder – für die Revolution. Ein halsbrecherischer Sprung, aber was soll man machen, Bruder? Das Leben der Rinde des ungenießbaren Brotlaibs, Rußland genannt, kann man folgendermaßen betiteln: ›Geschichte der halsbrecherischen Sprünge der russischen Intelligenz‹. Nur die patentierten Geschichtsschreiber sind ja beruflich verpflichtet, zu beweisen, daß es so etwas wie Kontinuität, Folgerichtigkeit und wie diese Schlagworte sonst heißen, gibt. Denn von was für einer Kontinuität kann bei uns die Rede sein? Man tut einen Sprung oder man erstickt.«
Er blieb mitten im Zimmer stehen, zog mit einer heftigen Bewegung die Hände aus den Taschen, faßte sich an den Kopf und brach in lautes Lachen aus.
»Wir haben uns mit der Atmosphäre vollgepumpt! Der verfluchte Diakon hat recht! Doch laß uns trinken! Ich werde dich mit einem Bordeaux bewirten – das Herz wird dir im Leibe lachen! Dunjascha!«
Er setzte sich unter fortwährendem Händereiben und Lippenbeißen an den Tisch, befahl dem Dienstmädchen, Wein herbeizubringen, rieb das dunkle Barthaar auf den Wangen und begann zu schnattern:
»Ich liebe den Diakon. Er ist klug. Tapfer. Er tut mir leid. Vorgestern mußte er seinen Sohn ins Krankenhaus bringen, und er weiß, aus dem Krankenhaus trägt er ihn nur noch auf den Friedhof. Und dabei liebt er ihn, der Diakon. Ich habe seinen Sohn gesehen. Ein Jüngling von flammender Beredsamkeit. So muß Saint Just gewesen sein.«
Klim hörte ihm zu und fühlte zu seinem grenzenlosen Erstaunen, daß Ljutow ihm heute sympathisch war.
»Vielleicht, weil ich beleidigt bin?« fragte er sich und lächelte bei dem Gedanken. Er fühlte, daß die Kränkung in ihm noch lebendig war, erinnerte sich an den Hof und das achtlose, die Genehmigung hinwerfende: »Können gehen!« des Ochranaagenten.
Dann kam Makarow, müde und finster, setzte sich an den Tisch und leerte gierig mit einem Zug ein Glas Wein.
»Ich habe ein junges Mädchen seziert, ein Dienstmädchen«, erzählte er und starrte dabei auf den Tisch. »Sie ist beim Dekorieren des Hauses aus dem Fenster gestürzt. Ein wunderbarer Bruch der Beckenknochen. In Stücke zerschlagen.«
»Laß die Toten«, sagte Ljutow. Und nach einem Blick aus dem Fenster:
»Gestern sah ich im Traum Odysseus, so wie er in der Vignette zur ersten Ausgabe von Gneditsch's ›Ilias‹ dargestellt ist. Odysseus hat den Sand aufgepflügt und besät ihn mit Salz. Mein Vater, Samgin, war Soldat, hat vor Sebastopol gekämpft, ist in die Franzosen verliebt, liest die ›Ilias‹ und ist voll Lobes: ›So ritterlich schlug man sich im Altertum!‹ Ja . . .«
Er blieb mitten im Zimmer stehen, machte eine resignierte Geste mit der Hand und schickte sich an, noch etwas zu sagen, als der Diakon erschien. Er sah komisch aus in einer ärmellosen, für seine Länge viel zu kurzen Jacke und war darüber sehr betreten. Makarow begann, ihn zu necken. Er lächelte wehmütig und sagte mit seiner hallenden Stimme:
»Ich mußte den Kriegsrock der streitbaren Kirche ausziehen. Man wird sich an das weltliche Leben gewöhnen müssen. Bewirte mich mit Tee, Hausherr!«
Nach dem Tee trank man Kognak. Dann setzten der Diakon und Makarow sich ans Damebrett, während Ljutow fortfuhr, ruhelos mit zuckenden Schultern im Zimmer auf und ab zu laufen. Er trat an die Fenster, blickte vorsichtig auf die Straße hinunter und murmelte:
»Sie marschieren. Marschieren immer noch.«
Dann ließ er sich am Tisch nieder, schraubte das Licht der Lampe tiefer und schloß die Augen. Samgin, der fühlte, daß Ljutows Stimmung sich auf ihn übertrug, wollte fortgehen. Aber Ljutow redete ihm aus irgendeinem Grunde sehr zu, über Nacht bei ihm zu bleiben.
