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Leipzig, b. Sommer: Johann Friedrich, Kurfürst zu Sachsen, ein Trauerspiel. 1804. 8.
Es ist ein großer Unterschied, ob der Vf. eines dramatischen Stückes vom Theater herunter oder auf das Theater hinauf schreibe. Im ersten Falle steht er hinter den Kulissen, ist selbst nicht gerührt, noch getäuscht, kennt aber die Mittel, Rührung und Täuschung hervorzubringen, und wird nach dem Maß seines Talentes, wo nicht etwas Vortreffliches, doch etwas Brauchbares leisten. Im andern Falle hat er als Zuschauer gewisse Wirkungen erfahren, er fühlt sich davon durchdrungen und bewegt, möchte gern seine passive Rolle mit einer aktiven vertauschen, und indem er die schon vorhandenen Masken und Gesinnungen bei sich zu beleben und in veränderten Reihen wieder aufzuführen sucht, bringt er nur etwas sekundäres, nur den Schein eines Theaterstücks hervor.
Ein solches Werk, wie das gegenwärtige, könnte man daher wohl fulgur e pelvi nennen, indem die Wallensteinische Sonne hier aus einem nicht eben ganz reinen Gefäß zurückleuchtet und kaum eine augenblickliche Blendung bewirkt. Hier ist auch ein unschlüssiger Held, der sich aber doch, gestärkt durch seinen Beichtvater, mehr auf den protestantischen Gott, als jener auf die Planeten verläßt. Hier ist auch ein Verräter, der mit mehreren Regimentern zum Feind übergeht, eine Art von Max, eine Sorte von Thekla, die uns aber doch, anfangs durch Bauernkleidung, dann durch Heldenrüstung, an eine geringere Abkunft, an den Stamm des Bajardischen Miranden, der Johannen von Montfaucon erinnert. Nicht weniger treten Bürger und Soldaten auf, die ganz unmittelbar aus Wallensteins Lager kommen. Ferner gibt es einige tückische Spanier, wie man sie schon mehr auf dem deutschen Theater zu sehen gewohnt ist, und Carl der fünfte zeigt sich als ein ganz leidlicher Karten-König. Die Zweideutigkeit des nachherigen Kurfürsten Moriz kann gar kein Interesse erregen.
Ungeachtet aller dieser fremden Elemente liest man das Stück mit einigem Gefallen, das wohl daher kommen mag, daß wirkliche Charaktere und Tatsachen, auf die der Vf. in der Vorrede so großen Wert legt, etwas unverwüstliches und unverpfuschbares haben. Nicht weniger bringt die Phantasie aus der bekannten Geschichte eine Menge Bilder und Verhältnisse hinzu, welche das Stück, wie es dasteht, nicht erregen noch hervorbringen würde.
Noch einen Vorteil hat das Stück, daß es kurz ist. Die Charaktere, wenn gleich nicht recht gezeichnet, werden uns nicht lästig, weil sie uns nicht lange aufhalten, die Situationen, wenn gleich nicht kunstmäßig angelegt, gehen doch geschwind vorüber und, wenn sie an Nachahmung erinnern, so sind sie auch schon vorbei, indem sie ein Lächeln erregen.
Wie hohl übrigens das ganze Stück sei, würde sich bei der ersten Vorstellung deutlich zeigen. Wir zweifeln aber, daß irgend ein Theater diesen Versuch zu machen geneigt sein möchte.