»Morgen früh gehen wir dann alle aufs Chodynka-Feld, es ist trotz alledem interessant. Übrigens kann man es sich auch vom Dach aus ansehen. Kostja, wo haben wir das Fernrohr?«
Klim blieb. Man begann, Rotwein zu trinken. Später verschwanden Ljutow und der Diakon unbemerkt, Ljutow übte auf der Gitarre, und Klim, der berauscht war, ging hinauf und legte sich schlafen. Am Morgen weckte ihn Makarow. Er war mit einem Fernrohr bewaffnet.
»Auf der Chodynka ist etwas geschehen, die Massen strömen zurück. Ich gehe aufs Dach. Kommst du mit?«
Samgin hatte nicht ausgeschlafen und keine Lust, auf die Straße zu gehen. Auch auf das Dach stieg er nur ungern. Von dort aus sahen auch unbewaffnete Augen eine graugelbe Nebelwolke über dem Feld. Makarow sah durch das Rohr, gab es Klim weiter und sagte, verschlafen blinzelnd:
»Kaviar.«
In der Tat, das von jener rätselhaften Wolke bedeckte Feld schien mit einer dicken Kaviarschicht bestrichen, in deren Masse, zwischen den feinen, runden Körnchen, die roten und weißen Flecke der Häute durchschimmerten.
»Rote Hemden, wie Wunden«, murmelte Makarow und gähnte mit einem heulenden Laut. »Man hat also gelogen, es ist nichts vorgefallen«, fuhr er nach einer Weile fort. »Diese konzentrierte Dummheit ist ein langweiliger Anblick.«
Er strich sich über das ungekämmte Haar, setzte sich neben den Kamin und sagte:
»Wladimir hat nicht im Haus übernachtet. Er ist soeben erst erschienen. Aber nüchtern . . .«
Die ungeheure, bunte Stadt summte und brüllte. Unaufhörlich läuteten Hunderte von Glocken. Trocken und deutlich ratterten die Räder der Equipagen über das ausgebeulte Pflaster. Alle Laute verschmolzen zu einem einzigen, mächtigen Orgelton. Das schwarze Netz der Vögel kreiste geräuschvoll über der Stadt, doch nicht einer unter ihnen flog in der Richtung zum Chodynka-Feld. Dort, weit fort auf dem ungeheuren Feld, unter der schmutzigen Nebelhaube, war die eng zusammengepreßte Kaviarmasse der Menschen noch kompakter geworden. Sie schien nunmehr ein einziger Körper, und nur wenn man die Augen sehr stark anstrengte, konnte man ein kaum merkliches Beben der Kaviarkörnchen wahrnehmen. Zuweilen sah es so aus, als schlüge sie Blasen, die aber rasch wieder in dem zähen Teig versanken. Auch von dort drang Lärm zum Dach hinauf, aber nicht der jubelnde Lärm der Stadt, sondern ein winterliches Geräusch, das an das Heulen des Schneesturms erinnerte. Es schwebte langsam und unaufhörlich heran, ertrank aber rasch im Glockenläuten, Dröhnen und Heulen.
Samgin sah, ohne das Auge vom Messingring des Fernrohrs loszureißen, verzaubert auf das Feld. Die unermeßliche Menge ließ ihn an die Kreuzzüge denken, die ihn in seiner Kindheit geschreckt hatten. An die vieltausendköpfigen Wallfahrten zum wundertätigen Bild der Mutter Gottes von Oran. Durch den Sturzbach des Lärms drang Onkel Chrisanfs Ausruf in sein Gedächtnis:
»Kommet, auf daß wir anbeten und niederfallen!«
Er unterschied, wie die Erde unter der Schwere der Massen wellenförmig schwankte, und wie die Bälle der Köpfe emporhüpften gleich Kaffeebohnen auf einer heißen Röstpfanne. In diesen Zuckungen lag etwas Unheimliches, und der Lärm verwandelte sich allmählich in den klagenden und drohenden Gesang eines ungeheuren Chors.
Man hatte das Gefühl, wenn diese Masse plötzlich in die Stadt flutete, würden die Straßen dem Ansturm dieser dunklen menschlichen Wogen nicht standhalten können, die Menschen würden die Häuser umstürzen, ihre Trümmer zu Staub zerstampfen und die ganze Stadt vom Erdboden wegfegen, wie eine Bürste den Schmutz.
Klim richtete jetzt das Fernrohr auf die unermeßliche Anhäufung der mannigfachsten Gebäude Moskaus. Die Luft über der Stadt war klar. Die goldenen Kreuze der Kirchen, in denen sich die Sonne spiegelte, durchbohrten sie mit spitzen Strahlen, die sie unter den roten und grünen Vierecken der Dächer verstreuten. Die Stadt erinnerte an eine alte, unsaubere und an einigen Stellen zerrissene Decke, die bunt mit Stücken Zitz geflickt ist. In ihren länglichen Rissen wimmelten die kleinen Figuren der Menschen, und es schien, als würde ihre Bewegung immer unruhiger und planloser. Sie begegneten einander, blieben stehen, sammelten sich in kleinen Gruppen und gingen dann alle in einer Richtung weiter oder rannten auseinander wie Erschreckte. In einem Spalt der Stadt tauchte eine blaue Abteilung Berittener auf. Wie Spielzeug aus Gummi hüpften sie zusammen mit ihren Pferden über den Straßendamm. Über ihren Köpfen schaukelten gleich Angelruten die dünnen Schäfte der Lanzen, die Pikenspitzen, die wie Fische aussahen, blitzten in der Luft.
»Im Grunde ist die Stadt wehrlos«, sagte Klim, aber Makarow war nicht mehr auf dem Dach, er war unbemerkt hinuntergestiegen.
Dröhnend galoppierten schwarze Pferde, die vor grüne Wagen gespannt waren, über das graue Steinpflaster des Fahrdamms. Die Messingköpfe der Feuerwehrleute blitzten, und alles dies war sonderbar wie ein Traum. Klim stieg vom Dach hinab und trat in die kühle Stille des Hauses. Makarow saß hinter einer Zeitung am Tisch und las, während er starken Tee schlürfte.
»Nun, wie steht es?« fragte er, ohne die Augen vom Zeitungsblatt zu erheben.
»Ich weiß nicht, aber es scheint, als ob . . .«
»Wahrscheinlich eine Schlägerei«, sagte Makarow und schnippte mit den Fingern gegen die Zeitung, »Was für Abgeschmacktheiten die schreiben . . .«
Fünf Minuten lang tranken beide schweigend ihren Tee. Klim horchte auf das Scharren und Stampfen auf der Straße, auf die übermütigen und bangen Stimmen, Plötzlich, als habe sich ein unmerklicher, aber starker Wind erhoben, war der ganze Lärm der Straße wie fortgeblasen, und nur das schwere Dröhnen eines Fuhrwerks und Schellengeläute blieb zurück. Makarow stand auf, trat ans Fenster und sagte von dorther laut:
»Da hast du auch die Lösung. Sieh nur!«
Durch die flaggengeschmückte Straße schritt mit festem Hufschlag ein schweres, langmähniges braunes Pferd mit zottigen Beinen. Es schüttelte betrübt seinen großen Kopf und ließ den Stirnschopf tanzen. Am Kummet ging ein breitschultriger, bärtiger Kutscher. Er hatte seinen kahlen Kopf entblößt. Ein Teil der Zügel hing ihm über die Schulter. Er blickte vor sich hin, und alle Leute blieben stehen und nahmen vor ihm ihre Mützen und Hüte ab. Unter der neuen Wagendecke streckte sich ein bis zur Schulter nackter, grau und rot gefärbter Arm hervor und wackelte, als flehe er um ein Almosen. An einem Finger der Hand glänzte ein goldener Ring. Neben dem Arm schaukelte ein rothaariger, zerzauster Zopf. Am Hinterteil des Wagens zuckte in einem staubigen Stiefel ein widernatürlich auf die Seite gedrehter Fuß.
»Sechs Mann«, murmelte Makarow. »Es ist klar, daß es sich um eine Schlägerei handelt.«
Er sagte noch etwas, aber obwohl im Zimmer und auf der Straße Stille herrschte, verstand Klim ihn nicht, beschäftigt, den Wagen mit den Augen zu begleiten und zu verfolgen, wie seine langsame Bewegung die entgegenkommenden Fußgänger zwang, auf dem Trottoir zu erstarren und die Köpfe zu entblößen.
Es folgte noch ein altes, wackeliges Fuhrwerk, beladen mit zerdrückten Menschen. Sie lagen frei, ihre Kleider hingen in Fetzen und zeigten staub- und kotbedeckte Körperteile. Dem Wagen schlossen sich in stetig wachsender Zahl zerlumpte, bettlergleiche Gestalten mit zerzaustem Haar und geschwollenen Gesichtern an. Sie gingen schweigend. Die Fragen der ihnen begegnenden Menschen beantworteten sie wortkarg und widerwillig. Viele lahmten. Ein Mann mit abgerissenem Bart und dem blauen Gesicht eines Erhängten hatte sich den rechten Arm auf die Schulter gelegt, wie der Kutscher die Zügel. Mit der linken Hand stützte er den Arm am Ellenbogen. Er schien etwas zu sagen, denn die Reste seines Bartes hoben und senkten sich. Fast alle diese Verstümmelten hielten sich auf der Schattenseite der Straße, als schämten sie sich oder scheuten die Sonne. Und alle schienen sie amorph und mit einer trüben Flüssigkeit gefüllt. Klim war darauf gefaßt, daß einige von ihnen beim nächsten Schritt hinfallen und als Schmutzbäche über die Straße rinnen würden. Doch sie fielen nicht, sondern schritten immerfort, und bald sah man deutlich, daß die ihnen entgegenkommenden, nicht zerschlagenen Menschen kehrtmachten und in gleicher Richtung mit ihnen marschierten. Samgin fühlte, daß gerade dieser Umstand auf ihn einen besonders niederschmetternden Eindruck machte.
»Für eine Schlägerei sind es zu viele . . .« sagte Makarow mit fremder Stimme. »Ich werde gehen und mich erkundigen . . .«
Samgin begleitete ihn. Als sie auf die Straße traten, schritt am Tor vorbei ein schwankender großer Mann mit vortretendem Bauch, roter Weste und bis an den Knien zerrissenen Hosen. In der Hand trug er einen zerknüllten Hut, den er mit zitternden Fingern geraderichtete, wobei er den Kopf senkte. Makarow hielt ihn am Ellenbogen an und fragte:
»Was ist geschehen?«
Der Mann öffnete seinen behaarten Mund, sah Makarow mit trüben Augen an, machte eine abwinkende Bewegung mit der Hand und ging weiter. Aber nachdem er drei Schritte getan hatte, wandte er sich mit einem Ruck um und sagte laut:
»Alle sind schuldig. Alle.«
»Die Antwort eines Verbrechers«, knurrte Makarow und spuckte wie ein Handwerker durch die Zähne.
Nun kamen aufgeregte, mitteilsame und wirre Leute. Sie schrien und heulten, aber es war schwer zu verstehen, was sie sagten. Einige lachten sogar, sie hatten schlaue und glückliche Gesichter.
Nach ihnen erschien ein hügelig beladener grüner Wagen der Feuerwehr. Am Kummet schaukelte ein Glöckchen und läutete fröhlich. Die beiden fuchsigen Pferde lenkte ein Soldat mit rotem Gesicht. Er trug ein blaues Hemd. Sein den Kopf umschließender Messinghelm leuchtete blendend. Das fröhliche Glöckchen und dieser festlich strahlende Messingkopf machten auf Samgin einen sonderbaren Eindruck. Hinter diesem Wagen folgte ein zweiter, ein dritter und dann noch einer, und über jedem erhob sich feierlich ein Messinghaupt.
»Die Trojaner«, murmelte Makarow.
Klim begleitete bestürzt eins dieser Fuhrwerke mit den Augen. Obendrauf lag ein Überzähliger, den man achtlos quer über die ordentlich der Länge nach im Wagen aufgeschichteten Leichen geworfen hatte. Er streckte nackte, ungleiche Arme unter der Segeltuchdecke hervor: der eine war kurz und ragte hölzern, mit strahlenförmig gespreizten Fingern heraus. Der andere war lang und offenbar im Armgelenk gebrochen. Er hing über den Wagenrand herab und schaukelte elastisch. Seine Hand, an der zwei Finger fehlten, glich einer Krebsschere.
»Der Stein ist ein Dummkopf. Das Holz ist ein Dummkopf«, erinnerte Klim sich.
»Ich kann nicht mehr«, sagte er und trat in den Hof zurück. Hinter dem Tor blieb er stehen, nahm seine Brille ab, wischte einen Anflug von Staub aus den Augen und dachte: »Weshalb mußte er hingehen? Er hätte es nicht dürfen . . .«
Dann fiel ihm ein verunglückter Witz des Gymnasiasten Iwan Dronow ein, der das Substantivum Arm vom Verbum zerstören ableitete.
Er hörte Makarow, der vor dem Tor stand, erstaunt und fragend ausrufen:
»Halt, wohin wollen Sie?«
Gleich darauf stieß er Marakujew auf den Hof. Marakujew war barhäuptig, sein Haar zerzaust. Quer über sein dunkles Gesicht lief vom Ohr zur Nase eine eingetrocknete, rote Kratzwunde. Marakujew hielt sich unnatürlich steif, blickte Makarow aus trüben, blutunterlaufenen Augen an und fragte heiser und zwischen den Zähnen hindurch:
»Wo waren Sie? Haben Sie gesehen?«
In seinen stieren Augen, in der hölzernen Gestalt lag etwas Schreckliches, Irres. Von seinen Schultern hing ihm eine viel zu weite Jacke herab, deren eine Tasche abgerissen war. Auch sein buntes, baumwollenes Hemd war auf der Brust zerfetzt, die billige Lüsterhose mit grüner Farbe verschmiert. Am furchtbarsten erschien Klim die hölzerne Starrheit Marakujews: er stand so gewaltsam gereckt, als fürchte er, daß sein Körper in Stücke zerbrechen und sich in Staub auflösen würde, sobald er den Kopf beugte oder den Rücken krümmte. Er stand regungslos und fragte immer mit den gleichen Worten:
»Wo waren Sie?«
Makarow führte ihn nicht, sondern trug ihn fast ins Haus, drängte ihn ins Badezimmer, entkleidete ihn rasch bis zum Gürtel und begann, ihn zu waschen. Es machte Mühe, den Nacken Marakujews über das Waschbecken zu beugen. Der lustige Student stieß Makarow mit der Schulter zur Seite, weigerte sich eigensinnig, den Rücken krumm zu machen, hielt ihn um so steifer und brüllte:
»Warten Sie, ich tue es selbst! Lassen Sie!«
Es sah so aus, als sei er wasserscheu wie ein von einem tollen Hund Gebissener.
»Such' das Dienstmädchen und bitte sie um Wäsche«, kommandierte Makarow. Klim ging gehorsam hinaus. Er war froh, den plattgedrückten Menschen nicht sehen zu müssen. Auf der Suche nach dem Dienstmädchen, die ihn von einem Zimmer ins andere führte, entdeckte er Ljutow, der, barfüßig, im Nachthemd am Fenster stand und sich den Kopf hielt. Beim Klang der Schritte wandte er sich um, zwinkerte verständnislos, deutete mit einer dummen Geste seiner beiden Hände auf die Straße und fragte:
»Was bedeutet das?«
»Ein Unglück ist geschehen«, antwortete Klim. Das Wort Unglück trat ihm nicht sofort auf die Zunge und klang unsicher. Er fand, daß er einen anderen Ausdruck hätte wählen müssen, aber in seinem Kopf sauste und zischte es, und die Worte wollten ihm nicht über die Lippen.
Als er und Ljutow ins Eßzimmer traten, lag Marakujew bereits lang ausgestreckt und nackt auf dem Sofa. Makarow hatte die Ärmel geschürzt und massierte ihm krächzend Brust, Bauch und Hüften. Marakujew wandte ängstlich den Hals von einer Seite auf die andere, rollte seinen nassen Kopf auf dem ledernen Polster hin und her und sagte hüstelnd, zusammenhanglos und mit leiser Stimme wie ein Fieberkranker:
»Sie haben einander zerquetscht. Ein entsetzlicher Anblick. Haben Sie gesehen? Die Menschenmassen verlaufen sich nach allen Richtungen über das Feld und lassen hinter sich Tote zurück. Haben Sie bemerkt: die Feuerwehr führte Glocken mit, sie fährt und läutet! Ich sage ihnen; ›Man muß sie festbinden, es ist nicht schön!‹ Man antwortet: ›Es geht nicht.‹ Idioten mit Glocken. Überhaupt will ich euch etwas sagen . . .«
Er verstummte, bedeckte die Augen und fuhr fort:
»Man hat den Eindruck, daß sie in einem fort die Menschen zerquetschen, auf ihnen herumtrampeln und dann weggehen, ohne sich nach ihnen umzuwenden. Sie gehen einfach weg, es ist erstaunlich! Schreiten über sie hinweg wie über Steine. Über mich . . .«
Marakujew hob den Kopf, richtete sich dann vorsichtig auf, wobei er sich mit den Ellenbogen aufs Sofa stützte und verzog sein Gesicht zu einer ganz unglaublichen, grinsenden Grimasse, die seinen Mund zu einer Sichel umbog. Sein zerkratztes Gesicht verschwamm, und die Ohren rückten dicht an den Nacken, als er sagte:
»Über mich hinweg, verstehen Sie? Nein, das muß man erlebt haben. Der Mensch liegt auf der Erde, und man stellt auf ihn die Beine drauf, wie auf einen Mooshügel! Quetscht . . . was? Einen lebendigen Menschen. Unvorstellbar.«
»Ziehen Sie sich an«, sagte Makarow, der ihn aufmerksam musterte, und reichte ihm die Wäsche hin.
Marakujew steckte den Kopf durch die Hemdöffnung und sah daraus hervor wie aus einer Schneegrube, während er fortfuhr:
»Leichen – zu Hunderten, Manche liegen am Boden wie Gekreuzigte. Einer Frau haben sie den Kopf in ein Loch hineingetreten.«
»Warum sind Sie hingegangen?« fragte Klim streng. Er hatte plötzlich erraten, weshalb Marakujew als Handwerker verkleidet auf dem Chodynka-Feld gewesen war.
»Ich wollte hören . . . erfahren . . .« antwortete unter fortwährendem Husten der Student. Er kam sichtlich zu sich. »Staub habe ich geschluckt . . .«
Er stellte sich auf die Beine, sah unsicher auf den Fußboden und verbog von neuem seinen Mund zu einer Sichel. Makarow führte ihn zum Tisch und setzte ihn hin. Ljutow goß ein Glas halbvoll mit Wein und sagte:
»Trinken Sie!«
Dies war sein erstes Wort. Bis dahin hatte er schweigend, die Arme auf den Tisch gestützt und die Schläfen zwischen seine Hände gepreßt, dagesessen und Marakujew mit einem Blinzeln – wie gegen grelles Licht – angeschaut.
Marakujew nahm das Glas, sah es an, stellte es wieder auf den Tisch und sagte:
»Die Frau lag neben einem Balken, ihr Kopf ragte über das Ende des Balkens heraus, und man stellte sich mit den Füßen auf ihren Kopf. Und stampfte ihn in den Boden. Geben Sie mir Tee . . .«
Er sprach immer weniger gehemmt und nicht mehr so heiser.
»Ich kam gegen Mitternacht dort an und wurde in die Massen hineingezogen. Einige standen schon ohnmächtig im Gewühl. Ja, als ob sie tot wären. Ein Gedränge, wissen Sie, eine drückende Enge. Und die Luft wie aus Blei, atmen unmöglich. Am Morgen waren einige irrsinnig geworden, glaube ich. Ein Schreien. Ganz grauenhaft. Einer stand neben mir und wollte mich immerfort beißen. Man schlug einander mit den Nacken gegen die Schädel, mit den Schädeln gegen die Nacken. Mit den Knien. Trat einander auf die Zehen. Das half natürlich nichts, o nein! Ich weiß es. Ich selbst habe geschlagen«, sagte er mit erstauntem Blinzeln und tippte sich vor die Brust, »Wo sollte ich denn hin? Ich war ringsherum mit Menschen beklebt. Ich schlug . . .«
Der Diakon trat ins Zimmer. Er hatte sich soeben gewaschen. Sein Bart war noch feucht. Er wollte etwas fragen. Ljutow deutete mit den Augen auf Marakujew und bedeutete ihm zischend, er solle schweigen. Doch Marakujew beugte sich stumm über den Tisch und rührte in seinem Teeglas. Klim Samgin dachte laut:
»Wie furchtbar muß dem Zaren zumute sein.«
»Hast auch jemand zum Bedauern gefunden«, meinte Ljutow ironisch. Die anderen drei schenkten Klims Worten keine Bedeutung. Makarow erzählte dem Diakon mit finsterem Gesicht und leiser Stimme von der Katastrophe.
»Menschlich tut er mir leid«, fuhr Klim, zu Ljutow gewandt, fort. »Stell dir vor, auf deiner Hochzeit ereignete sich ein Unglück . . .«
Das war noch taktloser. Klim, der fühlte, daß er bis an die Ohrenspitzen rot wurde, schalt sich in Gedanken und verstummte, gespannt auf das, was Ljutow erwidern würde. Aber statt dessen sprach Marakujew:
»Wenige sind empört!« sagte er und schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe keine Empörten gesehen. Nein. Aber so ein sonderbarer Mann mit einer weißen Mütze holte Freiwillige zusammen, um Gräber zu schaufeln. Er forderte auch mich auf. Er war sehr geschäftig. Er forderte einen in einem Ton auf, als habe er schon lange auf eine Gelegenheit gewartet, ein Grab zu schaufeln. Und ein großes – für viele.«
Er trank seinen Tee aus, aß und nahm einen Kognak. Seine kastanienbraunen Locken waren trocken geworden und hatten sich gelockert. Die trüben Augen bekamen einen helleren Glanz.
»Eine ungeheuerliche Kraft legten einige an den Tag«, ging er seinen Erinnerungen nach, während er in sein leeres Glas starrte. »Es ist doch nicht möglich, Makarow, mit der Hand, mit den Fingern, die Haut von einem Schädel herunterzureißen? Nicht die Haare, sondern die Haut?«
»Nein«, sagte Makarow finster und überzeugt.
»Aber einer hat sie heruntergerissen. Er hat sich mit den Nägeln in den Nacken eines Dicken neben mir gekrallt und ein Stück Haut herausgerissen. Der Knochen wurde sichtbar. Er ist es auch gewesen, der als Erster mich geschlagen hat . . .«
»Sie müssen schlafen«, sagte Makarow. »Kommen Sie mit . . .«
»Eine unglaubliche Kraft haben sie an den Tag gelegt«, murmelte der Student, während er gehorsam Makarow folgte.
»Wie hat sich das alles abgespielt?« fragte der Diakon am Fenster.
Man antwortete ihm nicht. Klim fragte sich, wie wohl der Zar handeln werde, und fühlte, daß er zum erstenmal an den Zaren wie an ein reales Wesen dachte.
»Was werden wir denn jetzt tun?« fragte wieder der Diakon, wobei er das Fürwort scharf betonte.
»Gräber schaufeln«, knurrte Ljutow.
Der Diakon sah ihn an, darauf Klim, preßte seinen dreifachen Bart in der Faust zusammen und sagte:
»Herr, der du ein eifriger Gott, ein Gott der Rache bist, räche dich an deinen Widersachern und rotte aus, die sich gegen dich erheben . . .«
Klim blickte ihn mit Befremden an. Wollte und konnte der Diakon wirklich das Geschehene rechtfertigen?
Aber der fuhr kopfschüttelnd fort:
»Grausame, satanische Worte hat der Prophet Nahum gesagt. Blickt euch um, Jünglinge, wohin ihr wollt: Strafe und Rache sind bei uns vorzüglich ausgebildet. Die Belohnungen? Von den Belohnungen wird nichts gesagt. Dante, Milton und alle die anderen bis zu unserem eigenen Volk selbst, haben die Hölle eingehend und in den düstersten Farben geschildert, das Paradies aber? Über das Paradies ist uns nichts gesagt, als daß dort die Engel dem Zebaoth Hosianna singen.«
Er schlug jählings mit der Faust auf den Tisch, so daß das gläserne Beben des Geschirrs das Zimmer erfüllte, rollte wild die Augen und schrie mit betrunkener Stimme:
»Wofür denn Hosianna? Ich frage: Wofür Hosianna? Das ist die Frage, Jünglinge: Wofür Hosianna? Und für wen Anathema, wenn dem Erschaffer der Hölle Hosianna gejubelt wird?«
Ljutow winkte ärgerlich ab.
»Hör auf!« bat er.
»Nein, warte: wir haben zweierlei Arten von Kritik. Die eine – aus Sehnsucht nach Wahrheit, die andere aus Ehrgeiz. Christus ist aus der Sehnsucht nach Wahrheit geboren, Zebaoth aber? Wie, wenn im Garten Gethsemane nicht Zebaoth Christus den Leidenskelch gezeigt hat, sondern Satan? Vielleicht war es auch kein Kelch, sondern eine höhnende Faust? Jünglinge, dies zu entscheiden, steht euch zu . . .«
Makarow kam sehr rasch zurück und sagte zu Klim:
»Er sagt, er hat dort Onkel Chrisanf und diesen . . . Diomidow gesehen. Du verstehst?«
Makarow schlug sich schallend mit der Faust auf die Handfläche. Sein Gesicht wurde bleich.
»Man muß in Erfahrung bringen . . . Hinfahren . . .«
»Zu Lida«, ergänzte Klim.
»Fahren wir zusammen. Wladimir, hol' den Arzt. Marakujew hat blutigen Auswurf.«
Im Vorzimmer teilte er aus irgendeinem Grunde noch mit:
»Sein Name ist Pjotr.«
Die Straßen waren belebt und laut. Der Lärm stieg, als sie auf die Twerskaja hinaustraten. Ohne Ende zog die Menge abgerissener, zerzauster und schmutziger Menschen vorüber. Ein Murren, nicht laut, aber beharrlich, stand in der Luft, zerrissen von den hysterischen Stimmen der Frauen. Die Menschen marschierten der Sonne entgegen und senkten die Köpfe, als fühlten sie sich schuldig. Aber oft, wenn einer von ihnen aufblickte, bemerkte Samgin in seinem erschöpften Gesicht den Ausdruck stiller Freude.